Material zur siebten Sitzung

5. Der Fall Edessas
und der Zweite Kreuzzug
5.1. Die Kreuzfahrerstaaten bis 1144
5.2. Kreuzzugspropaganda
5.3. Kreuzzug der Könige
5.4. Kreuzzugsmüdigkeit und Krise
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.1. Die Kreuzfahrerstaaten bis 1144
König Fulko I. von J. (1131-1144)
∞ Melisendis
Adelsrevolten, v.a. 1134 Hugo v. Jaffa
1139 Bündnis mit Damaskus
* 1131 Balduin (III.) Kg. 1144-1163
* 1136 Amalrich, Kg. 1163-1174
Imad-ad Din Zengi (1128-1146)
greift 1129 Bagdad an
belagert 1139 Damaskus (Bündnis mit J.)
erobert 1144 Edessa
* Nur-ad Din Zengi (1146-1174)
Ks. Johannes II. v. Byzanz (1118-1143)
ab 1137 in Nordsyrien militärisch präsent,
belagert 1142/43 Antiochia
Raimund von Antiochia (1136-1149)
Sohn Hg. Wilhelms IX. von Aquitanien
Joscelin II von Edessa (1131-1150, +1159)
Raimund II von Tripolis (1137-1152)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.1. Die Kreuzfahrerstaaten bis 1144
Nachdem nun Balduin, der zweite lateinische König von Jerusalem mit dem
Beinamen von Bourg, aus dieser Welt entrückt war, folgte ihm sein Schwiegersohn
nach, Graf Fulko von Touraine, Maine und Anjou, dem der genannte König, wie wir
früher erzählt haben, seine erstgeborene Tochter Melisende zur Frau gegeben hatte.
Dieser Fulko war rothaarig, aber so wie David, den der Herr als einen Mann nach
seinem Herzen erfand, denn er war treu, mild und trotz jener Farbe leutselig, gütig
und mitleidig, in den Werken der Frömmigkeit und im Almosengeben äußerst
freigebig, seinem Geschlecht nach ein mächtiger und bei den Seinen, ehe er zur
Regierung des Königreichs herbeigerufen wurde, hochgeachteter Fürst, im
Kriegswesen sehr erfahren, bei der Kriegsarbeit ausdauernd und sehr umsichtig,
seinem Äußeren nach von mittlerer Statur, aber schon bejahrt und mehr als sechzig
Jahre alt. Unter den Fehlern, denen er nach dem Gesetz der Sterblichkeit
unterworfen war, war auch der, daß er ein äußerst schwaches und unpräzises
Gedächtnis hatte, so daß er nicht einmal die Namen seiner Dienerschaft und nur von
wenigen Menschen die Gesichtszüge im Gedächtnis behalten konnte, wo es denn oft
kam, daß er jemand alle Ehre erzeigte und auf das vertraulichste mit ihm sprach, und
wenn ihm derselbe nachher unversehens begegnete, so erkundigte er sich
angelegentlich, wer denn dieser sei. Daher brachte er viele, die auf seine
Freundschaft rechneten und in diesem Vertrauen sich anderen als Beschützer
erweisen wollten, in große Verlegenheit. (Wilhelm von Tyrus XIV, 1)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.1. Die Kreuzfahrerstaaten bis 1144
Südpalästina / Askalon
5.
