ontras.netzpunkte - ONTRAS Gastransport GmbH

ONTRAS.NETZPUNKTE
Informationen aus Energiepolitik & Gasversorgung, Nr. 02 | 2015
EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Fernleitungsnetz hat das Potenzial, uns in Zukunft sicher und nachhaltig mit
Wärme und Strom zu versorgen und gleichzeitig die CO -Emissionen zu senken.
²
Es wird daher auch als Rückgrat der Energiewende bezeichnet. Die Möglichkeiten,
diese Potenziale auszuschöpfen, sind vielfältig und in ihrer Umsetzung bereits
heute weitgehend Realität.
Ralph Bahke
Geschäftsführer
Steuerung und Entwicklung
Zum einen hat die Power-to-Gas-Technologie in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Zum anderen können wir Biogas und andere regenerative Gase mit Erdgas kombinieren und so kosteneffizient eine CO -Minderung
²
erreichen. Die Gasinfrastruktur ermöglicht den Transport und die Speicherung
von Energie in einer Größenordnung, die kein anderes Energiesystem erreicht.
Darüber hinaus ist Gas eine emissionsarme Alternative für Ölprodukte im Verkehrssektor.
ONTRAS hat diese Punkte frühzeitig erkannt. Wir sind „bio-ready“. Um unser
Engagement weiter zu bestätigen, sind wir seit April 2015 Mitglied der europäischen Green Gas Initiative. Gemeinsam sind wir davon überzeugt, dass Gas und
die Gasinfrastruktur die Schlüssel sind, um die CO -Ziele der EU zu angemesse²
nen Kosten für die Gesellschaft zu erreichen und optimistisch, dass sich uns weitere Akteure zukünftig anschließen werden.
Ihr Ralph Bahke
THEMEN DIESER AUSGABE
Infrastrukturprojekte
Arbeiten an Ferngasleitung 02 abgeschlossen
Engagement
ONTRAS engagiert sich in der
europäischen Green Gas Initiative
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Portrait
ONTRAS-Tochterunternehmen GEOMAGIC
entwickelt IT-Lösungen für Anlagen- und
Netzbetreiber
Seite 4
Interview
3 Fragen an...
Dr. Adolf Schweer, MITNETZ GAS
Im Juni 2015 wurden die Sanierungsarbeiten an der
Ferngasleitung 02 abgeschlossen. Seit dem Frühjahr
2014 lief die Erneuerung wichtiger Abschnitte der etwa
63 Kilometer langen Leitung, die vom brandenburgischen Lauchhammer bis Weißig nahe Dresden führt. Im
Rahmen der Sanierungsarbeiten wurde eine Reihe an archäologischen Funden entlang der Trasse freigelegt.
Mehr zu unseren aktuellen Bauprojekten auf Seite 2
Kontakt: Markus Wild / [email protected] / Tel +49 341 27111-2220
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In eigener Sache
Aktuelle Unternehmensnachrichten
Seite 6
Aktuelles aus Brüssel
Bessere Chancen für Gaskraftwerke?
Seite 7
Seite 1
ONTRAS.NETZPUNKTE
Informationen aus Energiepolitik & Gasversorgung, Nr. 02 | 2015
INFRASTRUKTUR
Erneuerung der Ferngasleitung zwischen Lauchhammer und Weißig:
ONTRAS schließt Arbeiten in letztem Bauabschnitt ab
Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie legen archäologische Fundstellen frei, darunter Siedlungsplätze, Rennöfen und Überreste von Gräbern.
(Fotos: Landesamt für Archäologie Sachsen: Dr. Harald Stäuble, Frauke Kreienbrink, Matthias Conrad)
Die Erneuerung der Ferngasleitung 02 (FGL 02) Lauchhammer-Weißig ist abgeschlossen. Die Wiederinbetriebnahme des
letzten noch auszutauschenden Leitungsabschnitts im Süden
der Trasse erfolgte am 16. Juni 2015. Auch der ökologisch wie
technisch kniffelige Abschnitt durch das Naturschutzgebiet
Friedewald nördlich von Coswig (siehe ONTRAS.Netzpunkte
01/2015) wurde im regulären Zeitrahmen bewältigt – musste
doch die Trasse pünktlich zum Sächsischen Wandertag vom
5. bis 7. Juni wieder tipptop begehbar sein.
