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Originalveröffentlichung in: Venturi, Adolfo (Red.): L'Italia e l'arte straniera : atti del X Congresso Internazionale di Storia dell'Arte in
Roma (1912), Rom 1922 (Reprint 1978), S. 326-327, Tafeln LXXIX-LXXX
— 326
A.
-
WARBURG.
PIERO DELLA FRANCESCAS CONSTANTINSCHLACHT
IN DER AQUARELLKOPIE DES JOHANN ANTON RAMBOUX.
D i e Ver g änglichkeit
schen Kunstwerk
höchster malenscher
Schöpfung
empfinden
wir
wohl
vor keinem italieni­
schmerzlicher als vor dem Fresko der Constantinschlacht, die Piero della Francesca
in A r e z z o schuf.
Die
Wand
der Chorkapelle in San Francesco vermag die Farben nicht mehr zu
b a n n e n ; die rechte H ä l f t e ist bereits bis zur Unkenntlichkeit der Composition zerstört.
wundernde
9
Vasaris b e ­
Beschreibung allein konnte uns bisher zu einer ungefähren Vorstellung verhelfen; er sagt:
....
merita lode grandissima non meno che per aver fatto nell'altra faccia, d o v e
e la sommersione di Massenzio,
un gruppo
di
cavalli
in
iscorcio
cosi
e
la
maravigliosamente
fuga
condotti,
che, rispetto a q u e ' tempi, si possono chiamare troppo belli e troppo eccellenti. F e c e in questa m e desima storia un me z z o ignudo
e
me z z o vestito
alla
saracina,
sopra
un cavallo secco, molto
ben
ritrovato di notomia, p o c o nota nell'eta sua. "
Eines
deutschen
Malers
Aquarell,
das
vermag den Eindruck der verschwundenen
tragen die beiden Wasserfarbenkopien
Anton
den
Ramboux
Stempel
(1790-1866)
der
Ihnen in
einem L u m i e r e - L i c h t b i l d
Reitergruppen in F a r b e und Umriss wieder
(im Original
zwischen
Meisterhand des
ich
1816
Monarca
245.255
mm.),
die
der
zeigen
kann,
hervorzurufen:
Rheinländer
Johann
- 4 2 vor den Fresken selbst anfertigte, auch nicht
dei
Pittori *, so sind sie doch
in
ihrer
schlichten
T r e u e ein unschätzbares, zuverlässiges Hilfsmittel zur Belebung jener Schilderung Vasaris. D a sehen
wir den gepriesenen
sarazenischen
lyptischer Reiter d a v o n j a g t ; hinter
fliehen, das Constantin von der
feierlich-ruhiger Festlichkeit
dass
ihm
schon
Idealstil aufprägt.
die
Bogenschützen,
ihm
Seite
worauf
anrief.
in
Italien
dürren
G a u l wie ein
apoka­
anderen, die vor dem kleinen
Kreuz
Tiberufers her wie
ein
magisches Heiltum
Constantinsbogenreliefs einen höheren
Wirklichkeit,
man bisher nicht geachtet hat —
Paläologus, der damals
des
der
spricht ohne archäologisch-heroische G e s t e in
—
seinem
in
A b e r wir glauben an die Siegerkraft des Kaisers auch ohne
triumphale Rhetorik
Zeitgenössische
auf
zusammengeballt die
anderen
ausstreckt.
der
vergeblich
durch
Pieros
monumentalem
Antikisirenden
Temperament gesehen und
gestaltet,
Ernste zu u n s ; denn Constantin
trägt
die Z ü g e und die T r a c h t des Griechenkaisers Johannes
das
Abendland
zur
H i l f e gegen
D i e Aehnlichkeit der berühmten Bildnismedaille des Pisanello geht in den
den
Türkensultan
Einzelheiten
des
-
327 —
Gesichtes, der Gesamthaltung und der Tracht soweit, dass man in ihr sogar das unmittelbare V o r ­
bild Pieros vermuten dürfte; doch könnte Piero- den Kaiser auch selbst 1439 in Florenz g esehen
haben.
Dafür sprechen auch jene Gestalten mit den hohen seltsamen Mützen und Mitren auf dem
Fresko der Anbetung
des Kreuzes.
Sie sind Nackläng e
der von Piero wirklich g esehenen Kopf­
bedeckung en, die die Würdenträg er der orientalischen Christenheit trug en, als sie verg eblich auf den
Conzilien zu Ferrara und Florenz
die
Einig ung
der Christenheit versuchten.
zanz g leichsam im Sinnbilde der Kreuzleg ende, die ja zu den hohen
Trä
g t hier also By-
kirchlichen
Ruhmestiteln
ersten christlichen Kaiserhauses g ehörte, seinen Hilferuf vor g eg en den Türkenschrecken,
eben, als dessen
Maxentius.
Symbol,
jener
asiatische
Bog enschütze
des
so g eriet
in den Heerbann des römischen Kaisers
TAV.
LXXIX.
TAV.
3- A. Rambo ux
Düsseldo rf
Kg]. Akademie
o
Aquarellc pie nach
Piero
Varburg -
vo r 1842'
Piero della Francesca. e c c . p. 326-327)
della Francesca
LXXX.
Farbendruck
The M.S-S Press. Ltd. Lo ndo n