Ludwig VII. nimmt
am 31. März 1146
in Vézelay das Kreuz
in Anwesenheit
des Abtes von Clairvaux
Miniatur um 1490
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.1. Die Kreuzfahrerstaaten bis 1144
In demselben Jahr, in der Zeit zwischen dem Tod Fulkos und der Thronbesteigung König
Balduins, belagerte der verruchte Sanguin, der mächtigste unter den türkischen Fürsten, Herr
von Mossul führt, die Stadt Edessa (…). Der genannte Graf hatte aber seinen beständigen
Wohnsitz gegen die Weise seiner Vorgänger von dieser Stadt nach dem Ort Turbessel am
Euphrat verlegt, teils wegen der Fruchtbarkeit dieser Gegend, teils um hier ruhiger leben zu
können; denn da er weit vom Schauplatz der Kämpfe mit den Feinden entfernt war, so ergab
er sich hier den Lustbarkeiten und versäumte es, für die edle Stadt gehörig zu sorgen. Die
Bewohner der genannten Stadt aber waren Chaldäer und Armenier, unkriegerische Leute, die
nicht das geringste vom Kriegswesen verstanden und sich nur auf Handel verlegten. (…) Es
hatten aber, wie wir schon erzählt haben, der Fürst von Antiochien und der Graf eine
Feindschaft miteinander, die jetzt nicht mehr im geheimen bestand, sondern ganz offen
ausgebrochen war, weswegen sich keiner von beiden auch nur im geringsten darum
kümmerte, wenn dem andern etwas Schlimmes zustieß, ja es freute sich ein jeder, wenn der
andere einen Verlust erlitt. Dies alles nützte der genannte große Fürst Sanguin aus und kam
mit einem unermeßlichen Reiterheer, das er aus dem ganzen Orient zusammengebracht, und
mit dem Volk der benachbarten Städte, das er versammelt hatte, vor die genannte Stadt
gezogen. Er belagerte sie also und schnitt den Bürgern alle Zugänge ab, so daß weder sie aus
der Stadt herauskommen noch jemand zu ihnen hineingehen konnte. (Wilhelm v. Tyrus XVI, 1)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.1. Kreuzfahrerstaaten bis 1144
Herrschaftsgebiet Zengis um 1146
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Belagerungsszene aus einer Bilderhandschrift Wilhelms von Tyrus,
Frankreich, 13. Jh.
Initiale B in einem zisterziensischen
Manuskript, Frankreich, 13. Jh.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Kreuzzugsbulle „Quantum praedecessores“ Papst Eugens III., 1. Dezember 1145
Bishop Eugene, servant of the servants of God, to his most beloved son in Christ, Louis, the
illustrious king of the French, and to his beloved sons, the princes, and to all the faithful
ones of God who are established throughout Gaul,-greeting and apostolic benediction.
How much our predecessors the Roman pontiffs did labour for the deliverance of the
oriental church, we have learned from the accounts of the ancients and have found it written
in their acts. For our predecessor of blessed memory, pope Urban, did sound, as it were, a
celestial trump and did take care to arouse for its deliverance the sons of the holy Roman
church from the different parts of the earth. At his voice, indeed, those beyond the mountain
and especially the bravest and strongest warriors of the French kingdom, and also those of
Italy, inflamed by the ardour of love did come together, and, congregating a very great army,
(...).
Which, by the grace of God, and the zeal of your fathers, who at intervals of time have
striven to the extent of their power to defend them and to spread the name of Christ in those
parts, have been retained by the Christians up to this day; and other cities of the infidels
have by them been manfully stormed. But now, our sins and those of the people themselves
requiring it, a thing which we can not relate without great grief and wailing, the city of
Edessa which in our tongue is called Rohais,-which also, as is said, once when the whole
land in the east was held by the pagans, alone by herself served God under the power of
the Christians-has been taken and many, of the castles of the Christians occupied by them
(the pagans).
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
(...)
We exhort therefore all of you in God, we ask and command, and, for the remission of sins
enjoin: that those who are of God, and, above all, the greater men and the nobles do
manfully gird themselves; and that you strive so to oppose the multitude of the infidels, who
rejoice at the time in a victory gained over us, and so to defend the oriental church -freed
from their tyranny by so great an outpouring of the blood of your fathers, as we have said, and to snatch many thousands of your captive brothers from their hands,- that the dignity of
the Christian name may be increased in your time, and that your valour which is praised
throughout the whole world, may remain intact and unshaken.
(…)
We, moreover, providing with paternal solicitude for your tranquillity and for the destitution of
that same church, do grant and confirm by the authority conceded to us of God, to those
who by the promptings of devotion do decide to undertake and to carry through so holy and
so necessary a work and labour, that remission of sins which our aforesaid predecessor
pope Urban did institute; and do decree that their wives and sons, their goods also and
possessions shall remain under the protection of our selves and of the archbishops, bishops
and other prelates of the church of God. (…)
Given at Vetralle on the Calends of December. (1. Dez. 1145)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Vier Privilegien für Kreuzfahrer
1. Im Falle der Kreuznahme kirchlicher Schutz für Kreuzfahrer, dessen Familie, Güter und
Besitzungen.
2. Vom Zeitpunkt der Kreuznahme bis zur Rückkehr oder bis zur Nachricht über den Tod
des Kreuzfahrers darf kein Prozess gegen den Kreuzfahrer angestrengt werden.
3. Kreuzfahrer sind von Zinszahlungen befreit, selbst wenn sie sich eidlich dazu verpflichtet
hatten.