Effizienter Netzbetrieb durch moderne Fernwirktechnik
Knapp ein Jahr arbeiteten insgesamt rund 200 Mitarbeiter
aus ca. 15 Gewerken an der Trasse. Im Ganzen wurden bei der
Erneuerung der rund 46 Kilometer Leitung nebst Anschlussleitungen über 6.200 Schweißnähte hergestellt, von denen
der TÜV Süd lediglich bei sieben Nähten Reparaturen von
Fehlstellen verlangte – eine laut TÜV-Gutachter „durchgängig
sehr gute Qualitätsarbeit aller Beteiligten.“ Zudem tauschte
ONTRAS neun Armaturengruppen aus und baute zwei Molchschleusen ein. Damit entspricht die FGL 02 nunmehr durchgängig dem modernen Stand der Technik.
Ergebnisse archäologischer Grabungen
Nach rund einem Jahr Geländearbeit schloss Anfang Mai 2015
auch das Landesamt für Archäologie Sachsen seine Ausgrabungen entlang der FGL 02 ab. In einem ersten Grabungsabschnitt trugen Grabungsteams auf sächsischem Gebiet entlang der gesamten Trassenlänge in einem vier Meter breiten
Schnitt den Oberboden bis auf das archäologisch relevante Niveau ab und suchten nach möglichen Befunden. Dabei legten
sie 14 archäologische Fundstellen frei, die sie zumeist unmittelbar danach auf der gesamten Baufeldbreite ausgruben. Insgesamt dokumentierten die Ausgräber dabei auf einer Fläche
von über zwei Hektar etwa 2.000 archäologische Befunde.
(bei Cunnersdorf und Freitelsdorf) bzw. an der Elbe (bei Radebeul-Kötzschenbroda) die Überreste von zwei Gräberfeldern
mit Urnenbestattungen ausgegraben.
Zudem fand sich bei Ebersbach ein Eisenverhüttungsplatz
der Jüngeren Römischen Kaiserzeit (ca. 3./4. Jahrhundert
n. Chr.). An einem sanft nach Süden ansteigenden Hang am
Rande der Röderaue legten die Ausgräber vom Landesamt
auf einer Länge von etwa 200 Metern im zehn Meter breiten
Baufeld zahlreiche Funde frei, die in Zusammenhang mit der
Verhüttung von Raseneisenerz stehen. Mehrere Schlackegruben mit teils massiven Schlackeklötzen zeugen von insgesamt
20 Rennöfen (kleiner Schachtofen aus Lehm oder Stein).
In anderen Gruben fanden sich Reste abgebrochener Ofenschächte aus gebranntem Lehm. Das in den Rennöfen verhüttete Raseneisenerz wurde vermutlich in der feuchten Niederung der im Norden anschließenden Röderaue abgebaut.
Hangaufwärts, im Süden des Grabungsfeldes, wurden auf einem Plateau zahlreiche Pfostengruben freigelegt, die von Gebäuden stammen. Diese wie auch Siedlungsgruben und ein
Grubenhaus bezeugen hier die wohl zum Werkplatz gehörige
Siedlung. Schließlich entdeckten die Archäologen noch zwei
slawische Körpergräber des frühen Mittelalters, die sie überraschend innerhalb der spätbronzezeitlichen Siedlung in Radebeul-Kötzschenbroda freilegten.
Neubau Ferngasleitungen Lausitz
Das Planfeststellungsverfahren für den Neubau von zwei neuen,
jeweils ca. 35 Kilometer langen Ferngasleitungen in der Lausitz
(siehe ONTRAS.Netzpunkte 01/2015) ist noch nicht abgeschlossen.
Derzeit werten die verfahrenstragenden Behörden Landesdirektion Sachsen bzw. Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe
des Landes Brandenburg die Eingaben aus und werden danach den
Nach einer ersten Durchsicht datieren die ausgegrabenen
Fundstellen vor allem in die Mittlere bis Jüngste Bronzezeit
(Zeitraum ca. 1400-750 v. Chr.). Im Landkreis Meißen wurden
neben drei größeren Siedlungsplätzen an der Großen Röder
Kontakt: Markus Wild / [email protected] / Tel +49 341 27111-2220
Planfeststellungsbeschluss erstellen. ONTRAS kann erst mit den
Bauarbeiten beginnen, wenn ein positiver Bescheid zum Planfeststellungsverfahren vorliegt.
