Zur Broschüre - Sparkasse Haslach-Zell

Volkswirtschaft im Fokus.
Konjunktur und Märkte
Aus dem Makro Research der Deka-Gruppe
Konjunktur 2-4 Zinsen und Renditen 5-6 Aktien 7-8 Emerging Markets 9
Währungen 10-12 Rohstoffe 13-14 Szenarien 15
April / Mai 2016
Alles eine Frage der Perspektive.
Liebe Anlegerinnen
und Anleger,
eigentlich lief es an den Finanzmärkten in den
letzten Wochen gut: Der Deutsche Aktienindex
DAX hat sich zwischen 9.500 und 10.000 Punkten eingependelt. Die Rendite 10-jähriger
Bundesanleihen nahm wieder die Nulllinie ins Visier, d.h.
die Kurse von Bunds sind kräftig angestiegen. An den
Rohstoffmärkten kommt es langsam wieder zu vorsichtigen Preisanstiegen. Aber richtig zuversichtlich stimmen
die jüngsten Anstiege nicht, denn die Aussichten für die
kommenden Monate und Quartale lehren Bescheidenheit.
Anleger und Analysten müssen lernen, sich im derzeitigen Umfeld mit wenig zufrieden zu geben: Die Bäume
wachsen nicht in den Himmel – aber sie wachsen. Die
Weltwirtschaft expandiert, die Arbeitslosigkeit geht zurück. Und selbst in dem für viele als Negativbeispiel geltenden Japan, welches feststeckt im Sumpf des Nullwachstums und der Nullinflation, erreichen die Menschen
Jahr für Jahr mehr Wohlstand, wenn man das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als Messgröße nimmt. Dass die
Wirtschaftsleistung in Japan nicht nennenswert steigt,
wird dadurch relativiert, dass es immer weniger Japaner
gibt. Es ist nur eine Frage der Perspektive.
Auch in anderen Industrienationen wie in Deutschland
gibt es kein Bevölkerungswachstum mehr, was für sich
genommen weniger Wirtschaftswachstum und weniger
Inflation bedeutet. Eine wirkliche Besserung ist hier erst
mit einer neuen Basisinnovation (wie der Dampfmaschine, dem Auto oder der Informationstechnologie) zu erwarten, die unsere Produktivität wieder nachhaltig erhöht
und das Wachstum beschleunigt. Eine solche wird wohl
irgendwann kommen, aber ziemlich sicher nicht in den
nächsten Monaten.
Bis dahin leben wir in der „neuen Normalität“, in der
Konjunktur und Kapitalmärkte mal einen Schritt nach
links, mal einen nach rechts machen. Pessimisten sagen,
das ist schlecht, denn es geht nicht aufwärts. Optimisten
sagen, das ist gut, denn es geht nicht abwärts. Realisten
finden sich damit zurecht und sind zufrieden. Nur die
Notenbanken schaffen es nicht, sich in Bescheidenheit zu
üben. Die Europäische Zentralbank hat seit März noch
einmal einen Zahn zugelegt, und die US-Notenbank steht
recht verkrampft auf dem Gaspedal. Die potenziellen
Gefahren sind hinlänglich bekannt, die Wirkung der Maßnahmen lässt nach. Andererseits wäre die Weltwirtschaft
ohne den intensiven Einsatz der Notenbanken in den
vergangenen Jahren vermutlich dem Abgrund einige
Schritte näher, wenn nicht sogar schon abgestürzt. Auch
das ist also eine Frage der Perspektive.
Sich mit weniger zufrieden zu geben, lautet das Motto in
diesem Umfeld für die Anleger. „Weniger“ soll aber nach
Abzug der Inflation immer noch positiv sein. Daher bleibt
die Inkaufnahme von einem gewissen Maß an Risiko bei
der Geldanlage die überlegene Strategie. Diese kann
kurzfristig durchaus deutliche Wertschwankungen bedeuten. Langfristig lohnt sich aber das Aushalten dieses
Risikos mit einem breit gestreuten Wertpapierportfolio.
Das wiederum ist keine Frage der Perspektive.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Ulrich Kater
Chefvolkswirt DekaBank
April / Mai 2016
Seite 2
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Deutschland
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Destatis, Prognose DekaBank
Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, nationale Definition)
7,5
7,0
6,5
6,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Prognose DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Destatis, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Deutschland
20 15
20 16 P
20 17P
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
1,7
1,6
1,4
Inflationsrate (% ggü. Vorjahr)
0,1
0,5
1,7
Finanzierungssaldo*
Schuldenstandsquote*
Leistungsbilanzsaldo*
0,6
0,0
0,4
71,6
69,2
66,8
8,5
7,8
7,6
Jan 16
Feb 16
Mrz 16
Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,4
-0,2
0,1
Arb.-losenquote (%, sb., nat. Def.)
6,2
6,2
6,2
107,3
105,7
106,7
ifo Geschäftsklima (Punkte)
* in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Destatis, ifo Institut,
Reuters, Prognose DekaBank (P)
Im Fokus
Starke Schwankungen kennzeichnen derzeit die deutschen Konjunkturindikatoren. Die Auftragseingänge
waren wieder einmal der Spielball von Großaufträgen: im
Februar fehlten diese und drückten das Ergebnis. Bei den
Produktionsdaten kam es im Januar wegen ungewöhnlich
weniger Brückentage zu einem starken Anstieg, auf den
im Februar eine Gegenbewegung nach unten folgte. Zudem wurde der Januar nachträglich außerordentlich stark
abwärts revidiert. Auch der Einzelhandel hatte rückläufige Umsätze zu verbuchen. Dennoch reicht die Schubkraft
der Daten zur Jahreswende aus, das Wachstum in
Deutschland zu beschleunigen. Wir erwarten einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 % im Vorquartalsvergleich.
Perspektiven
Deutschland zählt zu den strukturell gut aufgestellten
Volkswirtschaften der Europäischen Währungsunion.
Über lange Jahre hinweg haben sich die deutschen Unternehmen fit für den Weltmarkt gemacht: durch Kostenbewusstsein, innovative Produkte und Neuausrichtung
auf die Wachstumsmärkte. Hinzu kamen die Reformen
der „Agenda 2010“, die den Arbeitsmarkt in Schwung
brachten. Zusammen mit den komfortablen Rahmenbedingungen einer exportstimulierenden Abwertung des
Euro und kaufkraftfördernder Rohstoffpreisrückgänge
lebt es sich derzeit gut in Deutschland. Selbst Störfaktoren wie ein schwächeres Wachstum der Schwellenländer
verursachten keinen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität, sondern allenfalls eine temporäre Abschwächung.
Doch man sollte sich nicht zufrieden zurücklehnen, denn
die stimulierenden Effekte werden in absehbarer Zeit
auslaufen. Und dann wird sich der langjährige „wirtschaftspolitische Dornröschenschlaf“ in Deutschland
rächen. Um die Wachstumskräfte Deutschlands zu erhalten, müssten der im internationalen Vergleich immer
noch hoch regulierte Arbeitsmarkt weiter flexibilisiert
werden, die sozialen Sicherungssysteme effizienter und
demografischer ausgestaltet werden und bürokratische
Hürden abgebaut werden. Stattdessen wurden zuletzt
viele Maßnahmen beschlossen, die in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit belasten werden, man denke nur an
den Mindestlohn, die Rente mit 63 und die Mütterrente.
