Dialog Wertschöpfung und Wohlstand – Perspektiven 2020 für den

Dialog
Wertschöpfung und Wohlstand –
Perspektiven 2020 für den
Freistaat Sachsen
www.cdu-sachsen.de . vsw-direkt.de . www.sachsenmetall.org
Die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens in den vergangenen 25 Jahren ist eine Erfolgsgeschichte. Leistungsbereite Menschen, richtige politische Weichenstellungen sowie erfolgreiche Unternehmen waren
entscheidend, um über eigene Wertschöpfung vitale Grundlagen unseres Wohlstandes zu schaffen. Dabei halfen auch enorme Transferleistungen Dritter, die im Freistaat richtigerweise in Bildung, Forschung
und Infrastruktur investiert wurden.
Eine voranschreitende Reindustrialisierung bleibt dabei Motor für die wirtschaftliche Dynamik. Innovative
Unternehmen, überdurchschnittlich gut ausgebildete Fachkräfte und eine vielseitige sowie leistungsfähige Hochschul- und Forschungslandschaft zeichnen Sachsen aus. Im Ergebnis sank die Arbeitslosigkeit
auf einen Tiefststand, während die Steuereinnahmen ein Rekordniveau erreichen.
Trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ist der Aufholprozess aber bei weitem noch nicht abgeschlossen: 18 Prozent der sächsischen Ausgaben steht keine Wertschöpfung im Land gegenüber. Nur
43 Prozent der sächsischen Staatsausgaben werden durch eigene Steuereinnahmen gedeckt und gleichzeitig geben pro Kopf die einzelnen Nettozahler im Länderfinanzausgleich weniger Geld aus als Sachsen.
Zudem ist zu konstatieren, dass die Angleichung wichtiger Wohlstands- und Wertschöpfungsindikatoren
an das Bundesniveau ins Stocken geraten ist.
Auch die strukturellen Herausforderungen des industriellen Mittelstandes, welcher das Rückgrat einer
erfolgreichen Reindustrialisierung Sachsens ist, bleiben groß: Betriebsgröße und Produktivität liegen ein
Drittel unter dem deutschen Durchschnitt. Demgemäß erreichen die Bruttoentgelte erst 72 Prozent des
Bundesniveaus. Im Durchschnitt verfügen deutsche Industrieunternehmen über eine dreimal so hohe
Eigenkapitalausstattung. Folge dessen ist, dass die von sächsischen Firmen finanzierten Forschungsaufwendungen gerade einmal ein Drittel des bundesweiten Budgets entsprechen und auch die Internationalisierung noch unterdurchschnittlich ist.
Ohne eine grundlegende Verbesserung dieser strukturellen Defizite werden wir im internationalen Wettbewerb auf mittlere Sicht nicht bestehen können und statt aufzuholen, wieder zurückfallen.
Sachsens Potential, den wirtschaftlichen Abstand zum Bundesniveau zu verringern, liegt in der sehr guten mittelständischen Unternehmensbasis. Im Freistaat sind deutlich mehr Betriebe je Einwohner als im
Bundesdurchschnitt beheimatet. Auch wenn in Sachsen natürlich jeder Existenzgründer sowie jeder Investor willkommen ist, unser Augenmerk muss auf dem Wachstum des industriellen Mittelstandes liegen.
Die Sächsische Union, die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft und SACHSENMETALL vereinbaren
deshalb einen intensiven Dialog über erforderliche Maßnahmen, um die Rahmenbedingungen für Wertschöpfung im Freistaat zu verbessern. Im Fokus des Dialogs stehen fünf Punkte, die zum weiteren
Wachstum von Wertschöpfung und Wohlstand in Sachsen in den kommenden Jahren einen entscheidenden Beitrag leisten können.
www.cdu-sachsen.de . vsw-direkt.de . www.sachsenmetall.org
2
1. Potentiale der sächsischen Forschungseinrichtungen für den Mittelstand nutzen – Anreize für mehr Kooperationen mit sächsischen Unternehmen setzen.
Sachsen verfügt über eine hervorragende Forschungsinfrastruktur. Diese bietet eine wichtige
Basis, die Innovationskraft im sächsischen Mittelstand zu verbessern und damit den Wachstumsprozess der Firmen weiter zu beschleunigen. Allerdings zeigen die aktuellen Erhebungen,
dass die Kooperationstätigkeit noch gesteigert werden muss. Für einen gelingenden Technologietransfer müssen sich die sächsischen Forschungseinrichtungen intensiver auf regionale Firmen ausrichten und hierbei insbesondere technische und organisatorische Gegebenheiten im
Mittelstand berücksichtigen.
