BASF_Summit_Workshop 3_Vorbereitung

Creator Space™ tour Ludwigshafen
23. / 24. November 2015
Vorbereitungsmaterialien für den Summit - Workshop 3
Welche sozialen Bedingungen brauchen Speicher-,
Erzeugungs- und Transporttechnologien um ökonomisch,
sozial und ökologisch nachhaltig für die Metropolregion RheinNeckar zu sein?
Einführung
Deutschland hat den Ausstieg aus der Atomkraft und die Energiewende beschlossen.
Viele Menschen in Deutschland bekennen sich dazu. Warum ist die Energiewende
trotzdem so schwierig?
Wenn es zum Schwur kommt und zum Beispiel vor der eigenen Haustüre ein Windpark
entstehen soll, treten Planer auf der Stelle, stehen Kritiker aller Couleur auf der Matte
und protestieren. Es fehlt nicht an der Akzeptanz für neue Technologien. Aber das
Unwohlsein ist vielfältig. Die Psychologie der Wahrnehmung spielt eine große Rolle,
versteckte Gründe oder sich widersprechende Eigeninteressen haben großen Einfluss
und oft werden nur die Lauten gehört.
Erfahrungen von Stadtplanern und Umsetzern der Energiewende zeigen, dass die
Akzeptanz von Smart Energy bei breiten Bevölkerungsschichten Voraussetzung ist,
um verwirklicht zu werden und ein tragfähiges Energie-Geschäftsmodell der Zukunft
wird. (Mehr dazu: Positionspapier DIHK: Wie Forschung und Innovation Deutschland
stark machen)
Die Kritiker sitzen in Entscheiderkreisen von NGO’s ebenso, wie in der Politik oder in
der Bürgerschaft. Sie verschaffen zudem bildungsfernen Bevölkerungskreisen keine
Klarheit über mögliche Optionen, da sich die Diskussionen oft in Nischen abspielen.
Die fehlende Akzeptanz der Bevölkerung ist ein Hemmschuh für Innovationen.
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
1/10
Abbildung 1: Externe Innovationshemmnisse, Innovationen den Weg Ebnen, Studie von IW Consult und
SANTIAGO für den Verband der chemischen Industrie, S.52
Eine Umfrage im Auftrag des VCI ergab zwar, dass die Regulierungen und Bürokratie
von Unternehmen als stärkste Ursache für Innovationshemmnisse wahrgenommen
werden. Aber auch eine fehlende gesellschaftliche Akzeptanz von neuen
Technologien stellt die Unternehmen vor große Probleme.
Generell werden „Veränderungen in der Lebensumgebung“ nicht positiv gesehen.
Hierzu gibt es von Planern, Wissenschaftlern, Mitarbeitern in Umweltforen,
Psychologen und Trendforschern Erkenntnisse.
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
2/10
Abbildung 2: Energiewelt Ost, Studie des Kompetenzzentrums Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und
Daseinsvorsorge, in Koop. mit envia, RWE, Universität Leipzig, S.15
Eine Studie zur Wahrnehmung der Energiewende in Ostdeutschland zeigte
beispielsweise, dass die Bevölkerung vor allem steigende Strompreise und massive
Veränderungen im Landschaftsbild von der Energiewende erwartet.
Es geht dabei somit weniger um die Skepsis gegenüber Technologien als um
Bedenken in Hinblick auf die eigene Lebensumgebung. Getragen von der Haltung,
gerne ein „Öko“ zu sein, solange die Konsequenzen nicht das eigene Umfeld betreffen
bzw. Veränderungen im eigenen Lebensstil. (Nimby-Effekt, Cartoon).
Daten und Fakten
Die Energiewende wird die deutsche Energieversorgung komplett umgestalten, zum
Wohle aller. Ziel ist es, eine der umweltschonendsten und energiesparsamsten
Volkswirtschaften zu werden – bei wettbewerbsfähigen Energiepreisen und hohem
Wohlstandsniveau.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien als Alternative zur Kernkraft ist die Grundidee
des Konzepts. Der Energieanteil an der Stromerzeugung aus Sonne, Wind & Co. soll
bis zum Jahr 2025 auf 40 bis 45 Prozent und bis zum Jahr 2035 auf 55 bis 60 Prozent
ausgebaut werden. Schon heute sind die erneuerbaren Energien die Nummer 2 im
Strommix mit rund 25 Prozent.