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Informationen aus Energiepolitik & Gasversorgung, Nr. 02 | 2015
ENGAGEMENT
Eine CO²-neutrale Energieversorgung als Ziel:
ONTRAS engagiert sich in der europäischen Green Gas Initiative
Der BioEnergie Park Güstrow ist die weltweit größte Biogasanlage, seit 2009 ist sie am Netz von ONTRAS angeschlossen.
Am Rande der 13. GIE-Jahreskonferenz (Gas Infrastructure Europe) im April 2015 in Dublin wurde ONTRAS als erster deutscher Fernleitungsnetzbetreiber in die europäische Green Gas
Initiative (GGI) aufgenommen. Zusammen mit den bisherigen
sechs europäischen Gasinfrastrukturunternehmen Fluxys Belgium (Belgien), Energinet.dk (Dänemark), Gasunie (Niederlande), Gaznat (Schweiz), GRTgaz (Frankreich) und Swedegas
(Schweden) will ONTRAS das Ziel dieser Initiative erreichen:
eine CO -neutrale Gasversorgung bis zum Jahr 2050.
²
ersten Power-to-Gas-Anlagen Wasserstoff ins ONTRAS-Netz
ein. Eine weitere speist seit Dezember 2014 Wasserstoff ein
und eine dritte Anlage befindet sich derzeit in der Planung.
Mit diesen Anlagen leisten ONTRAS und die beteiligten Unternehmen einen, wenn zur Zeit auch nur kleinen, aber wichtigen
und richtungsweisenden, praktischen Beitrag zur Interoperabilität von Gas- und Stromnetzen.
„Durch den Beitritt zu dieser Kooperation fühlen wir uns in
unserem Ansinnen bestätigt, einen wichtigen Beitrag für die
Entwicklung hin zu einer CO -neutralen Energieversorgung
²
zu leisten. Wir freuen uns, dass wir diese Aufgabe nun gemeinsam mit anderen Fernleitungsnetzbetreibern vorantreiben und unsere speziellen Erfahrungen insbesondere bei BioErdgas und Power-to-Gas stärker auf europäischer Ebene
einbringen können”, sagte Ralph Bahke, Geschäftsführer von
ONTRAS.
Daneben fördert ONTRAS den Einsatz von Erdgas und Biogas im Verkehrssektor. Dazu unterstützen wir Erdgastankstellenbetreiber mit umfassenden technischen Dienstleistungen
– vom Instandhaltungsmangament der Anlagen über deren
Anlagendokumentation bis hin zum Betreiber- und Herstellerservice. Schließlich wirkt ONTRAS engagiert beim Optimieren
der Regeln für die Konvergenz von Strom- und Gasmärkten
vor 2050 mit, um damit die Marktintegration Erneuerbarer Energien zu verbessern. Im Rahmen ihres europäischen
Engagements fördert ONTRAS den Dialog über nationale Grenzen hinweg, insbesondere durch die Mitarbeit in verschiedenen Gremien und Verbänden.
Einspeisung Bio-Erdgas in das ONTRAS-Netz
Dienstleistungen für CNG-Betankungsanlagen
Für ONTRAS liegt es daher nahe, sich im Rahmen der GGI
für Entwicklungen und in der Politik dafür einzusetzen, dass
Biogas und Biomethan als einzige in Größenordnungen bereitstehende 24/7-Regenerativenergie wieder eine wesentliche Rolle bei der Energiewende übernehmen. So unterstützen wir Biogasanlagenbetreiber beim Anschluss an unser
Leitungsnetz. Aktuell speisen 21 Anlagen bis zu jährlich 155
Mio. m²/a Bio-Erdgas ins ONTRAS-Netz. 2013 entsprach die
in unser Netz eingespeiste Biogasmenge rund 17 Prozent des
in Deutschland eingespeisten Bio-Erdgases. In Güstrow steht
eine der weltweit größten Anlagen ihrer Art. Sie produziert
klimaneutral 46 Mio. Kubikmeter Biomethan pro Jahr.
