Wärmeversorgung Seite 898 · Nummer 38 · Holz-Zentralblatt Freitag, 18. September 2015 Wenn die Zeit für eine neue Heizung gekommen ist Verpackungsspezialist und Sägewerker Otto Pfitzer macht sein Unternehmen fit für Übergabe an vierte Generation ib. Otto Pfitzer führt die Firma Alois Pfitzer & Söhne Gmbh & Co. Sägewerk und Holzhandlung in Schwäbisch Hall in der dritten Generation. Langsam bereitet er sich auf die Übergabe an die vierte Generation vor, der er ein „geordnetes Haus übergeben will“. Für ihn bedeutet dies, dass der Maschinenpark und der Fuhrpark auf dem aktuellen Stand sind, genauso wie die Wärmeversorgung des Betriebes. In diesen Bereich hat er investiert. Ende letzten Jahres, also rechtzeitig vor Inkrafttreten der verschärften Grenzwerte der 1. BImSchV, wurde ein 800-kW-Kessel von Endress in Betrieb genommen. O tto Pfitzer hat etwas, wovon viele Unternehmer im Holzbereich träumen: eine gesicherte Betriebsnachfolge. Eine seiner Töchter, wie er mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung, wünscht sich, den Betrieb in vierter Generation zu übernehmen – und dies, obwohl sie seit Jahren mitverfolgen kann, wie umkämpft der Verpackungsmittelmarkt ist. Doch in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte hat das Familienunternehmen sich schon oft an Marktveränderungen anpassen müssen – und so bis heute überlebt. Angefangen hat es 1907 mit einer Zimmerei in Gschlachtenbretzingen, 1912 zog man an den heutigen Standort in Burgbretzingen (beides Ortsteile der Gemeinde Michelbach an der Bilz bei Schwäbisch Hall). Zum Neubau gehörte auch ein Sägewerk. Eine Lokomobile lieferte Strom und Wärme für die Produktion. Pfitzer Holz blieb auch während der beiden Weltkriege durchgängig in Familienhand. In die Zeit, in der Otto Pfitzer das Unternehmen nun führt, fielen große Umbrüche der Sägewerksbranche. Er kam in die Betriebsleitung, nachdem er Anfang der 1970er-Jahre in Rosenheim Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Holz- und Kunststofftechnik studiert hatte. In diese Zeit fiel das Aufkommen erster Spanerlinien mit bis dahin unvorstellbaren Vorschubleistungen. Seitdem haben auch im Raum Schwäbisch Hall viele kleine und mittlere Sägewerke aufgeben müssen, wobei der Konzentrationsprozess durch die Bewältigung der Sturmschäden (Wiebke, Vivian, Lothar, Kyrill) forciert wurde. In den letzten Jahren wurde durch Bauprodukte wie KVH, BSH, Triooder Duo-Balken die Luft für Listen- Vor allem der Trockner zur Schnittholztrocknung und Wärmebehandlung sowie die … bauholz-Säger immer dünner. Dies betraf auch Pfitzer Holz, denn neben dem Schnittholz für die eigene Packmittelfertigung schneidet das Unternehmen für Zimmereien aus dem Umkreis Bauholz. Zudem bemerkt auch der vergleichsweise kleine Sägebetrieb die zunehmende Verknappung von geeignetem Nadelholz in der Umgebung. In Spitzenzeiten wurden auf dem Gatter jährlich 8 000 bis 9 000 Fm eingeschnitten, davon ist man inzwischen weit entfernt. Der mehr als 100-jährige Familienbetrieb Pfitzer Holz in Schwäbisch Hall rüstet sich für den nächsten Generationenwechsel Hauptaugenmerk liegt auf Qualität Auch wenn es aus dem vollständigen Firmennamen Alois Pfitzer & Söhne Gmbh & Co. Sägewerk und Holzhandlung nicht zu entnehmen ist, wichtigstes Produkt von Pfitzer Holz sind heute Packmittel, vor allem Großverpackungen für die Industrie. Auf diesen Bereich will sich der Familienbetrieb, der je nach Auftragslage zwischen 20 und 25 Beschäftigte hat, künftig noch stärker fokussieren. Hier hat man sich durch hohe Qualität und Liefertreue einen guten Ruf erarbeitet. Noch nie habe man einen Verpackungsschaden regulieren müssen. Auch für die Sicherung des Bestandes sieht Pfitzer nur einen Weg, das Setzen auf Qualität. Zum Angebot gehört die Verpackung beim Kunden vor Ort. Ständig sind Zwei- bis Vier-Mann-Teams unterwegs, um