April / Mai 2016
Seite 3
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Euroland
Im Fokus
Die wichtigsten Stimmungsindikatoren für Euroland für
das erste Quartal liegen nun vor. Sie signalisieren eine
gleich bleibende Wachstumsdynamik. Angesichts der
zahlreichen Unsicherheitsfaktoren wie z.B. US-Konjunktursorgen, Schwellenländerschwäche und die Diskussion
um den EU-Austritt des Vereinigten Königreiches ist dies
durchaus positiv zu werten. Euroland dürfte im ersten
Quartal ein moderates Wachstum von 0,4 % im Vergleich
zum Vorquartal aufgewiesen haben. Darauf deutet auch
der unerwartet starke Anstieg der Industrieproduktion im
Januar hin. Dabei erstreckte sich die Produktionszunahme von den Vorleistungsgütern über Investitionsgütern
bis zu Verbrauchsgütern. Die Inflationsentwicklung wird
weiterhin durch stark rückläufige Energiepreise ausgebremst. Die Veränderungsrate des Preisniveaus lag im
März bei -0,15 %.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
1,0
0,5
0,0
-0,5
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Arbeitslosenquote (%, saisonbereinigt, EU-Definition)
12
11
10
9
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2016
2017
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Inflation (% ggü. Vorjahr)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
Quellen: Eurostat, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Euroland
20 16 P
20 17P
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
1,6
1,5
1,5
Inflationsrate (% ggü. Vorjahr)
0,0
0,3
1,5
Finanzierungssaldo*
-2,2
-1,9
-1,6
Schuldenstandsquote*
92,1
91,3
90,0
2,1
2,5
3,0
Jan 16
Feb 16
Mrz 16
-0,1
Leistungsbilanzsaldo*
Inflation (% ggü. Vorjahr)
Arb.-losenquote (%, sb., EU-Def.)
Economic Sentiment (Punkte)
20 15
0,3
-0,2
10,4
10,3
105,1
103,8
* in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts;
Quellen: Eurostat, Reuters, Prognose DekaBank (P)
103,3
Perspektiven
Euroland wächst zurzeit mit etwas mehr als „Normalgeschwindigkeit“. Die Erholung steht dabei auf einem breiten Fundament. Erstmals seit 2007 gab es 2015 wieder
positive Wachstumsbeiträge aus allen vier großen Volkswirtschaften der Währungsunion. Die fortgesetzte Erholung in den Peripheriestaaten wird in den kommenden
Jahren für das Wachstum in Euroland ein wichtiger positiver Einflussfaktor bleiben. Daneben profitiert die Wirtschaft der Währungsunion von niedrigen Energiepreisen,
einer sehr lockeren Geldpolitik und soliden Impulsen
durch die Weltwirtschaft. Es bleibt aber bei einem nur
verhaltenen Wachstumsausblick, denn die Aufräumarbeiten nach der globalen Finanzkrise und der Euro-Schuldenkrise sind mühsam und werden noch einige Zeit benötigen. Dies betrifft vor allem den Schuldenabbau und
Strukturreformen. Beide kommen nur schleppend voran.
Die Schuldenstandsquoten auf den in den MaastrichtKriterien definierten Zielwert von 60 % zu reduzieren,
scheint in den nächsten Jahren unerreichbar. In Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland wurden
zwar einige Strukturreformen angestoßen, aber der Weg
ist noch weit. Dabei scheint derzeit der Reformeifer zu
erlahmen. Dies dürfte auch am politischen Gegenwind
durch erstarkende reformkritische Parteien in einigen
Ländern liegen.
April / Mai 2016
Seite 4
Volkswirtschaft im Fokus
Konjunktur
Konjunktur Welt
Im Fokus
Kurz vor Bekanntgabe der ersten Länderdaten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2016 signalisieren
die bisherigen Datenveröffentlichungen für die Weltwirtschaft eine sehr schwache Wachstumsdynamik in diesem
Zeitraum. Insbesondere in Russland und Brasilien dürften
erneute Rückgänge des Bruttoinlandsprodukts gemeldet
werden. Auch in den Vereinigten Staaten und in Japan
war die wirtschaftliche Dynamik vermutlich enttäuschend. Immerhin, zum Quartalsende deuten die Einkaufsmanagerindizes eine Zunahme des globalen Wachstums an. Der Welt-Einkaufsmanagerindex stieg im März
auffallend deutlich um einen Indexpunkt auf 50,8 Punkte
an und erreichte damit seinen höchsten Stand seit Juni
2015. Die Stimmungsaufhellung fand sowohl bei den
Schwellen- als auch bei den Industrieländern statt. Auf
regionaler Ebene trübte sich nur in Osteuropa die Stimmung ein. Am deutlichsten nach oben ging es mit den
Indikatoren in den Regionen Nordamerika, Afrika und
Asien (ohne Japan). Aus den teilweise kräftigen Anstiegen der Einkaufsmanagerindizes kann allerdings nicht
gefolgert werden, dass nach der Phase betrüblich niedrigen globalen Wachstums nun eine Phase mit hohen
Wachstumsraten folgt. Hierzu sind die strukturellen Probleme weltweit zu ausgeprägt.
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
1,0
0,5
0,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank
Bruttoinlandsprodukt (% ggü. Vorquartal)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
2011
2012
2013
2014
2015
Schwellenländer
2016
2017
Industrieländer
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank
Einkaufsmanagerindex (Punkte)
58
56
54
52
50
48
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Quellen: Markit, ISM, Reuters, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
20 15
20 16 P
20 17P
Welt
3,0
2,9
3,2
Industrieländer
1,9
1,7
1,9
Schwellenländer
3,9
3,8
4,3
Mittel- und osteurop. Länder
-0,3
0,6
2,1
Lateinamerika
-0,4
-1,1
1,4
6,2
5,9
5,7
Asien (ohne Japan)
Quellen: Nationale Statistikämter, Prognose DekaBank (P)
Perspektiven
Die Weltwirtschaft befindet sich seit dem zweiten Quartal
2009 in einem konjunkturellen Aufschwung. Dieser begann zunächst mit hohen Wachstumsraten des globalen
Bruttoinlandsprodukts. Seit 2011 hat sich jedoch die
globale Dynamik verringert auf Wachstumsraten zwischen 3,0 % und 3,5 %. Zu dieser Abschwächung trug
anfänglich die Euro-Schuldenkrise bei. Es folgten 2015
ausgeprägte Rezessionen in Russland und Brasilien. Das
Ende dieser Rezessionen wird dazu beitragen, dass sich
das Wachstum der Schwellenländer über den Prognosehorizont hinaus (bis Ende 2017) etwas beschleunigt.
Hingegen dürften die Industrieländer insgesamt eine
nahezu unveränderte Wachstumsdynamik aufweisen. Bei
ihnen gilt es im Prognosezeitraum zu differenzieren zwischen Volkswirtschaften, in denen die geldpolitische
Straffung langsam beginnt (bspw. die USA), und solche, in
denen die geldpolitische Straffung noch außerhalb des
Prognosehorizonts liegt (bspw. Euroland und Japan). In
ersteren werden sich die Wachstumsaussichten aufgrund
des Zinsanstiegs leicht eintrüben, letztere profitieren
noch von der äußerst lockeren Geldpolitik.
