Lebenszyklus nach Erik H. Erikson Erik Homberger (Erikson) wurde 1902 in Deutschland geboren. Wegen des herrschenden Antisemitismus in Deutschland siedelte seine Familie in die USA über. Mit der Einbürgerung 1939 in die USA übernahm er den Namen Erik. H. Erikson. In der Zeit von 1939 bis 1949 eröffnete er eine Kinderanalytische Praxis, dozierte an der Yale University und lebte einige Zeit unter den SiouxIndianern. Von 1949- 1970 hatte er eine Professur an der Harvard- University. 1970 beendet der seine Professur und verstarb 1990 in den USA. Erikson`s Entwicklungspsychologie basiert auf den Theorien des Psychoanalytikers Sigmund Freud. Durch den Einbezug der sozialen Gegebenheiten, z.B. Kernfamilie, Wohngegend, Schule, Peer Groups (psychosoziale Komponenten), erweiterte Erikson die Theorie Sigmund Freuds. Er bezog die Gesellschaft und die Kultur in seine Theorie mit ein und betrachtet ganzheitlich das Spannungsfeld, in dem sich das Individuum entwickelt. Das Umfeld und das Gegenüber ist sein wichtiger Ansatz für die Persönlichkeitsentwicklung. Erikson unterteilte die Entwicklung in acht Phasen. Die einzelnen Thesen sind eng miteinander verbunden. Jeder Phase geht eine Krise voraus. Krisen sind nötig, um verschiedene Normen, Werte, Verhaltensweisen, Misserfolge und Erfolge kennen zu lernen. Die Lösungen der Krisen sind individuell und geschehen in der Interaktion mit dem sozialen Umfeld. Die acht Phasen der Entwicklungstheorie nach Erikson: 1. Ur-Vertrauen versus Ur-Misstrauen (1. Lebensjahr) Das Kind benötigt eine gute, stabile, stetige Pflege und Fürsorge seines sozialen Umfeldes. Dadurch kann das Kind Ur-Vertrauen in seiner sozialen Umwelt aufbauen und gleichzeitig das Vertrauen in die eigene Person stärken (Bildung des Ur-Vertrauens). Das Kind erlebt eine effektive Kommunikation mit seiner Umwelt (z.B.: das Kind weint und drückt aus, dass es Hunger verspürt, die Mutter kommt und stillt das Bedürfnis, es erlebt gleichzeitig Geborgenheit und Zuwendung). Bleiben die stabilen sozialen Beziehungen aus, bildet sich ein Ur-Misstrauen gegen andere und sich selbst. Die Folgen davon können Ängste, Hemmungen und mangelndes Selbstvertrauen sein. 2. Autonomie versus Scham und Zweifel (2.- 3. Lebensjahr) Mit zunehmender Entwicklung motorischer und intellektueller Fähigkeiten entsteht beim Kind das Gefühl von Selbstständigkeit und Selbstkontrolle. Damit Autonomie aufgebaut werden kann, benötigt das Kind soziale Unterstützung. Dabei ist es wichtig, dass ihm das soziale Umfeld Aktivitäten anbietet, die es selbst bewältigen kann. Bleibt dies aus und werden Erfolgserlebnisse verhindert oder gehemmt ist es möglich, dass das Kind Scham und Zweifel entwickelt. Dies kann seinen Entwicklungsprozess hemmen. Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen Arbeitsstelle Jugendfragen 1 3. Initiative versus Schuldgefühle (4.-5. Lebensjahr) Die motorischen Fähigkeiten sind ausgeprägt und das Kind ist in der Lage seine äussere Umwelt zu erforschen. Es wird neugierig und initiativ. Während seines Forschungsdrangs kann es zu Grenz- und Normüberschreitungen kommen. Hierbei stösst das Kind auf Widerstand vom Gegenüber. Je nach Reaktion des Gegenübers erlebt das Kind, dass sein „Forschungsdrang“ für sein Umfeld auch verletzend oder kränkend sein kann. Dies kann Schuldgefühle hervorgerufen. 4. Werksinn versus Minderwertigkeitsgefühl (6.