Praktische Gastroenterologie

20. Traunsteiner Symposium
Praktische Gastroenterologie
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Essen ist gefährlich!
Fremdkörper im Gastrointestinaltrakt
Matthias Buchhorn
Verschluckte Fremdkörper und
Bolusobstruktionen
sind nach gastrointestinalen Blutungen
die zweithäufigsten Gründe für eine
Notfall-Endoskopie im Dienst
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„Manchmal geht’s daneben“
42-jährige Patientin mit Husten seit mehreren Wochen
Aspiration?
•  Pneumonie im Rö-Thorax
•  Im CT-Thorax Verlegung des re. Unterlappenbronchus,
verdächtig auf Bronchialkarzinom
•  Vorstellung zur Bronchoskopie
Anamnese:
Der Husten begann vor einigen Wochen nach
einer Grillfeier, die Patientin hatte sich dort am gemischten
Salat verschluckt.
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Bronchoskopie
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Kein Einzelfall!
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Zurück zum eigentlichen Thema...
Verschluckte Fremdkörper im
Gastrointestinaltrakt
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Zu unterscheiden sind:
•  Versehentliche Fremdkörperingestion
•  Fremdkörperingestion mit sekundärem Krankheitsgewinn
•  Fremdkörperimpaktion im Ösophagus nach
Nahrungsaufnahme (Bolusobstruktion)
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Häufigkeit
•  Am häufigsten bei Kindern zwischen 6. Lebensmonat
und 6. Lebensjahr
•  Schlechte Daten bei Erwachsenen
•  Bolusimpaktion ca. 13/100.000/Jahr
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Wo bleiben die Fremdkörper stecken?
•  Ösophagus mit seinen 3 physiologischen Engstellen
•  Pylorus
•  Bauhinsche Klappe
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Sonderfall Bolusimpaktion
Ursachen:
•  Strikturen (ca. 37%)
•  Malignome (ca. 10%)
•  Ösophageale Ringe (ca. 6%)
•  Eosinophile Ösophagitis (ca. 33 %)
•  Fehlende pathologische Prädisposition (z.B. Alter,
geistige Retardierung, psychiatrische Erkrankungen)
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Beispiele Fleischbolus
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Häufig verschluckte Fremdkörper
•  Fischgräten (9-45%)
•  Knochen (8-40%)
•  Zahnprothesen (4-18%)
Bei Kindern:
•  Münzen
•  Spielzeugteile
•  Batterien
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Beispiel Fremdkörper beim Erwachsenen
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Beispiel Fremdkörper beim Kind
•  Bei Kindern eher großzügig
Röntgen (bis untere Zahnreihe)!
Bei Münzen:
•  Drucknekrosen innerhalb von
Stunden
•  Gefahr der Verlegung der
Atemwege
•  Unauffällige Nahrungsaufnahme
schließt einen Fremdkörper
nicht mit Sicherheit aus.
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Klinik der Fremdkörperingestion
•  Fremdkörpergefühl
•  Schluckbeschwerden
•  Brust- und Bauchschmerzen
•  Erbrechen
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Vorgehen bei Fremdkörperingestion
•  Anamnese
•  ggf. Röntgenaufnahme zur Klärung:
- Lokalisation
- Anzahl der Fremdkörper
- Komplikationen (freie Luft?)
•  ggf. Computertomographie
•  Metalldetektor ?????
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Einteilung des Ingestats nach:
•  Material
z.B.: Nahrungsmittel, Batterien, Magneten
•  Größe
Länge >6 cm und Durchmesser > 2,5 cm erschwert die
Duodenalpassage
• 
Oberflächenbeschaffenheit
Spitz/stumpf, scharfkantig
•  Chemische Zusammensetzung
•  (Röntgendicht?)
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Therapie
In 80% konservative Therapie möglich:
•  Spontaner Abgang in 4-6 Tagen (-Wochen)
•  Keine Änderung des Essverhaltens nötig
•  Bei fehlender Passage ggf. Röntgenkontrolle
In 20% endoskopische Entfernung
•  Zuerst Laryngoskopie
•  Bei akuter Dysphagie muss eine Impaktion im Ösophagus
ausgeschlossen werden
Großzügige Indikationsstellung zur ÖGD
Chirurgische Therapie in weniger als 1% der Fälle nötig
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Einschätzung der Dringlichkeit der ÖGD
•  Risiko der Aspiration bei kompletter Okklusion
•  Risiko der Perforation
•  Risiko des Steckenbleibens des Fremdkörpers
•  Besondere Situationen: Batterien, Magneten
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Indikation zur Notfall-ÖGD
•  Bei kompletter Okklusion des Ösophagus (Speichelsee)
•  Bei spitzen Gegenständen – Gefahr der Perforation
•  Bei verschluckten Batterien (Nekrosen durch
alkalische Substanzen, Vergiftungen durch
toxische Metalle wie Quecksilber)
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Technik und Instrumente zur endoskopischen
Fremdkörperentfernung
Cave: Kein blindes Vorschieben im Ösophagus!
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Bergung mittels Koloskopie?
„Die Bergung eines FK mittels Koloskopie scheint
nach derzeit verfügbaren Daten nicht sehr verbreitet
zu sein. Nach Überwindung der Bauhinschen Klappe
wird der FK meistens komplikationslos abgesetzt.“
Ambe P, Weber SA, Schauer M, Knoefel WT: Swallod foreign bodies in adults. Deutsches Ärzteblatt Int 2012; 109(50):869-75
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Fallbeispiel
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Fallbeispiel 2
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Sonderfall Bodypacking
•  Keine endoskopische Bergung!
•  Überwachungszimmer mit Toilettenstuhl
•  In den letzten Jahren Rückgang der Mortalität
durch bessere Verpackung
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Indikationen zur chirurgischen Therapie
•  In weniger als 1% der Fälle nötig
•  Perforationen
•  Nicht beherrschbare Komplikationen
•  Frustrane endoskopische Bergung
•  Fremdkörperlokalisation im distalen Duodenum
für mehr als eine Woche
Wenn mögliche minimal-invasive Operation
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Beispiele
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Beispiel 2
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