Wortprotokoll - Abgeordnetenhaus von Berlin

17. Wahlperiode
Plenar- und Ausschussdienst
Öffentliche Sitzung
Wortprotokoll
Ausschuss für
Kulturelle Angelegenheiten
59. Sitzung
12. Oktober 2015
Beginn:
Schluss:
Vorsitz:
14.08 Uhr
16.01 Uhr
Frank Jahnke (SPD)
Vor Eintritt in die Tagesordnung
Siehe Beschlussprotokoll.
Punkt 1 der Tagesordnung
Aktuelle Viertelstunde
Siehe Inhaltsprotokoll.
Punkt 2 der Tagesordnung
Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs
Auswirkungen der Barenboim-Said-Akademie und
des neuen Konzertsaals im ehemaligen
Magazingebäude der Staatsoper auf die Berliner
Kulturlandschaft
(auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)
0154
Kult
Hierzu: Anhörung
Vorsitzender Frank Jahnke: Wir begrüßen als Anzuhörende Herrn Prof. Michael Naumann,
Direktor der Barenboim-Said-Akademie gGmbH, und Herrn Prof. Sebastian Nordmann, Intendant des Konzerthauses Berlin. Herzlich willkommen! – Ich gehe davon aus, dass ein
Redaktion: Dr. W. Burger, Tel. 2325-1463 bzw. quer 99407-1463
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Wortprotokoll gewünscht wird. – Das ist der Fall. – Möchten Sie den Besprechungsbedarf
begründen? – Bitte schön, Frau Bangert!
Sabine Bangert (GRÜNE): Sehr gerne, Herr Vorsitzender! – Mit der Barenboim-SaidAkademie entsteht eine Kultureinrichtung mit internationaler Strahlkraft in der Mitte Berlins.
Das ist sicherlich eine Bereicherung, aber die Akademie wird natürlich auch Auswirkungen
auf andere Kultureinrichtungen der Stadt in unmittelbarer Umgebung haben, auf das Konzerthaus, die Hanns-Eisler-Hochschule, die Komische Oper, perspektivisch aber auch auf das
Humboldt-Forum – da soll ja auch ein Konzertsaal entstehen – und das ein bisschen entfernter
gelegene Radialsystem.
Für uns ist es wichtig – und in diesem Sinn wollen wir die Anhörung auch verstehen –, frühzeitig die Schnittstellen zu den Kultureinrichtungen zu klären und zu erfahren, wie sich die
Barenboim-Said-Akademie in der Berliner Kulturlandschaft verortet, wo es Synergieeffekte
geben kann, wo es aber vielleicht auch Konkurrenzen gibt, denen wir frühzeitig begegnen
können und die man vielleicht dadurch auch abmildern kann.
Berlin hat sich schon frühzeitig zu diesem großartigen Projekt bekannt, indem das Land bzw.
die Stiftung Oper in Berlin ihm einen Teil des Magazingebäudes zu einem symbolischen Preis
für 99 Jahre im Rahmen eines Erbpachtvertrags überlassen hat.
Uns interessiert in diesem Zusammenhang auch noch einmal konkret – und da würden die
Fragen an den Senat gehen – die Zusammenarbeit mit der Staatsoper Unter den Linden, wenn
sie denn mal wieder Unter den Linden beheimatet ist, und diesbezüglich auch vor allem die
Rolle der Staatskapelle. – So weit zur Einführung, und jetzt freue ich mich auf Ihre Ausführungen.
Vorsitzender Frank Jahnke: Vielen herzlichen Dank für die Begründung! – Sie haben hoffentlich auch alle dieses Buch zum Thema erhalten, das wir heute verteilt bekommen haben.
Aber jetzt steigen wir sofort in die Anhörung ein. Die Fragen sind ja in dem Beitrag von Frau
Bangert schon formuliert worden, aber Sie können natürlich gern auch zu anderen Punkten,
die aus Ihrer Sicht für das Thema bedeutsam sind, hier Stellung nehmen. Haben Sie sich geeinigt, wer anfangen möchte? – Herr Prof. Naumann, dann beginnen Sie bitte!
Prof. Dr. Michael Naumann (Direktor der Barenboim-Said-Akademie gGmbH): Das mache
ich gerne. – Herzlichen Dank, Herr Vorsitzender, für die Einladung und die Gelegenheit, uns
hier vorzustellen vor diesem illustren Gremium! Das tue ich auch in Dankbarkeit für die Initiativen der vorigen Regierung, d. h. spezifisch des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, der dieses mit ermöglicht hat. Die Dankbarkeit kann ich nur unterstreichen, denn es hat
fast ein Jahr gedauert, um diesen Erbbaupachtvertrag auf den Weg zu bringen.
Weil einige von Ihnen vielleicht nicht ganz genau wissen, worum es sich da eigentlich handelt, darf ich mit Zustimmung des Vorsitzenden – das war auch so zugebilligt worden – ganz
kurz durch eine Powerpoint-Präsentation rasen.
- bu/vo -
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- bu/vo -
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Das, was nun hier auf der zweiten Folie unter „Zahlen und Fakten“ steht, können Sie wahrscheinlich kaum lesen, darum trage ich es kurz vor, und zwar nicht alles, sondern nur die wesentlichen Punkte. Der Pierre-Boulez-Konzertsaal hat schätzungsweise 600, vielleicht auch
620 Plätze. Der Konzertsaal ist entworfen worden von Frank Gehry – kostenlos. Die Bauausführung liegt bei „rw+“, einer hiesigen Architektenfirma, und das Baumanagement bei der
Firma Teamproject.
Mit diesen beiden und unserer Bauaufsicht als Bauherren sind wir in der für Berlin ungewöhnlichen Situation, sagen zu können, dass wir bis auf einen Bruchteil unserer Finanzierung, die auch nicht auf die Stadt Berlin fällt, sowohl im Kostenrahmen wie auch im Terminrahmen sind, und wir werden diese Akademie eröffnen schätzungsweise, ceteris paribus – für
die alten Linken unter uns, eine von Karl Marx in Hinsicht auf den Eintritt der Revolution oft
benutzte Phrase, das heißt, wenn nichts dazwischenkommt –, im Sommer nächsten Jahres.
Das erste Konzert soll dann im März 2017 stattfinden. – Ich sehe auf alle Fälle auf der Linken
einige lächeln. Wir erinnern uns: Die Revolution ist nicht eingetreten, aber wir werden auf
alle Fälle anfangen können zu spielen.
Die Akademie enthält ein Auditorium in nicht ganz dieser Größe mit 100 Plätzen und ein
öffentliches Foyer, das auch öffentlich betrieben werden soll – mit Café. Die Nutzflächen
betragen für die Akademieräume und den Konzertsaal insgesamt 3 500 qm. Die Bauzeit beträgt 2014 bis September 2016. Auch hier sind wir im Plan.
Sie als Berliner Abgeordnete wissen inzwischen wahrscheinlich auch besser als der Durchschnittsmensch in Deutschland, was es heißt, öffentlich zu bauen. Wir haben da eigentlich
keinen großen Grund zu klagen, ganz einfach, weil wir zu einem nicht unbeträchtlichen Teil
ja auch privat finanziert werden. Das heißt, die Baukosten liegen bei 36 Millionen Euro. Die
Bundesregierung hat uns 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, 16 Millionen Euro kommen von Privaten inklusive der vor der Zuwendung der Bundesregierung erfolgten Planungsphase durch diverse Architekten. So sind wir, wie gesagt, auf 36 Millionen Euro Gesamtkosten gekommen.
Der Bau selber wird schätzungsweise bei etwa 30 bis 32 Millionen Euro Kosten liegen. Es
sind inzwischen von den 49 Vergabeeinheiten bereits 98 Prozent beauftragt, alles nach dem
europäischen Ausschreibungsrecht, was ja auch ganz besondere Nebeneffekte hat. Auf alle
Fälle haben wir ein slowakisches Unternehmen gewinnen können, das wesentlich preiswerter
arbeitet als die Gegenangebote anderer, deutscher Firmen.
Wie gesagt, die Finanzierung des Baus ist gewährleistet durch die Bundesregierung, hier
durch die Beauftragte für Kultur und Medien bei der Bundeskanzlerin, Monika Grütters, und
ihre Institution. Die Restkosten übernehmen private Stifter. Auch das ist, glaube ich, in dieser
Höhe höchst ungewöhnlich für die Stadt Berlin.
Das Studienprogramm für die jungen Stipendiaten aus dem Nahen Osten – d. h. alle arabischen Staaten rings um Israel und die israelischen Musiker insgesamt – hat bereits mit einem
Pilotprojekt begonnen. Es werden also hier gewissermaßen, das sage ich ganz offen, in einer
Art utopischem Projekt – – Das Symbol, das hier gegeben wird, ist: Harmonie ist möglich –,
und das ist natürlich die Voraussetzung für Musik. Dieses Projekt wird auch vom Auswärtigen Amt gefördert, das die Stipendien für die Stipendiaten aus dieser Region übernimmt.
