Die Chance der Mehrsprachigkeit nutzen

Die Chance der Mehrsprachigkeit nutzen
Schmiden Cem Özdemir wünscht
sich eine bessere Bezahlung für
Logopäden. Von Sascha Sauer
ita und Mia wachsen mehrsprachig
auf. Vater Cem Özdemir spricht mit
ihnen Deutsch, Mutter Pia Maria
Spanisch. "Das klappt gut, es gibt keine
Schwierigkeiten", sagt der Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen.
Der Politiker hat gestern die Praxis von
Andrea Leiherr besucht und sich über die
Arbeit der Logopädinnen informiert.
Nicht jeder lernt zwei Sprachen so problemlos wie Vita und Mia. "Rund zehn Prozent aller Kinder mit Migrationshintergrund haben Sprachentwicklungsstörungen", sagt Andrea Leiherr. Häufig würden
sie zu spät therapeutische Hilfe bekommen, weil die Eltern glauben, dass ihre Kinder einfach länger brauchen, um richtig
Deutsch zu lernen. Die Logopädin bezeichnet dieses Abwarten als "Förderfalle".
Am 6. März findet der Europäische Tag
der Logopädie unter dem Motto "Mehrsprachigkeit: Chancen nutzen!" statt. Der
Deutsche Bundesverband für Logopädie
hat bei Cem Özdemir angefragt, ob er sich
nicht vor Ort über logopädisch-fachliche
Aspekte der Mehrsprachigkeit aufklären
lassen möchte. Da die Praxis von Andrea
V
Gern Özdemir informiert sich über die Arbeit der Logopäden.
Leiherr, die zum Vorstand des Landesverbandes der Logopäden gehört, nahe bei
Stuttgart liegt, durfte sie gestern den Grünen-Politiker in Schmiden begrüßen.
Am Freitag sitzt auch der vierjährige Jasin in der Praxis. Gemeinsam mit einer Logopädin macht er ein Brettspiel. Der Junge
hat mit dem "w" seine Schwierigkeiten. Er
ersetzt den Laut durch ein interdentales
"s", das dem englischen "th" ähnlich ist.
Karikatur der Woche
Foto: Patricia Sigerist •
Während des Spiels begegnen ihm viele
Worte, die mit seinem Problemlaut beginnen. Gemeinsam mit Özdemir lässt er den
Würfel rollen.
"Bei uns wird alles spielerisch verpackt", erklärt Andrea Leiherr. Ihre kleinen Patienten haben sowohl in der Muttersprache als auch im Deutschen Sprachprobleme. "Sie artikulieren Laute falsch
oder haben einen zu einen kleinen Wort-
A
schatz", sagt die Logopädin. Wird das nicht
rechtzeitig behandelt, bekommen die Kinder später Probleme beim Lesen und
Schreiben. "Dabei ist Mehrsprachigkeit ein
Segen", sagt Andrea Leiherr. Sie plädiert
dafür, dass jedes Elternteil in seiner Muttersprache mit dem Kind spricht.
Andrea Leiherr führt Özdemir durch
ihre sechs Praxisräume, in denen sie und
ihre Kolleginnen in
der Woche rund ISO "Bei uns
Patienten behandeln. wird alles
Dabei nutzt sie die spielerisch
Gelegenheit, um auf
die
angespannten verpackt."
wirtschaftlichen Ver- Andrea Leiherr,
hältnisse der nieder- Logopädin
gelassenen Logopädinnen aufmerksam zu machen. "Wir dürfen nur auf Verordnung des Arztes arbeiten", erklärt sie. Die Krankenkassen zahlen
35 Euro pro Stunde. "Wir bräuchten aber
50 Euro, um wirtschaftlich arbeiten z,u
können." Deshalb müssten immer mehr
Praxen schließen.
Auch Özdemir findet, dass Logopäden
besser bezahlt werden müssten. "Diesen
Beruf wählt man ja nicht aus Zufall, sondern man ist mit .Herz und Seele dabei",
sagt der Politiker. Dann geht es zum nächsten Patienten. Ein Junge aus Ghana soll
beim Memory spielen seine Sprachprobleme besser in den Griffbekommen.
Hommage an den Meis.ter d~
Fellbach "Loriots dramatische Werke": Sketche von Vicco von Bülow
mit Hans Peter Korff, Christiane Leuchtmann und anderen.
it seinen unnachahmlichen Karikaturen und Fernsehsketchen
schrieb Vicco von Bülow alias Loriot deutsche Humorgeschichte. Wer erinnert sich nicht an die zwei Herren in der
Hotelbadewanne, die sich weder über die
Wassertemperatur noch das Quietscheent-
M
hintersinnigen Komik, der am 12. November 2013 seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte.
Hans Peter Korff war an großen deutschen Bühnen engagiert, darunter das
Staatstheater Stuttgart, bevor er durch seine Fernsehrollen in Serien wie "Neues aus
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