Paradies in Not

6. AU G U S T 2 0 1 5
Thema: Wiesen GRAFIK 35
D I E Z E I T No 3 2
Paradies in Not
Hübsch? Wohlduftend? Ja, das auch – vor allem aber ist die Wiese ein Zuhause.
Nirgendwo sonst leben so viele Pflanzen- und Tierarten wie hier.
Doch der bunte Lebensraum steht vor dem Niedergang
320
No
Rückgang
Die Themen der
letzten Grafiken:
Die Wiesen schrumpfen, und zwar rasant: Allein zwischen 2003 und
2012 mussten 252 000 Hektar Grünland Siedlungen, Ackerland und
Straßen weichen. Das entspricht etwa 100 Fußballfeldern pro Tag.
Wacken Open Air
319
318
Wasser
Flächennutzung in
in Deutschland
Deutschland 2009
2009
Flächennutzung
52,4 %
%
52,4
1,8
14,7 %
Grünlandanteil
Landwirtschaft
Landwirtschaft
(Wiesen und
und Weiden – Weiden sind
(Wiesen
Wiesen, auf denen
Wiesen,
Nutztiere gehalten werden)
Nutztiere
Glatthafer
Glatthafer
2,4
sonstige
Flächen
Videotext
13,3 %
30,1 %
Siedlungs- und
Verkehrsflächen
Wald
Strandmedizin
Wohngemeinschaft
Willkommen...
Weitere Grafiken
im Internet:
www.zeit.de/grafik
Ein Drittel aller heimischen Farn- und Blüten­
pflanzen kommt hauptsächlich in der Wiese vor.
Auf und unter den Gewächsen sowie um sie herum
tummeln sich Tiere Tausender Arten. Das ­
ökologische Gefüge ist ausgeklügelt – mit zum Teil
sehr engen Wechselbeziehungen:
Mä
nn
... auf der Frischwiese. Hier leben
Gewächse, die es weder besonders nass
noch trocken mögen. Botaniker unterscheiden Wiesentypen ­anhand der
Bodenbeschaffenheit, des Nährstoffgehalts, der Feuchtigkeit und
der dominierenden Arten.
Kleiner Fuchs
Fuchs
Kleiner
317
FetthennenBläuling
lühwürmch
eG
en
h
...
lic
Gemeines
Glühwürmchen
... nutzen hochwachsende
Gräser als geschützte ­
Aussichtsplätze: Von hier aus ­
suchen sie den Wiesenboden
nach leuchtenden – also paarungsbereiten – Weibchen ab.
WiesenWiesenBärenklau
Bärenklau
Zwerg-Bläuling
Zwerg-Bläuling
Aufrechte
Trespe
Hummel
Graswanze
Ameisen
Für
...
Blattlaus
Wespenspinne
Wespenspinne
Wiesensalbei
Heuschrecke
Heuschrecke
Junikäfer
Junikäfer
Krabbenspinne
Wildbiene
Wildbiene
AckerWitwenblume
WiesenWiesenFlockenFlockenblume
blume
HorstHorstRotschwingel
Rotschwingel
... ist die Wiese ein Bauernhof: Sie »melken« Blatt­
läuse, dabei entziehen sie
ihnen nahrhaften Pflanzensaft. Im Gegenzug schützen
sie die Läuse vor Fress­
feinden wie Marienkäfern.
enspinnen .
abb
..
r
K
Honigbiene
Honigbiene
Rotklee
Rotklee
Kleiner
Kleiner
KlapperKlappertopf
topf
Marienkäfer
Marienkäfer
HerbstHerbstlöwenlöwenzahn
zahn
Knolliger
Knolliger
Hahnenfuß
Hahnenfuß
... können ihren Körper gelb,
gelbgrün und weiß färben.
Darum sind Gänseblümchen
und Margeriten für sie ideale
»Jagdkanzeln«: Auf den Blüten
lauern sie, gut getarnt, ihren
Opfern auf.
Weinbergschnecke
Weinbergschnecke
Spitzmaus
Spitzmaus
Igel
Igel
Regenwurm
Regenwurm
Ameisen
Ameisen
Laufkäfer
Laufkäfer
mer ...
wür
n
ge
Re
Maulwurf
Maulwurf
Natürliche Speicher
Die Mahd ist ein Gemetzel
Wiesen nehmen große Mengen Kohlendioxid und Wasser auf.
So schützen sie das Klima und mindern die Hochwassergefahr.
Regelmäßiges Mähen verhindert, dass Wiesen mit Büschen und Bäumen
zuwachsen – ohne menschliches Zutun gäbe es sie also nicht. Früher
mähten Landwirte mit der Sense, heute verwenden sie bevorzugt Maschinen.
Und deren meterbreiten Messern fallen nicht nur Grashalme zum Opfer ...
Pflanzen können CO₂
in Kohlenhydrate
umwandeln und als
Stärke speichern.
Wiesen enthalten mehr Wasser als
Äcker, weil sie dauerhaft mit
Pflanzen bewachsen sind und ihr
Boden poröser ist.
100 000 Rehkitze kommen
pro Jahr bei der Mahd ums
Leben (in Deutschland)
Eine einzige Mahd tötet bis
zu 90 000 Bienen pro
Hektar
Illustration:
Andrew Timmins
Recherche:
Horst Güntheroth
... fressen vermodernde ­
Pflanzen – und düngen die
lebendigen: Ihr Kot steigert
zwar nicht die Menge der
Nährstoffe im Boden, macht
diese aber leichter verfügbar.
Quellen:
Hartmut Dierschke
et al., »Kulturgrasland«; Claus-Peter
Hutter et al.,
»Wiesen, Weiden
und anderes Grünland«; bfn.de;
ble.de; nabu.de;
3sat.de; Wikipedia;
bmel.de