- bu/vo -
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Wie gesagt, ein Pilotprojekt ist bereits unterwegs. Es sind im Augenblick 12 junge Musiker
hier, und unser Dozentenstab ist konstituiert. Es handelt sich nicht um ganz normale Studenten und Professoren, sondern der Dekan und die Dekanin müssen u. a. die Fähigkeit mitbringen, Deutsch, Hebräisch, Arabisch, Englisch, Französisch und Italienisch – wie Herr Nordmann bestätigen wird, zumindest Französisch und Italienisch, die Grundkenntnisse für alle
Musikologen – zu sprechen. Diese Sprachkenntnisse müssen sie mitbringen, und die haben
wir gefunden, also mit anderen Worten: Eine außergewöhnliche Besetzung im Lehrpersonal.
Die Betriebskosten werden von der Bundesregierung übernommen, d. h. vom BKM. Da
haben wir eine wasserdichte Zusage, dass wir eine institutionelle Förderung erhalten werden.
Des Weiteren haben wir beim Wissenschaftssenat beantragt, dass unser Antrag auf Akkreditierung als staatlich anerkannte private Hochschule an den Wissenschaftsrat weitergereicht
wird. Dieser Antrag ist vom Wissenschaftssenat – der Wissenschaftssenatorin und hier spezifisch auch Herrn Kracht, den Sie ja wohl auch demnächst kennenlernen werden in dieser
Runde – genehmigt worden und ist beim Wissenschaftsrat angekommen. Dort wird er, wie
man so weiß, etwa zwei Jahre lang bearbeitet. Wir werden dann auch noch einer Prüfung
durch ein privates Institut, wie das inzwischen üblich ist bei staatlichen Hochschulen, unterworfen werden. – Klammer auf: Das ist ein Nebeneffekt des Bologna-Prozesses, der sich sehr
lukrativ für die Besitzer dieser Institute auswirken wird, meistens angestellte deutsche verbeamtete Professoren und ihre Mitarbeiter.
Die Zuwendungsmaßnahmen habe ich eben schon aufgeführt. Ich zeige Ihnen jetzt nur ganz
schnell diese Darstellung zur Finanzierung. Das ist sicherlich auch schwer zu lesen in diesem
wunderbaren Oktoberlicht. Aber Sie sehen noch einmal, wie es aussieht:
- bu/ur -
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Eigenfinanzierte Maßnahmen – vor Baubeginn – 6,238 Millionen Euro und nach Baubeginn
noch einmal Eigenmittel in Höhe von 10 Millionen Euro und 20 Millionen Euro Bundesmittel. Zurzeit werden wir bei den Betriebskosten vom Auswärtigen Amt bis zum vollen Beginn
des Lehrbetriebs und außerdem auch von privaten Zuwendern unterstützt.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich das Projekt einer sogenannten Edward-Said-Lecture – der
Mitbegründer des West-östlichen Divan Orchestra zusammen mit Daniel Barenboim 1999
durch die Krupp-Thyssen-Stiftung.
Hier sehen Sie das Foyer. Sie sehen natürlich nicht viel wegen des schönen Lichts. Hoffentlich wird es da drin auch so hell und licht sein. So sieht das aus. Ein bisschen war dieses
Depot innen Industriearchitektur und außen Berliner neoklassische Fassade. Wir mussten
auch aus Denkmalschutzgründen diese innere Anmutung beibehalten, und haben das auch
gerne getan.
- bu/ur -
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Ein Juwel – neben den Studenten, die die eigentlichen Juwele sind, denn es handelt sich fast
ausnahmslos um hochbegabte junge Musiker aus dem Nahen Osten – ist der Konzertsaal. Er
besteht aus einem fast als ein Unknown Flying Object, also eine fliegende Untertasse, zu bezeichnenden Rang, der an vier Stellen festhängt und ansonsten schwebt – in einer Gehrytypischen Wellenbewegung. Der Rohbau kann jederzeit besichtigt werden, wenn man einen
Helm aufsetzt und reingeht. Dazu lade ich Sie gerne ein, auch mit einer Führung.
Das ist gewissermaßen das Juwel. So sieht das aus. Zu der zweiten Ansicht des Konzertsaals
müssen Sie sich vorstellen, dass auch in Kalifornien ganz eindeutig Praktikanten unterwegs
sind, die unterbezahlt diese kleinen Plätze mit Plastikfiguren besetzt haben. Anders kann ich
mir das nicht erklären. Das ist hier jedenfalls eine interessante Fingerarbeit. Die Spezialität
dieses Konzertsaals ist, dass die Sitzbänke mit einem Elektromotor versehen sind und nach
hinten verschoben werden können, sodass dort auch eine ganz freie Grundfläche besteht.
Das sind Fotografien der Baustelle, wie Sie sie überall in Berlin beobachten können.
Der Presse entnommen haben Sie vielleicht bei Gelegenheit, dass ich mit dem Bezirksamt
Mitte Schwierigkeiten hatte, das Straßensondernutzungsgebühren in Höhe von 160 000 Euro
erhoben hat, die ich nicht zahlen wollte, weil der Regierende uns zugesichert hatte – auch
brieflich übrigens dieser Behörde –, dass das Gebäude im besonderen Interesse der Stadt Berlin liegt. Der zuständige Sachbearbeiter, Herr Hansen, ein Name, den Sie sich merken sollten,
war der Meinung, dass das, was im besonderen Interesse der Stadt Berlin liegt, nicht vom
Regierenden festzulegen sei, sondern dass das ihm – er ist, glaube ich, für Friedhöfe und Gärten im Bezirksamt Mitte zuständig – zustünde. Er schickte mir dann eine Gerichtsvollzieherin
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ins Büro. Die betrachtete meinen Kelim, war der Meinung, dass der nicht 160 000 Euro wert
ist, und zog wieder ab, und dann wurden die uns vom Finanzamt zustehenden Mehrwertsteuerrückerstattungen einbehalten.
Erst durch eine Entscheidung der höhergelegenen Entscheidungsebene, nämlich Frau
Lüscher, bekamen wir dann das Geld zurück. Aber auf eine schriftliche Bestätigung der
Rechtmäßigkeit dieser zurückgenommenen Entscheidung warten wir immer noch. Verehrte
Abgeordnete und Herr Renner! Wenn Sie sich jetzt überlegen, warum Berlin immer noch für
viele Menschen, die hier auch privat investieren, und das tun wir ja, ein Kuriosum sein kann,
dann ist das ein schönes Beispiel. – Ich danke Ihnen!
Vorsitzender Frank Jahnke: Danke, Herr Prof. Naumann! – Nun kommen wir zu Herrn
Prof. Nordmann. – Bitte schön!
Prof. Dr. Sebastian Nordmann (Intendant des Konzerthauses Berlin): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Vielen Dank! – Erst einmal: Wer privat mal in diesen Räumen gewesen ist, mit
Helm auf, und den Saal gesehen hat, wird erst einmal ein begeisterter Anhänger des Raumes
sein. Aber auch aus Sicht des Konzerthauses und des Konzerthausorchesters Berlin bin ich
erst mal recht positiv dem ganzen Projekt gegenüber eingestellt. Der gute Daniel Barenboim
hat ja auch mit seiner Staatskapelle bei uns eine Abo-Serie laufen. Ich war also schon von
früh an von dem Projekt informiert und fand es eigentlich immer sehr großartig. Warum? –
Ich glaube, weil dieser Kulturstandort Berlin – wir werden in letzter Zeit ja als die Musikmetropole weltweit bezeichnet – wächst und wächst, und für diese wachsende Nachfrage auch
im Kulturtourismus müssen wir ein gewisses Angebot liefern. Im Ausbildungsbereich z. B.
sind das die UdK und die Hochschule für Musik Hanns Eisler. Die HfM Hanns Eisler kriegen
wir am Gendarmenmarkt direkt mit. Das funktioniert schon hervorragend, und ich sehe gerade auch für diese beiden Hochschulen unglaubliche Synergieeffekte, mit der Akademie dann
zusammenzuarbeiten.
Trotzdem guckt man sich natürlich die Konkurrenzsituation an und fragt: Wo kann es vielleicht auch gefährlich sein? – Wir wurden aus verschiedenen Richtungen auch schon angesprochen. Vielleicht kann ich mit einem Punkt erst mal aufräumen: Es gibt in Berlin noch
nicht genügend Kammermusiksäle, wenn man sich die großen Säle anschaut. Nehmen wir die
Philharmonie, die hat 1 100 Plätze für den Kammermusiksaal. Wir haben 400 Plätze. Wenn
man dann aber weiterschaut – das Radialsystem, Heimathafen Neukölln usw. – gibt es natürlich auch viele andere.
Wir sehen diesen Saal nicht so sehr als Konkurrenzsituation, weil er mit 600 Plätzen größer
ist als unsrer. Wir wissen, dass viele Musiker, die in kleinen Ensembles sind, gerne zu uns
kommen und gar nicht so gerne in die Philharmonie gehen – für 1 000 Plätze. Es gibt bestimmte akustische Themen, die im Vordergrund stehen. Insofern ist da primär noch keine
große Konkurrenzsituation in Sicht.
Der zweite Aspekt ist: Wir haben z. B. zu viele Anfragen für den kleinen Saal. Wir machen in
der Saison ungefähr 300 Eigenveranstaltungen, 300 Fremdveranstaltungen, also insgesamt ca.
600 im Jahr, und wir können viele Anfragen gar nicht positiv bescheinigen. Das heißt, wir
müssen vielen absagen und verweisen seitdem auch immer entweder an die Philharmonie, ans
Radialsystem oder zukünftig vielleicht auch dort hinüber.
