Abschlussprüfung an Realschulen – 2015 Kunsterziehung: Aufgabengruppe A I. Kunstgeschichte / Kunsttheorie Synthetischer Kubismus – Collage / Montage „Cézanne hat aus einer Flasche einen Zylinder gemacht. Ich mache aus einem Zylinder eine Flasche.“ (Juan Gris) 1. Die Künstler des analytischen und des synthetischen Kubismus gehen sehr unterschiedlich mit den Formen der Bildgegenstände um. a) Vergleichen Sie den Umgang mit der Form in den zwei Phasen des Kubismus. b) Beschreiben Sie weitere Gestaltungsmerkmale des synthetischen Kubismus (Farbe, Raum). 2. Das künstlerische Prinzip der Collage wurde bestimmend für den synthetischen Kubismus. a) Erklären Sie die Technik der Collage. b) Nennen Sie neben Juan Gris zwei weitere Künstler, die sich dieser Technik bedienten. 3. Das Prinzip der Collage ähnelt der Montage, dem Filmschnitt, im Medium Film. a) Erklären Sie den Begriff Montage und gehen Sie auf zwei typische Formen der Montage näher ein. b) Versetzen Sie sich in die Rolle eines Cutters und überlegen Sie kurz, welche Gesichtspunkte für das Gelingen einer Montage wichtig sind. II. Kunstbetrachtung Bildvergleich Piero della Francesca (Renaissance) – Alex Katz (Pop Art) – Selfie Ihnen liegen die Reproduktionen folgender Gemälde vor: – Piero della Francesca: „Doppelbildnis von Federico da Montefeltro und Battista Sforza“, 1465 –1472, jeweils 47 × 33 cm – Alex Katz: „Our Eyes have met“, um 1986, Größe keine Angaben 1. Beschreiben Sie den Bildinhalt des Doppelbildnisses von Piero della Francesca. 2. Vergleichen Sie die Gemälde von Piero della Francesca und Alex Katz hinsichtlich a) Raum b) Plastizität c) Licht d) Farbe 3. Im Gemälde von Alex Katz kann der Betrachter die Zuneigung der dargestellten Personen zueinander erkennen. Klären Sie, wodurch dieser Eindruck geschaffen wird. 4. Bei Renaissance-Porträts handelt es sich größtenteils um Auftragsarbeiten. a) Zeigen Sie anhand des Gemäldes von Piero della Francesca auf, welche Absichten der Auftraggeber mit dem Porträt von sich und seiner Frau verfolgte. b) Das Selfie ist eine heute weit verbreitete Porträtform, der ähnliche Absichten zugrunde liegen. Nehmen Sie dazu Stellung, indem Sie mögliche Beweggründe für das Fotografieren von Selfies aufzeigen. 2015-1 Piero della Francesca: Doppelbildnis von Federico da Montefeltro und Battista Sforza, 1465 – 1472, Tempera auf Holz, jeweils 47 × 33 cm 2015-2 Alex Katz: „Our Eyes have met“, Öl auf Leinwand, um 1986, Größe keine Angaben 2015-3 Lösungsvorschlag I. Kunstgeschichte / Kunsttheorie Synthetischer Kubismus – Collage/Montage 1. a) Der Umgang mit der Form im analytischen und synthetischen Kubismus r Hinweis: In dieser Teilaufgabe muss ausschließlich die Form bearbeitet werden. Im analytischen Kubismus folgt die Formgebung noch dem Prinzip von Cézanne „Aus einer Flasche einen Zylinder machen“. Die Gegenstände werden auf Grundformen reduziert und prismatisch in Flächen gebrochen. Klare Umrisse oder Formbegrenzungen sind nicht mehr vorhanden. Die Künstler verbinden oft mehrere Ansichten eines Gegenstands (Multi- oder Simultanperspektive). Die einzelnen Flächen sind rhythmisch gegliedert und verschmelzen oft untereinander und mit dem Hintergrund zu einem kristallinen Gesamtgebilde. Auf Binnenstrukturen und Stofflichkeit wird weitgehend verzichtet, was den Abstraktionsgrad der Formen noch steigert. Wie Juan Gris in der Aufgabenstellung zitiert wird („… Ich mache aus einem Zylinder eine Flasche“), soll im synthetischen Kubismus aus abstrakten Formen wieder eine neue Realität entstehen. Die Formen sind klarer begrenzt. Die aus abstrakten Elementen zusammengesetzten Gebilde lassen auch eindeutigere Assoziationen zu bekannten Gegenständen zu. Teilweise werden Einzelformen so gewählt, dass sie Teil von mehreren Gegenständen sind. Zusätzlich werden mittels Materialstrukturen wie Holzmaserung, Geflecht oder Tapetenmuster stoffliche Aspekte mit in die Bildwelt einbezogen. Die Elemente werden sehr flächig angelegt. b) Farbe und Raum im synthetischen Kubismus r Hinweis: Diese Aufgabe beschränkt sich nun auf den synthetischen Kubismus. Im synthetischen Kubismus wird die reduzierte Blau- /Braunpalette des analytischen Kubismus aufgegeben. Es sind in den Bildern nun auch reine, kräftige Farben zu finden, wodurch Farbkontraste wie Warm-Kalt-Kontrast, Farb-an-sichKontrast wieder eine größere gestalterische Rolle spielen. Da die Künstler die Formen flächig halten wollten, findet man kaum Farbmodulationen oder Aufhellung bzw. Abdunkelung in den Gemälden. Die Farbwahl ist oft unabhängig vom Gegenstand, sie folgt mehr der gestalterischen Absicht und der gesamten Bildwirkung. Der Raum im synthetischen Kubismus entsteht hauptsächlich durch Überschneidung, Überlagerung der einzelnen Flächen. Auf Perspektive wird fast vollständig verzichtet. Teils werden Schatten verwendet, wobei eine eindeutige Lichtquelle nicht vorhanden ist. Der Hintergrund ist als solcher wieder eindeutiger zu erkennen. 2. a) r r r Die Technik der Collage Hinweis: Es geht hauptsächlich um die Definition der Collage, die unterschiedlichen Techniken im Einzelnen sind nicht gefordert, können aber exemplarisch zur Erläuterung herangezogen werden. Das Wort „Collage“ stammt aus dem Französischen und bedeutet „ankleben, aufleimen“, aber auch „Zusammenstellung“. Eine Collage ist ein Bild, das sich 2015-4
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