Lb 6.1.2016: Gärtner und Förster unter einem Dach.

Winterthur
Der Landbote
Mittwoch, 6. Januar 2016
Der Hochhaus-Abriss rückt näher –
es braucht noch eine Bewilligung
kantonsspital Der Gestaltungsplan für den Neubau
des KSW ist rechtskräftig. Für Rekurse gegen das
Megaprojekt bleibt eine letzte Gelegenheit.
Es ist bemerkenswert: Der Neubau des Kantonsspitals Winterthur, ein Bauprojekt der Superlative, hat keine Gegner. Auf der
politischen Ebene hat sich niemand gegen das 370-MillionenGeschäft gestellt (bezahlen muss
nicht die Stadt, sondern das Spital selbst, wobei der Kanton den
Bau vorfinanziert), und auch im
Quartier scheint man nichts dagegen zu haben, wenn das bald
50-jährige Hochhaus wegkommt.
Mittlerweile hat das Grossprojekt eine weitere Hürde genommen: Der Gestaltungsplan
wird in den nächsten Tagen
rechtskräftig, wie Markus Pfanner, Sprecher der Baudirektion,
bestätigt. Die Einsprachefrist, die
bis am 27. Dezember dauerte, ist
ungenutzt verstrichen.
Sprengung wäre
vermutlich zu gefährlich
Als Ersatz des Hochhauses wird
in den kommenden Jahren ein
lang gestreckter, zehnstöckiger
Bettentrakt erstellt (sechs Stockwerke weniger als heute), an den
rechtwinklig ein siebenstöckiger
Eingangstrakt anschliesst. Damit
der alte Turm während der Bauzeit weiter genutzt werden kann,
wird um diesen herum gebaut.
Erst nach der Inbetriebnahme
der neuen Gebäude im Jahr 2020
wird der alte Block abgerissen.
Gesprengt werden kann er wohl
nicht, weil die Neubauten in unmittelbarer Nähe platziert werden. Das offizielle Wording aus
der Baudirektion: «Angesichts
der sensiblen Umgebung wird ein
sorgfältiger Rückbau geprüft.»
«Halten uns alle
Möglichkeiten offen»
Noch ist es nicht so weit. Erst
muss die Stadt im Rahmen ordentlicher Verfahren mehrere
Baugesuche für die diversen Ein-
zelprojekte bewilligen – erneut
bestehen Rekursmöglichkeiten.
Beim Kanton hofft man auf einen
Baustart im Jahr 2017. Verschiedene Anwohner, und auch der
Quartierverein Äusseres Lind
und die IG Brauerquartier, haben
einzelne Baurechtsentscheide
verlangt, so ist zu erfahren, um
rekursberechtigt zu sein. Man
wolle sich alle Möglichkeiten offenhalten, sagt der Präsident des
genannten Quartiervereins, Daniel Wehrli. Gewisse Bedenken
der Anwohner habe der Kanton
berücksichtigt, bilanziert er, andere seien übergangen worden.
Angesprochen ist das partizipative Verfahren, in dessen Rahmen
letztes Jahr Änderungsvorschläge gemacht werden konnten. Von
total 32 Einwendungen wurden
elf vollständig und zwölf teilweise oder sinngemäss berücksichtigt, neun wurden zurückgewiesen. Die Kritik aus dem Quartier
betrifft vor allem Verkehrsfragen.
Beispielsweise wurden ein zusätzlicher Anschlusspunkt für
Fusswege aufgenommen sowie
die von Spitalangestellten und
-besuchern genutzten Parkplätze
in der Umgebung im Mobilitätsmonitoring berücksichtigt. Ab-
gelehnt wurde eine von den Verkehrsverbänden angeregte Veloverbindung durch den Spitalpark.
Abstrakter Gestaltungsplan,
konkrete Baubewilligungen
Pro-Velo-Chef Kurt Egli spricht
dennoch von «einem guten Prozess». Entscheidend werde sein,
wie man die allgemeinen Vorgaben des Gestaltungsplans in den
Baubewilligungen umsetzt. «Hier
wird es konkret: Wo steht der
Pfosten? Wo muss man mit dem
Velo durch?» All dies werde man
zu gegebenem Zeitpunkt unter die
Lupe nehmen. Christian Gurtner
Steigende Geburtenzahlen im KSW
BABYS 1821 Kinder
erblickten letztes Jahr im
Kantonsspital das Licht der
Welt – so viele wie seit
den 60er-Jahren nicht mehr.