April / Mai 2016
Seite 5
Volkswirtschaft im Fokus
Zinsen und Renditen
Geldmarkt Euroland
Im Fokus
Nach den umfangreichen Maßnahmen im März mit einer
erneuten Senkung der Leitzinsen, noch größeren Wertpapierkäufen und zusätzlichen Langfristtendern betonen
die Mitglieder des EZB-Rats, dass ihr Handlungsspielraum auch damit nicht erschöpft sei. Von den noch verbliebenen Optionen dürfte die EZB aber nur Gebrauch
machen, falls die wirtschaftliche Entwicklung hinter ihren
Erwartungen zurückbleibt. Zudem dürfte eine weitere
Senkung des Einlagensatzes dabei nicht das Mittel der
ersten Wahl sein, da sie sich schädlich auf die Kreditvergabe der Banken auswirken könnte. Deshalb bildet der
derzeitige Einlagensatz von -0,40 % eine relativ verlässliche Untergrenze für den Geldmarkt. Die EONIA- und EURIBOR-Sätze dürften nur noch geringfügig absinken.
EZB-Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz; % p.a.)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Europäische Zentralbank, Prognose DekaBank
EURIBOR-Sätze (% p.a.)
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
3 Monats-EURIBOR
2016
2017
12 Monats-EURIBOR
Quellen: European Banking Federation, Prognose DekaBank
EONIA-Swapkurve (% p.a.)
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,4
-0,6
0
12
24
36
Monate
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Euroland: Zinsen (% p.a.)
EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz)
0 8.0 4.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
0,00
0,05
0,05
3 Monats-EURIBOR
-0,25
-0,22
0,01
12 Monats-EURIBOR
-0,01
-0,03
0,19
EURIBOR-Future, Dez. 2016
-0,30
-0,36
0,01
EURIBOR-Future, Dez. 2017
-0,30
-0,33
Prognose DekaBank (% p.a.)
in 3 Mon.
in 6 Mon.
EZB-Leitzins (Hauptrefin.-satz)
0,14
in 12 Mon.
0,00
0,00
0,00
3 Monats-EURIBOR
-0,26
-0,28
-0,28
12 Monats-EURIBOR
-0,03
-0,05
-0,05
Quellen: Europäische Zentralbank, European Banking
Federation, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Auf die sehr niedrigen Inflationsraten reagierte die Europäische Zentralbank mit einer Mischung aus konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen. Den vorerst
letzten Schritt machte sie dabei im März 2016, indem sie
die Leitzinsen noch einmal senkte und das Tempo ihrer
Bilanzausweitung erhöhte. Allerdings gab sie zugleich zu
verstehen, dass sie den Einlagensatz voraussichtlich
nicht noch weiter reduzieren wird. Sie befürchtet, durch
zu stark negative Geldmarktsätze die Profitabilität von
Banken und damit letztlich die Kreditvergabe zu beeinträchtigen. An dieser Einschätzung dürfte die EZB festhalten, solange sich der wirtschaftliche Ausblick nicht gravierend verschlechtert. Das derzeitige Niveau des Einlagensatzes von -0,40 % bildet deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit die Untergrenze des Geldmarktes. Die
EONIA- und EURIBOR-Sätze sollten sich daher nur noch
geringfügig nach unten bewegen und dann in eine lange
Seitwärtsbewegung übergehen. Die aufgrund höherer
Wertpapierkäufe und zusätzlicher Langfristtender schneller anwachsenden Überschussreserven der Banken dürften den Verlauf der Geldmarktsätze zunächst nicht mehr
wesentlich beeinflussen. Sie könnten jedoch später die
Exit-Strategie aus der ultra-expansiven Geldpolitik verlangsamen. Wir gehen davon aus, dass die EZB im Jahr
2017 ihr Wertpapierankaufprogramm beenden und im
Jahr darauf die Reinvestitionen einstellen wird. Aber auch
danach werden die Überschussreserven nur langsam
sinken, sodass die EONIA-Sätze weiterhin an den immer
noch negativen Einlagensatz gekoppelt bleiben.
April / Mai 2016
Seite 6
Volkswirtschaft im Fokus
Zinsen und Renditen
Rentenmarkt Euroland
Im Fokus
Nach der Senkung des EZB-Einlagensatzes im März um
nur zehn Basispunkte haben zweijährige Bundesanleihen
zunächst stark korrigiert. Mittlerweile spiegeln ihre Renditen jedoch erneut die Erwartung weiterer Zinsschritte
wider. Obwohl wir diese Einschätzung nicht teilen, gehen
wir von einem nur langsamen Anstieg der Renditen aus.
Eine etwas stärkere Aufwärtsbewegung erwarten wir in
den längeren Laufzeitbereichen als Folge wieder steigender Inflationserwartungen und abnehmender konjunktureller Abwärtsrisiken. Die Versteilerung der Bundkurve
wird jedoch dadurch begrenzt, dass ein Ende des Wertpapierankaufprogramms der EZB nicht absehbar ist und
Marktteilnehmer mit einer sukzessiven Verknappung von
Bundesanleihen rechnen müssen.
Deutschland: Renditen (% p.a.)
4
3
2
1
0
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2-jährige
2016
2017
10-jährige
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Frankreich und Niederlande: Renditen (% p.a.)
4
3
2
1
0
2011
2012
2013
2014
Frankreich, 10-jährige
2015
2016
Niederlande, 10-jährige
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Italien und Spanien: Renditen (% p.a.)
8
6
4
2
0
2011
2012
2013
2014
Italien, 10-jährige
2015
2016
Spanien, 10-jährige
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Renditen (% p.a.)
0 8.0 4.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
-0,52
-0,57
-0,28
Deutschland 10J
0,10
0,18
0,16
Frankreich 10J
0,43
0,58
0,45
Italien 10J
1,31
1,42
1,25
Deutschland 2J
Spanien 10J
Prognose DekaBank (% p.a.)
Deutschland 2J
Deutschland 10J
Quellen: Bloomberg, DekaBank
1,52
1,57
1,20
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
-0,45
-0,45
-0,40
0,25
0,35
0,50
Perspektiven
Die umfangreichen Wertpapierkäufe der EZB führen zu
steigenden Überschussreserven im Bankensystem. Die
Verlängerung des Programms bis mindestens März 2017,
die Aufstockung des Volumens auf 80 Mrd. Euro pro Monat sowie die Ankündigung der EZB, Rückflüsse aus fällig
werdenden Anleihen zu reinvestieren, deuten darauf hin,
dass die Überschussreserven noch erheblich anwachsen
und anschließend für längere Zeit hoch bleiben werden.
Dies bindet die Renditen kurzlaufender Bundesanleihen
bis auf weiteres eng an den Einlagensatz, den die EZB
aber vermutlich nicht unter das derzeitige Niveau von
-0,40 % senken wird. In den längeren Laufzeitbereichen
haben sowohl globale Konjunktursorgen und gesunkene
Inflationserwartungen als auch das Wertpapierkaufprogramm der EZB zu sehr niedrigen Renditen geführt. Unseres Erachtens haben die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft bereits etwas abgenommen, und die Inflationserwartungen sollten wieder anziehen, sobald die
tatsächlichen Inflationsraten im späteren Jahresverlauf
nach oben tendieren. Beides dürfte sich in etwas höheren
Renditen am langen Ende der Bundkurve widerspiegeln.