- bu/ur -
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Ein weiterer Aspekt ist, dass ein kleiner Saal bei den Eintrittseinnahmen, die wir heutzutage
haben, und bei den Vermietungsrichtlinien nicht gerade sehr effektiv ist. Wenn man sich die
Kosten anschaut und den Deckungsbeitrag I errechnet, wird man schnell merken, dass ein
solcher Saal auch eine Menge kostet und man ihn auch nicht überstrapazieren sollte.
In Bezug auf das Fundraising hatten Sie gerade schon die Krupp-Thyssen-Stiftung angesprochen. Natürlich gibt es dort, aber schon immer und mit allen Kulturbeteiligten, einen großen
Konkurrenzkampf. Das beste Projekt siegt. Mir ist noch nicht klar, inwiefern Veranstaltungen
einzeln dort stattfinden werden, die mit der Barenboim-Said-Akademie nichts zu tun haben.
Also kann man den Raum einfach mieten? Das müsste man noch einmal sehen.
Andersherum: Welche Synergieeffekte erwarten wir, wenn die Barenboim-Said-Akademie zu
uns kommt? – Die Staatskapelle mietet auch bei uns. Es gibt z. B. das West-Eastern-DivanOrchester. Die werden ja nicht immer nur in dem kleinen Saal spielen wollen, sondern auch
im großen, also können die auch bei uns mieten. Wir können gemeinsam bei den Festivals
agieren, die es in Berlin gibt. Das wird sicherlich spannend sein. Da können wir kooperieren
und auch bei der Orchester-Akademie-Stelle. Jedes größere Orchester in Berlin hat mittlerweile eine Akademie, und mit jungen Musikern zusammenzuarbeiten, die meistens auch auf
dem höchsten Bildungsniveau sind, ist auch ein Gewinn für das Orchester.
Als letzten Punkt, der mir in Bezug auf die Synergien und die Konkurrenz noch eingefallen
ist: Wir haben natürlich alle als öffentlich finanzierte Berliner Institutionen auch eine Verantwortung. Das heißt, wir haben z. B. aus der Chöre AG Laienchöre, die mit unserem Orchester
arbeiten dürfen. Die zeitgenössischen Musikensembles – das sind ungefähr 20 Konzerte im
Jahr – bekommen bei uns für die Anträge den Saal umsonst zur Verfügung gestellt. Wir haben
mit den Hochschulen Kooperationsverträge, dass die HfM Hanns Eisler z. B. Absolventenkonzerte mit unserem Orchester geben darf. Da gibt es natürlich auch noch mal Verantwortungen, wo wir froh sind, wenn es Partner gibt, die uns da unter die Arme greifen und uns
unterstützen. – Vielen Dank!
Vorsitzender Frank Jahnke: Vielen Dank! – Damit treten wir in die Aussprache ein. Zunächst hat sich Frau Bangert gemeldet. – Bitte schön!
Sabine Bangert (GRÜNE): Ich dachte, dass vielleicht der Senat auch noch eine Stellungnahme abgibt. Das wäre ganz gut, denn dann könnte man sich darauf beziehen.
Vorsitzender Frank Jahnke: Ist das in Ihrem Sinne, Herr Staatssekretär, sofort anzuschließen? – Bitte schön!
Staatssekretär Tim Renner (SKzl-Kult): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Vielen Dank,
liebe Vortragende! – Der Senat begrüßt, dass hier ein weiterer Saal entsteht, der – und das
konnte ich schon bei einer Rede zum Richtfest erleben – heute schon eine erstaunlich gute
Akustik hat, auf jeden Fall eine weit bessere als dieser Raum hier. Allein die Tatsache, dass
wir einen Frank-Gehry-Saal haben werden in Berlin, wo es gelungen ist, den Architekten ohne Honorar heranzuholen, ist ein weiterer Attractor, eine weitere Attraktion für viele auch
gerade architektur-, aber auch musikinteressierte Menschen aus aller Welt, die nach Berlin
strömen. Insofern sind wir nicht beunruhigt, ob er sich nachher auch füllen lässt. Die Größe
mit 622 Plätzen liegt in einer Kategorie, die in Berlin selten ist. Der Kammermusiksaal der
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Philharmonie ist mit 1 200 Plätzen deutlich größer. Alle anderen sind mit 400 Plätzen, meist
herunterskaliert, deutlich kleiner. Der einzige, der noch in der Bestuhlung herankommen
kann, ist das Radialsystem mit einem Maximalausbau von 600 Plätzen. Das heißt, gerade in
dem Feld ist Berlin nicht sehr groß aufgestellt.
Im Vorgespräch war auch schon klar: Eine Vermietung wird angestrebt und kann insofern
eventuell auch Probleme, die selbst die Philharmonie mit ihrer Größenordnung hat –
1 200 Plätze –, durch ein besseres und breiteres Angebot lösen helfen.
Frau Bangert wollte wissen, wie weit wir eine Verschränkung mit der Staatsoper bzw. der
Staatskapelle sehen. Das sind zwei rechtlich völlig getrennte Einheiten. Auf der einen Seite ist
es eine gGmbH, die Barenboim-Said-Akademie, auf der anderen Seite haben wir es mit einer
Stiftung zu tun, und die haben rechtlich nichts miteinander zu tun. Da kann es natürlich zu
Kooperationen kommen, aber die müssten sich dann in Wirtschaftsplänen wiederfinden, die
wiederum vom Stiftungsrat genehmigt werden müssten. Da ist uns bislang noch gar nichts
bekannt. Da müsste man uns dementsprechend kontaktieren.
Bislang reden wir hier ganz deutlich über eine Bundesinitiative, die getragen wird sowohl
vom BKM als auch, wie von Herrn Prof. Naumann erläutert, zwischenzeitlich vom AA, die
wir im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen – durch besagtes Erbbaurecht, durch die
Tatsache, dass 99 Jahre lang nur 1 Euro pro Jahr als Miete gezahlt werden muss, um dieses
möglich zu machen. Da sehen wir auch die klare Aufgabenteilung zwischen uns und dem
Bund dokumentiert.
Wenn Herr Naumann beklagt, dass die Berliner Bezirke sehr eigenständig agieren, dann können wir ihm nur bestätigen, dass uns das im Rahmen unserer Verfassung auch immer wieder
auffällt und wir froh sind, dass es dann doch auch manchmal gelingt, über übergeordnete Behörden eine Linderung herbeizuführen oder sich einer Lösung zu nähern. – Vielen Dank!
Vorsitzender Frank Jahnke: Dann treten wir nun aber in die Diskussion ein. – Frau
Bangert, Sie haben das Wort!
Sabine Bangert (GRÜNE): Herr Renner! Ich habe festgestellt, dass Sie sich immer noch
nicht in der Berliner Verwaltung auskennen. So ärgerlich der Vorgang ist, aber der Bezirk
muss erst mal zahlen. Wenn der Senat gesagt hätte, er übernimmt die Kosten, dann wäre das
kein Problem gewesen. Deshalb ist es nicht ganz korrekt, wie Sie das wiedergeben, so ärgerlich der Vorgang natürlich für alle Betroffenen ist.
Vielen Dank an Herrn Prof. Dr. Naumann und Herrn Prof. Dr. Nordmann! – Ich habe noch
ein paar ergänzende Fragen, und zwar: Herr Prof. Naumann! Vielleicht könnten Sie noch etwas zur Finanzierung und zu den laufenden Kosten sagen. Sie haben schon angekündigt, dass
der Konzertsaal gemietet werden kann. Er schließt von der Größe her in der Tat eine Lücke
bei den Berliner Konzertsälen, also ist es auch ganz spannend noch mal von der Architektur
und von der Akustik her, dass da wirklich ein Juwel in Berlins Mitte entsteht. Wie läuft es mit
der Finanzierung, mit der Vermarktung, mit dem Marketing? Wann gehen Sie das an? Haben
Sie da schon Kooperationen? Was wird in dem öffentlichen Foyer und im Café passieren? Ist
es nur öffentlich, weil es frei zugänglich und Eintrittsarena für das Café ist – so nenne ich es
mal ein bisschen salopp –?
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Dann würde mich noch interessieren, ob geplant ist, Berliner Ensembles auch mit einzubinden, also da auch ein Programm über das Akademieangebot hinaus zu etablieren. – Noch eine
Frage zu den Kooperationen mit den Berliner Wissenschaftseinrichtungen, weil Sie gesagt
haben, dass Sie die Anerkennung als private Hochschule bekommen: Mit welchen finanziellen Zusagen ist das verbunden? – Denn da werden ja dann auch finanzielle Mittel fließen.
Vielleicht können Sie dazu noch mal etwas sagen.
Herr Renner hat nichts zur Rolle der Staatskapelle gesagt. Wir kennen die Nähe von Daniel
Barenboim zur Berliner Staatskapelle. Deshalb habe ich da auch noch mal explizit nachgefragt, inwiefern dann auch bestimmte Aufführungen mit der Staatskapelle stattfinden werden.
Ich denke, das muss man sehen. Reizvoll ist es bestimmt, weil ich glaube, der Konzertsaal in
der Barenboim-Said-Akademie wird bestimmt eine bessere Akustik haben als die Staatsoper
dann. Das ist vielleicht auch unter dem Aspekt ganz interessant für bestimmte Orchester.
