Tobias Arera-Rütenik TU Berlin, FG Bau- und Stadtbaugeschichte - 2015 Wissenschaftliches Arbeiten Teil 3 - Textstruktur (mit besonderen Hinweisen zur systematischen Baubeschreibung) Das Dokument enthält die folgenden Unterthemen: 1. Grundsätzlicher Aufbau von Hausarbeiten; 2. Deckblatt; 3. Inhaltsverzeichnis; 4. strukturierter Text; 5. Anlagen und Verzeichnisse; 6. Hinweise zur Baubeschreibung. 1. Grundsätzlicher Aufbau von Hausarbeiten Für Hausarbeiten im Fach Bau- und Stadtbaugeschichte gilt grundsätzlich der folgende Aufbau: • Deckblatt • Inhaltsverzeichnis • strukturierter Text • Anlagen und Verzeichnisse Die entsprechenden Bestandteile werden im Folgenden genauer erläutert. 2. Deckblatt Das Deckblatt enthält mindestens die folgenden Angaben: • Titel der Arbeit • Autoren • Jahr bzw. Semester • Seminartitel, Dozenten, Matrikelnummern 3. Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis dient nicht nur zum Auffinden bestimmter Seiten, sondern ermöglicht auch eine Übersicht über die systematische Gliederung des Textes. • Überschriften können nummeriert werden. • Einrückungen und Formatierungen illustrieren die Gliederungshierarchie. • Das Nummerierungssystem illustriert ebenfalls die Gliederungshierarchie. • Der Übersicht halber sollten nicht mehr als 5 Gliederungsebenen angewendet werden. -1- Tobias Arera-Rütenik TU Berlin, FG Bau- und Stadtbaugeschichte - 2015 4. Strukturierter Text Die Struktur eines Textes ist von der Art des zu behandelnden Objektes, den vorhandenen Grundlagen und vor allem von der jeweiligen Fragestellung abhängig. Es ist deshalb kaum möglich verbindliche Vorgaben für die Struktur eines Textes anzugeben. Da es sich bei wissenschaftlichen Texten in der Regel um systematische Argumentationen handelt, lassen sich häufig wiederkehrende Gliederungselemente feststellen, die als grobe Richtlinie gelten können. Dies sind: • Einleitung: umreißt das zu behandelnde Thema bzw. gibt einen generellen Überblick; • Fragestellung: erläutert das Ziel der anschließenden Argumentation; • Forschungsstand: subsumiert den vorhandenen Kenntnisstand innerhalb der Fachliteratur; • Methode: erläutert das zur Beantwortung der Fragestellung gewählte Vorgehen; • eigentlicher Inhalt (Hauptteil): nachvollziehbare, systematische Argumentation gemäß Methode mit eigenen, dem Thema angepassten Gliederungsebenen; • Fazit: fasst die Ergebnisse der Argumentation zusammen und beantwortet schließlich die oben aufgestellte Fragestellung. 5. Anlagen und Verzeichnisse Am Ende eines Werkes finden sich Anlagen und Verzeichnisse, die die Erschließung des Textes für den Leser erleichtern und die verwendeten Grundlagen auflisten. Dazu zählen: • Literaturverzeichnis: enthält die verwendeten Quellen (zum Aufbau der Quellenangaben in Literaturverzeichnissen siehe auch die Dokument Recherche und Bibliographieren sowie Zitation); • Abbildungsverzeichnis: enthält die Nachweise zu den verwendeten Abbildungen (zum Aufbau der Abbildungsnachweise siehe auch das Dokument Zitation, Abschnitt 5); • evt. Glossar oder andere Verzeichnisse: Erläuterung von Fachbegriffen oder Ortsregister, Namensregister mit entsprechenden Querverweisen zu den behandelten Textstellen etc.; • evt. Kataloge: systematische Zusammenstellungen zu Bauwerken oder Bauwerksteilen mit Kurztexten oder in tabellarischer Form zuzüglich Abbildungen. 6. Hinweise zur Baubeschreibung Innerhalb von wissenschaftlichen Texten, die Architektur behandeln, werden oft kurze Beschreibungen eingebaut. Systematische Baubeschreibungen folgen bestimmten Regeln: • reine Beschreibung ohne Interpretation, Wertungen oder Deutungen • vom Allgemeinen zum Speziellen bzw. vom Großen ins Kleine • von unten nach oben -2- Tobias Arera-Rütenik TU Berlin, FG Bau- und Stadtbaugeschichte - 2015 • entlang der Haupterschließung • so kurz und knapp wie möglich Die einzelnen Regeln und „Beschreibungsrichtungen“ sowie weitere Hinweise zur systematischen Baubeschreibung werden im Folgenden einzeln besprochen. Dabei sollen Beispieltexte die Regeln nachvollziehbar illustrieren: • vom Allgemeinen zum Speziellen bzw. vom Großen ins Kleine: o allgemeine Angaben zum Gebäude, d.h. Bezeichnung und Bautyp o Lage, d.h. Ort (ggf. Land), Ortsteil, Adresse o generelle Abmessungen und evt. Ausrichtung „Die Pfarrkirche San Andrés liegt im südlichen Teil der Altstadt von Toledo (La Mancha, Spanien) im Winkel zwischen der Plaza de San Andrés und der Calle de los Francos. Die Hauptachse des Gebäudes mit rund 32 m Länge und 17,5 m Breite weist mit 42,5° nach Nordosten.