Gleichzeitig wird ihr Anstieg jedoch durch das Wertpapierkaufprogramm der EZB begrenzt. Da sie ihre Staatsanleihekäufe gemäß Eigenkapitalschlüssel auf die einzelnen Mitgliedsländer verteilt, würde jede Ausweitung des
Programms eine weitere Verknappung insbesondere von
Bundesanleihen nach sich ziehen. Zwar gehen wir nicht
von einer Aufstockung der monatlichen Volumina aus.
Jedoch halten wir eine Fortsetzung der Käufe auch über
März 2017 hinaus für wahrscheinlich.
April / Mai 2016
Seite 7
Volkswirtschaft im Fokus
Aktien
Aktienmarkt Deutschland
DAX (Indexpunkte)
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2011
Wertentwicklung
DAX
von
bis
2012
08.04.10
08.04.11
16,93%
2013
08.04.11
08.04.12
-6,12%
2014
08.04.12
08.04.13
13,10%
2015
2016
08.04.13
08.04.14
23,86%
2017
08.04.14
08.04.15
26,82%
08.04.15
08.04.16
-20,05%
Quellen: Deutsche Börse AG, Prognose DekaBank
Kurs-Gewinn-Verhältnis DAX
16
12
8
4
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2015
2016
Quellen: Factset, DekaBank
Preis-Buchwert-Verhältnis DAX
2,0
1,5
1,0
0,5
2011
2012
2013
2014
Quellen: Factset, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Aktienmarkt
0 8.0 4.20 16
vor 1 Monat
vor 1 Jahr
9.622
9.693
12.036
DAX (Indexp.)
DAX (Veränd. in % seit …)
Prognose DekaBank
DAX (Indexp.)
Kennzahlen*
DAX
in 3 Mon.
-0,73
-20,05
in 6 Mon.
in 12 Mon.
10.500
10.000
10.500
Kurs-Gew.-
Kurs-Buchw.-
Dividenden-
Verhältnis
Verhältnis
rendite %
12,18
1,42
3,39
* Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate
Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank
Im Fokus
Die Erholung an den Aktienmärkten hatte sich im März
nach einem enttäuschenden Jahresstart zunächst fortgesetzt, unterstützt von einer leichten Besserung der Stimmungsindikatoren. So hat das deutsche ifo Geschäftsklima beispielsweise wieder nach oben gedreht. Zurückhaltende Kommentare von Seiten der Fed und des IWF über
die Entwicklung der Weltkonjunktur schürten jedoch
Sorgen über den weiteren Konjunkturausblick, sodass
Kursgewinne wieder verloren gingen. Vor allem im Bankensektor haben Bedenken über steigende Kreditrisiken
und nachgebende Gewinne kräftige Kurskorrekturen nach
sich gezogen. Mit Blick auf die beginnende Quartalsberichtssaison wurden inzwischen wieder geringere Gewinnerwartungen eingepreist. Doch gerade deutsche
Unternehmen sollten für das abgelaufene recht starke
Quartal ordentliche Zahlen vorlegen können.
Perspektiven
Die deutsche Volkswirtschaft kann sich der Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern nicht entziehen
und wird unseren Schätzungen zufolge leicht an Dynamik
einbüßen. Auch die über die Stimmungsindikatoren abgefragten Geschäftserwartungen der Unternehmen signalisierten zuletzt eine leichte Eintrübung. Dennoch sind
die konjunkturellen Rahmenbedingungen insgesamt
nach wie vor als solide einzustufen. Die Unternehmen
kommen mit dem wirtschaftlichen Umfeld noch gut zurecht. Die Bilanzen befinden sich in einem sehr guten
Zustand, und Firmen mit Zugang zum Kapitalmarkt können sich an den Anleihemärkten weiterhin zu äußerst
vorteilhaften Konditionen finanzieren. Die operative
Entwicklung hat sich leicht eingetrübt, verläuft aber zufriedenstellend, und die Profitabilität der Unternehmen
verharrt auf hohem Niveau. Die extrem expansive Geldpolitik der EZB bleibt eine zentrale Stütze für den Aktienmarkt. In den USA dürften die Erwartungen bezüglich der
Leitzinserhöhungen in den kommenden Monaten noch zu
keiner wesentlichen Veränderung der monetären Rahmenbedingungen führen. In Euroland wird die Liquidität
sogar noch massiv ausgeweitet, sodass hier für einen
sehr langen Zeitraum mit geldpolitischem Rückenwind zu
rechnen ist. Der deutsche Aktienmarkt bleibt im Vergleich
zu anderen Märkten fundamental solide unterstützt. Wir
rechnen trotz des turbulenten Jahresauftakts mit Kursanstiegen insbesondere im ersten Halbjahr. Anleger
sollten sich aber im Jahresverlauf auf anhaltend hohe
Schwankungen einstellen und insgesamt für das Gesamtjahr keine zu hohen Renditeerwartungen haben.
April / Mai 2016
Seite 8
Volkswirtschaft im Fokus
Aktien
Aktienmärkte Welt
USA: S&P 500 (Indexpunkte)
2200
1800
1400
1000
2011
2012
Wertent- von 08.04.10
wicklung bis 08.04.11
11,95%
S&P 500
2013
2014
08.04.11
08.04.12
5,26%
2015
08.04.12
08.04.13
11,80%
2016
08.04.13
08.04.14
18,48%
2017
08.04.14
08.04.15
12,42%
08.04.15
08.04.16
-1,65%
Quellen: Factset, Prognose DekaBank
USA: Kurs-Gewinn-Verhältnis S&P 500
Japan
Schwache Makrodaten sowie eine zuletzt sehr deutliche
Aufwertung des handelsgewichteten Yens erhöhen den
Handlungsdruck für die Bank of Japan. Diese bewahrte
bislang, nach der verunglückten Leitzinssenkung Ende
Januar dieses Jahres, ihre abwartende Haltung. Jedoch
ist für den nächsten Zinsentscheid Ende April eine Ausweitung des Kaufprogramms wahrscheinlich geworden.
Die Erwartung einer weiteren geldpolitischen Lockerung
sowie das globale Aktienmarktumfeld dürften die wichtigsten Stützen für den japanischen Aktienmarkt sein.
Aus fundamentaler Sicht ist die Lage bei japanischen
Aktien weiterhin fragil.
18
16
14
12
10
2011
2012
2013
2014
2015
USA
Die Konjunkturentwicklung in den USA verläuft insgesamt etwas schleppender als erhofft, bleibt aber weiterhin verhalten positiv. Vor allem der Arbeitsmarkt zeigt
sich robust. Erfreulicherweise hat der ISM Index für das
verarbeitende Gewerbe, das zuletzt doch eher schwach
war, wieder deutlich nach oben gedreht. Dennoch, die USUnternehmen kämpfen mit rückläufigen Gewinnen, und
auch im ersten Quartal dieses Jahres werden die Gewinne
gegenüber dem Vorjahresquartal geschrumpft sein. Der
Aktienmarkt wird aber unterstützt von einer sehr vorsichtig agierenden Fed. Die Vorsitzende Janet Yellen ist bei
ihren letzten Auftritten zunehmend dovish aufgetreten
und hat die Erwartungen an Zinserhöhungen vor allem
mit Rücksicht auf die Risiken für die Weltkonjunktur
spürbar in Richtung der zweiten Jahreshälfte verschoben.
