IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:07 Seite 1 Ausgabe 5 |15 Oktober Der Immobilien Verwalter Verbandsübergreifend Das Original seit 1995 WDV ® MOLLINÉ MOLLIN Messtechnik die zählt Zählermietservice 5/15 Oktober | Jahrgang 21 | ISSN 1431-9810 | E 9308 Mietgebühren für Wasserzähler Wärmezähler Heizkostenverteiler zu 100% umlagefähig ! www.molline.de Rekordeinnahmen für Länder | Gefahr von Gebäudeschadstoffen | Besonderes Stück Lebensqualität | Lüftungskonzept erstellen | Mal um drei Ecken gedacht | Geld verdienen mit der Verwaltung Wärme-, Kälte-, Klimazähler, Wasserzähler, Stromund Gaszähler, Heizkostenverteiler, Systemtechnik IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:07 Seite 2 www.brillux.de/ wohnungswirtschaft Behalten Sie den Überblick in jeder Bauphase. Mit dem Brillux Objektservice. Ein professioneller Farbentwurf für eine ganze Wohnanlage? Die Übertragung des Corporate Designs auf die farbige Gebäudegestaltung? Die Entwicklung eines neuen Farbleitsystems? Oder eine Präsentation der Farbkonzepte in Form von 3D-Visualisierungen? Der Brillux Objektservice hilft effizient, zuverlässig, direkt – auch bei der Erstellung Ihrer Leistungsbeschreibung, bei der bauphysikalischen Bewertung und der Berechnung von Uund Schalldämmwerten des WDV-Systems oder bei der regelmäßigen Baustellenbetreuung. Rufen Sie uns gerne an: +49 (0) 251 7188-8824 IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:08 Seite 3 Editorial Bauverfahren jetzt beschleunigen Der Zustrom nach Deutschland von Menschen, die vor Krieg und Not flüchten, hält unvermindert an. Die deutsche Wohnungswirtschaft engagiert sich umfassend dafür, die Flüchtlinge und Asylbewerber menschenwürdig und integrationsfördernd unterzubringen. Bereits zwei Drittel der befragten Unternehmen des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GDW) setzen bereits Wohnungen zu diesem Zweck ein. Ihr Hauptmotiv: Soziale Verantwortung, wie weit über 90 Prozent der Wohnungsunternehmen bestätigen. Es geht allerdings nicht nur allein um die Erstunterbringung, sondern auch um die längerfristige Integration. Wir brauchen Lösungen mit Hand und Fuß, damit zum einen Bauvorgänge deutlich schneller günstiger werden. Zum anderen muss die soziale Betreuung von Zuwanderern so ausgestaltet werden, dass sie ein Teil unserer Gesellschaft werden können. Der GDW hat zu den konkret notwendigen Maßnahmen eine Resolution veröffentlicht. Darin fordern die Unternehmer unter anderem, dass der Bund unmittelbar für die Wohnraumförderung zuständig sein solle. Außerdem müssen die rechtlichen Voraussetzungen für die Wohnraumversorgung an die aktuelle Ausnahmesituation angepasst werden, damit umgehend mehr bezahlbarer Wohnraum für alle Menschen in Deutschlands Städten entstehen kann. „Es muss jetzt gebaut werden, denn rund die Hälfte der zu uns kom- menden Flüchtlinge wird dauerhaft in Deutschland bleiben“, denkt auch Axel Gedaschko, Präsident des GDW. Bund und Länder sollen daher die Baustandards befristet absenken und die Energieeinsparverordnung bis zum Jahr 2020 auf das Niveau der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 absenken. Darüber hinaus müssten die Verfahren für den Bau von Unterkünften und für die Unterbringung drastisch beschleunigt werden. Auch Haus & Grund fordert Erleichterungen und Beschleunigungen im Wohnungsbau. Die Politik muss auf diese Veränderung zügig durch eine tiefgreifende Veränderung der Rahmenbedingungen reagieren. Die Koordination von Bund, Ländern und Kommunen im Bereich der Wohnungs- und Städtebaupolitik muss wesentlich verbessert werden, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können. Ebenso plädiere ich wie