Klangkunst im öffentlichen Raum - ihr Beitrag zur raumplanerischen Praxis Ein ästhetisches Erleben urbaner Landschaften kann die Erfahrung sinnlicher Qualität der uns umgebenden Umwelt, ihres Beziehungsgefüges und Erinnerungsgehaltes begünstigen. Gerade die öffentlichen Räume werden von Menschen durch ihre Bewegung, visuelle Erscheinung und Lautäußerung zu bedeutungstragenden Orten gemacht. Die Klangkunst als künstlerische Form verfolgt ein ähnliches Ziel: Sie möchte sensibilisieren, das Erleben der Stadt neu gestalten, uns aus der alltäglichen Abstumpfung der Sinne herausholen, aufwecken, uns dazu einladen, zu assoziieren, unsere Stadt, uns umgebende Geräusche, Bilder, Atmosphären wahrzunehmen und zu diskutieren. In dem vorliegenden Vortrag wird anhand ausgewählter Beispiele die Frage erläutert, wie klangkünstlerische Praxis öffentliche Räume aufnimmt / inkorporieret, welche Wahrnehmungsspannungen erzeugt werden und wie semantische Systeme konkreter Örtlichkeiten verändert werden. Die Dominanz des Visuellen und ein damit in Zusammenhang stehendes Ignorieren anderer Sinne beschränken das Potenzial raumbildender und urbaner Praxis. Barbara Barthelmes betont, dass ein Ort beziehungsweise ein Kontext nur dann erfahrbar ist, wenn sowohl seine räumlichen, plastischen beziehungsweise visuellen Dimensionen berücksichtigt werden wie auch seine klanglichen, symbolischen und historischen. »Und diese Erfahrung ist konkret, wird an den haptischen Qualitäten einer Mauer, an der Dichte und Ausdehnung einer Fläche, der emotionalen Wirkung einer Farbe, am Klang, der durch den Körper hindurchgeht, an dessen physikalischer Ausdehnung erlebt und wahrgenommen.« (Barthelmes 2010, S.164.) In der heutigen Raumplanungspraxis werden die auditiven Elemente der Stadt nicht in ihrer Vielfalt berücksichtigt, das breite Spektrum ihrer Möglichkeiten wird bei weitem nicht wahrgenommen. Blicken wir in die Vergangenheit, werden wir feststellen, dass der Klang eine wichtige Informationsquelle mit semiotischer Bedeutung darstellte. »… to the inhabitants of European towns and cities in the seventeenth, eighteenth and nineteenth centuries, the auditory environment constituted a semiotic system. Sound was a vital element within an urban information system without radio, television or newspapers. … it formed part of people’s way of navigating in time, space and in the social world of the city« (Garrioch 2003, p. 6). Die aus der Zeit der Industrialisierung hervorgegangenen technologischen Entwicklungen produzierten neue Geräusche, die langsam die „alten“ Klänge übertönten. Welche eigenen Logiken, unvorgesehenen Beziehungen, Möglichkeiten und Potenziale kommen durch die Aufstellung der Klangkunst im öffentlichen Raum zum Vorschein? Welche Auswirkung haben Stadtideen, welche KünstlerInnen kreieren, auf die Stadtplanung? Welche Interdependenzen ergeben sich? Berthelmes Barbara, Ort-Situation-Event, Klangkunst als Site Specific Art, in: Kiefer Peter (Hrsg.), Klangräume der Kunst, Kehrer Verlag, Heidelberg 2010, S.161-168. Garrioch David, Sounds of the City: The Soundscape of Early Modern European Town, in: Urban History, 30(1), Cambridge University Press, 2003, S. 5–25.
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