Ganz schön sensibel

Foto: Lufft
MENSCHEN & IDEEN
MAGAZIN
Das Erfolgsrezept
Modulare Plattformkonzepte mit hoher
Variantenvielzahl und offenen Schnitt­
stellen
Permanente Innovationen und Technolo­
gieführerschaft
Hohe Qualität und Langlebigkeit nahezu
wartungsfreier Produkte
Weltweite strategische Partnerschaften
Auch in brasilianischen WM- und Olympiastadien
kommt Lufft-Technologie zum Einsatz.
Ganz schön sensibel
Klima­ und Umweltmesstechnik Die Lufft GmbH aus Fellbach misst in aller Welt
Was haben der Deutsche Wetterdienst, der
Frankfurter Flughafen, Autobahn- meistereien und Offshore-Windparks gemeinsam? – Alle vertrauen auf die Produkte der Lufft
Mess- und Regeltechnik GmbH aus Fellbach. Seit
mehr als 130 Jahren entwickelt und produziert
das Unternehmen professionelle Komponenten
und Systeme für die Klima- und Umweltmesstechnik. Diese werden überall dort eingesetzt, wo
Luftdruck, Temperatur, relative Feuchte und andere Umweltmessgrößen höchst präzise gemessen werden müssen: Mit intelligenten meteorologischen Sensoren und Systemen werden Straßen,
Schienennetze sowie Start- und Landebahnen an
Flughäfen überwacht, Entscheidungen im Winterdienst getroffen, die Raumluftqualität geprüft,
Schiffs- und Flugrouten geplant, Niederschlagsmengen im Regenwald gemessen oder intelligente Gebäudetechnik gesteuert. Für seinen mobilen Straßenwetterinformationssensor, der
Fahrbahnzustände und Umweltdaten erfasst,
wurde Lufft in diesem Jahr mit dem Industriepreis der Hannover Messe ausgezeichnet.
Zusammen mit den Tochterunternehmen
in den USA und China zählt das Unternehmen rund 100 Mitarbeiter, davon 75 am
Stammsitz. Die Firmengeschichte reicht bis ins
Jahr 1881 zurück, als Optikermeister Gotthilf
Martina Brückner
Freie Journalistin
Esslingen
[email protected]
MAGAZIN WIRTSCHAFT 11.15
Lufft in Stuttgart mit der Herstellung von Barometern begann, als deren Messelement eine
Membrandose aus Metall diente. Heute produziert Lufft auf Basis eines modularen Platt-
Kultur“, die für die Belegschaft viel Freiraum
und Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch Verantwortung bedeutet – angefangen von Patenschaften für Produktneuentwicklungen bis hin
zur One-Piece-Flow-Produktion, bei der die
Mitarbeiter die Systeme auf dem gesamten
Weg bis zur Fertigstellung begleiten.
„Ein Sensor muss auch nach langer Einsatzzeit noch gute Daten liefern und in verschiede-
Serie Hidden Champions
Hidden Champions sind Marktführer aus dem Mittelstand. In der Region
Stuttgart sind besonders viele zu Hause
formkonzepts rund 10 000 Sensoren jährlich
in 50 verschiedenen Modellvarianten. „Die
Vielzahl der Anwendungsbereiche in der Umwelt- und Industriemesstechnik erfordert eine
hohe Variantenzahl an Sensorkombinationen“, erklärt Klaus Hirzel, der seit 1989 an der
Spitze des Unternehmens steht. Gemäß dem
Firmenmotto „Tradition trifft Innovation“
werden neben mechanischen auch elektronische Komponenten entwickelt. Unterschiedliche digitale Schnittstellen erlauben eine einfache Integration in viele Systemanwendungen.
„Wir betreiben keine Umsatz-, sondern
Innovationsplanung“, betont Hirzel. Von der
Ultraschalltechnologie für Windmessungen,
Radartechnologie für Niederschlags- und
Wasserfilmmessungen oder Lasermessungen
für 15 Kilometer hohe Wolken bis hin zu spektroskopischen Messungen für mobile Messsysteme - die Lufft GmbH ist unangefochtener
Technologieführer ihrer Branche. Neben aktivem Innovationsmanagement setzt Hirzel
auf eine „gelebte Change- und Unternehmens-
nen Umgebungsbedingungen zuverlässig arbeiten“, stellt Hirzel klar. Neben Robustheit
und höchster Genauigkeit bilden langzeitstabile Sensorelemente, Kalibriermöglichkeiten sowie der nahezu wartungsfreie Betrieb
die wichtigsten Grundlagen für den Erfolg der
Lufft-Produkte, von denen 80 Prozent in den
Export gehen. Der Qualitätsanspruch des Unternehmens, das 2014 einen Umsatz von rund
20 Millionen Euro erwirtschaftet hat, zeigt
sich im Betrieb eines eigenen, zertifizierten
Kalibrierlabors: Hier werden auch alle Windsensoren geprüft, bevor sie das Werksgelände
verlassen.
„Schnell entwickeln, global verkaufen,
pünktlich und fehlerfrei liefern“, fasst Hirzel
die Erfolgskriterien seines Unternehmens zusammen, für das er -- nicht nur vor dem Hintergrund immer extremerer Wetterverhältnisse -- noch ein riesiges Innovationspotenzial
sieht: „Es gibt im Bereich Klima- und Umweltmesstechnik noch nichts, was wirklich zu Ende
entwickelt wäre.“
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