“ o Übersicht über die grundsätzlichen Gebäudeteile (Fortsetzung) „Das Gebäude setzt sich aus einem dreischiffigen, fünfjochigen Langhaus, dem in die Südostecke eingerückten Glockenturm, sowie dem zweijochigen Chor im Nordosten zusammen, der in einem fünf-achtel Polygon endet und dem ein Querschiff vorgelagert ist. Im Südosten ist an das dritte Joch (von Westen) des Langhauses eine Kapelle angebaut.“ o nach und nach die Bestandteile ausdifferenzieren (Fortsetzung) „Die drei Schiffe des im Querschnitt basilikalen Langhauses werden durch Rundbogenarkaden voneinander geschieden, die sich über Werksteinsäulen in toskanischer Ordnung erheben.“ o fortlaufend ausdifferenzieren: (Fortsetzung) „In der Nordwestwand belichten drei Rundbogenfenster das Innere. Vier vergleichbare Lichtöffnungen befinden sich in der gegenüber liegenden Südostwand.“ [noch weiter ins Detail] „Diese Fenster zeichnen sich durch ihre tiefen, durch Archivolten gegliederten Laibungen aus.“ [noch mehr differenziert] „Während diese Laibungen an der Nordwestseite aus drei Stäben und dazwischen liegenden Viertelkehlen zusammengesetzt sind, gliedern an der Südostseite stattdessen vier Stäbe das Gewände der Öffnungen. Hier fehlen allerdings die Kämpferbänder, die nur im Nordwesten den Übergang zum Rundbogen hervorheben.“ -3- Tobias Arera-Rütenik • TU Berlin, FG Bau- und Stadtbaugeschichte - 2015 von unten nach oben o so beschreiben, wie das Gebäude statisch funktioniert (Fortsetzung zum Glockenturm, zunächst allgemeine Angabe) „Der Glockenturm über quadratischem Grundriss erreicht eine Gesamthöhe von 17,35 m.“ [… und nun von unten nach oben] „Der etwa 2,5 m aufragende Sockel schließt mit einem allseits umlaufenden Profil ab. Darüber erhebt sich der weitestgehend ungegliederte Schaft des Turmes, in dessen Inneren sich um einen ebenfalls quadratischen Kern eine Treppe linksläufig empor windet. Der Belichtung dient hier nur ein einziges Schlitzfenster in der Südostwand. Den oberen Teil des Turmes bildet ein Glockengeschoss, das an allen vier Seiten mit paarweise gekuppelte Öffnungen durchbrochen ist. Den Abschluss des Turmes bildet ein hoher Pyramidenhelm mit Schieferdeckung und einer Wetterfahne.“ • entlang der Haupterschließung o Bei manchen Gebäudetypen oder entsprechend dem Thema bietet es sich mitunter an, dem Weg der Erschließung zu folgen: „Der Hauptzugang zum Schloss erfolgt über eine Freitreppe und das dreiteilige Hauptportal in der Mittelachse des Mittelrisaliten, das in das etwa 200 m² große Foyer führt. Von hier aus erschließt ein zweiläufiges Treppenhaus das erste und zweite Obergeschoss.“ [… und weiter] „Im ersten Obergeschoss führt das Treppenhaus durch eine Doppelflügeltür in den sogenannten Marmorsaal, von dem durch eine links und rechts abzweigende Enfilade die übrigen Räume erschlossen werden.“ • weiteres zur Baubeschreibung In der Praxis wird man die verschiedenen Beschreibungssysteme miteinander kombinieren. Wichtig ist das systematische und hierarchische Vorgehen. Eine gute Baubeschreibung lässt sich im Prinzip nachzeichnen. Machen sie einen Versuch! Eine Baubeschreibung zu Beginn eines Textes oder Kapitels erlaubt nachträgliche Referenzierungen, ohne dort Beschreibungsfragmente einfügen zu müssen, die die Lesbarkeit erschweren und die Argumentation unübersichtlich machen. (aus dem Hauptteil nach der Baubeschreibung) „Die unterschiedliche Gliederung der Fensterlaibungen an der Nordwest- und Südostseite des Langhauses geht vermutlich auf spätere Veränderungen zurück.“² ² Siehe S. 3. -4-
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