2. Technologieförderung fortsetzen – Programme technologie- und branchenoffen sowie
mittelstandsorientiert ausgestalten.
Die Technologieförderung muss technologie- und branchenoffen ausgestaltet bleiben. Vorgaben zum Neuigkeitsbegriff sollten in der Projektförderung daher auch nicht über die Vorschriften
der Europäischen Kommission hinausgehen. Ein wichtiger Adressat ist die Unterstützung des
industriellen Mittelstandes, da hier große und nachhaltige Effekte erzielt werden können.
3. Industrie 4.0 voranbringen – Mittelstand konkret unterstützen.
Der digitale Fortschritt beeinflusst weite Teile von Wirtschaft und Gesellschaft. Viele Branchen
und Lebensbereiche haben sich fast revolutionär gewandelt oder stehen vor grundlegenden
Veränderungen. Dies gilt im Speziellen auch für die Industriezweige, in denen Sachsen traditionell seine Stärken hat. Vor allem für die Metall- und Elektroindustrie werden große Wertschöpfungseffekte durch Industrie 4.0 erwartet. Dies setzt aber voraus, dass der sächsische Mittelstand Anschluss an die rasante technologische Entwicklung behält. Um die Firmen im digitalen
Wandel zu unterstützen, bedarf es gerade in diesem Bereich konkreter beratender Unterstützungsleistungen zu aktuellen technologischen Entwicklungen und laufenden Forschungsthemen sowie zu Kooperations- und Fördermöglichkeiten. Zum anderen müssen die notwendigen
Weichenstellungen in Sachsen für die digitale Zukunft diskutiert und eine ganzheitliche Strategie entwickelt werden.
4. Voraussetzungen für die Digitalisierung schaffen – Digitale Offensive intensivieren.
Schnelles Internet entwickelt sich zu einem wesentlichen Standortmerkmal sowohl für Unternehmen als auch für die Menschen im Land. Bereits heute kann eine exponentielle Zunahme
des Datenvolumens beobachtet werden. Mit der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen
und Wohnungen aber auch durch Trends wie der wachsenden Telemedizin wird sich diese Entwicklung noch weiter intensivieren. Die Investitionen in schnelle Internetverbindungen müssen
www.cdu-sachsen.de . vsw-direkt.de . www.sachsenmetall.org
3
gesteigert werden, wenn der Freistaat im internationalen Vergleich mithalten und seine Infrastruktur fit für das 21. Jahrhundert machen will. Die Digitale Offensive Sachsen ist daher nur ein
erster Anfang. Sie muss dringend fortgesetzt und weiter intensiviert werden. Dabei müssen der
Qualitätsgedanke und vor allem die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Netze im Vordergrund stehen. So sind schnelle Datenuploads für ein zukunftsfähiges Kommunikationsnetz genauso wichtig wie hohe Downloadraten, da zukünftige Anwendungen einer symmetrischen
Übertragungsrate bedürfen, um beispielsweise Sicherheitsinformationen oder Informationen
zum Produktionsstand in Echtzeit übermitteln zu können.
5. Gute Infrastruktur flächendeckend gewährleisten – Umsetzung beschleunigen.
Uns verbindet das Ziel, die Straßenverbindungen so auszubauen, dass von jedem sächsischen
Ort in 30 Minuten Fahrzeit die Autobahn zu erreichen ist. Um die notwendigen Schritte auch in
der gebotenen Zeit umzusetzen, muss die Planung von Verkehrsprojekten beschleunigt werden. Bei der Priorisierung von Projekten gilt es, den Fokus auf die Beseitigung von Engpässen
und die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems zu legen. Vor allem für den
Schienenverkehr braucht Sachsen dabei eine klare Strategie zur Aufgaben- und Kompetenzverteilung zwischen Bund und Land. In Abstimmung mit anderen Bundesländern muss auf eine
zügige Umsetzung der angemeldeten Maßnahmen für den Bundesverkehrswegeplan 2015 sowie zum Substanzerhalt der bestehenden Infrastruktur gedrängt werden. Die zentrale Lage
Sachsens an den transeuropäischen Korridoren Orient/East-Med und Scandinavian-Mediterranean und den Paneuropäischen Korridoren III und IV muss durch eine Leistungssteigerung
von Verkehrsachsen stärker erschlossen werden. Ein Schlüsselprojekt hierbei ist die Umsetzung einer Schienenneubaustrecke zwischen Prag und Dresden nach Berlin.
Dresden, 07.07.2015
www.cdu-sachsen.de . vsw-direkt.de . www.sachsenmetall.org
4