Herr Prof. Nordmann! Sie haben gesagt, dass Sie hinsichtlich der Konkurrenz, was Sponsoring und was Fundraising anbelangt, eigentlich Probleme sehen. Wir hatten vor einiger Zeit
zur zweiten Lesung – es ist noch nicht so lange her – eine Vorlage, eine rote Nummer, wonach insgesamt die Situation für das Einwerben privater Mittel schwieriger wird in Berlin. Es
wird auch finanziell enger. Ich weiß, es sind Spekulationen, aber könnte Ihnen da eine solche
Einrichtung wie die Barenboim-Said-Akademie gefährlich werden? Oder ist das dann eher ein
Risiko für andere, also für kleinere Einrichtungen? In erster Linie sehe ich vom Format und
der inhaltlichen Ausrichtung her vielleicht eher das Radialsystem betroffen und nicht so sehr
das Konzerthaus, wobei es natürlich auch schön wäre, wenn wir da zu Synergieeffekten
kommen würden zwischen dem Konzerthaus und der Barenboim-Said-Akademie, weil die in
der Mitte konzentriert sind.
An den Senat habe ich noch eine Frage, und zwar: Der Senat ist auch am Humboldt-Forum
beteiligt als Land Berlin. Gibt es da schon Diskussionen im Stiftungsrat über eine Kooperation, wie im Grunde genommen sich die Einrichtungen in Mitte verorten in Abgrenzung zum
Humboldt-Forum? – Da soll ja dann auch irgendwie so ein Programm stattfinden. Gibt es da
schon irgendwelche Diskussionen? Die Barenboim-Said-Akademie wird, wie es aussieht,
auch fristgerecht eröffnet. Dann wäre das nicht mehr allzu lange hin, also spätestens 2017
müsste man dann irgendwie darauf reagieren. – Das wären fürs Erste meine Fragen.
Vorsitzender Frank Jahnke: Danke, Frau Bangert!
Prof. Dr. Michael Naumann (Direktor der Barenboim-Said-Akademie gGmbH): Darf ich
kurz unterbrechen und eine Frage an den Herrn Vorsitzenden stellen? – Wie wollen wir das
handhaben? Alle Fragen hintereinander weg oder einzeln kurz beantworten?
Vorsitzender Frank Jahnke: Wir machen erst einmal eine Runde, in der alle Fraktionen zu
Wort kommen. Das ist hier immer so. – [Prof. Dr. Michael Naumann (Direktor der Barenboim-Said-Akademie gGmbH): Dann hätte ich mitschreiben sollen!] – Herr Brauer, bitte!
Wolfgang Brauer (LINKE): Danke schön für die Worterteilung! Danke schön für Ihre Ausführungen, Herr Prof. Naumann, Herr Prof. Nordmann! – Sie können jetzt bei mir die Kugelschreiber schließen. Ich gebe zu, ich habe ein paar Probleme, so einen Fragenkatalog zu for-
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mulieren. Da es sich um die Barenboim-Said-Akademie handelt, erlaube ich mir, Avicenna –
Ibn Sina – zu zitieren:
Es gibt zwei Tage, um die du dich nicht zu kümmern brauchst, um den Tag, der noch
nicht gekommen, und um den, der vergangen ist.
Das sagte Ibn Sina. Ein sehr interessanter Satz. Der Tag, der noch nicht gekommen ist, ist der
Tag der Eröffnung, und es ist der Tag nach einem Jahr Ihres hoffentlich sehr erfolgreichen
Programmes. Dann kann man über Ihre Inhalte diskutieren und darüber, wie gut es gelungen
ist. Ich drücke der Akademie dafür beide Daumen. Wir drücken der Akademie dafür beide
Daumen.
Ich gebe es gerne zu, ich habe deswegen ein paar Probleme mit unserer heutigen Besprechung, denn – auch das etwas zugespitzt formuliert – es ist mir entschieden lieber, wenn sich
im ehemaligen Magazingebäude der Deutschen Staatsoper tatsächlich die Barenboim-SaidAkademie etabliert, als dass dieses Haus, wie es vor zwei, drei Jahren noch diskutiert worden
ist – ernsthaft im politischen Raum des Landes Berlin, auch in diesem Ausschuss vor wenigen
Jahren –, in Eigentumswohnungen verwandelt wird und sozusagen einfach mal verhökert
wird. Ja, von einer jetzigen Regierungspartei! Aber das ist Geschichte. Das ist, wie gesagt,
Ibn Sina zitierend, der Tag, der vergangen ist.
Ich fände es sehr schön, wenn in Ihrer Akademie auch das West-Eastern Divan Orchestra
einen Ort in Berlin findet und wir es nicht nur in der Waldbühne erleben können. Es ist ein
äußerst verdienstvolles Projekt. Man kann das gar nicht oft genug immer wieder betonen. Ich
kann es nicht anders ausdrücken, als ich es im vergangenen Jahr vom Musikkritiker der „Berliner Zeitung“ gelesen habe. Ich zitiere:
Dieses Orchester ist eines der sehr wenigen Projekte, in denen der abgedroschene
Satz von der Verständnis stiftenden, Grenzen überwindenden Kraft der Musik zumindest ein utopisches Potenzial entfaltet.
Besser kann man es nicht ausdrücken.
Ich meine, diese sehr sensible Pflanze West-Eastern Divan Orchestra und die in der Folge
daraus sich ergebende Akademie sollte man im politischen Raum mit großer Behutsamkeit
und Zurückhaltung behandeln. Mit Zurückhaltung meine ich, wir sollten uns jeglicher Versuche enthalten, Frau Bangert, hier irgendwie Synergieeffekte steuernd eingreifen zu wollen.
Finger weg, kann ich da nur sagen. Sollen sie erst mal machen! Ich finde es nicht gut, wenn
wir einem auf einer privaten Initiative beruhenden Projekt, das sich interessant anhört und wo
auch die Finanzierung einigermaßen sicher erscheint, sozusagen von Anfang an mit dem
Keime des Misstrauens begegnen. Diese Position teilt unsere Fraktion nicht, sondern ganz im
Gegenteil: Wir meinen, jeder neue Ort für die Kunst in Berlin ist für Berlin ein guter Ort und
noch dazu, wenn es sich um einen Ort handelt, an dem es sich nicht um die momentan so
en vogue befindliche Event-Trash-Kultur handelt. Das kann man nur nachdrücklich fördern.
Bei den momentan laufenden Haushaltsberatungen haben wir ja anderes erfahren, was vielfach gefördert wird.
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Daran schließt sich meine zweite Bemerkung: Wenn denn Senat und Koalitionsfraktionen
endlich begreifen, dass es in Berlin auf musikalischem Felde etwas mehr gibt als nur das Berliner Philharmonische Orchester, dann ist schon sehr viel gewonnen, und ich hoffe, dass die
Barenboim-Said-Akademie hier auch in dieser Richtung für das Nachdenken im politischen
Raum Anstöße gibt – natürlich auch auf dem Ausbildungsgebiet. Das ist es eigentlich gewesen, was ich sagen wollte. Ich wünsche Ihnen Glück, und ich denke, wenn einmal die Säge
klemmt, dann sollte das Parlament überlegen, wie es helfen kann. – Vielen Dank!
Vorsitzender Frank Jahnke: Danke, Herr Brauer! – Für die SPD-Fraktion Frau Harant –
bitte!
Renate Harant (SPD): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! – Ich möchte mich für die Informationen über dieses Projekt bedanken, das auf jeden Fall, da waren sich auch die beiden Herren
einig, eine große Bereicherung für das Berliner Musikleben werden wird.
Herr Brauer! Berlin wurde als Musikmetropole bezeichnet, worauf wir stolz sein können. Und
wir wissen alle, es gibt natürlich unsere Berliner Philharmoniker, auf die wir auch ganz
besonders stolz sind, aber es gibt noch viele andere Orchester. Es gibt Chöre. Es gibt ganz
viel musikalisches Leben in dieser Stadt, und das wollen wir auch erhalten, und das wollen
wir auch unterstützen. Von Misstrauen ist hier übrigens nicht die Rede, wenn wir ein paar
Fragen stellen, sondern wir wollen einfach noch mehr wissen.
Ich kann mich dem anschließen, was Frau Bangert schon gesagt hat, möchte aber gerne noch
einmal fragen: Es ist nicht mehr so lange hin, bis dieser Konzertsaal eröffnet wird, und es ist
auch immer wichtig, dass man langfristig plant im Kulturbereich. Gibt es denn schon Vorstellungen über ein Programm, das da vielleicht stattfinden wird in diesem Saal? Wird dieser Saal
vermietet werden können, oder haben Sie auch eigene Programmvorstellungen? Wird es
eventuell auch die kostenlose Nutzung für spezielle Bedürfnisse geben? So weit zu dem Konzertsaal, der ja, was mich übrigens auch sehr freut, auf einer soliden finanziellen Basis steht.
Da gibt es wohl kein Problem auch bis zum Ende der Finanzierung.
Dann noch eine Frage zu der Hochschule, zur Akademie: Sie sagten, 13 Studenten sind jetzt
schon angedacht. Wie viele Studenten können das denn werden? Gibt es eine Obergrenze?
Wie lange sind die dann an der Akademie? Wie lange dauert ein solches Studium? Nach welchen Kriterien werden die Studenten und Studentinnen ausgewählt? Müssen die ausschließlich aus dem Nahen Osten sein, oder gibt es auch andere Möglichkeiten?