Engagement in Power-to-Gas-Projekten
Gewürdigt wurde von den anderen GGI-Mitgliedern auch die
Vorreiter-Rolle von ONTRAS bei der Entwicklung von Powerto-Gas-Projekten: Seit 2013 speist in Falkenhagen eine der
Kontakt: Markus Wild / [email protected] / Tel +49 341 27111-2220
Seit Dezember 2014 an das ONTRAS-Netz angeschlossen: das Hybridkraftwerk
von ENERTRAG zur Einspeisung von erneuerbarem Wasserstoff
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Informationen aus Energiepolitik & Gasversorgung, Nr. 02 | 2015
PORTRAIT
Von Leipzig in die Welt:
GEOMAGIC entwickelt IT-Lösungen für Anlagen- und Netzbetreiber
Für eine sichere Energieversorgung müssen Anlagen- und
Netzbetreiber – wie ONTRAS als Fernleitungsnetzbetreiber –
täglich hochkomplexe technische Prozesse managen. Im Geschäftsbetrieb ist die Auswertung einer Vielzahl von Daten
notwendig, der Überblick über Leitungen und Anlagen, eine
kontinuierliche Instandhaltung und vieles mehr. GEOMAGIC,
eine Unternehmenstochter von ONTRAS, entwickelt und implementiert seit über 20 Jahren IT-Produkte für Unternehmen der
Energiewirtschaft, um diese Vorgänge abzubilden, zu verwalten und zu optimieren. Die ursprüngliche Kernkompetenz des
Leipziger Unternehmens, die Entwicklung und Implementierung ganzheitlicher Systeme für das betriebliche Informationsmanagement der Pipelineindustrie, stellt auch heute noch
ein wichtiges Geschäftsfeld dar. Mittlerweile sind das Pipeline
Integrity Management, das Work Management sowie eine
Lösung zur Verwaltung von Anlagen- und Leitungsrechten
als weitere Schwerpunkte hinzugekommen. Als international
engagierter IT-Dienstleister für die Energiewirtschaft wächst
die GEOMAGIC GmbH seit 1994 kontinuierlich mit den Aufgaben ihrer Kunden. Ein wesentlicher Faktor für diesen Erfolg ist
die Offenheit der Systeme. Die Integration der Anwendungen
in vorhandene Systemlandschaften ist unkompliziert, da sie
auf gängigen Entwicklungsumgebungen basieren. So entwickelt GEOMAGIC seine Produkte je nach Kundenwunsch ganz
individuell auf der Grundlage von Smallworld™ GIS, Oracle und
Open-Source-Technologien.
Präzise Zustandsbewertungen für mehr Sicherheit
Kontinuierliche technische Zustandsbewertungen gehören
zum modernen Betriebskonzept einer Pipeline. Der Betreiber
muss jederzeit wissen, in welchem Zustand sich seine Leitungen befinden. Ein hohes Maß an Sicherheit bietet das Pipeline
Integrity Management trascue.PIMS mit seinem ganzheitlichen
Ansatz. Zur Bewertung nach unterschiedlichen Verfahren integriert GEOMAGIC die Daten aus den vorhandenen technischen
Informationssystemen – wie z. B. dem jeweiligen Geoinformationssystem (GIS). Bei ONTRAS ist trascue.PIMS in Verknüpfung
mit zusätzlichen Komponenten seit 2007 im Einsatz. Damit ist
ONTRAS in der Lage, den gesetzlich geforderten Nachweis der
technischen Integrität zu erbringen, die Leitungsverfügbarkeit
und Versorgung auf hohem Niveau zu gewährleisten und die
Anlagen wirtschaftlich optimal zu betreiben.
Kontakt: Markus Wild / [email protected] / Tel +49 341 27111-2220
Betriebliche Geschäftsprozesse im Griff
Mit dem Work Management System GeoNAM von GEOMAGIC
werden Anlagen- und Netzbetreiber im Rahmen des operativen und des strategischen Asset Managements unterstützt.
Das Produkt enthält Funktionen zur Kostenplanung, -optimierung und -nachverfolgung betrieblicher Prozesse. Alle Schritte, von der Planung einer Zustandsbewertung, der Auswertung
der Bewertungsergebnisse bis zur Konzeption von nachgelagerten Reparaturmaßnahmen und deren Budgetierung sind
mit GeoNAM visualisierbar. Dabei werden die Empfehlungen
und Richtlinien einschlägiger Verbände wie z. B. des DVGW
konsequent berücksichtigt. Die kontinuierliche Verfügbarkeit
der Daten durch moderne mobile Anwendungen erlaubt Netzbetreibern eine durchgängige Organisation ihrer Prozesse.