2016
Quellen: Factset, DekaBank
Japan: Topix (Indexpunkte)
1800
1500
1200
900
600
2011
2012
Wertent- von 08.04.10
wicklung bis 08.04.11
-13,47%
TOPIX
2013
2014
08.04.11
08.04.12
-3,21%
2015
08.04.12
08.04.13
33,43%
2016
08.04.13
08.04.14
6,61%
2017
08.04.14
08.04.15
35,24%
08.04.15
08.04.16
-18,94%
Quellen: Factset, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Aktienmarkt
S&P 500 (Indexp.)
0 8.0 4.20 16
2.048
S&P 500 (Veränd. in % seit …)
Prognose DekaBank
in 3 Mon.
vor 1 Monat
1.979
3,5
in 6 Mon.
S&P 500 (Indexp.)
2.000
1.950
TOPIX (Indexp.)
1.400
1.200
Kennzahlen*
Kurs-Gew.- Kurs-Buchw.Verhältnis
Verhältnis
vor 1 Jahr
2.082
-1,6
in 12 Mon.
1.950
1.200
Dividendenrendite %
S&P 500
16,5
2,6
2,3
TOPIX
13,4
1,1
2,3
* Konsensschätzung auf Basis der kommenden zwölf Monate
Quellen: Factset, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Der US-Aktienmarkt wird sich in den kommenden Monaten nur unterdurchschnittlich entwickeln. Marktbelastend
wirken die abnehmende Gewinndynamik und die hohe
Bewertung. Unverhoffte Unterstützung bietet dagegen
die sehr vorsichtig agierende Notenbank. In Japan
schwächt sich das Gewinnwachstum der Unternehmen
ab, und die Aktienbörse bleibt durch die Eingriffe der
Zentralbank stark verzerrt. Problematisch ist, dass die
Skepsis der Anleger hinsichtlich der mittelfristigen Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen zunimmt und
Vertrauen verloren geht. Wir bleiben der Region gegenüber zurückhaltend.
April / Mai 2016
Seite 9
Volkswirtschaft im Fokus
Emerging Markets
Emerging Markets
Im Fokus
Die Kurse von EM-Aktien und EM-Renten haben sich seit
Mitte Februar kräftig erholt. Wichtigster Treiber war die
Stabilisierung der Rohstoffpreise. Zudem sind die Sorgen
um China gesunken, nachdem sich das Tempo der Kapitalabflüsse stark verlangsamt und die Regierung zusätzliche Maßnahmen zur Stützung des Wachstums in Aussicht
gestellt hat. Auch die Notenbanken haben erneut ihren
Teil beigetragen, um die Stimmung an den Kapitalmärkten zu heben. Die Fed hat die Risiken für Weltwirtschaft
und Finanzmärkte so stark betont, dass wir nur noch
einen Zinsschritt im laufenden Jahr erwarten. Die EMRentenmärkte profitierten zudem von der besseren
Stimmung in Brasilien, da dort die Hoffnungen auf einen
vorzeitigen Regierungswechsel gestiegen sind. Die positive Marktentwicklung wird allerdings nicht durch eine
nachhaltige Aufhellung des Konjunkturausblicks gestützt, auch wenn die Einkaufsmanagerindizes im März
gestiegen sind. Spätestens wenn im Herbst der nächste
US-Zinsschritt erfolgt, dürften EM-Anlagen wieder unter
Druck kommen. Kurzfristig ist jedoch noch Raum für
Kursgewinne.
Aktien: MSCI Emerging Markets (Performanceindex)
2200
2000
1800
1600
1400
2011
Wertentwicklung
MSCI EM
2012
von 08.04.2010
bis 08.04.2011
19,32%
2013
08.04.11
08.04.12
-11,63%
2014
08.04.12
08.04.13
0,05%
2015
08.04.13
08.04.14
3,44%
2016
08.04.14
08.04.15
3,75%
08.04.15
08.04.16
-17,71%
Quellen: MSCI, DekaBank
Renten: EMBIG-Spread (Basispunkte)
600
500
400
300
200
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Renten: Performanceindizes EMBIG und GBI
140
120
100
80
2011
2012
2013
2014
EMBIG (Jan. 2011 =100)
2015
2016
GBI (Jan. 2011 =100)
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
1694
% ggü.
Vormon.
3,9
EMBIG Performanceind.
706
2,3
5,2
2,7
GBI Performanceindex
251
5,2
9,8
-3,8
485
0,2
2,2
1,9
6293
2,8
-1,1
-5,2
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
410
460
450
Emerging Markets
MSCI Emerging M. TR
0 8.0 4.20 16
% ggü.
Jahresanf.
3,3
% ggü.
Vorjahr
-17,7
zum Vergleich:
REXP Performanceind.
MSCI World TR
Prognose DekaBank
EMBIG Spread (Basisp.)
442
Quellen: MSCI, Bloomberg, DekaBank
Perspektiven
Aufgrund des schwachen Wirtschaftswachstums werden
die Notenbanken in weiten Teilen Asiens und Mitteleuropas die Leitzinsen niedrig halten und teilweise noch weiter senken. Dadurch reduziert sich der Zinsabstand, und
EM-Währungen verlieren gegenüber dem US-Dollar an
Attraktivität. Ein weiterer Belastungsfaktor ist der schwache Wachstumsausblick. Überkapazitäten in vielen Bereichen des Rohstoffsektors, ein schwächeres Kreditwachstum sowie der Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft dürften noch für einige Jahre belasten. In vielen
Ländern kommen politische Probleme hinzu, die dafür
sprechen, dass der Reformprozess nicht so bald an
Schwung gewinnt. Der Ratingtrend ist seit einiger Zeit
negativ, und wir erwarten für die kommenden zwölf Monate mehr Herabstufungen als Heraufstufungen. Trotz
der verschlechterten Wachstumsaussichten sehen wir
keine Wiederholung der EM-Krisen, die Ende der Neunzigerjahre und Anfang des neuen Jahrtausends zu beobachten waren. Denn die Länder machen nicht mehr den
Fehler, ihre Währung an den US-Dollar zu koppeln. Flexible Währungen verhindern, dass sich massives Abwertungspotenzial aufbaut. Zudem ist die Fälligkeitsstruktur
der Auslandsverschuldung deutlich verlängert worden,
und hohe Währungsreserven stärken die Liquiditätsposition der meisten Länder.
April / Mai 2016
Seite 10
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-USD
Im Fokus
Der Euro hat sich im März gegenüber dem US-Dollar von
seiner starken Seite gezeigt und wertete von 1,08 EURUSD bis auf 1,14 EUR-USD auf. Dabei wirkten die Nachrichten aus Euroland zumindest stabilisierend auf den
Euro. Die Stimmungsindikatoren deuten auf ein solides
Wachstum im ersten Quartal hin, und die Arbeitslosenquote in Euroland ist auf den niedrigsten Stand seit August 2011 gefallen. Wichtiger als die Daten aus Europa
waren jedoch die Nachrichten aus den USA für die EURUSD-Wechselkursentwicklung. Die Präsidentin der USNotenbank Janet Yellen hat wiederholt betont, dass die
US-Notenbank sehr vorsichtig und abwartend mit Blick
auf den Leitzinserhöhungspfad agieren werde. Von diesen Äußerungen konnte der Euro unmittelbar profitieren.
