26. Juli 2015 - Laurentiuskirche Hagsfeld

Evang. Laurentiusgemeinde Hagsfeld
am 26. Juli 2015 (8. Sonntag nach Trinitatis)
Predigttext: Matthäus 5, 14-16
Prediger: Pfarrer Siegfried Weber
Jesus spricht zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt. Es
kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man
zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten
Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Liebe Gemeinde, liebe Konfirmanden!
Vor gut 14 Tagen habt Ihr Konfirmanden Eure persönliche „Konfi-Kerze“ gestaltet – viele haben sich dabei richtig Mühe gegeben.
Jetzt stehen die Kerzen vorne in der Kirche und die Konfis zünden
sie zu Beginn des Gottesdienstes an, wenn sie in der Kirche sind.
Böse Zungen haben schon behauptet, das würden wir das mit den
Kerzen nur machen, damit ich auf einen Blick sehen kann, wie viele
Konfirmanden da sind. Aber das ist nicht der Sinn dieser Kerzen.
Die Kerze soll den Konfis helfen, in der Kirche anzukommen. Wirklich bewusst im Gottesdienst dabei zu sein und nicht nur die Zeit
hier abzusitzen. Die Kerze soll so eine Art Signal sein: „Jesus, jetzt
bin ich da, jetzt soll Zeit sein für dich und für mich.“
In einem Andachtsbuch habe ich von einer kleinen evangelischen
Kirche in Frankreich gelesen. „Kirche der brennenden Lampen“,
heißt sie bei den Leuten, denn in dieser Kirche gibt es kein elektrisches Licht. Es gibt nur Öllampen. Jeder Gottesdienstbesucher
bringt „seine“ Lampe mit, im Gottesdienst wird sie angezündet – so
ähnlich wie Eure Konfi-Kerzen. Jeder, der sich zu Jesus Christus bekennt, bekommt so eine Lampe und behält sie bis zu seinem Tod.
Ich weiß nicht, ob es heute noch so ist, aber hunderte von Jahren
wanderten diese Lampen von Hand zu Hand, und jeder weiß: Wenn
ich mit meiner Licht im Gottesdienst fehle, wird die Kirche ein wenig dunkler sein. Ich weiß: Das hört sich schrecklich altmodisch an.
Wo gibt’s denn das noch: Eine Kirche ohne elektrisches Licht.
Man ist geneigt, mitleidig zu lächeln. Romantisch, aber völlig am
wirklichen Leben vorbei. Aber ehrlich gesagt: Ich beneide diese Gemeinde fast ein wenig. Ich würde mir wirklich wünschen, dass man
von unserer Gemeinde sagen würde: „Das ist die Gemeinde der
brennenden Lampen.“
Letztlich geht es mir dabei weder um den äußerlichen Brauch dieser
französischen Gemeinde noch um den Strom in der Kirche (für den
ich durchaus dankbar bin). Es geht dabei vielmehr um uns als Personen, als Gemeindeglieder, als Christen! Sind wir Menschen, die für
Jesus brennen? Sind wir Menschen, die dieses Licht hineinstrahlen
lassen in unsere Welt?
„Ihr seid das Licht der Welt“, sagt Jesus. Unwillkürlich zucke ich
zusammen, fühle mich überfordert: Ich bin doch nur so ein kleines
Licht! Und wie oft haben wir unser Licht schon unter den Scheffel
gestellt, sorgfältig abgeschirmt, dass ja niemand mitkriegt, dass wir
zu Jesus gehören.
In der Tat: Es überfordert uns, Licht der Welt zu sein. Wir merken an
allen Ecken und Enden, wie schwer das ist, Licht in diese Welt hinein zu bringen, wirklich was zum Guten zu wenden. Deshalb ist es
wichtig, zunächst einen anderen Satz von Jesus zu hören:
Jesus spricht: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der
wird nicht in der Finsternis gehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Jesus sagt also nicht einfach: „Jetzt leuchtet mal!“ Er
lädt uns zuerst ein, uns in sein Licht zu stellen, in dieses Licht Gottes, das diese Welt von Anfang an hell gemacht hat: „Es werde
Licht!“ hat Gott am Anfang gesagt. Jesus ist das Licht der Welt, das
unser Leben hell macht. Und zuerst und vor allem geht es darum,
dass wir in dieses Licht kommen, dass wir ihm nachfolgen und er
sein Licht in uns anzündet. Nur so brennen wir für ihn, nur so haben
wir das Licht des Lebens.
Aber natürlich bleibt der andere Satz von Jesus aus unserem Predigttext heute stehen: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Ich erkläre mir
das ganz schlicht am Beispiel von Sonne und Mond. Die Sonne
leuchtet aus sich selbst. Der Mond leuchtet nur, weil er angestrahlt
wird. Wenn Jesus seine Nachfolger „Licht der Welt“ nennt, dann ist
klar: Wir leuchten nicht aus uns selbst, sondern wir leuchten, wenn
wir von ihm, dem Licht der Welt angestrahlt werden.
