Reisebericht Teilnahme am 2015 World Cocoa Foundation partnership meeting & Sustainability Fair 30.06. - 01.07.2015 Washington D.C., USA Berichterstatterin: Beate Weiskopf Das diesjährige WCF Partnership Meeting stand im Lichte des 15 jährigen Jubiläums der World Cocoa Foundation (WCF) und ihrer Arbeit zur Nachhaltigkeit im Kakao. Die Fragen: Was haben wir bisher gelernt und erreicht? Wo wollen wir in 15 Jahren stehen? standen im Vordergrund der Veranstaltung und der Lernprozess der letzten 15 Jahre wurde deutlich. Die Erkenntnis, dass nicht nur Produktivitätssteigerung, Düngereinsatz und Pestizideinsatz im Vordergrund stehen, sondern dass ein holistischer Ansatz, der Produktivitätssteigerung mit Gemeindeentwicklung, Frauenförderung und guter Regierungsführung verbindet, notwendig sei, zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Der Kakaobauer in 15 Jahren wurde folgendermaßen skizziert: Er erhält für seinen Kakao einen fairen Preis, kann seine Grundbedürfnisse und die seiner Familie mit seinem Einkommen decken, hat Zugang zu Bildung und Training und verfügt über Landrechte. Er baut Kakao hoher Qualität an, ist Mitglied einer starken Bauernorganisation über die er Zugang zu Krediten und Betriebsmittel erhält. Über ein Smartphone erhält er aktuelle Marktinformationen. Der Beruf Kakaobauer ist gut angesehen und immer mehr junge Bauern steigen in die Kakaoproduktion ein. Um diese Vision zu erreichen, müsse CocoaAction weitere Partner aus der Wirtschaft und der Entwicklungszusammenarbeit und weitere Geber einbinden sowie messbare Ergebnisse erzielen, so die immer wieder geäußerten Forderungen während der Veranstaltung. Einige der wichtigsten Aussagen aus der Veranstaltung, die aus wenigen Vorträgen und einer Vielzahl von Paneldiskussionen bestand, waren: Simeon Ehui, The World Bank Group, wies in seiner Keynote Adress darauf hin, dass weltweit immer noch 40 % der Kakaobauern unterhalb der Armutsgrenze leben, aber insbesondere Ghana einen bemerkenswerten Armutsrückgang bei den Kakaobauern verzeichnen kann. Mme Touré-Litse, Conseil Café Cacao, Côte d’Ivoire, Teilnehmerin der ersten Paneldiskussion zu Changing Perspectives in Cocoa Sustainability in Westafrika erläuterte, dass sich viele Probleme im Kakaosektor vermeiden ließen, wenn man sich in Zukunft mehr auf die Frauen und junge Bauern, Frauen wie Männer, stütze. Frauen sollten mehr Zugang zu Bildung haben. Jedes zusätzliche Jahr Schulbildung für Frauen habe einen Rückgang der Kinderarbeit zur Folge. In diesem Sinne wies Mme Touré Litsé darauf hin, dass Côte d’Ivoire ein Programm zur Förderung der Ausbildung von 2.000 Trainerinnen im Kakao aufgelegt habe. Weiterhin wies sie auch auf die große Bedeutung von einkommensschaffenden Maßnahmen bei Frauen für die Verbesserung der Lebensumstände der Familien hin. Stephen Opuni, vom Ghana Cocoaboard erläuterte, dass jeder Kakaobauer mit über 10 ha Kakao freien Zugang zu Dünger und zu Trainings in GAP erhalte. In den letzten Jahren seien zudem 500.000 ha Kakao rehabilitiert worden. Im Rahmen des Panels Lessons Learned: Donor Strategies for Cocoa Sustainability wurde mehrfach auf die positiven Wirkungen der Farmer Business Schools hingewiesen, die im Rahmen des WCF Programms Cocoa Livelihood Programm CLP (u.a. vom BMZ kofinanziert) erzielt wurde. Die Panelisten waren sich einig, dass ein nachhaltiger Ansatz auch die Integration von Nahrungskulturen und die Schaffung von zusätzlichen Einkommensmöglichkeiten für Frauen beinhalte. Nicko Debenham, Barry Callebaut, Panelist in der session 15 years in 15 minutes forderte, dass die Kakaobauernfamilie mehrere ökonomische Standbeine haben sollten, Diversifizierung sei die richtige Strategie und dies müsse auch ins Monitoring einfließen. Highlight des ersten Tages war die von Cathy Pieters, Mondelez moderierte Paneldiskussion zu Gender in Cocoa and other commodities in dem neben den Panelisten auch 3 Produzentinnen aus der Côte d’Ivoire zu Wort kamen. Von den Panelisten wurde einhellig die Meinung geteilt, dass Kinderarbeit mit zunehmender Beteiligung der Frauen an ökonomischen Aktivitäten rückläufig sei. Für die Beteiligung der Frauen an ökonomischen Aktivitäten sei wiederum die Länge der Schulbildung und Ausbildung von größter Bedeutung. Hier sei anzusetzen, um Kinderarbeit wirklich systematisch zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang komme auch der Einführung von arbeitserleichternden Methoden (z.B. brennholzsparende Herde) eine größere Bedeutung zu. Der zweite Tag begann mit dem Panel: Defining & Amplifying CocoaAction’s Impact on Community Development mit Antonie Fointain Voice network, Nick Weatherhill ICI, und Nora Derrer Jacobs Foundation. Antonie Fountain wies darauf hin, dass die 250-500 Millionen USD/ Jahr, die derzeit in die Verbesserung der Situation der Kakaobauern investiert werden, bei weitem nicht ausreichen. Insgesamt seien mindestens 1.5-2 Mrd USD notwendig und auch damit könne das Armutsproblem noch nicht behoben werden. Die Behebung der Probleme könne nur erreicht werden, wenn die Konsumenten den realen Preis einer Tafel Schokolade bezahlten, also soziale und Umweltkosten vor Ort Bestandteil des Schokoladenpreises seien. Auch müssten die Erzeugerländer die Verwendung der signifikanten Steuereinnahmen aus dem Kakao offenlegen. Zumindest ein Teil müsse wieder zurück in die Kakaokette fließen. Weiterhin seien die für zertifizierten Kakao gezahlten Prämien zu gering. Freiwillige Systeme seien nicht ausreichend, um die notwendigen Änderungen herbeizuführen. Insgesamt stieß der Beitrag von Antonie Fountain auf reges Interesse. Nora Derrer von der Jacobs Foundation wies auf die Rolle von Bildung und Weiterbildung für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Kakaobauern und ihrer Familien hin und würdigte die Anstrengungen der ivorischen Regierung, verbesserten Zugang zu Schulbildung insbesondere für Mädchen zu schaffen. Der Beruf des Kakaobauern sei für viele Eltern keine wünschenswerte Perspektive für ihre Kinder, da ein gesicherterer Lebensunterhalt mit dem daraus erwirtschafteten Einkommen immer noch nur schwer möglich sei. Dies müsse geändert werden. Weiterhin wies sie auf die notwendige Stärkung der Bauernorganisationen hin. Im Rahmen dieses Panels wurde der deutsche Ansatz des Forums Nachhaltiger Kakao als sehr positiv herausgestellt, da es dort gelungen sei, die unterschiedlichen Stakeholder zu integrieren. Seitens der amerikanischen Regierungsvertreter stand das Thema Kinderarbeit und der Aufruf, dass die Kakaogemeinschaft dieses Problem beenden müsse, im Vordergrund. Eric Biel, US Department of Labor, informierte, dass die US Regierung gerade zum Besuch der First Lady aus der Côte d’Ivoire 10 Mio USD (neue Mittel) zur Bekämpfung der Kinderarbeit in der Côte d‘ Ivoire und in Ghana zugesagt hatte. Im Rahmen des Panel Views on the supply chain stellte Jack Stein den ISO/CEN Prozess dar, der in Zukunft zu mehr Wirtschaftlichkeit von Betrieben und Kooperativen beitragen werde. Ziel müsse sein, Nachhaltigkeit zum Mainstream zu machen. Nicko Debenham, Barry Callebaut, räumte ein, dass in den letzten 10 Jahren keine exzellenten Ergebnisse erzielt wurden und dass die Kakaoakteure selbstkritischer sein müssen. Die aktuellen Entwaldungsraten in den Kakaoproduktionsgebieten seien unakzeptabel und der Klimawandel müsse mehr Gewicht im Veränderungsprozess erhalten. Es muss mehr in die Reduzierung der Armut investiert werden, Farmer müssen mehr Optionen zur Generierung von Einkommen haben, hierzu sei die Professionalisierung von Bauern, ebenso wie ein besseres Verständnis der Situation auf Farm- und Gemeindeebene notwendig. Wichtig sei es, Wirkungen zu erzielen und zu messen. In der Vergangenheit gab es viele Interventionen, die viel Geld gekostet aber nur geringe Wirkungen erzielt hätten, dies müsse sich ändern. Am Nachmittag des 2. Tages wurden parallele Sessions angeboten. In der Session Maintaining Environmental Biodiversity stand das Thema Biodiversität als wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Beiträge von Rainforest Alliance und GIZ (Ulrike Tröger) zielten darauf ab, dieses Thema stärker in den Umsetzungsstrategien zu verankern. Mme Touré Litse wies zum Abschluss der Veranstaltung darauf hin, dass das nächste WCF Partnership meeting in 2016 in der Côte d’Ivoire stattfinden wird. Im Rahmen des 15th Anniversary GALA Dinner& Award Ceremony wurden Preise an Institutionen vergeben, die sich in den vergangenen Jahren erfolgreich um die Kakaoproduktion in Westafrika bemüht haben. So wurde auch der GIZ neben USAID, IDH und anderen ein Preis insbesondere für die erfolgreiche Durchführung der Farmer Business Schools überreicht. Der Preis wurde von Dr. Ulrich Sabel-Koschella, GIZ, entgegengenommen. Im Rahmen des Treffens führte Beate Weiskopf Gespräche mit Bill Guyton und Paul Macek, WCF, zur Zusammenarbeit zwischen GISCO (German Initiative on Sustainable Cocoa, Forum Nachhaltiger Kakao) und WCF/CocoAction im Bereich Monitoring, mit Nora Derrer, Jacobs Foundation, zur Zusammenarbeit mit GISCO im Rahmen von TRECC (Transforming Education in Cocoa Communities), und mit Beatrice Moulianitaki, Solidaridad, zur Erfahrungen mit CCE u.a. Insgesamt wurde der Ansatz von PRO-PLANTEURS, die Verbindung von Produktivitätssteigerungen mit Stärkung der Kooperativen, Diversifizierung für mehr Einkommen der Frauen und bessere Ernährung bestätigt, ebenso wie die Ausrichtung auf Frauen und junge Bauern und Bäuerinnen.
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