die Verbände der Wohnungswirtschaft nachdrücklich für eine unmittelbare Zuständigkeit des Bundes für die Wohnraumförderung. Eine über die Kompensationsmittel hinausgehende Bundesförderung sollte als Zuschuss, nicht als Zinsverbilligung gewährt und über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren kontinuierlich erhöht werden. Die Förderung sollte zweckgebunden sein und für den Neubau sowie die Instandsetzung von leer stehenden Bestandsbauten verwendet werden. Bei der Erstunterbringung von Flüchtlingen in Altbeständen sollte Bestandsschutz gelten, damit keine zeitraubenden Baumaßnahmen den Einzug verzögern. Die maximale Belegungsdichte in den Wohnungen darf die im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung geltenden Höchstgrenzen nicht überschreiten. Länder, Landkreise und kreisfreie Städte müssen hinsichtlich der Kosten der sozialen Betreuung (einschließlich Deutschkurse etc.) und der Wiederherrichtung von unbewohnbaren Wohnungen finanziell ausreichend ausgestattet sein. Bundesbauministerin Barbara Hendricks kündigte in einem Interview mit der Zeitung Die Welt an, die Bundeszuschüsse für den sozialen Wohnungsbau zu verdoppeln und damit Länder und Kommunen dabei zu unterstützen, bezahlbaren Wohnraum bereit zu stellen: Unterkünfte für Studierende, Familien und Asylbewerber. Ich fordere, dass es dieses Mal nicht nur bei Plänen und Versprechungen bleibt, sondern diese Ankündigungen auch zeitnah in die Tat umgesetzt werden. Mit herzlichen Grüßen aus Stuttgart Ihr Jörg Bleyhl Chefredakteur Der ImmobilienVerwalter 5/2015 3 IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:08 Seite 4 Nachruf Trauer um Verleger und Herausgeber Dieter A. Kuberski ie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verlags Dieter A. Kuberski GmbH und der VerlagsMarketing Stuttgart GmbH trauern um ihren Firmengründer, Geschäftsführenden Gesellschafter, Verleger und Herausgeber Dieter A. Kuberski, der am 5. September im Alter von 76 Jahren verstorben ist. D Der gebürtige Plochinger gründete 1970 in der Landeshauptstadt BadenWürttembergs den Verlag Dieter A. Kuberski. Die Gründung der Verlags-Marketing Stuttgart kam 1986 dazu. Dieter A. Kuberski absolvierte nach der Schulzeit in der Buchdruckerei Julius Benz (Reichenbach/Fils) eine Lehre, wo er 1956 seinen Gesellenbrief erhielt. Zehn Jahre später bekam er in Freiburg/Breisgau den Titel des Lehrmeisters für Schriftsetzer verliehen. Schon in jungen Jahren interessierte er sich neben der Gestaltung von Druckerzeugnissen auch für die journalistische Seite. Immer wieder schrieb er in seiner Freizeit Berichte über sportliche Ereignisse. Es war schon damals erkennbar, dass er sich für das „Große Ganze“ interessierte. 4 Der ImmobilienVerwalter 5/2015 Nach seinem Engagement bei einer Großdruckerei in Stuttgart als Betriebsleiter wagte der Plochinger den Schritt in die Selbstständigkeit. Die ideenreiche Zusammenarbeit und langjährige Freundschaft mit dem früheren Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins Stuttgart, Ulrich Pfeffer, legte den Grundstein für weitere Zeitschriften für die Immobilienwirtschaft. Immer war Dieter A. Kuberski bei den Mitgliederversammlungen präsent, betreute mit seinem unermüdlichen Charme, Witz und Menschenfreude viele Leserreisen. Aus dieser Verbindung entstanden viele Freundschaften. der Neugründung der Firma VerlagsMarketing Stuttgart GmbH. Dieter A. Kuberski ruhte sich nie auf seinen Erfolgen aus. Ihm schwebte schon Anfang der 70er-Jahre die Herausgabe einer eigenen Publikation vor. 1980 brachte er den „Kommunalen Beschaffungs-Dienst“ unter der Flagge des Verlags Dieter A. Kuberski zunächst als Lose-Blatt-Sammlung auf den