Rechte und Verträge in digitaler Ordnung
Die größten Herausforderungen für Anlagen- und Netzbetreiber sind nicht nur technischer, logistischer oder wirtschaftlicher, sondern auch juristischer Art. Für die Verwaltung von
Liegenschaften und Wegerechten auf nicht-öffentlichen
Grundstücken benötigen Betreiber ein leistungsfähiges und
flexibel an die Anforderungen anpassbares System, welches
GEOMAGIC mit der Anwendung LaRA anbietet. In der Software
werden alle wichtigen Arbeitsabläufe der Planungs-, Rechtserwerbs-, Bau- und Betriebsphase abgebildet. ONTRAS nutzt
dieses System zum Beispiel im Rahmen seiner aktuellen Leitungsbauprojekte.
Mehr Informationen unter www.geomagic.de
Unternehmen von ONTRAS
Die GEOMAGIC GmbH mit Sitz in Leipzig ist ein hundertprozentiges
Tochterunternehmen der ONTRAS Gastransport GmbH, ebenso wie
die GDMcom Gesellschaft für Dokumentation und Telekommunikation mbH. Die INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG, die
ihre Geschäftstätigkeit zum 1. Januar 2015 aufgenommen hat, ist
eine weitere Tochtergesellschaft von ONTRAS.
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Informationen aus Energiepolitik & Gasversorgung, Nr. 02 | 2015
INTERVIEW
3 Fragen an … Dr. Adolf Schweer,
technischer Geschäftsführer der MITNETZ STROM und MITZNETZ GAS
Über die Herausforderungen der Energiewende, insbesondere über die Einspeisung und Speicherung erneuerbarer Energie
haben wir mit Dr. Adolf Schweer gesprochen. Er ist technischer Geschäftsführer der MITNETZ Gas GmbH und der MITNETZ
Strom GmbH.
Zukunft der erneuerbaren Energien: Sie haben bereits hohe Anteile davon in Ihrem Stromnetz. Was
muss aus Ihrer Sicht dringend passieren, damit Sie als Netzbetreiber
zum Gelingen der Energiewende
beitragen können?
Neben Ihrer Verantwortung für den Netzbetrieb bei Mitnetz
haben Sie noch ein Steckenpferd: das THW, dessen Präsident Sie in der Landesvereinigung Sachsen-Thüringen sind.
Jüngst haben Sie auch ONTRAS als Fördermitglied mit ins
Boot geholt. Dafür dürfen wir im Bedarfsfall auf die Hilfe des
THW zurückgreifen. Welchen Stellenwert hat das THW für
Ihre Arbeit?
In den Netzen der Mitnetz Strom haben wir heute im Jahresmittel einen
Anteil von etwa 70 Prozent erneuDr. Adolf Schweer erbarer Energien. Häufig wird mehr
Energie eingespeist als unsere Kunden benötigen. Daher müssen wir das Netz ausbauen für die
neue Aufgabe, die nicht mehr von der Versorgung der Kunden, sondern vom Abtransport der Einspeisungen geprägt ist.
Da der Ausbau der Netze mit dem Zubau Erneuerbarer nicht
Schritt hält, werden immer häufiger Netz- und Systemsicherheitsmanagement-Maßnahmen notwendig.
Um diese Herausforderungen zu meistern, haben wir 2013
mit anderen Flächennetzbetreibern in Ostdeutschland eine
ARGE gegründet und einen 110-kV-Netzausbauplan erstellt. Er
schafft erstmalig eine einheitliche und konsistente Basis für
alle regionalen Planungsgemeinschaften, den Übertragungsnetzbetreiber, aber auch für Bundesnetzagentur und Politik.
Wir als Mitnetz Strom haben schon seit einigen Jahren intensiv mit dem THW zusammengearbeitet, z. B. bei Hochwasser
oder großen Stürmen. Das THW hat mit seiner Struktur und
technischen Ausrüstung sowie der Möglichkeit, aus dem gesamten Bundesgebiet gleich ausgebildete Einheiten, Geräte
und Fahrzeuge hinzuzuziehen, viele Vorteile für solche Havarien. So haben wir beispielsweise einmal bei einer großen Störung in einem Umspannwerk und bei Temperaturen von minus 20 Grad neben den eigenen Stromaggregaten zahlreiche
THW-Aggregate eingesetzt, um die Versorgung einer Stadt
über fast 24 Stunden zumindest einigermaßen sicherstellen
zu können.