Vorsitzender Frank Jahnke: Danke, Frau Harant! – Für die CDU-Fraktion Herr Schlede –
bitte!
Stefan Schlede (CDU): Erst einmal will ich deutlich machen: Wir sind wirklich voller Freude, dass dieses Geschenk – – Es ist ja ein Geschenk für die Stadt Berlin. Wir finanzieren es
nicht, bis auf das Gebäude, das, wie gesagt, für 99 Euro im Rahmen von Erbpacht für 99 Jahre vergeben wird. Das ist ein großartiges Geschenk, das uns u. a. der Bund angetragen hat und
die privaten Spender, die dieses Projekt begleitet haben und begleiten werden. Und auch der
Bund wird das weiter tun, indem er, wie Sie uns dargestellt haben – und ich bedanke mich für
die Ausführungen von Ihnen beiden –, in Zukunft noch die Betriebskosten zusätzlich übernimmt, sodass also auf Berlin in der Konsequenz keine zusätzliche Belastung zukommt.
- bu/ur -
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Es besteht – was ich auch der letzten Bemerkung von Herrn Brauer dann doch so ein bisschen
entgegenhalte – ja nicht nur die Philharmonie in Berlin als herausragende Einrichtung mit
einem weltbekannten, berühmten Orchester und Klangkörper, sondern es gibt auch viele
andere. Auch die Opern sind im Rahmen der Musik tätig, Herr Brauer, aber mal unabhängig
davon: Es ist eine Ergänzung in der Mitte unserer Stadt, die ein Spektrum erweitert – das hat
der Staatssekretär auch schon betont –, das bisher deutlich unterrepräsentiert ist, und gleichzeitig in einer Kombination dessen, was Sie dort in der Barenboim-Said-Akademie realisieren
wollen, was die anderen Häuser nicht in vergleichbarer Form als Grundstruktur bzw. Programmstruktur tun. Und das ist, glaube ich, für Berlin ein ganz besonderes, positives Ausrufungszeichen, für das wir außerordentlich dankbar sind. Und ich sehe hier überhaupt gar keine
Gefährdung, nicht nur aufgrund der Rahmenbedingungen, sondern aufgrund, ich sage es ruhig
mal so ein bisschen pathetisch, des Glanzes, den eine solche Akademie mit Sicherheit zusätzlich im musikalischen Bereich verbreiten wird. Dafür sind wir sehr dankbar, auch für Ihre
Arbeit. Und zu dem, was hier schon an Fragen gestellt worden ist, werden Sie uns sicherlich
das eine oder andere auch noch erörtern und darstellen können.
Ich meine aber schon, dass wir auch, ohne ein Programm bereits konkret zu kennen, mit dieser Einrichtung hochzufrieden und beglückt sein können, u. a. auch deshalb, weil sie mal im
Vergleich zu anderen öffentlichen Bereichen im Kosten- und im Zeitplan bleibt. Es ist wunderbar, das zu hören, auch wenn es nicht unsere Kosten und unsere Zeit sind – also des Landes Berlin –, aber es ist außerordentlich erfreulich zu hören, dass es da positive Beispiele gibt.
Ich habe letztlich nur eine einzige Frage. Sie haben ein Stipendiatenprogramm, was ich hervorragend finde, als Begleitung für eine derartige Akademie mit einem derart herausragenden, auch von einem herausragenden Architekten errichteten Bauwerk. Sie haben eine
Akademie mit einem Stipendiatenprogramm gegründet. Wie sieht das konkret aus? Das würde ich auch gerne noch wissen. Wer kommt da? Wie lange ist die Ausbildung? Mit wem arbeiten Sie zusammen? Wo werden die beispielsweise untergebracht? Hat das so etwas wie
einen Internatscharakter, was da vorgesehen ist? Ist es möglich, die in diesem Bereich direkt
unterzubringen oder in der Stadt? Das sind alles Fragen, die letztendlich vielleicht sekundär
sind, aber doch von Interesse sind, weil die Stipendiaten als Teil der Akademie auch Teil
Ihres Wirkens über Ihr Musikprogramm hinaus sind, was in diesem Orchestersaal veranstaltet
wird. Da hätte ich ganz gerne noch Näheres gewusst – auch, wie weit Sie mit den entsprechenden Einrichtungen im Land Berlin, u. a. womöglich auch mit der UdK, zusammenarbeiten. Da gibt es Synergieeffekte naheliegender Art, das will ich nur als einen Punkt nennen.
Ich kann im Namen meiner Fraktion sagen: Wir sind dankbar für diese Einrichtung. Wir sind
dankbar und sehr hoffnungsfroh, dass sie auch Ende nächsten Jahres – Sie sagten ja sogar
schon September nächsten Jahres – bzw. in einem Jahr baulich fertiggestellt ist. Ich freue
mich jetzt schon auf die Eröffnungsveranstaltung in 2017.
Vorsitzender Frank Jahnke: Danke, Herr Schlede! – Und die Fraktionsrunde wird jetzt abgeschlossen durch Herrn Magalski von der Piratenfraktion. – Bitte sehr!
Philipp Magalski (PIRATEN): Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Vielen Dank an Herrn
Prof. Naumann und Herrn Prof. Nordmann. Gerade jetzt, da wir uns wieder mit einem Aufflammen der Gewalt beschäftigen müssen und wo „Haaretz“ und alle internationalen Zeitungen davon schreiben, dass da möglicherweise eine nächste Intifada in Jerusalem vor der Tür
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steht, braucht es natürlich mehr denn je den Kontakt zwischen Menschen, der über die Kunst,
über das gemeinsame Schaffen besonders intensiv werden kann und Empathie und Gemeinsamkeit über die vielen Konfliktlinien stellt, die Menschen trennen.
Lieber Prof. Dr. Naumann, Sie schrieben kürzlich im Tagesspiegel, ich zitiere:
Die Bundesrepublik setzt mit der Akademie ein kulturpolitisches Zeichen in der nahöstlichen Konfliktregion: Im gemeinsamen Lernen und Musizieren üben die jungen
Studierenden die Fähigkeit ein, sich nicht nur hinter Notenständern in Harmonie und
gegenseitiger Offenheit zuzuhören – ein Lernziel für alle modernen Gesellschaften.
Das genießt unser absolutes Wohlwollen. Sie stellen anschließend die Frage: Gibt es ein besseres Medium für diesen Prozess als die Musik? – Ich antworte mal mit: Wohl kaum! Aber es
gibt noch ein anderes, und zwar das Theater, das noch andere interaktive Möglichkeiten der
Auseinandersetzung bietet. Das soll Ihre Ausführungen nicht schmälern, sondern es soll nur
additiv angemerkt sein, dass es beispielsweise gerade das vom Bundesjugendministerium geförderte interkulturelle Theaterprojekt „Shalom – Salam, wohin?“ im jüdischen Theater
„Größenwahn“ gibt, das am 12. November Premiere feiert und in dem sich 15 Jugendliche
jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens auf der Bühne interaktiv mit ihren kulturellen Wurzeln auseinandersetzen, sich annähern und versuchen, sich besser verstehen zu lernen.
Es ist ohne Zweifel höchst erfreulich, wenn auch wenig verwunderlich, wie ungleich erfolgreicher die Spendenfinanzierung für die Barenboim-Said-Akademie verlief als die der benachbarten Staatsoper. Herrn Barenboims Strahlkraft wirkt im Kontext dieses Projekts verständlicherweise mehr als die der milliardenschweren Staatsopernfreunde zusammen.
Wir haben gerade gehört, dass die Akkreditierung der Hochschule läuft. Das ist sehr schön.
Hier möchte ich gerne nach dem akademischen Curriculum fragen: Was wird in der Philosophie bzw. im Studium generale gelehrt werden, und wer wird hier die Lehre gestalten bzw.
halten? – Die institutionelle Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen Berlins wurde schon
erwähnt. Welche sind angedacht, wie ist da der Stand der Dinge – vielleicht auch schon perspektivisch –, und welche Zusammenarbeit mit freien Akteuren können Sie sich vorstellen?
Ist da vielleicht sogar auch schon etwas geplant? Gibt es dafür bereits ein Konzept?
Wie ist das Pilotprojekt insgesamt angelaufen? Können Sie dazu vielleicht noch genauere
Ausführungen machen, insbesondere dazu, wie viele Bewerbungen es schon gab? Wie viele
Studenten werden in der Akademie insgesamt aufgenommen, und wie ist die quantitative
Aufteilung der ethnischen Herkunft nach? Wie sieht es aus beim Zentrum für die Erforschung
und Aufführung arabischer Musik, wie weit sind die konzeptionellen Überlegungen gediehen,
und welcher Bedarf ergibt sich daraus innerhalb der Akademie? Wie sieht es aus mit der Einbindung der hier jetzt schon ansässigen Menschen, die aus den Ländern des Mittleren Ostens
gekommen sind und besonders derjenigen, die geflohen sind und die aktuell auch jeden Tag
noch zu uns kommen? Werden diese auch eine Rolle spielen? Können diese auch integriert
werden?
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Eine letzte Frage noch: Wie sieht es aus mit der Dirigentinnenausbildung? Wird es hier auch
etwas geben? Interessant wäre auch eine Frauenförderung gerade eben in der Dirigentinnenausbildung, da wir dort doch einen sehr großen Nachholbedarf haben. – Vielen Dank!