Markt. In den folgenden Jahren entwickelte sich daraus eine geschätzte und viel beachtete Fachzeitschrift. Wer das Glück hatte, Dieter A. Kuberski auf seinem beruflichen Weg begleiten zu dürfen, der hat auch seinen Schaffensdrang und seine Kreativität gespürt. Anerkennend verlieh ihm der langjährige Präsident des Dachverbands Deutscher Immobilienverwalter, Professor Dr. Wolf-Rüdiger Bub, den Titel „Der General“. Zum Ausdruck kam darin die geschätzte Eigenschaft Kuberskis, auch komplexe Dinge zu vereinfachen und erfolgreich auf den Weg zu bringen. So entwickelte er neben seinen Druckerzeugnissen auch erfolgrei- 1986 begann die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sparkassenverlag mit Seine Vision, für alle Säulen der Immobilienwirtschaft eine Fachzeitschrift zu entwickeln und herauszugeben, nahm Mitte der 80er-Jahre Gestalt an. 1988 erfolgte der Start des „Modernisierungs-Magazins“, das sich an die Wohnungsunternehmen in Deutschland richtet. Folgerichtig und nur wenige Jahre später dann „Liegenschaft aktuell“ und „Der Immobilienverwalter“. Sein großes Ziel, die gesamte Immobilienwirtschaft mit Fachzeitschriften zu erreichen, hatte er damit realisiert. IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:08 Seite 5 Geradezu legendär waren die Marketingstammtische, zu denen er einmal im Jahr nach Stuttgart einlud. Dieter A. Kuberski zeigte hierbei sein großes Talent, durchaus auch ernste Themen mit einer gehörigen Portion Humor zu vereinen. In der Landeshauptstadt fanden sich zu der Veranstaltung die wichtigsten Teilnehmer der Immobilienwirtschaft ein, und bei der Auswahl der Themen und Referenten zeigte der Gastgeber immer sein besonderes Gespür für politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Neben seinem beruflichen Schaffen entwickelte Dieter A. Kuberski aber auch ein großes Engagement im Ehrenamt. Er war Gründungsmitglied und langjähriger Vorstand im Tennisclub Hochdorf-Reichenbach. Von 1985 bis 1989 und 2002 bis 2010 leitete er die WOLFGANG LIST che Veranstaltungs- und Ausstellungsformate. Über Jahre hinweg organisierte er unter anderem den Verwaltertag, die Fachgespräche des Evangelischen Siedlungswerks in Fischen und in Berchtesgaden. Auch in Sachen OnlineMedien stieg er zum richtigen Zeitpunkt ein, unter anderem mit dem Portal „Immoclick24.de“. Geschicke des Golfclubs Hohenstaufen in Donzdorf als Präsident. Aufgrund seiner Verdienste wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. Acht Jahre lang war er Schöffe bei den Amtsgerichten Stuttgart und Esslingen. Dieter A. Kuberski unterstützte als Mitglied und mit Spenden zahlreiche Vereine und Organisationen. Anlässlich seines 70. Geburtstags wurde ihm die Staufermedaille des Lands Baden-Württemberg verliehen. Die Verleihung nahm der ehemalige Ministerpräsident Lothar Späth vor. Mit seiner steten Fürsorge, seinem Verstehen und seiner fachlichen Qualifikation war er für uns alle eine Persönlichkeit, der wir in Hochachtung verbunden bleiben. Seinem Vorbild entsprechend werden wir die Firmengruppe weiterführen. Unser aufrichtiges und tiefes Mitgefühl gilt seiner geliebten Ehefrau Margot und allen Angehörigen. Verlag und Redaktion Der ImmobilienVerwalter 5/2015 5 IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:08 Seite 6 Inhalt Politik 7 8 Recht 10 14 16 Verwalterwissen zur aktuellen Rechtsprechung Gefahr von Gebäudeschadstoffen Denkmalschutz und Immobilienwirtschaft Schwerpunkt 21 24 25 26 27 Besonderes Stück Lebensqualität Denkmalgeschützte Altbauten Denkmalpflege unverzichtbar Holzdenkmalfenster als Lösung Innendämmkongress in Dresden 28 30 Die Fassade bleibt Impressum 32 34 34 35 36 39 40 Lüftungskonzept erstellen