e x p e r i m e n t e l l e r r a u m 1 + 2 e x r 1 + 2 Dichte Packung Recherche • Analyse • Kreation ••• Räume und Dinge bilden ein System, dem wir einerseits ausgesetzt sind, das wir andererseits, insbesondere in unserer Rolle als Gestalter, aber auch aktiv prägen. Das Agieren im Feld der Gestaltung und das Jonglieren mit den Elementen dieses Systems ist dabei von tradierten Mustern und Werten beeinflusst, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, um zu einer bewussten eigenen Haltung zu finden. ••• Einfachheit, Klarheit und Ordnung sind im Wertekanon der Architektur und des Designs immer noch auf den oberen Rängen platziert. Dagegen wird Dichte, verstanden als hohe und höchste Komplexität, häufig als das 'wilde Sorgenkind' der Gestaltung angesehen, dessen unfassbare Unmäßigkeit es zu vermeiden, zumindest aber zu beherrschen gilt, um nicht im Orkus des Chaos zu versinken. Andererseits erleben wir uns in einer hochkomplexen Welt, die für uns als Gestalter gerade in ihrer Dichte ein pulsierendes, lebendiges und inspirierendes Feld bildet. Die Vielzahl möglicher Verweisungsketten beansprucht uns zwar, wird aber zur Bereicherung, wenn wir sie zu nutzen verstehen. In dieser Lesart wird Komplexität die Grundlage einer leichten, spielerischen und unangestrengten Gestaltung, die voller Spannungsmomente und Erlebnisfacetten ist. Die Lage ist also verwirrend offen. Daher widmen wir uns in diesem Semester den Chancen (und Risiken) hochkomplexer Gestaltungssysteme, und zwar in der Beobachtung, der Theoriebildung und in der entwurflichen Praxis. Ausgangspunkt dabei ist folgende Arbeitshypothese: Bei der Gestaltung von Räumen und Dingen bietet eine hohe Dichte der verwendeten Elemente und der zwischen diesen untereinander und den Benutzern entstehenden Beziehungsgefüge eine adäquate Antwort auf unsere komplexen Lebenswirklichkeiten. Die Vielschichtigkeit dieses Gestaltungsansatzes ermöglicht eine Vielfalt der Lesarten und ist damit Ausgangspunkt von Identifikation, Teilhabe und lustvollem Umgang mit der Welt. Raum wird zum Ereignis ! ••• In drei Experimenten / Übungen sind unterschiedliche Aspekte des Themas zu bearbeiten. Ausgangs- und Zielpunkt aller Übungen ist der Raum, wobei auch Objekte im Raum mitgedacht werden können. ••• warm- up Begriffsklärung : In welchem Sinn können wir im Zusammenhang mit Raum von 'Dichte' sprechen ? Was ist Komplexität ? Was ist das Gegenteil von Komplexität (Simplizität / Ordnung / ...) ? Wann empfinden wir einen Raum als komplex gestaltet und warum ? In welchem Zusammenhang steht die Dichte der Dinge mit der Wahrnehmungskompetenz des Betrachters ? In welchen anderen (nicht- Wissenschaftstheorie, Soziologie, Komplexitätsbegriff nachgedacht ? architektonischen) Philosophie, Zusammenhängen Informatik, Kunst ...) (Mathematik, wird über den ••• Übung A • Recherche Wo finden wir komplex gestaltete Räume und Dinge ? Unter welchen Gesichtspunkten erleben wir eine hohe Dichte ? Sind komplexe Systeme visuell abnutzungsresistent ? Ist Komplexität eine Bedingung von Kunst ? Geschichtliche Rückblicke (Barock, Manierismus, Postmoderne ...) ... p r o f . j e n s w e n d l a n d w i n t e r s e m e s t e r 2 0 1 5 / 2 0 1 6 e x p e r i m e n t e l l e r r a u m 1 + 2 e x r 1 + 2 ••• Übung B • Analyse Mit welchen Maßnahmen lässt sich Wahrnehmungsdichte erzeugen (Schichtungen, Netze, Häufungen, Ornamentierungen, Faltungen ...) ? Welche Denkmodelle der Komplexität gibt es - und