Wechselkurs EUR-USD
1,5
1,4
1,3
1,2
1,1
1,0
0,9
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Perspektiven
Für den Euro erwarten wir mit Blick auf die fundamentalen Faktoren gegenüber dem US-Dollar bis Ende 2017
eine schwache Entwicklung. Wir rechnen mit einem zunehmenden Zinsvorsprung von US-Treasuries gegenüber
deutschen Bundesanleihen. Zudem sind die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft günstiger als für Euroland. Grundsätzlich stützend für den Euro ist dagegen die
von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten
Aufschwungs in Euroland, die die südeuropäischen Sorgenkinder mit einschließt. In den USA hat die Notenbank
2015 Jahr das Anleihekaufprogramm beendet. Die USLeitzinswende ist im Dezember 2015 erfolgt, während die
Europäische Zentralbank frühestens Ende 2018 die erste
Leitzinserhöhung beim Einlagensatz vornehmen wird.
Entsprechend belastet die Geldpolitik den Euro noch für
längere Zeit spürbar.
Zinsdifferenz* 2-jähriger Staatsanleihen (Basispunkte)
200
100
0
-100
-200
-300
-400
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
*Bundesanleihen minus Treasuries
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Tausende
Nettopositionierung der Spekulanten*
100
50
0
-50
-100
-150
-200
-250
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* Euro-Futures; in Tsd. Kontrakten
Quellen: CFTC, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8.0 4.20 16
in 3 Mon.
in 6 Mon.
in 12 Mon.
Wechselkurs EUR-USD
1,14
1,12
1,10
1,05
Zinsdiff. 2J (Basisp.)
-121
-120
-140
-180
Zinsdiff. 10J (Basisp.)
-162
-160
-160
-185
EZB Leitzins (%)
0,00
0,00
0,00
0,00
Fed Leitzins (%)
0,25-0,50
0,25-0,50
0,50-0,75
0,75-1,00
Konjunkturdaten
20 15
20 16 P
20 17P
EWU Bruttoinlandsprod. (% ggü Vorj.)
1,6
1,5
1,5
USA Bruttoinlandsprod. (% ggü. Vorj.)
2,4
2,0
2,3
EWU Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,0
0,3
1,5
USA Inflation (% ggü. Vorjahr)
0,1
1,1
2,6
Quellen: Bloomberg, EZB, Fed, Bureau of Economic Analysis,
Bureau of Labor Statistics, Eurostat, DekaBank
April / Mai 2016
Seite 11
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-AUD / EUR-CAD
Wechselkurs EUR-AUD
1,6
1,4
1,2
1,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8 . 0 4 . 2 0 16
W echselkurs EUR-AUD
1,51
Forwards
Hedge-Ertrag* (%)
in 3 Mon.
1,49
1,42
1,52
1,53
1,55
-1,4
-2,8
-0,7
Zinsdiff. Bunds zu austral. Anleihen
in 6 Mon. in 12 Mon.
1,47
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
2 Jahre (Basispunkte)
-234
-235
-245
-285
10 Jahre (Basispunkte)
-108
-230
-235
-250
EZB Leitzins (%)
RBA Leitzins (%)
0,00
2,00
0,00
2,00
0,00
2,00
0,00
2,25
EUR-AUD
Im Vergleich zu Anfang März hat sich der Euro gegenüber dem australischen Dollar nicht nennenswert verändert. Er liegt bei 1,51 EUR-AUD. Weder die Nachrichten
aus Australien noch aus Europa gaben dem Wechselkurs
eine klare Richtung. In Euroland weisen die Stimmungsindikatoren wie auch die Produktionszahlen auf ein ordentliches Wachstum im ersten Quartal hin. Allerdings
ist die Inflationsrate derzeit sogar negativ. Eine vergleichbare Entwicklung war in Australien zu beobachten.
Die Konjunkturdaten signalisieren ein solides Wachstum
im ersten Quartal. Allerdings bleibt der Inflationsdruck
schwach ausgeprägt. Mit der Leitzinswende in Australien
ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen, sondern erst
im Frühjahr 2017. Die erwarteten unterschiedlichen
geldpolitischen Wege zwischen der EZB und der australischen Zentralbank dürften aber mittelfristig den Euro
gegenüber dem australischen Dollar abwerten lassen.
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
Quellen: EZB, Res. Bank of Australia, Bloomberg, DekaBank
Wechselkurs EUR-CAD
1,6
1,4
1,2
1,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
W echselkurs EUR-CAD
0 8 . 0 4 . 2 0 16
1,48
Forwards
Hedge-Ertrag* (%)
in 3 Mon.
1,47
1,45
1,49
1,49
1,50
-1,1
-2,4
-0,5
Zinsdiff. Bunds zu kanad. Anleihen
in 6 Mon. in 12 Mon.
1,47
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
2 Jahre (Basispunkte)
-108
-110
-130
-180
10 Jahre (Basispunkte)
-113
-110
-120
-145
EZB Leitzins (%)
BoC Leitzins (%)
0,00
0,50
0,00
0,50
0,00
0,50
0,00
0,50
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
Quellen: EZB, Bank of Canada, Bloomberg, DekaBank
EUR-CAD
Der Euro hat gegenüber dem kanadischen Dollar seit
Anfang März von 1,47 EUR-CAD bis auf 1,49 EUR-CAD
leicht aufgewertet. Dies lag weniger an den Konjunkturdaten aus Euroland als vielmehr an den Wirtschaftszahlen aus Kanada. Die Inflationsrate war im Februar mit 0,2 % unerwartet negativ. Daneben deuten auch die
Konjunkturdaten darauf hin, dass die Inflationsrate unerwünscht niedrig bleiben dürfte. Entsprechend wird
wohl die Leitzinswende durch die kanadische Zentralbank in diesem Jahr ausbleiben. Insofern sollte der Euro
erst dann gegenüber dem kanadischen Dollar stärker
unter Druck geraten und abwerten, wenn sich in Kanada
die erste Leitzinserhöhung abzeichnet. Bei der Europäischen Zentralbank ist weiterhin erst Ende 2018 mit der
Leitzinswende zu rechnen.