Die Zahl der Geburten im Kantonsspital Winterthur (KSW) geht
stetig aufwärts. 2006 kamen 1441
Kinder zur Welt, 2015 waren es
1821. Dies ist ein neuer Rekordwert für die letzten Jahre. Letzmals erblickten gemäss Sprecher
André Haas in den 60er-Jahren so
viele Kinder das Licht der Welt.
Fast immer gab es mehr Jungen als
Mädchen. Im letzten Jahr standen
937 Knaben 884 Mädchen gegenüber. Gemäss Haas ist zu erwarten,
dass die Geburtenzahl weiter an-
steigt, auch weil der Lindberg die
Geburtenabteilung geschlossen
hat. Engpässe seien aber keine zu
erwarten. «Wir haben genügend
Kapazität», versichert er. Im KSW
stehen sechs Geburtssäle zur Verfügung, zwei davon mit Badewanne. Das KSW verfügt über die
zweitgrösste Neonatalogie im
Kanton. Daher können Risikoschwangerschaften begleitet und
Frühgeborene ab der 28. Schwangerschaftswoche oder ab 1000
Gramm behandelt werden.
Das KSW hat zudem erhoben,
welche Vornamen 2015 besonders beliebt waren. Spitzenreiter
sind kurze Namen – allen voran
Emma und Levin, die je 15-mal
vergeben wurden.
mif
HitPARADe DeR BeLieBteSteN VoRNAMeN 2015
Mädchen
Anzahl
Jungen
Anzahl
Emma
Alina
Sofia
Lena
Lina
Mia
Sophia
Sophie
Elin
Emilia
Emily
Mara
Nora
Sara
15
14
10
9
8
8
8
8
7
7
7
7
7
7
Levin
David
Leon
Luca
Elia
Ajan
Elias
Liam
Amar
Emil
Matteo
Nils
Noah
Tim
15
10
10
10
9
8
7
7
6
6
6
6
6
6
Gärtner und Förster unter einem Dach
fusion Seit Anfang Jahr
sind der Forstbetrieb und die
Stadtgärtnerei zu Stadtgrün
Winterthur verwachsen.
«Winti Rangers»-erfinder
Beat Kunz möchte auch in der
Stadt auf Freiwillige setzen.
Nach einjähriger Vorbereitung ist
die Fusion von Stadtgärtnerei und
Forst ein Fakt. Seit 1. Januar ist der
bisherige Stadtforstmeister Beat
Kunz (53, Bild) Chef über 140 Mitarbeiter. Sitz
von Stadtgrün
Winterthur ist
der Superblock.
Hier sitzt Kunz
nur ein paar
Schritte von
Departementsleiter Matthias Gfeller (Grüne)
entfernt. Bis Ende Februar werden
die Büromitarbeiter der Stadtgärtnerei folgen; der Verwaltungssitz
am Rosenberg wird dann frei, wie
schon die frühere Forstzentrale
beim Zeughaus. Einzig die Friedhofsverwaltung verbleibt am Rosenberg.
Gfellers Kalkül ging auf
Vorgestellt hat Stadtrat Gfeller
diese Fusionspläne vor Jahresfrist. Eine Viertelmillion soll die
Straffung der Führung und Administration ab 2017 jährlich einsparen. Damit reagierte der Stadtrat auf die Motion von Stefan Feer
(FDP), die eine Teilprivatisierung
der Stadtgärtnerei forderte. Gfellers Taktik ging auf, im September
stellte sich eine Mehrheit des Gemeinderats gegen die Privatisierungspläne.
Für Kunz kein Grund zum Aufatmen. «Nach der Motion ist vor
der Motion», sagt er. «Jetzt sind
wir den Tatbeweis schuldig, dass
wir effizient arbeiten.» Beweisen
sollen sich aber auch private Gar-
5
Toter Coiffeur:
Anklage
wegen Raubes
Gewaltdelikt Beim Fall des
tot aufgefundenen Coiffeurs
wird ein Verdächtiger vorerst
nur wegen Raubes angeklagt.
Die Polizei sucht inzwischen
nach einer weiteren Person.
Eine Bekannte hatte den 71-jährigen Coiffeur S. R. Anfang August
2014 tot und mit schweren Kopfverletzungen in seiner Wohnung
im Neuwiesenquartier gefunden.