Vorsitzender Frank Jahnke: Danke, Herr Magalski! – Nun haben alle Fraktionen Stellung
genommen, und es ist eine ganze Menge Stoff zusammengekommen. Ich hoffe, Sie konnten
alles notieren. – Bitte, Herr Prof. Naumann, Sie haben das Wort!
Prof. Dr. Michael Naumann (Direktor der Barenboim-Said-Akademie gGmbH): Ich würde
das natürlich am liebsten erst mal an Herrn Prof. Nordmann weitergeben, aber das ist schon
recht. – Frau Bangert, Ihre erste Frage hob ab auf Fragen der Synergien und der Nutzung des
Saals. Man darf jetzt nicht davon ausgehen, dass dieser Saal, der Konzertsaal oder der PierreBoulez-Saal – so wird er heißen, abgekürzt PBS –, gewissermaßen das Zentrum der Akademie ist. Das ist nicht der Fall. Das Zentrum der Akademie ist die Akademie, das heißt, die
Nutzung dieses Saals, auch durch die Studenten, die ja nicht als Solisten ausgebildet werden –
das mögen sie später vielleicht werden –, sondern als Ensemblemusiker, als Orchestermusiker – – Diese Ausbildung braucht ja auch Proberäume. Und da ist der Konzertsaal gewissermaßen Teil der Akademie – so, wie das auch an anderen Musikakademien in ganz Deutschland der Fall ist, nur dass diese eben so außergewöhnlich ist.
Zweitens – Synergieeffekte mit anderen Häusern –, vorausgreifend auch auf eine Frage von
Herrn Magalski: Ja, wir arbeiten auch mit anderen Hochschulen zusammen. In den gesamten
akademischen Vorbereitungen habe ich mich sehr eng mit dem Rektorat der UdK ausgetauscht. Wie Sie wissen, gab es an der HfM Hanns Eisler gewisse Aufregungen in der Zeit.
Ich glaube, der Präsident hatte andere Dinge zu tun, als ihm schwante, als er diese Position
annahm seinerzeit. Also in anderen Worten, ich habe mich mit der UdK zusammengetan, und
wir haben dort zusammen mit meinem Kollegen Carsten Siebert sehr viele vorbereitende Gespräche für den Akkreditierungsprozess unter besonderer Berücksichtigung des European
Credit Transfer Systems – Klammer auf: Bologna-Prozess – geführt. Da haben wir sehr viel
gelernt und konnten das dann auch in unserer Bewerbung unterbringen.
Die Nutzung des Saals wird einmal akademisch sein. Zweitens wird es ein Spezifikum dieses
Saals, dass er – wie Pierre Boulez sagt – variabel ist. Das heißt, die Sitze können verschoben
werden, auch für ganz kleine Konzerte, die technisch hochanspruchsvoll sind. Das heißt, die
technischen Anlagen, die wir dort einbauen, sind absolut zeitgenössisch, hochmodern und
erlauben auch Aufführungen von Musikstücken, die – das gebe ich zu – auch ich zum ersten
Mal in meinem Leben in einer Rundfunkübertragung aus Darmstadt und anderswo gehört
habe und die sich, wenn man sie wirklich erlebt, ganz anders anhören – ich rede von Stockhausen und Ähnlichem – als nur im Radio. Das wird bei uns möglich sein.
Dankbar bin ich für die Bemerkung von Herrn Brauer. Es ist immer schön, wenn auch hier
Avicenna zitiert wird. Das ist auch einer unserer Hausheiligen aufgrund seiner ethnischen
Herkunft, wenn ich das mal erwähnen darf. Das ist eine ungewöhnliche Frage, aber sie hat
ihre Berechtigung angesichts dieses internationalen Projekts.
Das West-östliche Divan Orchestra ist – auch darauf möchte ich Wert legen – nicht identisch
mit dieser Akademie, sondern das ist ein Klangkörper – auch so ein deutsches Wort, was in
keine andere Sprache übersetzt werden kann, Gott sei Dank –, der inzwischen über 800 junge
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Studenten aus der nahöstlichen Region in sich vereint hat und sich jedes Jahr aus diesem
Kreis der 800 neu konstituiert und Welttourneen macht, und das auch einmal im Jahr in Berlin
in der Waldbühne – beim letzten Mal, glaube ich, mit 14 000 Zuhörern – einen Auftritt hat.
Dankbar bin ich für den Hinweis darauf, dass es dem Staat nicht zufällt, sich programmatisch
einzumischen. Die Freiheit von Forschung und Lehre werden wir auch da beibehalten. Ich
danke also noch mal Herrn Brauer für den Hinweis darauf, dass sich da nichts verändern soll.
Sie haben auch nach der Konkurrenzsituation gefragt. Das ist übrigens eine Frage, die auch
Klaus Wowereit hatte. Es ist schon so, wie Herr Rennert eben sagte: Diese Größe, die maximale Größe von 620 Plätzen, ist gewissermaßen auch die Maximalgröße, die normalerweise
bei Kammerkonzerten anzutreffen ist. Es sei denn, es tritt Yo-Yo Ma oder irgendeiner der
Super-Superstars auf. Und wer in die kleine Philharmonie geht, wird es immer wieder erleben, dass es eigentlich recht unangenehm ist, wenn hinter ihm die Bänke leer sind – vom
akustischen Effekt mal ganz abgesehen. Kammerkonzerte sind aber der Kern aller musikalischen Entwicklung in Europa. Sie sind gewissermaßen der erste Schritt. Es gab nicht zuerst
die Symphonien, sondern die Kammerkonzerte – zu Hause oder bei den Fürsten –, und insofern ist gewissermaßen, übertrieben gesagt, die Notwendigkeit, einen modernen, gleichzeitig
aber auch anheimelnden Konzertsaal in der Stadt zu haben – und das kann man nicht von allen, die es bereits gibt, sagen –, eigentlich unbestritten unter den Kennern. Und auch Herr
Prof. Nordmann hat das so gesagt.
Fragen zur Nutzung: Wollen wir diesen Saal auch kommerziell nutzen? – Da ist es ja keine
Frage, dass es zu Konkurrenzsituationen kommen könnte, aber das muss einfach dann das
Marktgeschehen auf dem Musikmarkt beweisen, ob wir uns hier gegenseitig in die Quere
kommen. Die Stadt ist klein, der Konzertsaal ist fünf Minuten zu Fuß von unserem Saal entfernt, und ich gehe schon davon aus, dass sich die Intendanten nicht nur bei Aigner, sondern
auch in ihren Büros treffen.
Es war die Frage: Wie viele Studenten? – Wir werden maximal 80 Studenten haben, vielleicht
auch mal mehr. Das Studium wird vier Jahre dauern. Da folgen wir der UdK, die das durchgesetzt hat. Musikstudenten müssen am Tag mindestens vier, aber bitte auch nicht viel mehr
als vier Stunden üben. Das ist eine große Anstrengung, wie Sie sich vorstellen können, vor
allem, wenn Sie in der Wohnung nebenan sitzen. Dieses regeln wir.
Im Vorausgriff auf Ihre Frage, Herr Schlede, zum Stipendienprogramm oder genauer gesagt
zu der Unterbringung der Studenten: Zurzeit sind diese Studenten in Wohnungen der Firma
oder der Agentur Berlinovo untergebracht – in Doppelzimmern –, also durchaus adäquat und
schön. Die Ausrüstung ist Geschmackssache, aber Tatsache ist jedenfalls, dass sie adäquat
untergebracht werden und worden sind. Das war natürlich vor Ausbruch der Flüchtlingsdebatte ein Glücksfall, dass wir das vorher geregelt haben. Für das nächste Jahr wird das sicherlich
schwieriger werden – davon gehe ich aus. Wir haben aber im Raume stehend das Angebot
einer sehr großzügigen Förderin der hiesigen Kulturlandschaft, andere Studenten preiswert
unterzubringen, sodass ich vor diesem Thema keine große Sorge habe.
Die Frage war: Welche Kriterien gelten bei der Auswahl der Studenten? – Zuallererst einmal:
Primär sollen sie aus dem arabisch sprechenden respektive Ivrit sprechenden Raum, also aus
Israel, kommen, und sie sollen dieselbe Qualität haben, die sie haben müssen, um an einer
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deutschen Musikhochschule angenommen zu werden. Das sind keine, wenn Sie so wollen,
politisch motivierte leichte Aufnahmekriterien. Es bewerben sich sehr viele. Wir haben jetzt
in dem Pilotprojekt zwölf Studierende. Es haben sich aber an die 100 beworben. Und das gebe ich gerne zu: Ich wusste auch nicht, dass es Konservatorien in Damaskus gibt, im Libanon,
in Kairo und in der East Bank – in Israel sowieso, das war bekannt – und überall dort. In anderen Worten, ich hatte auch noch diese altkoloniale Vorstellung, dass das eine ferne Region
ist. Tatsache ist, dass der berühmte oder berüchtigte Kolonialismus im 19. Jahrhundert rings
um das Mittelmeer zumindest eines hinterlassen hat, und das war die Operntradition, gestiftet
von Verdi. Das war ein Freiheitskomponist. Und das hat das ägyptische, das arabische Bürgertum sehr wohl verstanden. So entstanden dort auch Opern in der Nachfolge von Verdi.
Und seitdem gibt es eine klassische Musiktradition, und diese Tradition zeigt sich u. a. in dem
doch relativ überraschend großen Angebot an Studentinnen und Studenten, die auf einem sehr
hohen Niveau sind und sich hier für uns interessieren und beworben haben.
