Poster

Angst-Ärger-Potency-Priming
Theoretische Grundlagen
Menschliche Bewertungsprozesse werden beeinflusst durch automatische Aktivierungen in unserem Gedächtnis.
Neben Valenz, gehört laut Osgood zudem auch Potency, eine Bewertung der Stärke oder Dominanz (Osgood,
Miron & May, 1975), zu den mentalen Kategorisierungsdimensionen. Diese ist ein maßgebliches Kriterium in der
Unterscheidung zwischen den negativen Emotionen Angst und Ärger (Morgan & Heise, 1988), weshalb eine
automatische Verarbeitung der Potenz ihren Nutzen in der Vorbereitung emotionaler Reaktionen haben könnte.
Das Priming-Paradigma in unserem Empiriepraktikum 2014 zeigte, dass Valenz und Potency eines Primes
automatisch extrahiert werden, Potency-Effekte allerdings später als Valenz-Effekte wirksam werden. Diese
Beobachtungen stehen in engem Bezug zur Appraisaltheorie (Lazarus, 1974).
Versuchsaufbau
Operationalisiert durch ein Priming-Paradigma wurde untersucht, ob Prime-Potency
(SOA 300 ms) einen Einfluss auf die Emotionsauslösung hat.
Als Primes fungierten Wörter, die sich in der Höhe ihrer Potenz unterschieden (high
potency vs. low potency).
Zudem wurde das Arousal der Primes unabhängig variiert (high arousal vs. low arousal).
Als Targets fungierten angst- bzw. ärgerinduzierende Bilder (IAPS) welche als solche
klassifiziert werden sollten.
Gemessen wurde die Zeit bis zur Kategorisierung der Bilder sowie
die Genauigkeit der Kategorisierung.
Hypothesen
H1: Reaktionszeit auf Ärger - targets kürzer nach low– potency
Primes, als nach high – potency Primes, sowie höhere Genauigkeit
H2: Reaktionszeit auf Angst – targets kürzer nach high – potency
Primes, als nach low – potency Primes, sowie höhere Genauigkeit
H3: keine weitere Moderation des Effekts durch Arousal
Auswertung
AV = Reaktionszeit ; AV = Genauigkeit
Auf Grund von fehlender Normalverteilung der Daten (Kolmogorov-Smirnov-Test sig.) wurden diese mittels
Signifikantkorrektur nach Lilliefors korrigiert.
In einer 2x2x2x2 Manova mit den innerhalb der Versuchspersonen manipulierten Faktoren Prime-Potency (high
potency vs. low potency), Target-Emotion (Angst vs. Ärger), Prime-Erregung (high vs. Low) und Session
(Angst/Ärger links/rechts) wurde nur auf der Genauigkeit die einfache Wechselwirkung zwischen Prime-Potency
und Target-Emotion in Richtung unserer Hypothese signifikant [F(1,38)= 10,1 ; p<0,01]. Da die dreifache
Wechselwirkung (Prime-Potency x Target-Emotion x Prime-Arousal) nicht signifikant wurde, moderiert PrimeArousal die gefundene Interaktion nicht weiter.
Bei einer 2x2x2 Manova ohne den Faktor Session und der abhängigen Variable Reaktionszeit zeigten sich
allerdings keine signifikanten Effekte.
Diskussion
Bezogen auf die Genauigkeit konnten die Hypothesen bestätigt werden. Nach high-Potency-Primes konnten
angstinduzierende Bilder signifikant korrekter klassifiziert werden als ärgerinduzierende Bilder, unabhängig des
Prime-Arousals. Vice Versa für low-Potency-Primes.
Dies spricht dafür, dass es bereits sehr früh wirksame Appraisalprozesse zu geben scheint.
Auf Ebene der Reaktionszeit zeigte sich das erwartete Muster nicht.
Ein interessanter Ansatzpunkt für weitere Forschung, wäre die Frage, ob sich das Ergebnismuster mit einem
zusätzlichen Faktor, welcher Genauigkeit und Schnelligkeit per Instruktion differenziert, dann auf beiden
Verhaltensdimensionen finden lässt.
Quellenverzeichnis
Morgan, R., & Heise, D. (1988). Structure of emotions. Social Psychology Quarterly, 51,19-31.
Osgood, C., May, W., & Miron, M. (1975). Cross-cultural universals of affective meaning. Urbana, IL: University of Illinois Press.
Larazus; R. S. (1984): Stress, appraisal and coping.Springer Publishing Company.