2015-10-23 Schreiben Ries an KuS

An
Betriebsrat der K+S KALI GmbH
Werk Werra
z. H. Herrn Vorsitzenden Harald Döll
Postfach 1163
36267 Philippsthal / Werra
Ihr Zeichen/Ihre Nachricht
Unser Zeichen/unsere Nachricht
Telefon/Name
FB 1 _ KA / Ri-Kun
Datum
23.10.2015
Eure Veranstaltung zur Versenkerlaubnis
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich hatte Euch nach längerer Überlegung am 14.09.2015 einen Brief
geschrieben und darum gebeten, doch bitte mit dem einen oder anderen
Mandatsträger ein Gespräch zu führen und zwar mit dem Ziel, dass wir
endlich das gewaltige Zuflussproblem in unsere Kanäle in Ruhe baulich lösen
können.
Wäre es mir und meiner Verwaltung nach gegangen, wäre die Sache still und
ohne Aufhebens 2013 begonnen und ein Jahr später erledigt gewesen.
Die finanzielle Beteiligung der K+S sollte eine Schiedsstelle regeln. Beide
Seiten hätten sich zurücklehnen können, weil hier nicht emotional und aus
politischem Kalkül, sondern nur rational entschieden wird.
Hundertmal reicht nicht, die ich den Stadtverordneten geschrieben und
zugerufen habe, das Thema nicht in die politische Auseinandersetzung zu
zerren, da, so wörtlich, die Folgen nicht abzuschätzen seien.
Und speziell die Vertreter der SPD habe ich bezüglich ihres dominierenden
Stadtverordneten und amtierenden Parteivorsitzenden Fischer mehrfach
gebeten, nicht die Stadtverordnetenversammlung und die Partei selbst für die
Ziele der Bürgerinitiative um den Gerstunger Bürgermeister missbrauchen zu
lassen. Leider vergeblich.
Herr Fischer ist oder war zweiter Vorsitzender dieser Bürgerinitiative!
Es folgten aus der SPD umfängliche Anfragen zu dem Thema, die ich
öffentlich beantworten musste.
Ich war also genötigt, in die alten Akten zu greifen bzw. bei den Behörden
anzufragen, um den Damen und Herren berichten zu können, was man in den
zuständigen Behördenstuben tatsächlich seit den 80er Jahren wusste.
Gleichzeitig wurde mir immer heftiger öffentlich vorgeworfen, in dieser Sache
nicht mit der gebotenen Offenheit und Transparenz zu arbeiten und für die
nötige Aufklärung zu sorgen.
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Ich musste auf Beschluss unsere Ingenieurbüros einbestellen, die dann
stundenlang die Sachlage vortrugen.
Auch das nützte nichts, weil wir angeblich immer noch entscheidende
Vorgänge geheim hielten.
Am 21.09.2015 wurde auf Antrag der CDU und mit Unterstützung der SPD
und UL beschlossen, dass ich in einer Stadtverordnetenversammlung
nochmals alle Unterlagen vorzulegen und entsprechend zu erklären hätte.
Die von mir hierzu beantragte Sitzung fand gestern statt und gleich vier
Ingenieurbüros hatten sich wieder intensiv auf die entsprechenden Vorträge
per Beamer vor den Stadtverordneten vorbereitet.
Dann wurde jedoch der Tagesordnungspunkt auf Antrag wiederum der CDU
abgesetzt, da zuvor alle Unterlagen den Stadtverordneten hätten zugestellt
werden müssen. Ich habe die Akten nicht gezählt, jedoch wären es für jeden
Stadtverordneten vermutlich mehrere Schubkarren voll gewesen.
Die Vertreter der Ingenieurbüros waren fassungslos.
Nein, es geht nicht darum, ein gewaltiges Problem zu lösen, dessen
Behebung zwingend in den 80er Jahren hätte erfolgen müssen, als man auch
das Geld kassiert hatte, sondern darum, das Thema politisch zu benutzen und
für die eigenen Zwecke zu missbrauchen bzw. von dem abzulenken, was von
den damaligen Verantwortungsträgern angerichtet worden war.
Auch Thomas Mötzing, Fraktionsvorsitzender der WGH, hat die Stadtverordneten immer wieder gewarnt, nicht die Steigbügelhalter der Bürgerinitiative
zu sein und uns endlich bauen zu lassen, anstatt das Thema weiter hoch zu
kochen.
Thomas hat sich größte Sorgen gemacht, was da eine Mehrheit der
Stadtverordneten um Herrn Fischer mit ihrer Politik anrichten.
Er hat ihnen immer wieder versucht zu erklären, wie gefährlich dieses
schändliche politische Spiel ist und, dass sie mit den Existenzen der
Menschen im Werratal hantieren. Es war ebenfalls vergeblich.
Es war übrigens der Stadtverordnete Stötter, ehemals wohl leitender
Angestellter der K+S, der die öffentlich zu beantwortende Anfrage zu den
neuerlichen Problemen in Kleinensee stellte.
Ich habe den Herren mehrfach beschworen, diese zurückzuziehen, was dieser
unter breiten Grinsen jedoch nicht getan hat. Man wollte mich an diesem
Abend richtig grillen und vorführen.
Dabei waren die Stadtverordneten ohnehin von mir informiert worden, jedoch
ging es wohl darum, mir Vorhaltungen zu machen, sollte ich etwas auslassen.
Danach wurde Dr. Gerling öffentlich vom Stadtverordnetenvorsteher gefragt,
ob das Vorgetragene der Wahrheit entspricht und er noch etwas zu ergänzen
habe.
Was für eine schändliche Inszenierung, habe nicht nur ich gedacht.
Herr Dr. Gerling bestätigte, dass ich vollumfänglich geantwortet hätte. Damit
hatte es Herr Stötter geschafft, auch diese Sache richtig zu transportieren.
Ich habe bisweilen auch meine Kritik an K+S, was hier jedoch passiert, ist in
höchstem Maße verantwortungslos.
Es geht erkennbar manchen Stadtverordneten darum, die Verwaltung und den
Bürgermeister so lange öffentlich mit dem Vorwurf der Geheimniskrämerei
und immer neuen Anfragen zu traktieren, bis man auch das letzte Schriftstück
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öffentlich auf den Tisch gelegt hat. Der gewaltige Schaden, der zudem durch
die unnützen Verzögerungen an unseren Anlagen entsteht, werden hingegen
billigend in Kauf genommen.
Mir geht es darum, dass Ihr in Eurer berechtigten Sorge wisst, was sich hier in
Heringen tatsächlich abspielt und wer das Thema missbraucht und benutzt.
Ach ja, nicht das erste Mal wird mir besonders aus der SPD heraus heftigst
eine zu große Nähe zur K+S vorgeworfen und, dass ich einseitig Interessen
vertreten würde. Das war leider nicht nur beim Bau des Kraftwerkes der Fall,
sondern auch als ich mit K+S ein gemeinsames Haldenfest veranstalten wollte
und mir alle Mittel dazu vom Parlament gestrichen wurden.
Es verbleibt
mit freundlichem Gruß
Hans Ries