4. Kreuzfahrern dürfen ihre Ländereien und andere Besitzungen verpfänden und zwar
vorzugsweise an kirchliche Institutionen, falls ihr Lehnsherr oder ihre Verwandten ihnen kein
Geld leihen können oder wollen.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Wilhelm von Tyrus XVI, 18:
Nachdem nun, wie wir erzählt haben, Edessa erobert war, erscholl das Gerücht hiervon bis
über das Meer, und im ganzen Abendland hieß es, das gottlose Volk der Türken habe nicht nur
die genannte Stadt gewonnen, sondern ziehe auch frei im ganzen Orient umher, verheere die
Städte, Höfe und Flecken der Unsrigen und setze dem christlichen Volk mehr als bisher mit
immerwährenden Angriffen und Überfällen zu. Es fehlte nicht an solchen, die diese Worte nach
allen Seiten unter den Völkern verbreiteten und die in langem Frieden erschlafften und träge
gewordenen Provinzen aufforderten, ihre Brüder an den Feinden des christlichen Namens und
Glaubens zu rächen. Auch Papst Eugen der Dritte schickte fromme und mit Wort und Tat
wirkende Männer, denen die Gabe der Überredung verliehen war, nach verschiedenen
Gegenden des Abendlandes und ließ Völkern, Stämmen und Zungen von dem unerträglichen
Druck, unter dem ihre morgenländischen Brüder lebten, Kunde geben und sie auffordern, das
Blut ihrer Brüder zu rächen. Der vorzüglichste unter diesen war der Abt Bernhard von
Clairvaux, ein Mann, der allen anderen als Sittenspiegel dienen konnte. (…) Und seine Rede
ermutigte nicht nur das niedere Volk also kräftig, auch bei den höchsten Gebietern der Welt
und denen, die auf der obersten Stufe standen, hatte sein Wort nicht geringeren Erfolg. Die
erlauchten und mächtigen Herrscher, der römische Kaiser Konrad und der König Ludwig von
Frankreich nahmen mit vielen Fürsten beider Reiche, von gleichem Wunsch beseelt, die
Aufforderung an und hefteten das Zeichen des heilbringenden Kreuzes als Unterpfand des
Kreuzzuges, den sie unternehmen wollten, auf ihre Schultern und Gewänder.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Verhandlungspunkte in Vézelay:
* In wessen Verantwortung findet der Kreuzzug statt? (König / Papst)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Verhandlungspunkte in Vézelay:
* In wessen Verantwortung findet der Kreuzzug statt? (König / Papst)
* Wie werden die Finanzierungsprobleme gelöst? (Verpfändungen)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Verhandlungspunkte in Vézelay:
* In wessen Verantwortung findet der Kreuzzug statt? (König / Papst)
* Wie werden die Finanzierungsprobleme gelöst? (Verpfändungen)
* Soll um die Beteiligung weiterer Herrscher geworben werden? (Deutschland, Sizilien)
* Quelle: Suger von Saint-Denis, Vita Ludowici VII
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Weihnachten 1146: Nach Predigt Bernhards nimmt Kg. Konrad III. das Kreuz
Februar 1147: Reichstag von Regensburg; bayerische Fürsten schließen sich an
März 1147: Reichstag von Frankfurt;
a) Wegstrecke über Land (Byzanz: Ks. Manuel I. Komnenos, 1143-1180, ist über Berta von
Sulzbach mit Konrad verschwägert);
b) sächsische Fürsten entziehen sich dem Kreuzzug, da sie päpstliche Genehmigung für
einen eigenen Kreuzzug gegen die heidnischen Elbslawen (Wendenkreuzzug) einwerben
Mai 1147: Aufbruch des deutschen Kreuzfahrerheeres in Regenburg
Juni 1147: Aufbruch des französischen Kreuzfahrerheeres in Metz
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
Bernhard von Clairvaux, Brief 363
Seht denn, ihr Brüder, die willkommene Zeit,
die heilerfüllten Tage sind da. Erschüttert
wurden die Lande und erbebten, weil Gott im
Himmel sein Land zu verlieren begann. Sein
Land sage ich; dort sah man ihn das Wort
seines Vaters lehren, dort wandelte er über
dreißig Jahre als Mensch unter Menschen.
Sein Land, das er mit Wundern erleuchtet,
das er mit dem eigenen Blute geweiht hat,
darin die ersten Blüten der Auferstehung
erschienen. Jetzt schaffen es unsere
Sünden, daß dort die Feinde des Kreuzes ihr
verruchtes Haupt erhoben haben; mit der
Schärfe ihres Schwertes verheeren sie das
Land der Verheißung.