z. B. Ölfördertechnik, Molkereimaschinen oder elektronische Geräte für den Transport und teilweise lange Lagerung unter teils schwierigen Bedingungen vor Schäden zu schützen. Zum Servicebereich des Unternehmens gehört die Entwicklung von maßgeschneiderten Transportverpackungen, in die die jahrzehntelange Erfahrung einfließt, was nicht selten dazu führt, dass Pfitzer andere Lösungen findet als der Wettbewerb. Im Verpackungsgeschäft, welches bei Großverpackungen vor allem an der Exportwirtschaft hängt, ist neben der Qualität die termingerechte Lieferung das Maß aller Dinge. In der Regel hat der Kunde gerade bei Großgeräten schon Monate im Voraus nötige Kran-, LKW-, Schiffs- oder Flugzeugkapazitäten fest gebucht. Daher setzt Pfitzer in entscheidenden Betriebsbereichen auf hohe Sicherheit. Sein Maschinenpark wird ständig auf dem neuesten Stand gehalten, es dominieren große Herstellernamen, zumeist sind es deutsche. Bei den wichtigsten Maschinen findet sich für den Notfall im Betrieb Ersatz. Ge- … Produktionshallen benötigen ständig Wärme. Aus der Fertigung kommt jedoch auch der gesamte Brennstoff, den das Unternehmen benötigt Zum Programm des Unternehmens gehört auch die Verpackung beim Kunden … … wozu regelmäßig Zwei- bis Vier-Mann-Teams unterwegs sind, hier: ein fertig verpacktes Maschinenteil hängt am Kran doppelt ist auch die Wärmeversorgung. Alle Arbeitsbereiche können auch mit Ölheizungen erwärmt werden. Wichtigste Wärmequelle war und ist jedoch die Holzheizung. Betrieben wird sie mit Resten aus dem Sägewerk und der Packmittelproduktion, die nicht mehr stofflich zu verwerten sind. Dabei betont Pfitzer, dass man Holz bis etwa 10 cm noch verwertet. Jährlich verarbeitet man im Verpackungsbereich etwa 4 000 m³ Massivholz und 60 000 m² Plattenmaterialien (Sperrholz/OSB/Schwerstwellpappe). Das Sperrholz wird überwiegend aus Frankreich bezogen, geringere Anteile kommen aus Osteuropa und Russland. So könne man garantieren, dass das verwendete Sperrholz frei von Tribromphenol sei. Wärme ein wichtiger Produktionsfaktor Da Wärme ein wichtiger Produktionsfaktor ist, legt man schon immer großes Augenmerk auf die Sicherheit und Dauerhaftigkeit der entsprechenden Technik. Schon seit den 1920erJahren trocknet man bei Pfitzer Schnittholz technisch. Die Kammern wurden An den Arbeitsplätzen stehen Gitterboxen zur Restholzsammlung. In diesen wird das Material bis zur Zerkleinerung gelagert Transportmaterial in einem der Lager fertig zur Abholung. Neben der Qualität zählt für Pfitzer besonders die möglichst effiziente Holzausnutzung mit Abwärme der Dampfmaschine versorgt. Nach 57 Jahren wurde diese 1969 stillgelegt und abgebaut. Es folgte ein Ölkessel, der 1985 durch einen Niederdruck-Dampfkessel auf Holzbasis ersetzt wurde. Durch die Einsparung von bis zu 110 000 l Öl pro Jahr hatte sich dieser innerhalb von drei Jahren amortisiert. Doch nach fast 29 Jahren zeichnete sich sein technisches Ende ab, wie die TÜV-Prüfung Anfang 2014 andeutete. Zudem ging Firmenchef Pfitzer davon aus, dass die Verschärfung der Grenzwerte der 1. BImSchV zum 1. Januar 2015 Kleinfeuerungstechnik verteuern wird. Zögern beim Kesseltausch könnte also unter Umständen richtig Geld kosten. So beschäftigte er sich intensiv mit Plänen zur Erneuerung der Heizung. Mit dem Neubau sollte die Niederdruckdampftechnik auf Warmwasser umgestellt werden. Die Vereinfachung der Bedienung und der Technik rechtfertigte nach Ansicht von Pfitzer die In- vestition in komplett neue Heizkörper/ Strahler und Verrohrung, einschließlich des Baus einer Trasse zu einem abgesetzten Gebäude. Dem Schnittholztrockner reichen die mit Warmwassertechnik erreichbaren Temperaturen. Als Planungsgröße für den Kessel setzte man 800 kW an. Die Beheizung der Produktions- und Büroräume benötigt unter Volllast etwa 400 kW, der Frischluft-Abluft-Trockner (60 m³ NettoHolzvolumen), mit dem das Schnittholz