Kapitel 1.3, Lehrmittel D 3: Beobachtung der Atmung Nachfolgende Kriterien sind zur Einschätzung der Atmungssituation von Bedeutung: 1. (Atem-) Typ 2. Frequenz 3. (Atem-) Tiefe* 4. Geräusche* 5. Anstrengungszeichen* 6. Rhythmus 7. Geruch 8. Husten 9. Auswurf (Sputum) 10. Messung der Sauerstoffsättigung * diese drei Kriterien werden im Lehrmittel als „Atemqualität“ zusammengefasst 1. Atemtypen: Es wird zwischen Brust- Bauch- und Axillar - Atmung unterschieden. Die drei wichtigsten pathologische Veränderungen: - betonte Brustatmung bei Bauchverletzungen- / Krankheiten - betonte Bauchatmung bei Thoraxverletzungen - / Schmerzen - Benutzung der Atemhilfsmuskulatur = Axillaratmung (die Schultern bewegen sich mit): bei starker Atemnot (siehe 5.) 2. Atemfrequenz: Das Auszählen der Atemzüge soll für den PE unauffällig erfolgen (indem z.B. eine Pulsmessung vorgetäuscht wird). Normwerte: - Kinder: > 25 Atemzüge pro Minute - Erwachsene: 12 – 18 Atemzüge pro Minute Die drei wichtigsten pathologische Veränderungen: Tachypnoe: > 18 / min. bei Erwachsenen: bei Schmerzen, Herz- und Lungenerkrankungen Bradypnoe: < 12 /min. bei Erwachsenen: Intoxikationen mit zentral wirkenden Medikamenten (Schmerz- und Beruhigungsmitteln). Hirnschädigung. Apnoe = Aussetzen der Atmung. z.B. beim Apnoe-Syndrom (Aussetzen der Atmung im Schlaf) oder kurze Atemfreie Momente bei der Cheyenne-Stoke-Atmung (siehe 6. Rhythmus) 3. Atemtiefe* Es wird zwischen normaler, oberflächlichen (flacher) und vertiefter Atmung unterschieden. Die normale Atmung zeigt sich in unauffälligen Brust- und / oder Bauchatmungsbewegungen. Die beiden wichtigsten pathologische Veränderungen sind: Eine flache, oberflächliche Atmung erfolgt meistens als Schonhaltung bei Schmerzen. Hier besteht ein erhöhtes Pneumonierisiko ( Lernziele 10 / 11) Eine vertiefte Atmung ist seltener und tritt bei hohem Fieber oder komatösen Zuständen auf. 4. Atemgeräusche* Die normale Atmung ist geräuschlos. Geräusche haben also einen pathologischen Grund: - Schnarchen; steht oft im Zusammenhang mit einer Verengung der oberen Atemwege - Stridor (= giemendes, pfeifendes Geräusch); bei Verengung der unteren Atemwege obstruktive Erkrankungen - keuchende, laute Atemgeräusche: bei schwerer Atemnot ( 5. Atemanstrengung) - Rasselgeräusche: bei Verschleimung oder bei Wasseransammlung (Lungenödem) 5. Atemanstrengung* Die normale Atmung erfolgt (in Ruhe) ohne Anstrengung. Angestrengte Atmung mit Atemnot wird als Dyspnoe bezeichnet und hat vier Schweregrade (siehe Lehrmittel F, S. 6). Die schwerste Form der Dyspnoe ist die Ruhedyspnoe, bei welcher die Betroffenen nicht mehr liegen können = Orthopnoe. Ursachen für die Atemnot können Herz- und / oder Atemwegserkrankungen sein. Neben der Beobachtung der Dyspnoe ist auch die Hautfarbe zu beachten: eine Blauverfärbung (Gesicht, insbesondere Nase und Lippen) = Zyanose. 6. Atemrhythmus Normalerweise erfolgt die Atmung im Verhältnis 1:2 (Einatmung kürzer als Ausatmung). Längere Aussetzer der Atmung sind ein pathologisches Zeichen. Bei Schnarchern und im hohen Alter können kurze Apnoesequenzen auftreten. Bei Sterbenden ist die sog. „Schnappatmung“ zu beobachten (kurz vor dem Tod). 7. Geruch Die normale Ausatemluft ist geruchlos. Komatöse und sterbende Menschen haben einen unangenehmen Geruch der Ausatemluft. Aber auch Infektionen (untere / obere Atemwege) können dafür verantwortlich sein. 8. Husten (Tussis) Husten ist ein pathologisches Zeichen, kurze Zeit auftretend ist er jedoch unproblematisch. Husten wird in trockenen (= Reizhusten) und produktiven Husten unterteilt. Beim Reizhusten wird kein Sputum ausgeworfen, beim produktiven Husten hingegen schon. Beim Reizhusten werden (v.a. nachts) Antitussiva verabreicht, beim produktiven H. eher Expektoranzien 9. Auswurf (Sputum) Beim Auswurf wird die Menge, die Farbe, die Konsistenz, Beimengungen (Blut) und der Geruch beurteilt. Gewisse Krankheiten haben spezifische Veränderungen: Lungenödem: weisslich – schaumig Pneumonie oder akute Bronchitis: braun-grün-gelblich Blutbeimengung: fortgeschrittenes Lungencarcinom 10. Sauerstoffsättigung (Oxymetrie) Mit dem Pulsoxymeter (in der Akutpflege oft kombiniert mit dem elektronischen Blutdruckmessgerät) kann man bequem den ungefähren Sauerstoffgehalt des Kapillarblutes an einem Finger messen. Wichtig ist dabei, dass der Fingernagel nicht gefärbt oder lackiert ist. Befindet sich ein Betroffener (z.B. nach einem Herzinfarkt) in einem Schockzustand (keine Durchblutung an der Peripherie mehr), dann kann die Oxymetrie nicht durchgeführt werden.
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