April / Mai 2016
Seite 12
Volkswirtschaft im Fokus
Währungen
Währungen: EUR-SEK / EUR-NOK
Wechselkurs EUR-SEK
9,5
9,0
8,5
8,0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8 . 0 4 . 2 0 16
W echselkurs EUR-SEK
9,29
Forwards
Hedge-Ertrag* (%)
Zinsdiff. Bunds zu schwed. Anleihen
2 Jahre (Basispunkte)
10 Jahre (Basispunkte)
EZB Leitzins (%)
Riksbank Leitzins (%)
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
9,35
9,30
9,20
9,28
9,27
9,27
0,0
0,1
0,1
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
12
15
5
-20
-39
-35
-35
-50
0,00
0,00
0,00
-0,50
-0,50
-0,50
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
EUR-SEK
Die Krone ist auch nach der erneuten geldpolitischen
Lockerung der EZB im März (u.a. Leitzinssenkung auf
0,00 %, Aufstockung der monatlichen Wertpapierkäufe)
nicht unter Druck geraten. Dafür hat die Riksbank vorgesorgt und bereits im Februar, in Antizipation der MärzMaßnahmen der EZB, ihren Leitzins von -0,35 % auf
-0,50 % gesenkt. Der EUR-SEK-Kurs hält sich recht stabil
um 9,25. Das dürfte im Sinne der Riksbank sein, die ein
Wechselkursniveau über 9,20 EUR-SEK zu favorisieren
scheint, um auch mit Hilfe einer schwachen Krone über
importierte Inflation zum Inflationsanstieg in Schweden
beizutragen. Die Riksbank dürfte somit weiterhin expansiver als die ultra-expansive EZB agieren und auf Sicht
von zwölf Monaten auf einen EUR-SEK-Kurs über 9,20
hinwirken. Ihre Geldpolitik trägt mittlerweile Früchte:
Das Wirtschaftswachstum ist stark, die Arbeitslosenquote fällt, und der Inflationsdruck nimmt zu.
0,00
-0,40
Quellen: EZB, Riksbank, Bloomberg, DekaBank
Wechselkurs EUR-NOK
10
9
8
7
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Prognose DekaBank
0 8 . 0 4 . 2 0 16
W echselkurs EUR-NOK
9,38
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
9,40
9,30
9,20
Forwards
9,42
9,45
9,50
Hedge-Ertrag* (%)
-0,3
-0,6
-1,1
Zinsdiff. Bunds zu norweg. Anleihen
2 Jahre (Basispunkte)
in 3 Mon.
in 6 Mon. in 12 Mon.
-96
-85
-85
-90
10 Jahre (Basispunkte)
-113
-115
-115
-120
EZB Leitzins (%)
Norges Bank Leitz. (%)
0,00
0,50
0,00
0,50
0,00
0,50
0,00
0,25
* bezogen auf eine Wechselkurssicherung mit Forward-Kontrakten
Quellen: EZB, Norges Bank, Bloomberg, DekaBank
EUR-NOK
Im vergangenen Monat hat sich der Ölpreis im Bereich
von 40 USD stabilisiert, was EUR-NOK in einen Seitwärtstrend um 9,40 bis 9,50 versetzt hat. Das Überangebot
am Ölmarkt dürfte sich nur langsam abbauen. Die ölproduzierenden Staaten zeigen sich noch nicht bereit, Produktionskürzungen vorzunehmen. Insofern erwarten wir
einen sehr langsamen Ölpreisanstieg bis Ende 2017 auf
etwa 50 USD. In Antizipation einer längeren Phase niedriger Ölpreise hat die Norges Bank im März ihren Kurs
deutlich gelockert, um negativen Effekten der geschwächten Ölindustrie auf die Wirtschaft des Festlands
entgegensteuern: Neben der Leitzinssenkung auf
0,50 % hat sie für 2017-2018 ein Leitzinsniveau von
0,20 % avisiert. Die Erwartung eines langsamen Ölpreisanstiegs und einer weniger expansiven Norges Bank im
Vergleich zur EZB sprechen für eine moderate Aufwertung der derzeit schwachen Krone im Prognosezeitraum.
April / Mai 2016
Seite 13
Volkswirtschaft im Fokus
Rohstoffe
Rohstoffe: Gold
Im Fokus
In den letzten Wochen gab der Goldpreis in US-DollarNotierung geringfügig nach. Für Goldanleger in Euro kam
es allerdings zu deutlicheren Wertverlusten, denn der
Euro hat gegenüber dem US-Dollar merklich zugelegt.
Ursache der Abwertung sind die verringerten Leitzinsanhebungserwartungen für die USA. Die Erwartung noch
langsamerer Zinsanstiege wirkt stützend auf den Goldpreis: Zum einen sind die Zuflüsse in Gold-ETFs anhaltend stark, zum anderen bauen die spekulativ orientieren
Goldmarktteilnehmer (Managed Money) ihre Netto-LongPositionen kräftig auf. Wir revidieren unsere Goldpreisprognose nach oben und erwarten einen schwächeren
Preisrückgang als noch vor einem Monat. Denn für die
US-Notenbank Fed prognostizieren wir nunmehr für dieses und nächstes Jahr je eine Zinsanhebung weniger.
Dies erhöht die mittelfristigen Inflationsgefahren für die
USA und damit auch unsere Erwartung für den Goldpreis.
Gold (Preis je Feinunze)
1800
1600
1400
1200
1000
800
600
2011
EUR
2012
2013
USD
2014
2015
2016
2017
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Nettopositionierung der Spekulanten*
250
200
150
100
50
0
-50
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank
Physisches Angebot und Nachfrage*
1300
1200
1100
1000
900
2011
2012
2013
2014
Physisches Angebot
2015
2016
Physische Nachfrage
* in Tonnen; Quellen: World Gold Council, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Edelmetalle
0 8.0 4.20 16
vor 1 Mon.
vor 1 Jahr
Gold (EUR je Feinunze)
1087
1148
1112
Gold (USD je Feinunze)
1241
1265
1203
15
Silber (EUR je Feinunze)
13
14
Silber (USD je Feinunze)
15
15
Prognose DekaBank
16
in 3 Mon.
in 6 Mon.
Gold (EUR je Feinunze)
1060
1050
1040
Gold (USD je Feinunze)
1190
1150
1090
Quellen: Bloomberg, DekaBank
in 12 Mon.
Perspektiven
Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt
der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Im
Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der
Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank
stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise ist zwar noch lange nicht beendet. Sie hat aber
an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis
verloren. Zudem hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzinserhöhungszyklus gestartet. Das wird weltweit langsam wieder zu höheren Renditen führen – selbst wenn
einige große Notenbanken (EZB, Bank of Japan) der Fed
nicht so schnell folgen werden. Im Zuge dessen wird Gold
weiter an Wert verlieren, wenngleich nur noch in moderatem Tempo. Stützend wirkt, dass die Notenbanken in
vielen Schwellenländern ihre Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven weiterhin aufstocken.
Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer
aktiv waren. Zudem verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker von Nordamerika und Europa nach
Asien, insbesondere wegen des steigenden Wohlstands
der dortigen Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir
dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.
April / Mai 2016
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Volkswirtschaft im Fokus
Rohstoffe
Rohstoffe im Überblick
DJUBS Rohstoffpreisind. (Jan. 2011 = 100)
150
100
50
0
2011
2012
2013
2014
2015
Industriemetalle
Edelmetalle
2016
Energie
Agrar
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Nettopositionierung* der Spekulanten
2000
1600
1200
800
400
0
2011
2012
2013
2014
2015
2016
* in Tsd. Kontrakten; Managed Money, Quellen: CFTC, ICE, LME,
Bloomberg, DekaBank
Tops und Flops der letzten vier Wochen*
10%
5%
0%
-5%
Blei
Kupfer
Palladium
Kakao
Zucker
WTI
Brent
Sojabohnen
Erdgas
Baumwolle
-10%
* Veränderungsrate in %; Quellen: Bloomberg, DekaBank
Wichtige Daten im Überblick
Rohstoffe
0 8.0 4.20 16
Veränderungsraten in %
ggü. Vormon.
ggü. Vorjahr
DJUBS Energie
32,1
4,1
-38,9
DJUBS Industriemet.
