Fabian Knecht _UNG 13. Juni – 08. August, 2015 Eröffnung, 13. Juni, 2015, 18 bis 21 Uhr alexander levy freut sich, mit der Ausstellung _UNG vom 13. Juni bis zum 08. August 2015 neue Arbeiten von Fabian Knecht zu präsentieren. Im Zentrum stehen fünf Arbeiten – VERACHTUNG, ENTFERNUNG, VERNEINUNG, EMPFINDUNG und BEDROHUNG, die zu einer komplexen, mit wenigen Mitteln erzeugten emotionalen und politischen Konstellation gruppiert sind. VERACHTUNG, die Einladung zur Ausstellung, besteht aus Briefumschlägen mit jeweils 1g Bombentrümmern in einem Plastikbeutel: der Staub eines Anschlags in Hillah, Irak, im März 2014 – ohne Kommentar per Post verschickt. Knechts Ausstellung bespielt – in der Einladung wie im Raum – den schmalen Grad zwischen Poesie, Politik und Unterhaltung. Der Krieg kommt zu dir; wie ein Beutel mit »Uppern«: »There is a thin line between entertainment and war.« ENTFERNUNG besteht aus einem Fahnenmast, den Knecht von einem Botschaftsgebäude entfernt hat: ein stummes, von seiner Funktion befreites Objekt, die Leerform eines Hoheitsanspruchs – »staatstragend«, heimatlos. Ohne Fahne wird der Mast zur Skulptur. Der »Ort der Macht« wird zum toten Winkel. EMPFINDUNG besteht aus einem Wasserhahn, der auf den Boden der Galerie tropft. Jeder Aufprall hallt leise nach, wird akustisch verstärkt, macht den Raum zum Klangkörper. Das tropfende Wasser wird so zur »Vanitas«, zu einer kleinen, beunruhigenden Erfahrung. Eine Taktung der Zeit. Eine Zeit, die den Raum füllt. Eine endlose Folge von Detonationen. VERNEINUNG besteht aus einer Plane, die Knecht in Bagdad installiert hat – weithin sichtbar, 8 x 3 m, auf einem hohen Gebäude, am Teayaran Square: »WAR IS NOT OVER!« Die Aufschrift variiert eine »Werbung«, die Ende 1969 von John Lennon und Yoko Ono weltweit auf Billboards veröffentlicht wurde. Die Botschaft: »WAR IS OVER! If You Want It – Happy Christmas from John and Yoko«. Lukas Toepfer alexander levy rudi-dutschke-str. 26 | d-10969 berlin telefon: +49-30-25 29 22 21 | fax: +49-30-25 29 22 76 email : [email protected] | www.alexanderlevy.net Fabian Knecht ist ein deutscher Aktionskünstler. Er ist 1980 in Magdeburg geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Mit seiner Kunst verfolgt er einen konsequenten, kompromisslosen Weg, der Irritationen hervorruft, im monotonen Fluss des Alltags einen Ausnahmezustand markiert und an gesellschaftlichen Denkweisen kratzt. Zum Ausdruck kommt dies in seinen präzise gesetzten, temporären Aktionen, die er an spezifischen, teils historisch konnotierten Orten im urbanen Raum oder in (landschaftlichen) Grenzgebieten realisiert. Die Grenzen zwischen White Cube und Lebensraum werden aufgesprengt, das Museum als Mausoleum zum Kraftwerk umfunktioniert. Knecht hofft, dass Kunst ein Mittel darstellt, Macht und Autorität zu brechen, dass Kunst auch außerhalb konventioneller Wege gehen kann. Seine Kunst stellt sich uns in den Weg, schärft unsere Sinne und verbindet die imperative Behauptung eines Ausrufezeichens mit dem alles zur Rede stellenden, sokratischen Fragezeichen. Kunst ist sein Gang hinaus in die Welt, ein provozierender Kommentar gegen Leere, Nichtigkeit und Dekadenz. Aus der Substantivierung der die jeweilige Handlung beschreibenden Verben mit dem Suffix _UNG entstehen die Titel seiner Aktionen. Es geht dabei weniger um eine futuristische Utopie, denn um eine freisetzende RestrukturierUNG im Jetzt; Knechts Form des Kunstaktivismus will die Dinge nicht besser machen (Groys), sondern die trennenden Konturen zwischen Lebenswelt und Kunstsphäre auflösen und zum Nachdenken über die eigene Position und dessen, was Normalität sein könnte, auffordern. Ursula Ströbele alexander levy rudi-dutschke-str. 26 | d-10969 berlin telefon: +49-30-25 29 22 21 | fax: +49-30-25 29 22 76 email : [email protected] | www.alexanderlevy.net
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