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
3/10
Abbildung 3: Erneuerbare Energien nehmen einen immer größeren Anteil an der Stromerzeugung ein. Eine
Einschätzung des Lands Baden-Württemberg zeigt die Entwicklung des Anteils der erneuerbaren Energien
Beispiel Windenergie
Windenergie ist in Deutschland derzeit die ergiebigste Ökostromquelle und besitzt
vielversprechendes Ausbaupotential. Die Stromerzeugung aus Windkraft hat innerhalb
weniger Jahre starkzugenommen. Im Jahr 2013 erzeugten die in Deutschland
installierten Windenergieanlagen rund 50 Terrawattstunden Strom. Das entspricht
einen Anteil von acht Prozent an der gesamten Bruttostromerzeugung. Die
Windenergie hat damit den größten Anteil unter den erneuerbaren Energien.
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
4/10
Abbildung 4: Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Nach einer Studie von TNS Infratest ist mehr als jeder zweite Bundesbürger der
Windkraftproduktion in seiner unmittelbaren Nachbarschaft positiv gegenüber
eingestellt (61%). Die Akzeptanz steigt sogar nochmals, wenn die Befragten bereits
Erfahrungen mit Windkraft gemacht haben. Dann stimmten sogar 73% dem Bau neuer
Anlagen zu.
Wenn eine direkte Betroffenheit herrscht, erheben sich dann allerdings trotz
angeblicher Akzeptanz in den Umfragen häufig Proteste, wenn neue Windräder gebaut
werden sind. Häufig werden Bedenken geäußert, da das Landschaftsbild
beeinträchtigt wird. Zudem befürchten Anwohner Lärm und Lichtreflexionen, einen
Wertverlust für Immobilien und eine sinkenden Erholungswert in der Region. (Quelle).
Auch im Pfälzer Wald wird gegen Windkraft gekämpft.
Die Umweltschutzorganisationen BUND und NABU sind überzeugt, dass sich
Windkraft und Naturschutz bei guter Planung vereinbaren lassen, wenn die Menschen
vor Ort einbezogen werden.
Beispiel: Übertragungsnetze
Eine Energieversorgung, die sich auf erneuerbare Energieträger stützt, birgt
Herausforderungen: Es gibt mehr, aber dafür kleinere Anlagen als bisher. Der Strom
muss in das Netz eingespeist und zu den Verbrauchern transportiert werden.
Außerdem wird künftig ein Großteil des Stroms durch Windkraft im Norden erzeugt
und muss von dort nach Süddeutschland gelangen. Der Ausbau der großen
überregionalen Übertragungsnetze und der Verteilnetze ist deshalb ein wichtiges
Anliegen.
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
5/10
Wie bei der Windenergie gibt es auch hier eine direkte Betroffenheit von Bürgern durch
die sogenannten Überlandleitungen. Auch hier gibt es zahlreiche Bedenken von
Gesundheitsgefährdung bis zur Beeinflussung des Landschaftsbilds.
Die Bundesnetzagentur hat zu diesem Thema eine Webseite auf der sie das Vergehen
und die Notwendigkeit des Netzausbaus erläutert. Dort gibt es eine Rubrik mit dem
Titel „Mitreden“ in der Beteiligungsverfahren erläutert, Veranstaltungen und
Beteiligungsverfahren bekannt gegeben und häufig gestellte Fragen beantwortet
werden.
Ausstieg aus Kernenergie bis 2022
Deutschland wird schrittweise bis spätestens Ende 2022 aus der Kernenergie
aussteigen. Das ist ein verbindliches Datum für den Ausstieg, der auf einem breiten
gesellschaftlichen Konsens beruht. Das Atomgesetz ist bereits entsprechend geändert
und bereitet damit den Weg.
Still gelegt bleiben die sieben Kernkraftwerke, die nach der Reaktorkatastrophe in
Japan heruntergefahren wurden und das Kernkraftwerk Krümmel. Die übrigen neun
Kraftwerke gehen in den kommenden Jahren nach und nach vom Netz zu genau
festgelegten Zeitpunkten.
Bis dahin muss der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben werden,
um diese „Lücke“ zu füllen. Damit die Energiewende tatsächlich erfolgreich ist, braucht
es die Akzeptanz der Bevölkerung. Für Akzeptanz ist es wichtig die Menschen zu
informieren. Allerdings ist hier auch zu beachten, dass ein Informationsbedarf erst mit
Betroffenheit entsteht. Problematisch ist, dass Vertrauen bestehen muss, dass die
gegebenen Informationen als gültig angesehen werden. Politik, Unternehmen und
Kommunen müssen hier rechtzeitig beginnen Vertrauen aufzubauen.
