Leitfaden für das Verfassen eines Thesenpapiers

Wie verfasse ich ein Thesenpapier?
Leitfaden für Thesenpapiere (Handouts)
I. Der Zweck eines Thesenpapiers
Thesenpapiere
(1) helfen, Vorträge und Referate besser verfolgen und nachvollziehen zu können, und
dienen als Diskussionsgrundlage nach Vorträgen und Referaten. Sie geben deren
Inhalt in komprimierter Form wieder.
(2) sind die Gesprächsgrundlage für mündliche Prüfungen.
II. Der Inhalt des Thesenpapiers
Eine These ist eine interessante Behauptung, die bestritten oder verteidigt werden kann,
argumentativ gestützt werden muss und deren Bestreitung oder Verteidigung sich lohnt
(keine Plattitüden, keine Tautologien). Ein Thesenpapier enthält neben den Thesen
Argumente, Einwände und Erwiderungen.
Die Leitfrage wird genannt (vgl. den Leitfaden für Referate auf S. 2), und die wichtigsten Thesen, die Rekonstruktion der Argumente des referierten Texts und die wichtigsten eigenen Argumente werden in der an der Leitfrage orientierten Reihenfolge dargestellt. Die wichtigsten eigenen Kommentare, Einwände usw. sollten aufgeführt und
als solche ausgewiesen werden.
Eine detaillierte Darstellung aller Argumente und Schritte sind dem mündlichen Vortrag vorbehalten. Es ist darauf zu achten, das Thesenpapier nicht mit Details zu überfrachten. Nur bei ausführlichen, längeren Thesenpapieren empfiehlt es sich, eine Gliederung voranzustellen.
III. Die Form des Thesenpapiers
(1) Das Thesenpapier erhält einen Titel und nach Möglichkeit Zwischenüberschriften
oder eine Paragraphenzählung. Die einzelnen Thesen werden in ganzen Sätzen ausformuliert und übersichtlich präsentiert; kein fortlaufender Text, aber auch keine Listen
von Thesen oder eine bloße Folge von Spiegelstrichen! Die Thesen werden so angeordnet, dass sich der gedankliche Zusammenhang leicht erschließen lässt; auch für Personen, die dem Vortrag selbst nicht folgen konnten.
(2) Das Thesenpapier erhält kein Deckblatt, aber es ist zu versehen mit dem Namen der
Verfasserin bzw. des Verfassers und dem Datum. Wird es in einer bestimmten Veranstaltung erstellt, werden der Name der Dozentin bzw. des Dozenten, der Titel der Lehrveranstaltung, das laufende Semester und die Studienrichtung ebenfalls angegeben.
(3) Thesenpapiere sollten keine Zitatsammlungen, Textparaphrasen oder Textübersetzungen sein und drei A4-Seiten nicht überschreiten.
(4) Im Thesenpapier ist jeweils (in Klammern) anzugeben, auf welche Seiten, Spalten
oder Paragraphen im Quellentext sich die Ausführungen beziehen. Die bearbeitete und
verwendete Literatur ist in einem Quellennachweis anzugeben.
IV. Die Formatierung des Thesenpapiers
Seitenlayout: oben 2,5 cm, unten 2 cm, links und rechts je 3 cm Rand.
Schriftart: Times New Roman.
Schriftgröße: 12 pt. Zeilenabstand: 1,5zeilig.
Die Seiten werden durchgängig nummeriert.
Zur Hervorhebung werden Wörter oder Sätze kursiviert. Vermeiden Sie Unterstreichungen! So etwas tun nur Lehrer.
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Leitfaden für Referate
I. Referattypen
(1) Impulsreferate geben einen ca. 10minütigen Einstieg in einen Text oder eine
Problemstellung. Sie fassen den Text unter einer Fragestellung zusammen und erläutern ihn bzw. rekonstruieren seine Argumentation. Im Anschluss daran werden
Diskussionsfragen aufgeworfen, die den referierten Text problematisieren und zu
einer Plenumsdiskussion überleiten.
(2) Längere Referate präsentieren mit größerer Ausführlichkeit die kritische Auseinandersetzung mit einem Text oder einem Thema. Sie bestehen in der Regel aus einem
Vortrags- und einem Diskussionsteil.
In beiden Fällen ist die Entwicklung und Formulierung einer Problemstellung oder einer oder mehrerer Leitfragen erforderlich. Es muss den Referierenden um etwas gehen.
Sie wollen etwas zeigen.
II. Die Vorbereitung des Referats
Entwickeln Sie eine zentrale Frage- oder Problemstellung. Eine Leitfrage lautet z.B:
Wie unterscheidet Kant zwischen vollkommenen und unvollkommenen Pflichten?
Keine Leitfrage ist: Was alles behandelt Kant im zweiten Abschnitt der Grundlegung
zur Metaphysik der Sitten?
Ein Referat ist das Ergebnis einer eigenständigen kritischen Auseinandersetzung mit
einem Thema bzw. einem Text. Darum muss, bevor das Referat gehalten wird, eine
solche Auseinandersetzung stattgefunden haben. Die Referierenden müssen den Text
verstehen, die Problemstellung bearbeiten und die Frage beantworten. Texte, Textpassagen und wichtige Begriffe sind in eigenen Worten zu erläutern und ggf. mithilfe
eigener Beispiele zu illustrieren. Die Wiederholung des Originaltextes genügt nicht.
III. Der Beginn des Referats
Vor dem Referat ist zu klären, ob Fragen und Einwände während des Vortrags zugelassen sind. Zu Beginn des Vortrags werden die Problemstellung und die Leitfragen
benannt und ggf. erläutert und die Vorgehensweise skizziert.
IV. Verlauf des Referats
Mit Blick auf die Leitfrage(n) wird eine Textanalyse vorgetragen bzw. die Argumentation rekonstruiert. Dabei geht es nicht um eine vollständige Wiedergabe des Texts Abschnitt für Abschnitt, sondern um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Gedankengang. Die Referierenden setzen die Schwerpunkte.
Der Schluss des Referats schafft den Übergang zu einer Plenumsdiskussion durch eigene markante Thesen zum Text, weiterführende Fragen, Übertragung des Problems in
weiterführende Zusammenhänge etc. Das Referat und vor allem sein Schluss sollten so
gestaltet sein, dass danach Diskussionsbedarf besteht!
V. Weitere Hinweise
(1) Auf die Zeit achten!
(2) Wem es schwerfällt, frei und fließend zu sprechen, sollte das Referat ausformulieren und langsam ablesen. Das ist keine Schande. Ein gut vorbereitetes Skript gibt
während des Vortrags Sicherheit. Das gilt auch dann, wenn es bei der Präsentation
gar nicht (mehr) verwendet werden muss.
Quelle: http://www.uni-marburg.de/fb03/philosophie/studium/studienmaterial/leitfaden