gleichzeitig auf bis zu 16 % Feuchte getrocknet und wärmebehandelt (IPPCVorschrift) wird, rund 260 kW. So bleibt eine Reserve für künftige Veränderungen im Betrieb. Durch die jahrzehntelange Erfahrung mit Holzheiztechnik hatte Pfitzer bei der Suche nach dem passenden Kessel klare Vorstellungen. Vor allem musste dieser zu dem trockenen Brennstoff (18 Fortsetzung auf Seite 899 Wärmeversorgung Freitag, 18. September 2015 Wenn die Zeit für eine neue Heizung gekommen ist Fortsetzung von Seite 898 bis 30 % Holzfeuchte) passen, der im Betrieb anfällt. Bei der Stückigkeit dominieren Hackschnitzel und Späne, Stäube muss der Kessel nur in geringem Umfang vertragen. Zudem sei die Feuerraumgeometrie für ihn ein zentrales Element für eine vollständige und problemlose Verbrennung von Holz. Dass dies nicht bei jedem Kessel beachtet wurde, vor allem in der Hoch- und Abfahrphase, sehe man schon bei einer Fahrt über Land, wenn man darauf achte, was oben aus dem Kamin herauskommt. Weiterhin wollte er möglichst wenige mechanisch angetriebene Teile im Feuerraum. Bei Berücksichtigung sels, die u. a. durch die gute Zugänglichkeit und die Möglichkeit begründet ist, die einzelnen Segmente des Feuerungsgewölbes austauschen zu können. Dies sieht Pfitzer als positive Garanten für die Langlebigkeit eines Kessels. Wie der Firmenchef einräumt, habe er sich dadurch, dass der Hersteller einen Kessel anbieten kann, der ziemlich genau seinen Vorstellungen entspricht, leiten lassen, obwohl ihm schon bewusst sei, dass vor dem Hintergrund des heiß umkämpften Marktes für Holzkessel ein größerer Hersteller seinem Wunsch nach über lange Zeit garantierter Betriebssicherheit unter Umständen näher- Brennstoff auf Weg zum Kessel mehrfach gepuffert Selbst mit der verwendeten Spezialtechnik war die Einbringung … gleicher Heizleistung. Entsprechend wird er auch dann mit seinen Produktionsresten ausreichend Brennstoff zur Verfügung haben, wenn das Aufkommen von Spreißeln und Sägespänen aus dem Sägewerk weiter sinkt. Was Pfitzer auch auffällt, ist der geringe Ascheanfall. So musste in der Betriebszzeit von Ende Oktober bis Anfang Februar der 200-l-Aschebehälter nur ein Mal geleert werden. Der Behälter des Zyklons sei in der gleichen Zeit erst zu zwei Dritteln gefüllt gewesen. Die nächsten Investi- tionen richteten sich auf die Brennstoffaufbereitung. Dazu wurde der Hacker ersetzt, der das Holz in Hackschnitzel mit maximal 30 mm Kantenlänge zerkleinert. Die Wahl fiel auf einen „LR 1000“ von Untha. Auch zu dieser Technik hatte Pfitzer klare Vorstellungen, die geprägt sind von Langlebigkeit und Wartungsfreundlichkeit. Im Fall eines Schadens wünscht er bei diesem für die Heizung und die Resteverwertung zentralen Element möglichst schnelle Reparaturmöglichkeiten. Aus dem Silo werden die Hackschnitzel per neuem Kratzkettenförderer zum Dosierbehälter transportiert Rückseite des Kessels: Schnecke und Stoker, rechts der Mutizyklon Zwei Pufferspeicher (rechts) fassen zusammen 16 000 l käme. Positiv sieht er, dass Burgbernheim, der Betriebssitz des Kesselbauers Endress, weniger als eine Autostunde entfernt ist. Im Notfall sollten Ersatzteile also schnell vor Ort sein können. Im Mai wurde der Vertrag unterschrieben. Die angestrebte Inbetriebnahme im Oktober war damit sportlich terminiert. Zunächst musste die gesamte alte Heizanlage demontiert und das Fundament des Heizhauses ertüchtigt werden. Dieses war ausreichend groß für den neuen Kessel einschließlich Filter- und Zuführtechnik sowie zweier Zu den wichtigsten Entscheidungskriterien zählten für Otto Pfitzer die Feuerraumgestaltung sowie die Schamottierung des Kessels Foto: Endress Pufferspeicher, als „Flaschenhals“ erwies sich jedoch der Eingang dazu. Das Finden geeigneter Technik zur Montage durch diesen Eingang bei einem Bergungsunternehmen aus der Region ersparte dem Unternehmer das Öffnen des