90,2
-3,8
-23,2
167,8
-1,2
0,0
53,1
1,5
-9,0
DJUBS Edelmetalle
DJUBS Agrar
Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank
Im Fokus
Die Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen Wochen stabilisiert, nicht mehr und nicht weniger. Während
Energie- und Agrarrohstoffe im Preis zulegten, haben
sich Edelmetalle und Industriemetalle etwas verbilligt.
Insgesamt passt das zu unserem Bild der Bodenbildungsphase, die noch einige Monate anhalten und auch starke
Schwankungen mit sich bringen kann. Seit Jahresanfang
und verstärkt seit März setzen die Finanzinvestoren (Managed Money) immer mehr auf steigende Rohstoffpreise,
sie bauen also Netto-Long-Positionen auf. Dies betrifft
alle Rohstoffbereiche und trägt zur Preisstabilisierung
bei. Die Erwartung setzt sich immer stärker durch, dass
irgendwann wieder Knappheit und steigende Preise an
den Rohstoffmärkten auftreten werden. Damit ist bei den
Preisen der erste Schritt in Richtung Trendumkehr getan.
In einem nächsten Schritt, der nun zu beginnen scheint,
wird das Rohstoffangebot beschränkt (weil aufgrund der
niedrigen Preise Investitionen verschoben oder sogar
aktive Produktionskapazitäten stillgelegt werden), während die Rohstoffnachfrage weiter solide zunimmt.
Dadurch werden Lagerbestände von Rohstoffen abgebaut
– allererste Anzeichen hierfür gibt es jetzt bei Energierohstoffen und Industriemetallen. Das alles findet noch in
der volatilen Bodenbildungsphase der Preise statt. In
einem nächsten Schritt, den wir für Ende 2016 bzw. 2017
erwarten, erreichen die Lagerbestände deutlich niedrigere Niveaus, während das Angebot knapper wird und die
Nachfrage weiter zunimmt. Erst dann können die Rohstoffpreise wieder nennenswert und nachhaltig steigen.
Perspektiven
Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom
Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und
Nachfrage bestimmt. Bis vor einigen Jahren wurden die
Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses dominiert. Die bis zur Finanzkrise
deutlich gestiegenen Preise haben damals eine Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. Inzwischen wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen so
spürbar ausgeweitet, dass nicht nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden kann, sondern zunehmend Überkapazitäten entstanden sind. Die Folge ist ein
seit ein paar Jahren herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise. Dieser dürfte sich im Prognosezeitraum bis
2017 seinem Ende zuneigen. Das inzwischen niedrige
Preisniveau bewirkt, dass die Investitionstätigkeit stark
ausgebremst wird. In Verbindung mit der anhaltenden
Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage werden die
Rohstoffpreise daher längerfristig wieder steigen. Die
Anlageklasse Rohstoffe eignet sich als Beimischung in
einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke
Preisschwankungen auftreten können.
Volkswirtschaft im Fokus
Szenarien
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Szenarien
Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 70 %)
• Weltwirtschaft: Moderates Wachstum von 3 bis 3,5 %.
Emerging Markets sind auf flacheren Wachstumspfad
eingeschwenkt. Industrieländer wachsen gemächlich.
• Euroland: Die Währungsunion liegt mit Blick auf ihre
wirtschaftliche Entwicklung zwischen Japan und den USA.
Reformen der Krisenländer tragen langsam Früchte. Rückenwind durch globales Wachstum, Euro-Abwertung
und Energiepreisrückgänge lässt langsam nach.
• Deutschland: Sorgen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten Unternehmen
von größeren Investitionen ab. Allgemeine Verfassung
der Volkswirtschaft, insbesondere des Arbeitsmarktes, ist
aber noch gut.
• Inflation: Hohe Arbeitslosigkeit und Rohstoffpreisrückgänge sorgen für unerwünscht niedrige Inflationsraten in
Euroland. In den USA steigende Inflationsraten dank
sinkender Arbeitslosigkeit.
• Geldpolitik: Ende der ultra-expansiven Geldpolitik ist in
Euroland und Japan noch nicht absehbar. US-Notenbank
Fed hat im Dezember 2015 als erste große Notenbank
mit Leitzinserhöhungen begonnen. Die Dynamik der
Erhöhungen bleibt aber extrem moderat und datenabhängig.
• Finanzmärkte: Leichte Verluste an Rentenmärkten
angesichts steigender Renditen. Aktienkurse dürften in
Euroland angesichts der schwächeren globalen Wachstumsaussichten nur noch moderat steigen, und dies bei
starken Schwankungen. Aktienmärkte in den USA und
Japan sollten sich bestenfalls seitwärts bewegen mit
ebenfalls hoher Volatilität.
• Geldanlage: Steigende Unsicherheit im Zuge der beginnenden US-Leitzinserhöhungen erhöht Schwankungsanfälligkeit der Wertpapiermärkte. In diesem Umfeld sind
eine breite Streuung der Geldanlagen und regelmäßiges
Sparen sinnvoller denn je.
Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 20 %)
• Sanfter Ausstieg der Notenbanken (insbesondere USNotenbank) aus ultra-expansiver Geldpolitik misslingt.
Starke Zinsanstiege insbesondere am langen Ende als
Auslöser einer Vollbremsung bei Konsum und Investitionen. Resultat: ausgeprägte Wachstumsabschwächung,
womöglich erneute Rezession.
• Ausgeprägte und dauerhafte Wachstumsabschwächung in China und anderen großen Emerging Markets
mit der Folge einer globalen Rezession.
• Reform- und Anpassungsprozess in Euroland gerät
bspw. wegen der Flüchtlingskrise ins Stocken. Entsprechende Verunsicherung der Unternehmer und Konsumenten als Auslöser einer tiefen Rezession in Euroland.
Weitere Verschärfung durch zu erwartende Finanzmarktreaktionen und deren negative Auswirkungen auf den
Bankensektor. Mangels fiskalischer Gegensteuerungsmöglichkeiten längere Dauer eines solchen erneuten
konjunkturellen Einbruchs, danach zähe Erholung.
• Weitere Ausweitung der Krisen in Syrien und in der
Ukraine könnte den alten Ost-West-Konflikt erneut aufleben lassen. Folge wären eine globale Verunsicherung
sowie spürbare Handelshemmnisse mit wachstumsbremsenden Effekten.
• Deflation, also dauerhaftes Abgleiten der Inflationsraten in negatives Terrain. Folge wären Rückgänge der
Aktienkurse und des Goldpreises, Sorgen um die Schuldentragfähigkeit, ausgeprägte Konjunkturschwäche,
Wiederausbruch der Eurokrise.
Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %)
• Niedrigzinsen und gestiegenes Vertrauen führen zu
schnellem und kräftigem Aufschwung in Europa und USA.
• Überraschend starke Wachstumsdynamik in den
Emerging Markets mit positiver Sogwirkung für globale
Wirtschaft.
Volkswirtschaft im Fokus
April / Mai 2016
Seite 16
Redaktionsschluss: 11.04.2016
Herausgeber:
Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater:
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