„Die Öffentlichkeit im Lande ist weder risikoscheu noch technikfreundlich, aber eine
schleichende Technikeinführung ohne ausreichende, direkte Bürgerbeteiligung
zerstört das Vertrauen in Politik und Betreiber“ (Zwick, 2003, aus der Präsentation
Risikowahrnehmung von Frank Ulmer)
Mit Information alleine ist es hier also nicht getan Zwischen Wissen und Handeln
besteht oft ein großer Unterschied. Daher ist es wichtig Bürger möglichst früh zu
beteiligen, da durch eine Mitsprachemöglichkeit die Akzeptanz von Großprojekten im
Umfeld der Bürger steigen kann.
Akzeptanz von Großprojekten im Umfeld
•
•
Das Projekt PACHEBEL hat das politische Handeln im Bereich Klimapolitik und
Nachhaltiger Konsum untersucht. Dabei ging es darum Empfehlungen zu
erarbeiten für eine bessere Abstimmung zwischen Effizienz und Effektivität von
Politikinstrumenten und Alltagseinstellungen- und handeln von Bürgern. Es
wurde sogenannte STAVE Tools entwickelt (Systematic tool for Behavioural
Assumption Validation and Exploration) die helfen sollen Barrieren zwischen
Politik und Bürgern zu überwinden.
In Baden-Württemberg wurde dafür BEKO ins Leben gerufen. Eine Bürger- und
Öffentlichkeitsbeteiligung am integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept. Da
für die Energiewende das Land vor große Herausforderungen stellt und die
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
6/10
Maßnahmen sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft betreffen, möchte das
Land so Bürger Beteiligen und während des gesamten Prozesses die
geplanten Maßnahmen gemeinsam betrachten und bewerten.
Das besondere an der Bürgerbeteiligung der BEKO war, dass Bürger und
Verbände frühzeitig und ergebnisoffen in den Prozess einbezogen werden.
Dabei setzte BEKO auf Beteiligung Online und vor Ort.
Abbildung 5: Quelle: BEKO
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
7/10
Abbildung 6: Quelle: BEKO
 Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zur Energiewende die sowohl über
Bürgertische, als auch über eine Online-Plattform ablief hat BEKO in einem
Dokument zusammengefasst und dort die Empfehlungen der Teilnehmer
zusammengefasst, die dort erarbeitet wurden (Themen: von Information der
Bürger über Beteiligung der Bürger bis zu allgemeiner Klima- und Energiepolitik)
•
Auch die Stadt Heidelberg hat Leitlinien für mitgestaltende Bürgerbeteiligung
aufgestellt:
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
8/10
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
9/10
Ziele Workshop 3 des Creator Space™ tour Summits Ludwigshafen
Die Teilnehmer im Workshop steigen mit einer persönlichen These zu folgender
Fragestellung in die Diskussion ein:
Die allgemeine Zustimmung zu einer in Zukunft notwendig nachhaltigen
Energiebewirtschaftung ist groß. Wesentlich geringer ist die Bereitschaft, das eigene
Verhalten zu ändern oder entsprechende Projekte im direkten Umfeld zu unterstützen.
Wie stehen Sie dazu?
Die Teilnehmer des Workshops erarbeiten Visionen, wie Akzeptanz für eine
nachhaltige Zukunft aussehen kann und Lösungen, die realistisch, tragfähig und für
die Arbeit in den Behörden, in den Unternehmen, im Dialog mit Bürgern und
Interessensgruppen hilfreich sind. Welche Mechanismen müssen und können
durchbrochen werden, um Akzeptanz zu schaffen? Um Zukunftsmodelle umsetzbar zu
machen, müssen tragfähige Einstellungen erreicht werden. Durch welche Anreize?
Durch welche Art von Konsens? Durch welche Erfahrungen? Durch welche
Multiplikatoren und Überzeuger? Durch welche Modelle?
Literatur
Akzeptanz von Großprojekten im Umfeld /Wissen und Handeln ist ein großer
Unterschied
Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung Umweltministerium Baden-Württemberg
BEKO
BEKO: Wie geht Bürgerbeteiligung?
BEKO: Ergebnisse der Bürgerbeteiligung
Windenergie:
RWE: VoRWEg gehen – Global Wind Day
Interessensgemeinschaft Windkraft
Von A bis Z – Fakten zur Windernergie
Übertragungsnetze
Zu Übertragungsnetzen / Die Seite der Bundesnetzagentur
Auf den Seiten der Bundesnetzagentur gibt es auch extra Rubriken für Beteiligung.
Und es gibt gute Erklärstücke, wo im Verfahren sich Bürger beteiligen können, z.B.
dieses hier.
Frauenhofer Institut: Daten und Fakten zu erneuerbaren Energien
Die Lobby gegen Windkraft
Energiespiel
Die ZEIT Kommentar: Energiewende wird zum technokratischen Monster
Andere für Energiewende gewinnen
Workshop 3
Creator Space™ tour Ludwigshafen
10/10