Köpfe vom Hof „Ich bin eine Malocherin“ Ina Müller ist Moderatorin, Kabarettistin und Sängerin. Ihre Kindheit auf dem Bauernhof ist in ihrer Sendung „Inas Nacht“ und in ihren Liedern immer wieder Thema. KÖPFE VOM HOF 192 top agrar 11/2013 Multitalent Ina Müller: Mit „Singen, sabbeln, saufen“ unterhält die niedersächsische Bauerntochter ihr Publikum vor der Bühne und vorm TV aufs Allerbeste. locherin, das ist das Erbe vom Bauernhof“, sagt sie. Dass sie sich mit preußischer Disziplin auf ihr Album konzen triert oder sich auf ihre TV-Gäste vorbereitet, vermutet man nicht bei einem Programm, das von Inas Spontanität lebt. „Wer etwas aus dem Ärmel schütteln will, muss vorher etwas reingetan haben“, zitiert die Künstlerin Rudi Carell. Die Pappschilder, die als Gedächtnisstütze in ihrer Sendung oft hochgehalten werden und ihr obligatorisches Notizbuch helfen ihr, die Nervosität zu überlisten. Diese ist nach wie vor ständiger Begleiter vor ihren Auftritten. Noch immer denke sie mit Schrecken an das Richtfest von Nachbar Clausen, als sie oben auf dem Dachstuhl steht, ohne Zettel, und ihr der Richtspruch nicht mehr einfällt. Laut und forsch zu sein, dass sei ihre „Flucht nach vorne“. Mittlerweile ist Ina Müller eine überzeugte Städterin, in deren Wohnung ein Foto: Sandra Ludewig/105 Music U nd mit dreizehn Jahr’n konnten wir Trecker fahr’n; die Hosen aus Leder, die Stiefel voll Dreck; diese Welt scheint so weit, weit weg“, heißt es auf Ina Müllers neuem Album „48“, das dieser Tage erscheint. Dass die lustige Talkshow-Frau, Sängerin und Kabarettistin Ina Müller vom Bauernhof kommt, weiß jeder, der schon mal ihren preisgekrönten LateNight-Talk „Inas Nacht“ im NDR-Fernsehen gesehen hat oder bei der Kuppelshow „Land und Liebe“ zugeguckt hat. Ihre Kindheit mit fünf Schwestern auf einem Milchviehbetrieb bei Cuxhaven im Norden Niedersachsens gehört zum Programm. Auch, um ihre Gäste aus der Reserve zu locken. In ihren Liedern dreht es sich ebenfalls immer wieder um das bäuerliche Leben. Liebevoll lästert sie über ihr Leben zwischen Kuhstall und Bushaltestelle, mit drei Betten für fünf Mädchen, der Sehnsucht nach der weiten Welt und der harten, körperlichen Hofarbeit. Als Kind melkt sie jeden Abend gemeinsam mit ihrer Schwester Heike die Kühe. „Aber vorher halfen wir Heu machen, Silo fahren oder Gras häckseln.“ Als Kind muss sie zum orthopädischen Turnen, das Schleppen der Milcheimer bekommt ihrem kindlichen Rücken nicht. „Wir waren da und wurden groß“, beschreibt Ina Müller ihre Kindheit. „Frühförderung oder Kinderbeschäftigung gab es nicht.“ Schon damals fiel Ina auf, kleidete sich extravagant oder schmetterte ein Lied in der Pausenhalle der Schule. Doch hinter der lauten, lustigen Art steckt ein Arbeitstier. „Ich bin eine Ma- Laufband steht und die von ihrem Fenster aus die Passanten beobachten kann. „Ich liebe das. Da vorne läuft meine Yogalehrerin. Und nachher hole ich mir da drüben Fisch und Gemüse zum Mittag.“ Zurück aufs Land zu ziehen, kann sie sich nicht vorstellen. „Ich finde die Leute in meinem Dorf toll. Aber das Land ist mir zu einsam, zu gruselig. Seit ich in der Stadt wohne, habe ich keine Angst mehr.“ Doch obwohl die alte Bauernhof-Welt so wenig mit Ina Müllers derzeitigem Leben zu tun hat, hält sie engen Kontakt zu ihren Schwestern und zu ihrer Mutter, feiert Weihnachten in ihrer Heimat und hegt noch immer große Sympathien für die Landwirte. „Die sind so knorrig und authentisch. Sie reden wenig, aber wenn sie etwas sagen, treffen sie den Nagel auf den Kopf. Und sie wollen nicht gefallen, das imponiert mir.“ Eine Sendung über das Höfe sterben in Niedersachsen, die sie moderieren sollte, wurde abgesagt. „Es ging nicht. Ich war von jeder Geschichte so gerührt, dass ich mitweinen musste.“ Ina hat eben immer noch ein großes Herz für die Bauern. Kathrin Hingst
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