Wir hoffen, dass die Politik uns die Rahmenbedingungen für
den Netzausbau und die Umsetzungen der Systemdienstleistungen ermöglicht, wie im Koalitionsvertrag beschrieben. Jüngste Stimmen, wonach dieser Mehraufwand, den ja
in Deutschland im Wesentlichen nur acht bis zehn große Flächennetzbetreiber haben, nicht berücksichtigt werden soll,
machen uns große Sorge. Denn der sichere Netzbetrieb mit
einer Steuerung von Millionen dezentraler Einspeiser ist deutlich komplizierter und aufwändiger als in der Vergangenheit
und erfordert noch viel Forschung.
Unsere Zusammenarbeit mit dem THW besteht seit 2008 und
war bisher für beide Seiten voller positiver Erfahrungen. Nach
meiner Wahl zum Vorsitzenden der THW-Landesvereinigung
Sachsen-Thüringen habe ich diese guten Eindrücke an andere
Unternehmen weitergegeben. Es freut mich besonders, dass
sich auch ONTRAS als überregionaler Fernleitungsnetzbetreiber mit einer Mitgliedschaft dazu bereit erklärt hat, das THW
für die betreuten fünf Bundesländer und Berlin zu fördern.
Dies ist sehr wichtig, denn das THW ist zwar eine hochprofessionelle Organisation, hat aber neben 800 hauptamtlichen
rund 80.000 ehrenamtliche Helfer.
Welche Rolle sehen Sie im Rahmen der Energiewende für
das Gasnetz?
Eine wesentliche Aufgabe des Gasnetzes wird meiner Ansicht
nach das Speichern von Energie im großtechnischen Maßstab
sein. Im Stromnetz müssen jederzeit Verbrauch und Einspeisung ausgeglichen werden. Zwar gibt es bereits bestimmte
Möglichkeiten einer Speicherung, diese sind allerdings nur
kurzfristig, z. B. in Elektrofahrzeugen oder in Privathaushalten. Das Problem ist der Winter, die zwei bis drei Wochen, in
denen bei einer Hochdruckwetterlage mit sehr tiefen Temperaturen kein Wind weht und die Sonne ohnehin fast nicht da
ist. Um die Energie dann erneuerbar zu erzeugen, z. B. durch
Pumpspeicherwerke, steht weder genügend Platz noch Kapital zur Verfügung.
Kontakt: Markus Wild / [email protected] / Tel +49 341 27111-2220
MITNETZ GAS betreut ein etwa 7.000 Kilometer langes Gasnetz,
das sich über vier Bundesländer in Ostdeutschland erstreckt.
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Informationen aus Energiepolitik & Gasversorgung, Nr. 02 | 2015
+ + + IN EIGENER SACHE + + +
Mit klaren Strukturen schneller zur
gewünschten Information
Eine erste Auswertung des Praxistests ergab, dass das Verfahren grundsätzlich funktioniert. Die nächsten Schritte
sind nun eine Optimierung der Zentriervorrichtung und die
Überprüfung der Schweißparameter durch Werkstoffuntersuchungen, bevor der jetzige Prototyp dann zur Serienreife gelangen kann. Letztendlich werden Praktikabilität und
Kosten darüber entscheiden, ob sich ein solches Verfahren
neben den bisherigen Schweißverfahren behaupten kann.
Ralph Bahke im Energiebeirat Sachsen
Aktuelle Meldungen, Netzdaten, Dokumente: Auf der Website
von ONTRAS stehen unseren Kunden, Partnern und Interessierten stets Informationen rund um das Unternehmen und
das Leitungsnetz zur Verfügung. Seit Mai präsentiert sich die
Website nun in neuer Optik – modern, übersichtlich und benutzerfreundlich. „Wir haben uns von den klassischen Hierarchie-Ebenen im Web verabschiedet und die Inhalte auf das
Wesentliche reduziert“, sagt Susann Surma, Leiterin Unternehmenskommunikation. „Wichtig war uns dabei vor allem
die zielgruppenorientierte Ausrichtung der Website, so dass
alle Interessierten – ob Netzbetreiber, Transportkunden oder
Anschlussnehmer – noch schneller an die für sie relevanten
Inhalte gelangen.“ Umrahmt werden die Inhalte von einem
klaren und modernen Design sowie großen Bildern, die das
Unternehmen und vor allem seine Mitarbeiter in den Vordergrund rücken. Mehr Informationen unter www.ontras.com
In-situ-Laserschweißen für die Praxis getestet
Am ONTRAS-Standort im Leipziger Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg fand im April eine Premiere der besonderen Art statt: Im
Rahmen eines mehrtägigen Tests wurde ein von der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Halle GmbH in Zusammenarbeit mit der Salzgitter Mannesmann Line Pipe GmbH
und der Köster GmbH entwickeltes Laserschweißgerät auf
Herz und Nieren geprüft. Dabei wurden mehrere, zwölf Meter lange Einzelrohre aneinander geschweißt. Kernstück des
Schweißgeräts ist ein auf einer umlaufenden Schiene montierter Laser, der so auf die Energiemenge, Strahldurchmesser und -tiefe eingestellt ist, dass er die beiden Rohrenden genau mit der richtigen Schweißnahtdicke aneinanderschweißt.