(TB nach S. 51)
Predigt Bernhards, frz. Manuskript, 13. Jh.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzugspropaganda
## Ka ##
##Karte, Verbreitung der Zisterzienser Orden Europa
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Unterschiede
zu Kreuzzug 1
* Katastrophe als Auslöser
* Phase muslim.
Herrschaftskonsolidierung in
Anatolien und Nordsyrien
* Könige als Anführer
* Zieldivergenzen zwischen
französischem und
deutschem Kontingent
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Wilhelm von Tyrus XVI, 20:
Kaiser Konrad durchzog diese ganze Gegend (im August 1147) und kam dann mit seinem
Heer auf dem kürzesten Weg und in bester Ordnung nach Lykaonien, das Ikonium zur
Hauptstadt hat. Hier stand der Sultan mit seinem Heer und einer großen Anzahl von Türken,
die er aus den benachbarten Ländern zusammengebracht hatte, und wartete auf Zeit und
Gelegenheit, mit den Unseren auf ihrem Zug zusammenzutreffen und sie an der Weiterreise zu
hindern. (…) Der Kaiser von Konstantinopel hatte aber dem Kaiser Konrad, als er abzog, auf
seine Bitte Wegführer mitgegeben, die in den benachbarten Provinzen aller Orte kundig, aber
von schlechter Zuverlässigkeit waren. (…) Die Griechen begannen aus angeborener Bosheit
und aus ihrem bekannten Haß gegen uns, sei es, daß sie von ihrem Herrn dazu Befehl hatten
oder daß sie sich von den Feinden hatten bestechen lassen, absichtlich und mit Fleiß unser
Heer in unwegsame Gegenden zu führen, wo die Feinde leicht und bequem das arglose Volk
überfallen und angreifen konnten. (...)
Otto von Freising, Gesta Frederici I, 47:
Da aber allen bekannt ist, welchen Ausgang dieser Kreuzzug infolge unserer Sünden
genommen hat, und wir uns diesmal vorgenommen haben, keine Tragödie, sondern vielmehr
ein erfreuliches Geschichtswerk zu schreiben, mögen davon andere an einer anderen Stelle
berichten. Auch wie die Sachsen, die, wie ich schon sagte, ihre Nachbarvölker angriffen, dann
aber, als die Fürsten untereinander uneins wurden, nach Hause zurückkehrten, ist dem
Gedächtnis derer, die noch am Leben sind, nicht entschwunden.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Wilhelm von Tyrus XVI, 22:
Während das Heer des Kaisers auf diese Art durch Hunger, Unkenntnis der Gegend,
Unzugänglichkeit der Wege, Verlust der Pferde, Schwere des Gepäcks und ununterbrochene
Anstrengung in Not und Bedrängnis war, stürzten die türkischen Satrapen und Befehlshaber
verschiedener Art mit den Streitkräften, die sie schon früher zu diesem Zweck gesammelt
hatten, plötzlich über unser Lager her und setzten durch diesen raschen Überfall unser Heer,
das auf nichts solches gefaßt war, in die größte Bestürzung. (…)
Es geschah nämlich durch einen verborgenen, jedenfalls aber gerechten Ratschluß Gottes,
daß all die Kraft so großer Fürsten, die früher an Waffen, Stärke, Mut und Zahl unvergleichlich
schien, durch diesen ermüdenden Kampf so zusammenschwand, daß kaum noch ein Überrest
jener unermeßlichen Streitkräfte und kaum eine Spur des früheren Glanzes übrigblieb. Von
siebzigtausend gepanzerten Reitern und von einem Fußvolk, dessen Menge unzählig war,
blieb nach den Versicherungen derer, die dabei waren, kaum der zehnte Teil übrig, die anderen
kamen alle durch Hunger oder das Schwert der Feinde um, und einige gerieten auch in
Gefangenschaft. Der Kaiser entkam kaum selbst mit einigen wenigen seiner Fürsten und
brachte den Überrest seines Heeres mit großer Not nach einigen Tagen in die Gegend von
Nikäa.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Wilhelm von Tyrus XVI, 23:
Wie er (König Ludwig VII.) nun hier überlegte, welchen Weg er einschlagen sollte, und vom
Kaiser, der ihm vorangezogen war, Nachricht zu erhalten suchte, wurde ihm gemeldet, der
Kaiser habe sein Heer verloren und sei nur mit wenigen Fürsten in irrer Flucht der Gefahr
entkommen. Diese erste Nachricht war noch unbestimmt und hatte keinen sicheren
Gewährsmann, aber bald kam der Herzog Friedrich von Schwaben, ein Jüngling von
bewundernswürdigen Anlagen, ein Sohn des erstgeborenen Bruders des Herrn Kaisers, der
als Nachfolger dieses Konrads seines Oheims jetzt mit Kraft und Glück das Römische Reich
regiert, aus dem Lager des Kaisers zu dem Heer des Königs von Frankreich und brachte
sichere und ausführliche Nachricht über das, was man bis jetzt nur durch ein unbestimmtes
Gerücht vernommen hatte. Er kam nämlich, um den König zu einer Unterredung mit dem
Kaiser einzuladen, damit sie sich, freilich jetzt zu spät, über ihren Zug miteinander beraten
könnten.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Weihnachten 1147: Kg. Konrad III kehrt erkrankt nach Konstantinopel zurück
Neujahr 1148: Das französische Kontingent erleidet Niederlage in Laodikäa
Januar 1148: Nur wenige byzantinische Schiffe bringen Ludwig VII. und einige Barone nach
Antiochia
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Weihnachten 1147: Kg. Konrad III kehrt erkrankt nach Konstantinopel zurück
Neujahr 1148: Das französische Kontingent erleidet Niederlage in Laodikäa
Januar 1148: Nur wenige byzantinische Schiffe bringen Ludwig VII. und einige Barone nach
Antiochia
Februar/März 1148: Eheaffaire Ludwigs VII. und Eleonores von Aquitanien in Antiochia
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Wilhelm von Tyrus XVI, 24:
(24) Der Fürst (Raimund von Antiochia) hatte nämlich schon lange vorher, seit der Zeit, wo ihm
der Plan des Königs, ins Morgenland zu kommen, zum ersten Mal bekannt geworden war, den
Gedanken gefaßt, mit seiner Hilfe sein Fürstentum zu vergrößern, und ihm deswegen, schon
bevor er von Frankreich aufbrach, kostbare und glänzende Geschenke zugesandt, um sich
damit seine Gunst zu gewinnen. Er rechnete dabei auch auf die Fürsprache der Königin,
welche auf diesem ganzen Pilgerzug die unzertrennliche Gefährtin des Königs war. Die
Königin war nämlich die Nichte des Fürsten.(…) Als er (Raimund von Antiochia) aber sah, daß
er nichts ausrichte, weil der König den unwiderruflichen Vorsatz und den Wunsch, nach
Jerusalem zu gehen, gefaßt hatte, so änderte er, in seiner Hoffnung betrogen, von jetzt an
seinen Sinn, verwünschte den Beschluß des Königs und begann, ihm Schlingen zu legen und
sich gegen ihn zu wappnen. Er faßte nämlich den Vorsatz, dem König entweder mit Gewalt
oder mit List seine Frau wegzunehmen, welche ein leichtsinniges Weib war und in den Plan
des Fürsten selbst einstimmte. Die Königin war, wie wir eben gesagt haben und wie sie davon
früher und später deutliche Proben gab, ein unvorsichtiges Weib, das, ihrer königlichen Würde
uneingedenk, wenig Rücksicht auf ihre Frauenehre nahm. (…)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Weihnachten 1147: Kg. Konrad III kehrt erkrankt nach Konstantinopel zurück
Neujahr 1148: Das französische Kontingent erleidet Niederlage in Laodikäa
Januar 1148: Nur wenige byzantinische Schiffe bringen Ludwig VII. und einige Barone nach
Antiochia
Februar/März 1148: Eheaffaire Ludwigs VII. und Eleonores von Aquitanien in Antiochia
April 1148: Konrad III. trifft per Schiff in Jerusalem ein
24. Juni 1148: Dreikönigstreffen bei Akkon - Beschluss, Damaskus anzugreifen
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Wilhelm von Tyrus XVI, 24:
XVII, 1: Ich halte es für wichtig und dem Zweck meiner Geschichte angemessen, jetzt die
Namen der Fürsten, die sich aus so großen Ländern bei der genannten Versammlung
eingestellt hatten, dem Andenken der Nachwelt zu überliefern. Es waren also vor allen Kaiser
Konrad, König der Deutschen und römischer Kaiser, anwesend und von seinen Kirchenfürsten
sein Bruder, der gelehrte Bischof Otto von Freising,(...) Ferner war bei der Versammlung der
fromme König Ludwig von Frankreich und mit ihm Bischof Gottfried von Langres, Bischof
Arnulf von Lisieux, Guido von Florenz, Kardinalpresbyter der römischen Kirche zu Sankt
Chrysogonus, Legat des Apostolischen Stuhls. (2) Nachdem man sich nun lange beraten
hatte, wobei, wie es in solchen Fällen zu geschehen pflegt, verschiedene Ansichten zu Tage
kamen, hielt man es für das Zweckmäßigste, die Stadt Damaskus zu belagern, die uns
gewaltigen Schaden stiftete. Nachdem man diesen festen Beschluß gefaßt hatte, ließ man
durch Heroldsstimme verkünden, es sollten an dem bestimmten Tag alle einmütig bereit sein,
ihre Streitkräfte dort hinzuführen (...)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.3. Kreuzzug der Könige
Weihnachten 1147: Kg. Konrad III kehrt erkrankt nach Konstantinopel zurück
Neujahr 1148: Das französische Kontingent erleidet Niederlage in Laodikäa
Januar 1148: Nur wenige byzantinische Schiffe bringen Ludwig VII. und einige Barone nach
Antiochia
Februar/März 1148: Eheaffaire Ludwigs VII. und Eleonores von Aquitanien in Antiochia
April 1148: Konrad III. trifft per Schiff in Jerusalem ein
24. Juni 1148: Dreikönigstreffen bei Akkon - Beschluss, Damaskus anzugreifen
24. Juli 1148: Belagerung von Damaskus wird nach nur drei Tagen auf Betreiben der
palästinensischen Barone ergebnislos abgebrochen
mittelfristige Folge: Damaskus wird auf die Seite Nur-ad-Dins gedrängt (1154)
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.2. Kreuzzug der Könige
Belagerung von Damaskus,
frz. Buchmalerei 15. Jh.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.4. Kreuzzugsmüdigkeit und Krise
Patriarch Aimerich von Antiochia an König Ludwig VII. von Frankreich, 1164
Aymeric, by the grace of God, patriarch of the holy Apostolic See of Antioch, to Louis,
illustrious king of the French,-greeting and Apostolic benediction. It would be fitting that we
should always write joyful tidings to his royal majesty and should increase the splendor of his
heart by the splendor and delight of our words. But the reverse has ever been our lot. The
causes for tears, forsooth, are constant. The deaths of the Christians are frequent and the
captures which we see daily. Moreover, the wasting away of the church in the East afflicts
with ineradicable grief us who, tortured internally even to our destruction, are dying while
living in anguish of soul, and, leading a life more bitter than death, as a culmination of our
miseries, are wholly unable to die. Nor is there anyone who turns his heart towards us and
out of pity directs his hand to aid us. But not to protract our words, the few Christians who are
here cry out to you, together with us, and implore your clemency, which with God's assistance
is sufficient to liberate us and the church of God in the East. And now we will tell you of all the
events which have happened to us. In the Lent which has just passed, a certain one (Nureddin)
of the men who are about us, who is held as chief among the Saracens, and who oppresses our
Christian population far more than all who have gone before, and the leader of his army
[Schirkuh] having gotten possession of Damascus, the latter entered Egypt with a great force of
Turks, in order to conquer the country. Accordingly, the king of Egypt distrusting his own valor and
that of his men, held a most warlike council to determine how to meet the advancing Turks and
how he could obtain the aid of the king of Jerusalem. For he wisely preferred to rule under tribute
rather than to be deprived of both life and kingdom.
5.
Der Fall Edessas und der Zweite Kreuzzug
5.4. Kreuzzugsmüdigkeit und Krise
Otto von Freising, Chron. VII, 32
Vor wenigen Jahren hat ein gewisser Johannes, ein König und Priester, der im äußersten
Orient, jenseits von Persien und Armenien wohnt und wie sein Volk Christ ist, zwei Brüder,
die Könige der Perser und Meder, angegriffen und ihre Hauptstadt, das oben erwähnte
Ekbatana, erobert.
(...)
Nach dem Siege unternahm Johannes einen Feldzug, um der Kirche von Jerusalem zu Hilfe
zu kommen, (…) aber da sein Heer durch das ungewohnte Klima schwere Verluste erlitt, sah
er sich genötigt, in sein Land zurückzukehren.