Im gleichen Wohnkomplex hatte
dieser auch während Jahren seinen kleinen Salon betrieben. Die
Kantonspolizei war von Anfang
an von einem Tötungsdelikt ausgegangen. Bereits einen Monat
später verhaftete sie eine tatverdächtige Person, zu der die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich
nach wie vor keine Angaben
macht. Der Tatverdacht erhärtete sich, die zunächst dreimonatige
Untersuchungshaft wurde mehrfach verlängert. Nun kommt es
am Bezirksgericht Winterthur
zum Prozess gegen den noch immer in Haft sitzenden Verdächtigen. Angeklagt ist er jedoch lediglich wegen Raubes. Die Ermittlungen zum Tötungsdelikt laufen
parallel dazu weiter.
Polizei fahndet nach
zweitem Verdächtigen
Die Polizei fahndet diesbezüglich
seit Monaten nach einer weiteren
Person, die im Verdacht steht, am
Raubüberfall beteiligt gewesen
zu sein, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage sagt. Von der
Aussage dieses zweiten Verdächtigen aber hängt nun ab, ob und
wie das Verfahren zum Tötungsdelikt weitergeht. Stellt ihn die
Polizei nicht, wird das Verfahren
vorläufig eingestellt.
Bereits in den nächsten Monaten muss sich die angeklagte Person vor dem Bezirksgericht Winterthur verantworten. Für einen
bewaffneten Raubüberfall gilt das
Mindestmass von einem Jahr unbedingter Gefängnisstrafe, wird
das Opfer dabei schwer verletzt,
sind es mindestens fünf Jahre. hit
InKürze
neue selbsthilfeGruppe
Getrennt leben
oder geschieden
Eine junge Frau sucht weitere
betroffene Frauen und Männer
bis 50 Jahre, die vom Partner
getrennt leben oder geschieden
sind. Wie findet man neue Ziele
im Leben und wie kann man
Perspektiven entwickeln? In der
Anfangsphase wird die neue
Gruppe von einer Mitarbeiterin
des Selbsthilfezentrums begleitet. Weitere Informationen gibts
beim Zentrum: 052 213 80 60.
korriGendum
Längerer Umbau
Neuer Name, neue Kollegen: Die Mitarbeiter des Forstbetriebs arbeiten seit dem 1. Januar für die Stadtgrün-Abteilung Wald und Landschaft.
tenbauunternehmen: Die Pflege
von geeigneten Objekten soll in
den nächsten Monaten sukzessive ausgeschrieben werden, wie
dies schon seit längerem mit den
vier Quartierfriedhöfen gemacht
wird. Um diese Ausschreibungen
aufzugleisen sowie für die Fertigstellung des Eulachparks, bleibt
der bisherige Stadtgärtnerei-Chef
Christian Wieland noch zwei Jah-
re lang mit einem halben Pensum
im Einsatz. Für den Blumenladen
am Friedhof Rosenberg wird 2016
ein geeigneter Pächter gesucht.
Bald freiwillige Parkpfleger?
Als Stadtgrün-Chef will Kunz
aber nicht nur sparen, sondern
auch gestalten. Das von ihm
gestartete Freiwilligenprojekt
«Winti Rangers» soll weiterge-
führt und ausgebaut werden. «Es
ist ein Erfolgsprojekt», sagt Kunz.
Die ersten zwei Jahrgänge sind
ausgebildet, und nach wie vor meldeten sich viele Interessierte. Neben dem Wald selbst rücken vermehrt auch die Waldränder (etwa
beim Güetli oder in der Breite) in
den Fokus. «Finden wir interessierte Quartiervereine, könnten
wir uns sehr gut vorstellen, die
Marc Dahinden
Pflege einzelner Grünanlagen in
den Quartieren in die Hände von
Ehrenamtlichen zu geben», sagt
Kunz. Mit grossen Spareffekten
rechnet er durch den Freiwilligeneinsatz. «Es geht uns eher darum,
in einer zusehends globalisierten
Welt die Verbundenheit und
Quartieridentität zu stärken.»
Spruchreif sei allerdings noch
nichts.
Michael Graf
Der Umbau des Asylwohnheims
Hegifeld dauert drei und nicht
bloss anderthalb Jahre, wie der
«Landbote» gestern schrieb. Die
Sanierung des Gebäudes findet
in zwei Etappen statt.
0,75 und 1,1 promille
Mit Alkohol
am Steuer gestoppt
Am Wochenende hat die Stadtpolizei zwei alkoholisierte Autofahrer «aus dem Verkehr gezogen», wie sie mitteilte. Einer habe 0,75, der andere 1,09 Promille
Alkohol im Blut gehabt. Ihre
Fahrausweise sind sie los. mgm