Eine so hergestellte Schweißnaht ist nicht nur in wenigen
Minuten fertig, sondern wird zudem im gleichen Arbeitsschritt auf ihre Qualität hin geprüft. Das ist verglichen mit
herkömmlichen Schweißverfahren ein sehr kurzer Zeitraum
– denn üblicherweise bestehen Schweißnähte aus mehreren,
nacheinander gefertigten Lagen und die Qualitätsprüfung erfolgt in einem separaten Arbeitsschritt.
Kontakt: Markus Wild / [email protected] / Tel +49 341 27111-2220
Energiebeirat Sachsen (Foto: SMWA / Karl-Ludwig Oberthür)
Ralph Bahke, ONTRAS-Geschäftsführer Steuerung und Entwicklung, ist erneut in den Energiebeirat Sachsen berufen
worden. Am 26. Mai erhielten die insgesamt 22 Vertreter
aus der sächsischen Energiewirtschaft, Wissenschaft und
Forschung ihre Berufungsurkunde durch Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
„Es ist eine große Ehre, in dem Fachgremium, das der Sächsischen Staatsregierung in energierelevanten Fragestellungen beratend zur Seite steht, erneut vertreten zu sein. Das
von Staatsminister Dulig hervorgehobene Ziel – eine wettbewerbsfähige und klimaverträgliche Energieversorgung zu gestalten, die vor allem bezahlbar bleibt – betrachten auch wir
als wesentlich. Ich freue mich sehr, die Perspektive und das
Know-how von ONTRAS als Fernleitungsnetzbetreiber in die
Facharbeit einbringen zu dürfen“, so Ralph Bahke.
Uwe Ringel in das Präsidium der ASUE berufen
Im Mai ist Uwe Ringel, Geschäftsführer Betrieb und Sicherheit,
in das Präsidium des ASUE e.V. berufen worden. Die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. (ASUE) setzt sich in ihrer Tätigkeit für die
Weiterentwicklung und Verbreitung sparsamer und umweltschonender Technologien auf Erdgasbasis ein. „Als effizienter Energieträger mit einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur spielt Erdgas für eine nachhaltige und sozialverträgliche
Energiewende eine wichtige Rolle. Die Arbeit der ASUE, den
Energieträger und seine Anwendung, Speicherung und Infrastruktur weiter nach vorn zu bringen und zu entwickeln, unterstütze ich sehr gern – und freue mich daher über die Tätigkeit im Präsidium“, so Uwe Ringel.
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ONTRAS.NETZPUNKTE
Informationen aus Energiepolitik & Gasversorgung, Nr. 02 | 2015
+ + + NEUES AUS BRÜSSEL + + +
Bessere Chancen für Gaskraftwerke?
Im Schatten großer europäischer Konflikte haben das Europäische Parlament und der Europarat nahezu unbemerkt Anfang Mai 2015 einen gemeinsamen Vorschlag für die Neuregelung des Emissionsrechtehandels verabschiedet. Diese
war notwendig geworden, nachdem der CO -Preis durch das
²
Überangebot an Zertifikaten (ca. 2,1 Mrd. Zertifikate waren
2013 am Markt) drastisch gefallen und absehbar war, dass diese Schwemme auch über das Jahr 2020 zu einer Unterwanderung der EU-Klimaziele führen würde. Besonders für Gaskraftwerke ist der extrem niedrige CO -Preis ein wesentlicher
²
Wettbewerbsnachteil gegenüber Kohlekraftwerken.