Dachs des Gebäudes, welches noch aus den Zeiten der Dampfmaschine stammt. Dabei kam ihm zugute, dass der Endress-Kessel in zwei Teilen geliefert wird, die vor Ort übereinander gestellt und verbunden werden. Letztlich blieb von der alten Anlage nur der Kamin und das Silo. Auch die gesamte Fördertechnik wurde erneuert. An jedem Arbeitsplatz, an dem Holz gesägt wird, stehen Gitterboxen, in denen die Holzreste im Betrieb transportiert und bis zur Zerkleinerung (G20) zwischengelagert werden. Die Hackschnitzel sammelt man gemeinsam mit den Sägespänen im Silo. Von dort transportiert sie nun ein neuer Kratzkettenförderer (Amis) zu einem Dosierbehälter mit 1,5 m³ Fassungsvermögen. Weiter gelangt das Material per Förderschnecke zum Stoker, der sie in den Kessel schiebt. Als Rückbrandsicherung dienen insgesamt drei Zellradschleusen im Fördersystem. Zudem wird beim Abfahren der Kesselanlage die Unterschubschnecke komplett leer gefahren. Die Entaschung des Kessels erfolgt automatisch. Für die Luftreinigung sorgt neben der internen Nachverbrennung von Flugstaub ein Multizyklon. Wie Pfitzer erklärt, betrug der Staubgehalt der Abluft der Anlage bei der Erstmessung durch den Schornsteinfeger lediglich 30 % des zulässigen Wertes. Der Bezirksschornsteinfegermeister sei von Anfang an in die Planung und Realisierung einbezogen worden. Er war auch während der Montage vor Ort, sodass er sich ein Bild von der Technik machen konnte. Die Anlage läuft Tag und Nacht vollautomatisch. Sollten Störungen auftreten, so sendet sie entsprechende Meldungen an ein voreingestelltes Mobiltelefon. Während der Einfahrphase bewährte sich bereits die Ferndiagnosemöglichkeit. Damit kann der Hersteller im Werk alle Einstellungen und Betriebszustände einsehen und im Bedarfsfall auch auf den Kessel Einfluss nehmen. Die neue Heizung regelt sich nach dem festgelegten Temperaturniveau bei den Abnehmern. Sinkt die Vorlauftemperatur unter einen definierten Wert, startet der Kessel mit Hilfe zweier Zündgebläse automatisch und beginnt, die beiden Pufferspeicher mit insgesamt 16 000 l Fassungsvermögen wieder aufzuladen. Haben diese die Solltemperatur erreicht, schaltet der Kessel wieder ab. Ein Vorteil des Kessels ist jedoch, dass er auch bis hinab zu 30 % der Nennleistung problemlos funktioniert. Fest programmiert sind die Wartungen. Dazu schaltet der Kessel Montags um 4 Uhr ab. Bis 9 Uhr können dann die notwendigen bzw. im Wartungsplan vorgesehenen Tätigkeiten ausgeführt werden. Wie Pfitzer berichtet, habe man den Wartungsplan bereits für das gesamte Jahr ausgedruckt und das Bedienpersonal entsprechend eingeteilt. Nach den Betriebserfahrungen seit Oktober des letzten Jahres kann Pfitzer einschätzen, dass er nun etwa 20 bis 30 % weniger Brennstoff benötigt, bei Blick auf den neuen Kessel mit automatischer Ascheaustragung. Für die Anlage wurde das Fundament ertüchtigt. Dadurch entstand jedoch ein Sockel, der den Transport in den Kesselraum, in dem schon die Dampfmaschine stand, noch erschwerte; am oberen Bildrand erkennt man die Höhe der Wandöffnung, durch die der Kessel musste aller Ausgangsgrößen blieb für ihn die Unterschubfeuerung erste Wahl. So ging er denn im März mit klaren Vorstellungen auf die „Holzhandwerk“ in Nürnberg. Nach den dortigen Gesprächen und späteren Anlagenbesichtigungen fiel letztlich die Wahl auf einen Kessel vom Typ „USF-W 800“ von Endress. Neben der Gestaltung des Feuerraumes überzeugten Pfitzer u. a. die 15 cm starke Schamottierung und 12 cm starke Gewölbebausteine. Ein weiteres Plus sah er in der Reparaturund Wartungsfreundlichkeit des Kes- Nummer 38 · Holz-Zentralblatt · Seite 899 … der Teile durch das vorhandene Tor und das Heben auf den Fundamentsockel Millimeterarbeit Da half es, dass der Kessel von Endress zweiteilig geliefert und vor Ort zusammengesetzt wird
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