Das Auswahlverfahren ist durch die moderne Technologie sehr erleichtert. Das heißt, alle, die
sich bewerben wollen – wir haben natürlich einen Internetauftritt und sind aber auch über das
Goethe-Institut verbunden und die Kulturreferenten der Deutschen Botschaft in der Region –,
bewerben sich inzwischen über Facebook respektive andere Internetplattformen mit eingespielten Stücken. Und wenn Sie dann, wie wir zum Beispiel, ein zwölfjähriges Mädchen aus
Israel hören, die mit dem israelischen Kammerorchester eine Cellosuite spielt, die absolut
hinreißend ist, dann sagen Sie: Mein Gott, es gibt sie schon, die Wunderkinder! – Und wir
haben eine Menge Wunderkinder, aber wir können die Zwölfjährige natürlich nicht hierherholen. Sie muss noch weiter üben und durch die Schule. Das ist die Art und Weise. Und wir
schicken dann Mitglieder unseres Auswahlkomitees, darunter zwei Berufsmusiker der Staatskapelle, aber auch unseren Dekan, einen promovierten Musikologen und Komponisten, Dr.
Mena Mark Hanna, in die Region, und dann wird vorgespielt. Die Liste der Ausgewählten,
die Shortlist, wird dann Herrn Maestro Barenboim vorgelegt, und er trifft die letzte Entscheidung – den ja, den nicht. Und das kann er, glaube ich, besser als wir alle in diesem Zimmer,
vor allem besser als ich. Das ist die Methode der Auswahl. Und wir wissen bereits jetzt, dass
wir für das nächste Jahr genauso viele haben.
Die nächste Frage war: Wie sieht das Stipendienprogramm aus? – Das Auswärtige Amt hatte
uns zugesichert, die Stipendien aus dem Etat des DAAD, einem sehr hohen Etat, zu finanzieren. Das wird jetzt natürlich angesichts der politischen Sachlage in diesem Land eine Zitterpartie für uns insofern werden, dass ich nur hoffen kann, dass, wer immer die nächste Wahl
gewinnt, dieselbe Offenheit des Herzens, des Geistes und auch der Ohren unserem Projekt
entgegenbringt, wie das Frank Steinmeier und sein Ministerialdirigent für die kulturellen Angelegenheiten des Auswärtigen Amtes getan haben.
Es waren sehr konkrete Fragen von Herrn Magalski. Zum akademischen Curriculum könnte
ich jetzt ganz hochmütig sagen: Die Lehre ist frei. Danach dürfen sich die Politiker eigentlich
gar nicht erkundigen, zumal sie noch nicht einmal als Finanzierer mit dem Hebel des Haushalts hinter uns stehen. – Aber die Wahrheit ist: Selbstverständlich wird das Curriculum nach
diesem, das sage ich wirklich mit Überzeugung, vermaledeiten Bologna-Prozess, der in den
Geisteswissenschaften wirklich äußerst interessante Hürden für die jungen Menschen aufstellt, erfolgen. Das heißt, wir richten uns sehr wohl nach den Vorgaben dieses BolognaProzesses. Einzelunterricht wird selbstverständlich gegeben – auch Gruppenunterricht –, in
den jeweiligen Instrumenten, in den Humanities – das nennen wir so, weil die Unterrichts- bu/bar -
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sprache Englisch sein wird. Deutschunterricht werden die Studenten erst im zweiten Jahr obligatorisch nehmen müssen. Englisch können die meisten, und die, die es nicht können, kriegen im Augenblick vom British Council einen Crashkurs.
Diese Humanities werden sich selbstverständlich um das kümmern, was Daniel Barenboim
unter Hinweis nicht nur auf Spinoza, sondern insgesamt auf seine Berufserfahrung immer
wieder sagt: Die Musiker sollen denken. Sie sollen eben nicht nur ihre Noten können, sondern
sie sollen in der Lage sein, die Musik, die sie spielen, im kulturellen und geistigen Milieu
ihres Ursprungs verorten zu können. Und das ist natürlich, was die deutsche klassische Musik
betrifft, ein hochkomplexes, wunderbares, politisches Thema. Und da muss man nicht nur an
Beethoven denken. Also in anderen Worten: Die Musikausbildung wird in einem etwas höheren Prozentteil als an den anderen Universitäten aus Kultur- und Philosophiegeschichte und
Philosophie bestehen. Die derzeitige Dekanin für die Humanities ist eine in Harvard promovierte Rechtsphilosophin, Roni Mann, gebürtig in Israel.
Arbeiten wir mit fremden Instituten zusammen? – Ja, hoffentlich, kann ich nur sagen. Wir
werden auch viele von den freiberuflichen Musiklehrern dieser Stadt, die auch in anderen
Instituten arbeiten, benötigen und mit ihnen arbeiten.
Die Zahl der Studenten habe ich genannt. Also, wenn wir jemals 80 zusammenkriegen, dann
ist dieses Gebäude mit 21 Studien- und Proberäumen ausgelastet.
Die Frage der ethnischen Zusammensetzung: Da weiß ich jetzt nicht, ob ich darauf antworten
soll. Das mache ich einfach nicht. Ich weiß schon, was Sie meinen, aber Tatsache ist, nach der
DNA sind sie alle gleich – falls Sie verstehen, was ich meine.
Wie sieht es mit der Einbindung von bereits ansässigen Musikern aus? – Drei unserer Stipendiaten sind bereits hier in Berlin ansässig – als nicht nur geduldete, sondern freischwebende,
ich will mal sagen, assimilierte Musiker, die sich alle noch altersmäßig für diese richtige Ausbildung qualifizieren.
Eine Dirigentinnenausbildung oder auch eine Dirigentenausbildung haben wir im Augenblick
nicht im Programm, ganz einfach, weil sich bisher noch keiner dafür beworben hat. Dass sie
aber ein Talent mitbringen müssen, um vor Barenboims gestrengen Augen zu bestehen, davon
gehe ich aus. Und schließlich weiß ich auch, dass Sie auf das „-innen“ Wert gelegt haben.
Selbstverständlich haben wir auch in unserem Personalplan einen Gleichberechtigungsbeauftragten oder -beauftragte, das kann man halten wie man will. – Das ist, glaube ich, alles, was
Sie gefragt haben. Ansonsten habe ich nichts weiter zu sagen. – Danke schön!
Vorsitzender Frank Jahnke: Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung! – Und Herr
Prof. Nordmann bitte!
Prof. Dr. Sebastian Nordmann (Intendant des Konzerthauses Berlin): Ich kann dem erst mal
nur zustimmen, höre aber natürlich die Zwischenräume, die sich natürlich auch noch entwickeln müssen, was Kooperationen, was Konkurrenz angeht. Ich glaube auch, dass so, wie ich
Martin Hoffmann von der Philharmonie einschätzen kann, wir alle das Projekt erst mal positiv
mit beschleunigen wollen und dass wir für Kooperationen offen sind. Und noch mal, ich kann
das nur wiederholen: Wir alle sind an guten Musikern in Berlin interessiert. Das spart, glaube
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ich, auch nicht die HfM Hanns Eisler und die UdK aus. Und der einzige Aspekt, den wir hier
in Berlin alle kennen, ist, dass man bei einer derartigen Veranstaltungsmasse, die es auch gibt,
gute Absprachen wählt. Wir können alle besser miteinander bestehen, wenn wir untereinander
auch wissen, wer was tut, und da haben die sieben Orchester in Berlin mittlerweile eigentlich
schon ein gutes Miteinander gefunden. Und da würde ich mich freuen, wenn wir zusammen
essen gehen und vielleicht dann eben auch diskutieren, was wir zusammen machen können.
Aber zum derzeitigen Stand – jetzt, heute – gibt es von mir auch nur eine bedingungslose Unterstützung des Projektes aufgrund der kulturpolitischen Aspekte.
Vorsitzender Frank Jahnke: Vielen Dank! – Jetzt machen wir noch mal eine zweite Runde
für offen gebliebene Fragen. Frau Bangert hatte sich noch einmal gemeldet. Gibt es noch weitere Wortmeldungen? – Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich jetzt die Redeliste. Und Frau
Bangert hat noch das Wort. – Bitte!
Sabine Bangert (GRÜNE): Kollege Brauer hat mich ein bisschen irritiert. Es ist kein Misstrauen gegenüber der Barenboim-Said-Akademie, Kollege Brauer, sondern ich glaube, dass
wir uns, auch wenn wir kulturelle Einrichtungen haben, wo wir jetzt nicht direkt finanziell
vom Land beteiligt sind, die aber in Berlin ansässig sind, viel zu wenig darüber unterhalten,
wie sich die in der Berliner Kulturlandschaft verorten. Denn das sind keine Satelliten, die irgendwo freischwebend im Raum sind, sondern das hat immer Auswirkungen, und deshalb
finde ich es durchaus legitim, nachzufragen. Wir haben das nämlich angemeldet, weil wir ein
hohes Interesse haben. Da entsteht auch etwas Tolles, da entsteht auch eine weitere Attraktion
für unsere Stadt mit internationaler Strahlkraft, und deshalb denke ich, ist es durchaus legitim,
da nachzufragen. Und es ist nicht mehr allzu lange, dann wird die Barenboim-Said-Akademie
eröffnet und auch ein weiterer Konzertsaal auf Weltniveau in Berlin sein. Deshalb interessiert
uns das.