welche sind gestalterisch nutzbar ? Lässt sich Komplexität messen ? Und wie ? Welche Wirkungen lassen sich mit 'dichten Packungen' erzeugen ? ... ••• Übung C • Kreation Zu erstellen ist ein Entwurf, der sich aus dem Konzept exzessiver Komplexität heraus entwickelt und atmosphärisch erlebbar dargestellt wird. ••• Die drei Übungen können sich stringent aufeinander beziehen, sich aber genauso auch sprunghaft jeweils unterschiedlichen Ansätzen zuwenden. ••• Die Dokumentation der drei Übungen erfolgt in drei unterschiedlichen Darstellungsarten, die Sie individuell den Übungen zuordnen können. 1. Sie füllen einen b 60 x h 60 x t 20 cm großen Präsentationskasten (4 mm Sperrholz, unbehandelt) 2. Sie erstellen ein „Künstlerbuch“ 3. Sie realisieren eine Rauminstallation als Collage aus Bildern, Texten, Zeichnungen, Materialien, Objekten, Projektionen ... Dabei ist es Ihnen überlassen, ob Sie eine vom umgebenden Raum losgelöste Szene entwickeln oder aber (im Sinne eines Environments) bestehende Raumsituationen in Ihr Konzept einbinden. ••• Exkurs Um komplexe Zusammenhänge erlebbar zu machen bedarf es einer Darstellungsform, die der hohen Dichte gerecht wird. Hier ist es lohnenswert, sich mit dem Thema der Diagrammatik auseinander zu setzen. So könnten beispielsweise kartografische Ordnungsmuster geeignet sein, ästhetische Phänomene darzustellen. Diagrammatische Darstellungen ermöglichen es, nicht nur einzelne Beobachtungen aufzuführen, sondern die Beziehung zwischen einzelnen Aspekten erlebbar zu machen. Dabei kann ein Diagramm, losgelöst von seinem Verweisungszusammenhang, selbst ästhetische Qualität haben. ••• Alle drei Übungen erfolgen in Einzelarbeit. Die Aufgabenstellung kann sehr frei bearbeitet werden - die zu untersuchenden Effekte sind grundsätzlicher Natur und damit in vielfältige innenarchitektonische Projektzusammenhänge übertragbar. ••• In einer abschließenden Gemeinschaftsarbeit werden alle Teilleistungen zu einer gedruckten Semesterdokumentation zusammengefasst. Alle Arbeitsphasen sind daher von Anfang an von jedem Seminarteilnehmer eigenständig umfassend zu dokumentieren ( Recherchen, Fotos, Gruppenaktionen, Interviews, Ideensammlungen, Konzeptskizzen ... ). Zu dieser Phase gehört auch die Erstellung von Textbeiträgen. ••• Leistungsumfang Es gibt keine quantitative Festschreibung des Leistungsumfangs. Sie arbeiten so, dass Sie sich weiter entwickeln und dies auch gestaltend dokumentieren. Einfach alles geben - das reicht in der Regel. p r o f . j e n s w e n d l a n d w i n t e r s e m e s t e r 2 0 1 5 / 2 0 1 6 e x p e r i m e n t e l l e r r a u m 1 + 2 e x r 1 + 2 ••• CD Am Ende des Semesters sind alle Leistungen dieses Faches mit Scans der Entwurfsskizzen, Plänen und Fotos zu dokumentieren und im PDF- oder JPG Format auf CD abzugeben. Die Abgabe der CD ist Leistungsbestandteil dieses Faches. Achten Sie dabei bitte darauf, dass jede PDF / JPG Datei nicht mehr als ca. 500 kb hat. Die CD ist in einer CD- Papierhülle abzugeben. Die CD und die Hülle beschriften Sie bitte wie folgt: Name I Matr. Nr. I Semester I exr I Dichte Packung I Winter 2015.16 ••• Datenblatt Zum Leistungsumfang des Faches gehört die Abgabe eines Din A 4 Datenblattes mit Ihrem Foto und Ihren Daten gemäß Vorlage. Bringen Sie dieses Blatt bitte zum ersten Seminartermin mit. Ich freue mich auf ein spannendes Semester ! p r o f . j e n s w e n d l a n d w i n t e r s e m e s t e r 2 0 1 5 / 2 0 1 6
© Copyright 2024 ExpyDoc