Der inzwischen gefundene Kompromiss sieht die Schaffung
einer Marktstabilitätsreserve (MSR) im Europäischen Emissionsrechtehandel (EU Emission Trading System = ETS) vor,
mit der diese Verzerrungen behoben werden sollen. So sollen
– bei Überschreitung einer vereinbarten Anzahl – Zertifikate
automatisch vom Markt und in die MSR genommen werden.
Vorgesehen ist aber auch der entgegengesetzte Fall: Bei einer
Verknappung werden Zertifikate aus der Reserve wieder auf
den Markt gebracht.
verschoben wurden, unmittelbar in die MSR eingehen. Spannend wird, wie mit den weiteren, nicht versteigerten 600 Millionen Zertifikaten, die 2020 direkt in die MSR übernommen
werden, langfristig umgegangen wird. Das muss in einer Neuregelung des ETS festgelegt werden. Zugeständnisse macht
die Vereinbarung an die Mitgliedsstaaten Mittel- und Osteuropas: Zehn Prozent der insgesamt für die einzelnen Länder
zugeteilten Zertifikate erhalten einen „Bestandsschutz“ und
bleiben von der MSR verschont.
Werden die CO -Preise durch diese Maßnahmen tatsächlich
²
auf ein Niveau steigen, das Gaskraftwerken eine realistische
Chance im Strom- bzw. Wärmemarkt bietet? Diese Frage stellen sich nicht nur deren Betreiber. In Großbritannien jedenfalls
hat die Einführung einer „carbon tax“ zu Beginn des Jahres
2014 nachweislich – und bestätigt in der ENTSOG Summer Review 2014 – zu einer stärkeren Beschäftigung von Gaskraftwerken geführt.
Fest steht bereits, dass die 900 Millionen Zertifikate, deren
Auktionierung schon vom Zeitraum 2014-2016 auf 2019-2020
Anfang Juli 2015 werden die europäischen Parlamentarier
über die MSR abstimmen. Nach der – eher formell zu sehenden – Zustimmung des Rates wird der Beschluss im Amtsblatt
der EU veröffentlicht und anschließend in Kraft treten. Umgesetzt wird die MSR dann aber erst ab 1. Januar 2019.
ÜBER ONTRAS
ANSPRECHPARTNER
Markus Wild
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ONTRAS Gastransport GmbH ist ein überregionaler Fernleitungsnetzbetreiber im europäischen Gastransportsystem mit
Sitz in Leipzig. Für den reibungslosen Erdgastransport der Kunden betreibt ONTRAS Deutschlands zweitlängstes Ferngasnetz
mit rund 7.000 Kilometern Leitungslänge und rund 500 Netzkopplungspunkten. Dabei vereint das Unternehmen als verlässlicher Partner die Interessen von Transportkunden, Händlern,
regionalen Netzbetreibern und Erzeugern regenerativer Gase.
VORGEMERKT
29.09.2015 IMPRESSUM
ONTRAS Netzforum in Leipzig
Wie in den vergangenen Jahren veranstaltet ONTRAS auch 2015
ein Netzforum – eine Informationsveranstaltung für Fach- und Füh-
Herausgeber:
ONTRAS Gastransport GmbH
Maximilianallee 4, 04129 Leipzig
Telefon: +49 341 27111-0, Telefax: +49 341 27111-2004
E-Mail: [email protected], Internet: www.ontras.com
Bildquellen:
ONTRAS Gastransport GmbH, NAWARO® BioEnergie AG (S. 3),
ENERTRAG Aktiengesellschaft (S. 3), GEOMAGIC GmbH (S. 4),
Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH (S. 5)
Kontakt: Markus Wild / [email protected] / Tel +49 341 27111-2220
rungskräfte der Infrastrukturbetreiber in Ostdeutschland.
26.-28.10. 2015 -
gat 2015 in Essen
Die Fachmesse gat ist einer der zentralen Branchentreffs der
Erdgaswirtschaft. In diesem Jahr ist ONTRAS gemeinsam mit unseren Tochtergesellschaften INFRACON und GEOMAGIC vertreten.
November 2015 -
40 Jahre Sayda
Im November feiern wir den 40. Jahrestag der Grundsteinlegung
der Erdgas-Verdichterstation an unserem Standort Sayda.
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