Herr Prof. Naumann! Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Und das sage jetzt nicht aus
einem Misstrauen heraus. Mich interessiert wirklich noch mal die Finanzierung. Sie können
auch sagen, wenn es noch nicht so weit ist. Müssen Sie den Konzertsaal vermieten, um eine
Finanzlücke zu schließen? Sind Sie also auf Vermietung angewiesen? Oder wollen Sie auch
ein eigenes Programm etablieren? – Nach dem eigenen Programm frage ich deshalb, weil es
so ist, dass da dann zwangsläufig in bestimmten Bereichen auch auf Fördertöpfe – z. B. nenne
ich jetzt mal den Hauptstadtkulturfonds – zugegriffen wird, und insofern hätten wir natürlich
dann schon auch da bei solchen Fördertöpfen eine weitere Konkurrenz. Verzeihen Sie mir
bitte, dass ich da auch so intensiv nachfrage! – Und bei der Hochschulfinanzierung hatten Sie
auch nicht geantwortet, ob Sie da irgendwie öffentliche Mittel bekommen oder nicht.
Vorsitzender Frank Jahnke: Ja, würden Sie dann bitte die Fragen noch beantworten. – Bitte,
Sie haben das Wort!
Prof. Dr. Michael Naumann (Direktor der Barenboim-Said-Akademie gGmbH): Frau
Bangert! Sie erwähnten den Hauptstadtkulturfonds. Ich nehme das einfach mal zum Anlass,
weil sich einige von Ihnen daran gar nicht mehr erinnern, weil das fast schon zwei Jahrzehnte
her ist, daran zu erinnern, dass ich in meiner Funktion als Staatsminister für Kultur den Berliner Haushalt aufgrund meiner Initiative, und sonst überhaupt keiner anderen, insofern entlastet habe, als ich zum Bund geholt habe das Haus der Kulturen der Welt, den Gropiusbau, das
Jüdische Museum – die Stiftung Oper Berlin gottlob nicht –, die Berlinale, die Festspiele und
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– ganz vergessen, das wird überhaupt nie erwähnt – insofern ich eine Milliarde Mark lockergemacht habe – bei uns damals, der rot-grünen Regierung, bei der im Siegestaumel befindlichen Finanzkasse – für die Beschleunigung der Baumaßnahmen an der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz. Und für 250 Millionen wurde dann auch noch die Heinz-Berggruen-Sammlung,
davon immerhin 50 Millionen von Berlin, aufgrund meiner Initiative eingekauft respektive
dem Berliner Haushalt zur Entlastung entzogen, aber doch nicht der Stadt Berlin.
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Der Hauptstadtkulturfonds ist meine persönliche Erfindung. Das möchte ich nicht aus Eitelkeit sagen, sondern nur, um klarzumachen, dass der damalige Widerstand gegen diese Politik,
ausgehend vor allem von Herrn Landowsky, der mich als „Rosinenpicker“ bezeichnet hat, bei
mir nicht vergessen ist. Damit will ich nur eines sagen: Alles, was hier von Bundesseite an
Finanzierungserleichterungen entstanden ist, hat nicht dazu geführt, dass irgendeine dieser
Institutionen nach Bonn abgewandert ist. Die sind alle in der Stadt geblieben. Dem kulturaffinen Berliner ist es völlig egal, wer das finanziert. Das ist so. Die einzige Macht, die gewissermaßen – und ich glaube, Tim Renner hätte gern darauf verzichtet – entzogen worden ist,
sind die personalpolitischen Querelen bei der Besetzung dieser Positionen – obwohl: Bei der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz und auch bei allen anderen herrscht dieses vielbeschworene
Wörtchen „Synergie“ – das heißt, zumindest Absprache und gegenseitiger Respekt – vor.
Was unsere Finanzierung betrifft, ist es so, dass die Bundesregierung – das habe ich schon
gesagt – fest in Aussicht gestellt hat – und das hat sie auch in einem Brief an den Wissenschaftsrat untermauert, nach Absprache mit dem Finanzministerium –, dass wir eine institutionelle Anbindung an den Bund haben, nicht an die Stadt Berlin, und ich werde den Teufel
tun, bei Herrn Renner anzukommen und ihn zu bitten, er möge mir noch zwei oder drei Klaviere finanzieren. Allerdings kann es schon mal passieren – und das möchte ich als Kaviar zu
Protokoll geben –, dass mein Nachfolger – denn ich werde bald 75, nächstes Jahr – vorbeikommt und sagt: Herr Renner! Sie machen das jetzt schon so lange. Haben Sie nicht mal eine
Million für mich zum Betrieb des Konzertsaals? – Denn der wird nicht einzig und allein für
die Studenten da sein, sondern auch für einen kommerziellen Betrieb. Wir können darauf verzichten, überhaupt keine Frage, dann steht das Ding eben leer. Ich möchte mal sehen, was
dann bei den Kollegen, die hinter mir sitzen, los ist – zu Recht!
Unsere Kalkulationen laufen auf einen defizitären Betrieb hinaus. Das wird auch Herrn
Nordmann und jeden anderen Konzertsaalbetreiber in dieser Stadt nicht überraschen. Wir
hoffen auf die Bundesunterstützung. Noch ist das nicht in trockenen Tüchern, aber so ungefähr schon. Das wird in der Haushaltssitzung für den Haushalt 2017 relevant werden, und da
gibt es noch einige Kämpfe auszufechten, aber ich gehe schon davon aus, dass der Bund weiß,
was wir da machen. Er hat es ja schließlich mit 20 Millionen Euro Baukostenzuschuss unterstützt. Ich hoffe da also auf viel Verständnis, auch im Bundestag, und empfinde ja hier in dieser Sitzung Wohlwollen, Zuvorkommen, auch eine gewisse Sorge über die Konkurrenz, aber
ich glaube ganz einfach, wir werden nicht mit der Off-Szene konkurrieren. Das halte ich für
relativ unwahrscheinlich. Wir werden aber auch – das ist jedenfalls meine feste Absicht –
schauen, dass wir unsere Türen und Tore auch öffnen für die arabische Musikkultur, die in
dieser Stadt existiert, inklusive der wunderbaren kurdischen Musikkultur, und auch schauen,
dass wir Konzerte für dieses Publikum in ihrer – in Anführungszeichen – klassischen traditionellen Musik anbieten.
Vorsitzender Frank Jahnke: Vielen Dank! – Gibt es aus Ihrer Sicht noch eine Ergänzung,
Herr Nordmann? – Das ist nicht der Fall. Der Staatssekretär wollte noch ergänzen. – Bitte
schön!
Staatssekretär Tim Renner (SKzl-Kult): Ich habe noch die Frage von Frau Bangert zu beantworten, inwieweit Absprachen mit dem Humboldt-Forum bezüglich der Nutzung bestehen.
Dafür, liebe Frau Bangert, ist es einfach noch zu früh. Das Humboldt-Forum plant nicht, dort
ab 2019 Großstars auftreten zu lassen, und die künstlerische Entscheidung liegt momentan bei
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der Gründungsintendanz, also bei Herrn MacGregor, der ja auch erst seit Oktober überhaupt
in der Stadt ist. Insofern kam das im Baustiftungsrat, in dem ich bin, noch gar nicht zur Sprache.
Für Herrn Brauer, der sich wie ein Kullerkeks gefreut hat, noch eine Sache, vielleicht als
Wasser im Wein bei der ganzen Geschichte: Sie stellten ja fest, dass alles, was kontemporär
ist, aus Ihrer Sicht Event- oder Trashkultur ist. Leider hat sich auch Pierre Boulez da eingeordnet. Dem ist z. B. der schöne Satz: „Sprengt die Opernhäuser!“ zuzuordnen. Also auch die
Neue Musik wird dort, wie ich vernommen habe, massiv gespielt werden, und das freut mich
sehr. – [Wolfgang Brauer (LINKE): Was war denn das jetzt?] –
Vorsitzender Frank Jahnke: Vielen Dank, Herr Staatssekretär! – Herr Brauer, stören Sie
sich an der Formulierung: „wie ein Kullerkeks gefreut“? – [Zuruf von Wolfgang Brauer
(LINKE)] – Es gibt keine weiteren Wortmeldungen mehr, und wir können Tagesordnungspunkt 2 für beendet erklären. – Herr Prof. Naumann! Herr Prof. Nordmann! Ich danke Ihnen
herzlich, dass Sie uns hier Rede und Antwort gestanden haben und wünsche natürlich dem
Projekt viel Erfolg. – [Allgemeiner Beifall] – Wir können damit die Besprechung für erledigt
erklären.
Punkt 3 der Tagesordnung
Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs
Perspektive des Tanzes in Berlin
(auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)
0104
Kult
Hierzu: Auswertung der Anhörung vom 14.09.2015
Siehe Inhaltsprotokoll.
Punkt 4 (alt) der Tagesordnung
Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs
Nachnutzung von Kunstobjekten aus dem Bestand
„Kunst am Bau“
(auf Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion der
CDU)
0187
Kult
Der Punkt wurde von der Tagesordnung abgesetzt (siehe Beschlussprotokoll).
Punkt 4 (neu) der Tagesordnung
Verschiedenes
Siehe Beschlussprotokoll.
- bu/vo -