Im Gottesdienst ist es die Osterkerze, die uns Jesus, das Licht der
Welt, vor Augen führt. Eigentlich müssten die Konfirmanden ihre
Kerzen immer an der Osterkerze anzünden, damit klar ist: Unser
Licht kommt eben von diesem Licht Jesus. Und nur, wo wir ihm
nachfolgen, wo wir in seiner Gegenwart leben, da haben wir Leuchtkraft. Ohne ihn sind auch wir dunkel.
Manchmal denke ich: „Jesus, wäre es nicht effektiver, dein Licht anders in die Welt zu bringen als durch so schwache Menschen wie
mich? Ich fühle mich oft mehr als Armleuchter denn als Leuchte.“
Wie oft tue ich nicht das, was es bräuchte, um diese Welt ein wenig
heller zu machen.
Aber Jesus sagt: Ihr seid das Licht der Welt! Auch wenn ich es nicht
verstehen kann: Es ist sein Weg, durch Menschen wie dich und mich
sein Licht in diese Welt hineinzutragen. Und heute fragt er: Stellst
du dich in sein Licht, damit du Licht der Welt sein kannst?
Ich sehe in unserer Welt viele, die ins Rampenlicht wollen, Star sein.
Aber meist gehen diese „Sterne“ schnell wieder unter. Jesus lädt uns
ein, Licht für diese Welt zu sein. Wie kann das gelingen? Ganz sicher ist das erste und wichtigste, dass wir ins Licht dieses Jesus
treten, uns von ihm anstrahlen lassen.
Der Gründer und Leiter der Anstalten von Bethel, Friedrich von Bodelschwingh, hat einmal gesagt: „Es ist unmöglich, dass ein Mensch
in die Sonne schaut, ohne dass sein Angesicht hell wird.“
Deshalb sagt Jesus nicht: Ihr sollt das Licht der Welt sein! - Nein,
Licht werden wir nicht durch Appelle oder Programme. Licht können wir nur sein, wo wir uns anstrahlen lassen, wo wir immer wieder neu von ihm entzündet werden. Deshalb feiern wir unsere Gottesdienste: In ihnen treten wir ins Licht Gottes. So wird unser Glaube gestärkt, so spüren wir seine Nähe. Das brauchen wir im Grund
jeden Tag, diese Stärkung, dieses Hineintreten in sein Licht.
Ein Zweites ist aber auch wichtig, Jesus sagt es ausdrücklich: Man
zündet kein Licht an, um es dann unter einen Topf zu stellen.
Das war damals schon und ist bis heute die große Gefahr. Jesus ist
mit seinem Licht in unser Leben gekommen – aber keiner merkt es.
Weil wir das gut vor anderen verbergen. Wer redet schon über seinen Glauben? Wer erzählt, wie gut Gott ihm getan hat?
Stell dein Licht auf einen Leuchter! Schweige nicht von deinem
Glauben. Rede von diesem Licht, das du in deinem Leben kennengelernt hast. Das ist die Herausforderung.
Vielleicht geht das ganz klein los: „Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu jammern“, sagt ein Sprichwort. Wie
oft gehören wir zu denen, die jammern. Jesus lädt uns ein, in seinem
Licht zu leben, voll Hoffnung, voll Zuversicht: Er ist doch bei uns!
Er führt uns! Er verspricht uns: Es wird nicht dunkel bleiben über
denen, die in Angst sind. Das zu leben, diesen Glauben, diese Hoffnung, das würde schon viel verändern in unserer Welt.
Wir fragen immer noch: Wie kann es gelingen, dass wir Licht für Jesus in dieser Welt sind? Die erste Antwort war: Lebt in diesem
Licht, lasst euch immer wieder anstrahlen, entflammen von Jesus.
Die zweite Antwort: Versteckt dieses Licht nicht, lebt im Dunkel
dieser Welt im Vertrauen auf dieses Licht. Noch eine dritte Antwort
sehe ich: Leuchtet durch euer Verhalten! Die Menschen sollen
uns nicht nur fromm reden hören, sondern sollen sehen: Die orientieren sich an Gottes Maßstäben. Bei den Konfirmanden geben wir
das mit einer einfachen Regel weiter: Frage dich bei dem, was du
sagst und tust: „Was würde Jesus dazu sagen?“ Ich habe bei mir
selbst schon gemerkt, dass ich dadurch manches Mal umgedacht
habe. Weg von einem „wie du mir, so ich dir“. Die Bibel ist voll von
ganz praktischen Hinweisen, wie wir nach Gottes Maßstäben leben
können – und genau so wird sich in unserer Welt etwas vom Bösen
zum Guten hin verändern – durch uns, die wir das leben. Nicht, weil
wir es „müssen“, aus einem Druck heraus, sondern weil Jesus uns
verändert hat und wir in seinem Licht leben wollen.
Liebe Gemeinde, ob wir eine Gemeinde, ob wir Menschen der brennenden Lampen sind? Das ist unsere Berufung! So hat Jesus sich
das gedacht mit uns. Wir werden Licht der Welt sein, wenn wir in
seinem Licht leben, uns von ihm anstrahlen, entzünden lassen. Und
das dann weitergeben. Lasst uns mehr und mehr Menschen werden,
die der Stadt auf dem Berge gleichen: Weithin sichtbar und mit einer
Ausstrahlungskraft, die Gottes Licht in die Welt bringt.
Amen.
Lied: EG 182, 1-4 (Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt)