Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Hintergrund: RückgangLeibniz-Zentrum der Artenvielfalt für Agrarlandschaftsforschung e. V. Bestandstrends ausgewählter Feldvogelarten in 25 EU-Staaten Wie können Naturschutzleistungen von Ökobetrieben bewertet und für die Vermarktung genutzt werden? Rückgang der Gesamtbestände von Agrarvögeln um 52 % seit 1980. Bsp.: Anhaltender Rückgang von Feldvogelarten wie Wiesenpieper, Feldlerche oder Braunkehlchen in ganz Europa! Wiesenpieper Quelle: European Bird Census Council (EBCC), Population trends and indices, http://www.ebcc.info/trends2012.html Karin Stein-Bachinger & Frank Gottwald (ZALF e.V.) ‚Tag des ökologischen Landbaus‘ Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei, Mecklenburg-Vorpommern Gülzow, 04. Juni 2015 Braunkehlchen Feldlerche Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Bestandsentwicklung des Hauhechel-Bläulings Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Artenschutzreport 2015 (BfN) Oedippus Vol 28 (2014) http://www.ufz.de/export/data/22/57105_Oedippus_28.pdf#page=25&zoom=170,-122,476 Fotos: Gottwald Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Ausgangssituation Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Effekte ökologischer Bewirtschaftung auf die Biodiversität im Vergleich zum konventionellen Landbau (Rahmann 2011) Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Ökologische Bewirtschaftung ist positiv für Natur- und Umweltschutz, aber es gibt auch Konflikte zwischen Ökolandbau und Naturschutz, z.B. Artengruppe Anzahl der Studien mit nachgewiesener Auswirkung der ökologischen Bewirtschaftung positiv negativ ohne Effekt Segetalflora Grünlandflora Flora in Dauerkulturen 61 0 3 20 0 5 12 2 1 Wirbellose 77 7 12 Wirbeltiere Bakterien, Hefen, Schädlinge Bodenorganismen Genetische Artenvielfalt Landschaftsebene Artenvielfalt im Allgemeinen Gesamt 26 0 5 6 1 2 38 0 15 28 0 2 28 0 5 31 3 6 327 13 56 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Feldvögel und Feldhasen sind gefährdet durch praxisübliche Nutzung im Kleegras und Grünland Ackerwildkräuter gehen zurück durch mechanische Beikrautregulierung, frühe Bodenbearbeitung und dichte Kulturbestände Besondere Landschaftsstrukturen werden nicht automatisch erhalten (Pflegemaßnahmen meist nicht ökonomisch) Fotos: Gottwald, Matthews, Stein-Bachinger Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 •1 Veröffentlichungen Wissenschaftliche Grundlagen – Praxistransfer Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. 2001 – 2006: Erprobungs- und Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Naturschutzhof Brodowin Wissenschaftliche Buchpublikation • Naturschutzfachliche Optimierung des Ökologischen Landbaus ‚Naturschutzhof Brodowin‘ (Stein-Bachinger, Fuchs, Gottwald et al. (2010), 409 S. Entwicklungsvorhaben Naturschutzfachliche Optimierung des Ökologischen Landbaus 1.200 ha demeter Milchviehbetrieb Bundesamt für Naturschutz Praxishandbuch für den ökologischen Ackerbau im nordostdeutschen Raum • Naturschutz im Ökolandbau (Fuchs & Stein-Bachinger Buchpublikation: Stein-Bachinger et al. 2010 Stein-Bachinger & Fuchs (2012): Org. Agr. 2, 145-162 (2008) 2007 – 2008: Transfer in die Praxis Maßnahmensteckbriefe Diverse wiss. Publikationen Artsteckbriefe Handbuch für den ökologischen Ackerbau im nordostdeutschen Raum Flyer Infographiken für Feldrundgänge etc. Projektwebseite: www.naturschutzhof.de Bundesamt für Naturschutz Fuchs & Stein-Bachinger 2008 (dt) / 2010 (engl) Fotos: NSHB, Flade, Stein-Bachinger Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Projekt Landwirtschaft für die Artenvielfalt • Anbauverband Biopark Ziele • • Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern • WWF Deutschland Erhöhung der Artenvielfalt auf gesamtbetrieblicher Ebene – Freiwillige Teilnahme • • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Abläufe • • Fruchtwechsel e.V. Arne Bilau, Weert Sweers • • • • • Hohe Effektivität für den Naturschutz: Aufbau einer naturschutzfachlichen Beratung • EDEKA Laufzeit 3/2012 – 10/2015 - 2017 Hohe Flexibilität für Landwirte: Umfangreicher Maßnahmenkatalog zur Auswahl - abgestimmt auf Standort, Betriebsstruktur und produktionstechnische Wissenschaftliche Begleitung: Dipl. Biol. Frank Gottwald , Dr. agr. Karin Stein-Bachinger • DUENE e.V., Univ. Greifswald Dr. Michael Rühs Entwicklung und Etablierung eines ‚Naturschutzstandards‘ zur Pilotregion: Mecklenburg-Vorpommern Schwerpunkt Biopark-Betriebe, Gesamtfläche: ca. 68.000 ha seit 2014 Ausweitung auf Brandenburg und Schleswig-Holstein ab 2015 Involvierung weiterer Ökoverbände Transparenz/Nachprüfbarkeit/Öffentlichkeitsarbeit: Konkrete Darstellung der Naturschutzleistungen der Betriebe für Verbraucher zur Erhöhung der Akzeptanz (Tracking-Code) • Honorierung der Naturschutzleistungen: Vermarktung der ‚Landwirtschaft für Artenvielfalt‘-Produkte durch Projektpartner EDEKA Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Wer macht mit? Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Anforderungen an einen Naturschutzstandard bzw. ein Naturschutzzertifikat • Basis: Richtlinien der Ökoverbände • Gut anwendbar auf Betriebsebene • Berücksichtigung verschiedener Betriebssysteme, individueller Leistungen etc. Punktesystem (Experten-basiert) für Naturschutzmaßnahmen und bestehende Leistungen Vorbilder Mit Vielfalt punkten (MVP) (Schweiz) Agrarumweltprogramm MEKA (BadenWürttemberg) Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 • Teilnahme aktuell: • über 40 Betriebe, 35 zertifiziert • Gesamtfläche ca. 25.000 ha • davon ca. 16.000 ha Grünland, ca. 9.000 ha Ackerland Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 •2 Zielarten/-gruppen Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Ackerwildkräuter Feld- und Wiesenvögel So funktioniert der Naturschutzstandard Grünlandflora Heckenvögel Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. 1. Leistungskatalog mit über 70 Maßnahmenvarianten 2. Ermittlung des IstZustandes mit Naturschutzberater Bewertung über Punktesystem Greifvögel Auswahl individueller Maßnahmenvorschläge Amphibien Feldhasen Heuschrecken 4. Monitoring und Erfolgskontrolle ausgewählter Tierund Pflanzenarten Kontrolle in Zukunft über Ökokontrollstellen Bienen und Hummeln 3. Umsetzung der Maßnahmen und fortlaufende Optimierung auf gesamtbetrieblicher Ebene Tagfalter Fotos: Gottwald Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Leistungskatalog Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Komponenten des Naturschutzstandards 70 Einzelmaßnahmen in den Bereichen 1) Naturschutzfachlich günstige Wirtschaftsverfahren, die von den meisten Ökobetrieben durchgeführt werden z.B. extensive Mutterkuhhaltung Grünland mit geringer Düngung Ackerland Grünland Landschaftselemente Erfolgsorientierte Leistungen 2) Spezielle Maßnahmen für gefährdete Arten und Lebensräume z.B. 8 Wochen Nutzungsruhe im Grünland für Wiesenbrüter reduzierte Düngung für Ackerwildkräuter armer Böden Bewertung der naturschutzfachlichen Gesamtleistung 3) Erfolgsorientierte Bewertung = In-Wert setzen vorhandener Leistungen + Zusatzleistungen Umrechnung auf die Betriebsfläche (Punkte/100ha) Vorkommen bestimmter Arten oder Lebensräume unabhängig von Maßnahmen Mindestpunktzahl (120) für Naturschutz-Zertifikat Fotos: Gottwald Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Wo sind Maßnahmen für die Feldlerche sinnvoll? Wo sind besonders wertvolle Standorte oder Artvorkommen? Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Ökologischer Landbau plus Naturschutz Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Acker: Klee-Luzernegras Zielarten: Feldvögel, Feldhasen, Insekten u.a. Maßnahmen • • • • • Für die Feldlerche sollten Schläge folgende Eigenschaften aufweisen: groß (> 10 ha), gehölzarm, geringe bis mittlere Bodengüte, mit Kleegras oder Sommergetreide bestellt 8 Wochen Ruhephase während der Brutzeit Hochschnitt Stehenlassen von Teilflächen Ungemähte Kleegrasstreifen an Schlagrändern Überjährig ungemähte Streifen 0,1-10 Punkte/ha bzw. /100 m Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Fotos: Gottwald, Matthews Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 •3 Ökologischer Landbau plus Naturschutz Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Ökologischer Landbau plus Naturschutz Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Acker: Getreide Grünland: Frische Standorte Zielarten: Segetalflora, Feldvögel, Feldhasen, Insekten u.a. Zielarten: Grünlandflora, Insekten, Wiesenvögel, Greifvögel u.a. Maßnahmen Maßnahmen • • • • • • • • Drilllücken Reduzierte Saatstärke Kein Striegeln auf Teilflächen Verzögerte Stoppelbearbeitung Buntbrachen und Blühstreifen Vielfältige Fruchtfolgen • • • 0,1-10 Punkte/ha bzw. /100 m 0,1-10 Punkte/ha bzw. /100 m Fotos: Gottwald Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Ökologischer Landbau plus Naturschutz Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Fotos: Gottwald Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Erfolgsorientierte Leistungen Zielarten: Insekten, Feldund Heckenvögel, Greifvögel, Amphibien, Fledermäuse u.a. Bewertung des Vorkommens seltener bzw. gefährdeter Tierund Pflanzenarten sowie deren Habitate Vorhandene LE und Maßnahmen • • Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Ökologischer Landbau plus Naturschutz Landschaftselemente (LE) • • • • Extensive Weide Eingeschränktes Schleppen und Walzen Reduzierte Düngung Nutzungsruhe (8-10 Wochen während der Brutzeit) Eingeschränkte Nutzung von Teilflächen Beispiele: Artenreiches Grünland Nassgrünland Großer Feuerfalter Schreiadler Acker-Lichtnelke Rotbauchunke Hecken und Gebüsche Alt- und Totbäume Ungenutzte Offenflächen Amphibienstreifen an Kleingewässern Säume Lesesteinhaufen, Nisthilfen Punkte nach Vorhandensein 0,5-25 Punkte/ha, pro LE Fotos: Gottwald Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Fotos: Gottwald, NSHB Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Erreichte Punktsummen 2014 Monitoring und Evaluierung von Zielarten und Maßnahmen n = 35, 5.300 ha Ackerland, 14.900 ha Grünland Erforderliche Punktzahl Fotos: Gottwald Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 •4 Vermarktung der Projektprodukte Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Ausgewählte Naturschutzleistungen von 35 Betrieben (2014) Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Während der Laufzeit des Modellprojektes garantiert EDEKA Nord den teilnehmenden Betrieben die Abnahme der Erzeugnisse und honoriert den Mehraufwand bei den Erzeugerpreisen Erste Produkte aus dem Modellprojekt seit April 2015 im Vertriebsgebiet von EDEKA Nord erhältlich Zunächst: Insgesamt umgesetzt: - 64 Module - pro Betrieb im Mittel 20 Module (6 - 47 Module) Fleischprodukte, Kartoffeln Ausweitung auf weitere Produkte angestrebt Nachfrage derzeit größer als das Angebot Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Veröffentlichungen Fazit Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. • Bereits erschienen: • Grundlagen für einen Naturschutzstandard (Stein- Die Betriebe erbringen durch ihre praxisübliche Bewirtschaftung bereits eine Reihe von Naturschutzleistungen Bachinger & Gottwald (2013) • Naturschutzstandard (als Handbuch) (Gottwald & SteinBachinger (2015) • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. In Vorbereitung: • Grundlagen und Beispiele für die Honorierung von Naturschutzleistungen in ökologisch bewirtschafteten Betrieben (2015) (Rühs & Stein-Bachinger Zentrale Rolle: extensive Nutzung von Grünland auf Niedermoorböden sowie auf sandigen Mineralböden mit geringer Bodengüte Zusätzliche Maßnahmen sind in Abhängigkeit von Standort und Zielart/en sehr effektiv (viele kleinflächige Maßnahmen haben hohe Wirkung) 2015) • Diverse wiss. Publikationen • Flyer • Infografiken Das Punktesystem erlaubt eine individuelle Bewertung auf gesamtbetrieblicher Ebene • Projektwebseite: http://www.landwirtschaft-artenvielfalt.de/ Naturschutzberatung ist unbedingt erforderlich • Darstellung der einzelnen Maßnahmen sowie Vorstellung der teilnehmenden Betriebe Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Fotos: Gottwald Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Perspektiven Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Dem Verbraucher können konkrete Naturschutzleistungen von Betrieben in ‚seiner‘ Region vorgestellt werden Hohe Transparenz gewährleistet, dass sichtbar und nachvollziehbar ist, welcher Betrieb welche Leistungen erbringt Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Vielen Dank! [email protected] [email protected] www.landwirtschaft-artenvielfalt.de Kopplung Regionalität mit Artenvielfalt Involvierung weiterer Ökoverbände Stärkung des Ansehens des Ökologischen Landbaus in der Öffentlichkeit Verbesserte Vermarktungschancen für Bioprodukte, die dem Standard ‚Landwirtschaft für Artenvielfalt‘ gerecht werden Mehr Ökobetriebe Fotos: Gottwald, Matthews Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 Fotos: Gottwald, Stein-Bachinger Stein-Bachinger & Gottwald 6_2015 •5
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