-11. Lebensjahr) Für die Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit sollte das Gefühl „ das ich etwas gut kann“ und „ich gebraucht werde“, erworben werden. Dieses Gefühl wird von Erikson als Werksinn bezeichnet. Ein Kind mit ausgeprägtem Werksinn erlebt sich als produktiv und fleissig. Wenn es seine Aktivitäten / Eigenaktivitäten durch das soziale Umfeld als überflüssig und unsinnig erlebt, können sich daraus Minderwertigkeitsgefühle entwickeln. 5. Identität versus Identitätsdiffusion (Jugendzeit) Die Jugendlichen befinden sich in einer tiefgreifenden biologischen, psychischen sowie sozialen Veränderung. Sie erleben, dass sie keine Kinder mehr sind und wissen jedoch noch nicht, wer sie sein werden. „Wer bin ich?“, lautet die Frage auf der Suche nach der eigenen Identität. Trotz all dieser Veränderungen und ihren verschieden Rollen in ihren unterschiedlichen Lebensbereichen müssen sie lernen, dass sie stets sie selbst sind. Gelingt dies nicht, spricht Erikson von Identitätsdiffusion. Wenn die Integration der verschieden Facetten des Selbst zur personalen Identität scheitert, kann es einer Person nicht gelingen sich in die reale Welt einzuordnen. Intoleranz, Aggressivität, Suchtverhalten oder gar Suizid können die Folge davon sein. 6. Intimität versus Isolierung (junge Erwachsenenalter) Die jungen Erwachsenen befinden sich in der Lebensphase der beruflichen Herausforderungen und werden mit der Thematik vom Aufbau intimer Beziehungen konfrontiert. Beides gelingt glücklich und erfolgreich, wenn auf der Basis einer sicheren Identität aufgebaut werden kann. Eine unsichere Identität kann bedeuten, sich selbst von Menschen zu distanzieren und den Einfluss von sich weg zu halten. Die jungen Erwachen distanzieren sich von Intimität. 7. Generativität versus Stagnierung (mittleres Erwachsenalter) In dieser Lebensphase ist es Ziel, Kinder zu bekommen, zu erziehen oder andere schöpferische Leistungen zu vollbringen. Wissen teilen und andere daran teilhaben zu lassen wird als Generativität bezeichnet. Ist diese Entfaltung im sozialen Umfeld nicht ermöglicht, können sowohl die Entwicklung der Persönlichkeit und als auch die zwischenmenschlichen Beziehungen stagnieren. Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen Arbeitsstelle Jugendfragen 2 8. Integrität versus Verzweiflung und Ekel( höheres und hohes Alter) Die letzte Phase bezeichnet den Rückblick vor dem Zeitpunkt des Todes. Ich schaue auf mein Lebenswerk zurück und weiss was ich kann und was ich alles gemeistert habe. Zufriedenheit stellt sich ein, mit dem Gefühl des „inneren Friedens“ kann losgelassen werden. Wird dieser „Seelenfrieden“ nicht erreicht, entsteht Verzweiflung und innerer Ekel über das eigene Lebenswerk. Erikson bezeichnet diese Phasenabfolge als „Wachstumsplan“. Er hatte grosses Vertrauen in die gesunde Entwicklung des Menschen und war in seinem Leben auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: Wer bin ich? 3 Sabine Kugler / 11.10.2011 / Literaturquellen: Hurrelmann, Klaus (2006) Einführung in die Sozialisationstheorie (9. Unveränderte Auflage) Weinheim: Beltz. Langfeldt / Nothdurft (2004). Psychologie, Studienbuch für soziale Berufe (3. Auflage), München: Ernst Reinhardt Verlag www.anna – freud-oberschule/…/e_erikson.tm Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen Arbeitsstelle Jugendfragen
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