Lebensraum Wiese Der Großteil aller Wiesen und Weiden Österreichs war ursprünglich Waldland. Wiesen sind also vom Menschen geschaffenes Kulturland. Echte Naturwiesen findet man nur im Hochgebirge und Moor. Seltener im pannonischen Klimagebiet (Trockenrasen), wo das Klima ein Wachstum von Bäumen und Sträuchern nicht zulässt. Mit der Erzeugung von Sensen (etwa 800 v. Chr.) entstanden erste künstliche Wiesen, die nicht beweidet, sondern gemäht wurden. Auf Wiesen und Weiden behaupten sich nur jene Pflanzen, die dieser ständigen Mahd gut angepasst sind. Sie müssen sich auch ungeschlechtlich vermehren können, wie z. b. viele Gräser, die in den Blattachseln Ersatzsprosse entwickeln und daher nach der Mahd sogar einen dichteren Bewuchs verursachen. Auch viele auffallend blühende Wiesenpflanzen zeigen Anpassungen. Der Löwenzahn bildet vor der ersten Mahd bereits Samen aus. Andere Pflanzen bilden vorerst nur sogenannte Blattrosetten und Knospen und wachsen erst nach dem ersten Schnitt, um dann aber gleich Samen auszubilden.(Wilde Möhre). Die Herbstzeitlose blüht nach dem zweiten Schnitt, bildet ihre Samen aber erst im nächsten Jahr aus. Viele Wiesenpflanzen können mit unterirdischen Speicherorganen( Wurzelstock, Knollen, Rüben) ungünstige Bedingungen überdauern. Wiesenpflanzen und Wiesentiere bilden in einer engen Abhängigkeit voneinander die Lebensgemeinschaft Wiese. Den Anfang der Nahrungskette bilden die Pflanzen als Produzenten. Sie müssen sich in ständiger Konkurrenz um Licht, Wasser, Nährsalze und Lebensraum behaupten. Dies erreichen sie durch einen Schichtaufbau ähnlich wie im Wald. Der Sprossbereich mit oberer Krautschicht ( Obergräser und hochragende Arten Wiesenbocksbart, scharfer Hahnenfuß, Margerite ..), mittlerer Krautschicht (Untergräser, Wiesenklee, Wiesenglockenblume, Wiesenrispengras..) und unterer Schicht (Rosettenpflanzen, Gänseblümchen…) . Die Wurzelschicht unterscheidet von Flachwurzlern( Gräser)bis zur Zone der Tiefwurzler ( Löwenzahn, Doldengewächse). Diese Wiesenpflanzen liefern Nahrung für Konsumenten wie Heuschrecken, Grillen, Zikaden und Raupen, die sich von Blättern ernähren. Bienen, Hummeln, Tagfalter finden Nektar und Blütenstaub und bestäuben viele Pflanzen. Blattläuse saugen Pflanzensäfte und Regenwürmer, Ameisen, Käfer und Tausendfüßer verzehren abgestorbene Pflanzenteile Marienkäfer erbeuten Pflanzenläuse, Eidechsen und Frösche machen Jagd auf Heuschrecken, Insektenlarven und Spinnen. Maulwürfe und Vögel finden in Engerlingen, Würmern, Insekten und Maulwrufsgrillen ihre Nahrung. Annemarie Peherstorfer Nach jedem Schnitt finden die Kleintiere nicht mehr ausreichend Unterschlupf und werden von ihren Fressfeinden leichter erbeutet. Das ist günstig für das Wiederaufkommen des Pflanzenbestandes, schließlich ist durch die Mahd das Verhältnis von Pflanzen zu Pflanzenfressern ungünstig verschoben worden. Allmählich kann sich nun wieder biologisches Gleichgewicht einstellen. Die ökologischen Beziehungen bleiben aufrecht. Durch Monokulturen können sich bestimmte Pflanzenschädlinge besonders stark entwickeln. Es kommt außerdem zu einer Artenverarmung d.h. ganz bestimmte Pflanzen fehlen was wiederum zur Folge hat, dass Tiere aus diesem Lebensraum auswandern und das wirkt sich auch auf die folgenden Glieder der Nahrungskette aus. Je nach Beschaffenheit des Standortes ( Boden, Höhenlage, Klima, Grundwasserstand) entwickeln sich verschiedene Wiesentypen: Fettweise: von ihr wird viel und nährstoffreiches Futter gewonnen. Sie wird gedüngt. Sie wird bis zu sechs Mal im Jahr gemäht. Magerwiese: Sie wird nicht gedüngt und liefert wenig und nährstoffarmes Futter. Sie wird einmal im Jahr gemäht. (Blumenwiese) Streuwiese: Eine feuchte Wiese deren Nährstoffgehalt so gering ist, dass ihr Futter als Streu genutzt wird. Für verschieden Wiesen sind bestimmte Pflanzen sogenannte Leitpflanzen. Annemarie Peherstorfer
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