Der mit der großen Klappe Türruf empfangen mit Smartwatch Ankunft in der Hosentasche Aufwertung der Immobilie Günstig und umweltfreundlich Ziegelindustrie hält Niveau Denkmalschutz Schwerpunkt Dämmung Gebäudetechnik Titelbild 20 Geschäft strategisch angepasst Rekordeinnahmen für Länder 36 47 Die Installation von Messgeräten mit wireless M-Bus-Schnittstellen von WDV-Molliné brachte jetzt dem Betreiber des „Medical Park Hannover“ Flexibilität und damit Kostenersparnis. Mehr dazu ab Seite 54. Gebäudetechnik 41 42 43 44 46 48 50 51 53 54 Clips für Dachziegel Kurze Stillstandszeit freut alle 90 Prozent Wärmerückgewinnung Smart-Home-fähiges Lüftungssystem Komplettlösung LED-Beleuchtung Schwarz, Weiß, Licht Datenexplosion im Haushalt Ökodesigntaugliche Lüftungen Luftwechsel sicherstellen Funkbasierte Energiemengenzähler Messen und Termine 57 58 Interview mit Dr. Manfred Alflen Intershift: Aussteller- und Flächenrekord 60 63 64 Mal um drei Ecken gedacht Tipp des Monats Geld verdienen mit der Verwaltung 66 GdW übernimmt Vorsitz Management Verbände 6 Der ImmobilienVerwalter 5/2015 IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:08 Seite 7 Politik Bestellerprinzip Geschäft strategisch angepasst Seit dem 1. Juni gilt in Deutschland das Bestellerprinzip. 56 Prozent der Makler haben ihr Geschäft bereits an die neuen Bedingungen angepasst. Das zeigt eine repräsentative Ad-hoc-Umfrage von Immowelt unter mehr als 500 deutschen Maklern. dabei die Präsentation der eigenen Leistungen: Durch transparente Angebote und stärkere Kommunikation wollen die Makler zeigen, dass die Provision gerechtfertigt und kein leicht verdientes Geld ist. Von der Erstellung eines Exposés über die Koordination der Besichtigungstermine bis hin zur Kommunikation mit den Interessenten – die Leistungen der Makler sind vielfältig, weiß Immowelt-CEO Carsten Schlabritz. Er erklärt: „Makler machen Vermietern das Leben leichter: In beliebten Großstädten sichtet der Makler mit großem Aufwand teils mehr als 100 Bewerbungen, um den richtigen Mieter auszuwählen. In Regionen mit hohem Leerstand spürt der Makler durch gezielte Vermarktung den einen passenden Mieter auf. So oder so ist der richtige Makler ein Gewinn für den Vermieter.“ Zwei Drittel der Vermieter übernehmen Provision Häufig wird das Leistungsspektrum der Makler bereits erkannt: 66 Prozent der Vermieter übernehmen nach Einschätzung der befragten Immobilienprofis die Kosten für die Vermittlung – die bislang in der Regel vom Mieter gezahlt wurden. Viele würden dafür DOC RABE MEDIA/FOTOLIA Eine wesentliche Rolle spielt Schnelle Reaktion auf das Bestellerprinzip: Die Mehrheit der deutschen Makler (56 Prozent) hat ihr Geschäft bereits an die neuen Bedingungen angepasst. allerdings mehr Service erwarten oder versuchen, die Kosten auf den Mieter umzulegen. Nur 34 Prozent der Vermieter sind nach Angaben der Makler nicht bereit, die Provision zu übernehmen, und würden die Wohnungen im Augenblick selbst vermarkten. Schlabritz ist überzeugt, dass sich dieser Anteil in Zukunft wieder reduzieren wird: „Private Vermieter werden auf lange Sicht nicht auf Makler verzichten wollen und können. Der Mietmarkt braucht Profis!“ l Makler übernehmen in Regionen mit hohem Leerstand gezielt die Suche nach dem einen passenden Mieter l Makler haben rechtliches Know-how l Vermieter können Maklercourtage von der Steuer absetzen des Immobilien-ProfessionalPanels (IPP) der Immowelt AG durchgeführt, dem ersten deutschen Profi-Panel für Marktforschung in der Immobilienbranche. Am IPP nehmen ausschließlich Fachleute aus der Immobilienwirtschaft teil. An der Ad-hoc-Umfrage beteiligten sich 519 Immobilienprofis. Die Ad-hoc-Umfrage zum Bestellerprinzip wurde innerhalb www.immowelt.de Die Beauftragung eines Maklers hat für den Vermieter viele Vorteile: l Makler kennen den Immobilienmarkt l Makler sind Profis bei der Vermarktung l Makler entlasten die Vermieter l Makler übernehmen die Vorauswahl der Mieter in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt Der ImmobilienVerwalter 5/2015 7 IV 5 2015.qxp_IV 10.10.15 17:08 Seite 8 Laut einer Schätzung des Statistischen Bundesamts kassieren die Länder in diesem Jahr erstmals mehr als 10 Milliarden Euro durch die Grunderwerbsteuer. Grunderwerbsteuer Rekordeinnahmen für Länder Die Einnahmen durch die Grunderwerbsteuer sind im ersten Halbjahr 2015 auf einen neuen Rekordwert von 5,3 Milliarden Euro geklettert. Laut einer Schätzung des Statistischen Bundesamts kassieren die Länder in diesem Jahr erstmals mehr als 10 Milliarden Euro durch die Grunderwerbsteuer. Damit hat sich die Steuer in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. 2010 hatten die Einnahmen 5,3 Milliarden Euro betragen. D ie Steuer, die bei jedem einzelnen Immobilienkauf im Neubau oder Bestand anfällt, wird seit der Föderalismusreform 2006 durch die einzelnen Bundesländer festgelegt. Seitdem wurde sie von den Ländern insgesamt 26-mal erhöht. Dazu Andreas Ibel, Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW): „Es kann nicht sein, dass Länder und Kommunen versuchen, über immer höhere Grunderwerbsteuern ihre Haushaltslöcher zu schließen und so das Wohnen für die Bürger immer teurer machen.“ Neben der Grunderwerbsteuer müssen Immobilienkäufer Notarkosten von 2 Prozent und Maklergebühren von bis zu 7,14 Prozent zahlen. Bei einem Höchstsatz von 6,5 Prozent, der in Saarland, SchleswigHolstein, Nordrhein-Westfalen und Bran- 8 Der ImmobilienVerwalter 5/2015 denburg gilt, fallen damit rund 15,6 Prozent der Kaufkosten zusätzlich an Erwerbsnebenkosten an. Bei einem 400.000-Euro-Objekt entspricht diese einer Summe von 62.560 Euro. „Die Schmerzgrenze für immer mehr Immobilienkäufer aus der Mittelschicht ist damit erreicht“, so Ibel. „Mit dem Steuerwettlauf um die höchste Grunderwerbsteuer erschweren die Länder den Erwerb von Wohneigentum und die Bildung einer Altersvorsorge. Das Ziel der Bundesregierung, die Eigentumsquote in Deutschland zu erhöhen, wird damit konterkariert.“ Ibel verweist auf eine Sonderregelung des Länderfinanzausgleichs: Demnach stehen Mehreinnahmen aus der Erhöhung der Grunderwerbsteuer dem betreffenden Bundesland zu und müssen nicht mit anderen Ländern geteilt werden.“ Die Regelung fördert den Wettlauf um immer höhere Grunderwerbsteuern, so Ibel. „Damit stellt sich der Staat bei seinem Ziel, mehr bezahlbaren Wohnungsneubau zu ermöglichen, selbst ein Bein. Die Zeche dafür zahlen Käufer und Mieter.“ www.bfw-bund.de Hintergrund Die Grunderwerbsteuer fällt beim Erwerb einer Immobilie oder eines Grundstücks an. Sie wird auf Grundlage des Grunderwerbsteuergesetzes erhoben und steht den Bundesländern zu, die diese an die Kommunen weiterreichen können. Die Bundesländer haben zudem die Befugnis zur Bestimmung des Grunderwerbsteuersatzes. Fast alle Bundesländer haben die Grunderwerbsteuer in den letzten Jahren erhöht. Der herkömmliche Satz von 3,5 Prozent gilt nur noch in Bayern und Sachsen. Aktuell liegt die Grunderwerbsteuer in Hamburg bei 4 Prozent und in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, RheinlandPfalz sowie Sachsen-Anhalt bei 5 Prozent. In Berlin fallen 6 Prozent an; im Saarland, in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und nun auch in Brandenburg der Spitzensatz von 6,5 Prozent. THORBEN WENGERT/PIXELIO.DE Politik
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