DIE WIESENBURG e.V.

DIE WIESENBURG e.V.
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Wiesenstr. 55 - 13357 Berlin
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www.diewiesenburg.de
www.facebook.com/wiesenburgberlin55
Tel.: 0174 / 9542359
Degewo verbannt Wiesenburger
Die Wiesenburg ist ein denkmalgeschütztes ehemaliges Obdachlosenasyl von 1896 - das
damals größte und modernste - ein Musterasyl seiner Zeit.
Das Gelände auf einer Fläche von ca. 12000 qm mitten im Berliner Wedding, kann auf eine
wechselhafte Geschichte zurückblicken. In den letzten Jahren hat sich die Wiesenburg zu
einem Ort vielseitiger innovativer und prämierter Kultur, des nachhaltigen Handwerks und
einem außerschulischen Begegnungs- und Lehrort für Schüler des Kiezes entwickelt.
Im Mai diesen Jahres erhielt die Degewo dieses Gelände von der Senatsverwaltung für
Finanzen. Einige Jahre vorher wurde nach einem jahrzehntelangem Rechtsstreit, dem alten
Besitzer und Erbauer der Wiesenburg, dem „Berliner Asyl Verein“, das Gelände entzogen.
Räumung vor Weihnachten
ALLE Künstler und Gewerbeschaffenden der Wiesenburg, die sich als „Die Wiesenburg e.V.“
zusammengeschlossen haben, wurden am 26.11.15 von dem neuen Besitzer Degewo
aufgefordert, ihre Ateliers, Werkstätten und Wohnräumen umgehend mit sofortiger Wirkung
zu verlassen. Der Zutritt ist ab sofort strengstens verboten. Allein die Mieter des
Wohnhauses dürfen bleiben.
Als Grund wurde ein neues baustatisches Gutachten genannt, welches besagt, dass die
Keller teilweise marode sind und ein Dominoeffekt durch einen möglichen Einsturz der
Kappdecken eintreten kann. Das heißt, dass ein riesiges Gelände, bestehend aus
unterschiedlichen Gebäuden großflächig plötzlich wegen Materialermüdung in sich
zusammenbrechen könnte, welches zwei Weltkriege und 120 Jahre überstanden hat.
Die Wiesenburger zweifeln dieses Gutachten basierend auf bereits erstellten Expertisen und
ihren jahrzehntelangen Maßnahmen zur Instandhaltung der Wiesenburg an. Wir wünschen
uns eine differenzierte Betrachtungsweise der Gegebenheiten und keine Pauschalurteile.
Dass die Keller zum Teil in einem sanierungsbedürftigen Zustand sind, ist bekannt und keine
Neuigkeit. Dies hat die Degewo im Herbst zum Anlass genommen über 200 Stützen in
verschiedenen Bereichen, zusätzlich zu den bereits vorhandenen Stützen einzuziehen, um
die Sicherheit zu gewährleisten. Von der Degewo beauftragte Statiker haben die zuvor
gesperrten Ateliers danach auf erneute Standsicherheit überprüft und wieder freigegeben.
Viele 10.000 € hat die Degewo dafür ausgegeben, um kurze Zeit später selbst festzustellen,
dass diese Maßnahmen alle nichts taugen?
Auf Rückfragen konnte die Degewo nicht zusagen, dass die Mieter, die hier teilweise seit
Jahrzehnten arbeiten und leben, nach einer Sanierung wieder auf die Wiesenburg zurück
können.
Das betrifft u.a. zwei metallverarbeitende Kleinunternehmern, Ateliers z.B.: einer britischen
Bildhauerin, einem Holzbildhauer, eines schwedischen Malers, einem Produktdesigner, ein
komplett ausgebautes Tonstudio, eine renommierte Tanzkompanie in ihrer erst vor wenigen
Jahren aus EU-Mitteln teilfinanzierten Tanzhalle und Imker mit ihren Bienen.
Alle diese Menschen haben in den vergangenen Jahren alles dafür getan, um die
denkmalgeschützte Substanz der Gebäude zu erhalten und sich für die Menschen im Kiez
mit sozialen Aktivitäten, Workshops und kulturellen Veranstaltungen zu engagieren. Sie
haben ihr Geld, Engagement und Zeit in diese Orte investiert, um sich eine Lebens- und
Existenzgrundlage zu schaffen. Diese soll ihnen nun einfach entzogen werden. Das Angebot
an einige der Wiesenburger, einen leeren Raum in einem anderen Stadtbezirk als Ersatz zu
erhalten, ist realitätsfern und bietet nicht allen die Möglichkeit ihren Beruf weiter auszuführen.
Ein riesiges Objekt soll quasi über Nacht geschlossen und verlassen werden.
Die Degewo weigert sich, trotz hartnäckiger Verhandlungen, Sicherheiten oder Garantien für
die jetzigen Mieter abzugeben und eine Rückkehr der betroffenen Parteien einzuräumen,
obwohl diese Bestandsgarantie noch im April per Presseerklärung ausgesprochen wurde.
Überschrieben war diese Presseerklärung mit den Worten „Degewo rettet historische
Wiesenburg“ – was Degewo unter Rettung versteht, ist uns bisher noch nicht klar geworden.
Überblickt man die aktuellen verlautbarten Pläne der Degewo wird voraussichtlich die
kommenden Jahre, nach einem langwierigen Werkstatt-, Beteiligungs- und
Planungsverfahren auf der Wiesenburg gebaut werden. Bis dahin soll dieser Ort leer stehen.
Da die Degewo diesen Ort nicht pflegt und keine Kultur mehr zulässt, soll es ruhig um die
Wiesenburg werden – ein verwilderter ungenutzter Ort lässt sich leichter abreißen. Es gibt
genügend Möglichkeiten den Denkmalschutz zu umgehen und somit einen bedeutenden Teil
Berliner Geschichte für immer zu zerstören.
Im April hat die Degewo bereits einen Großteil des Areals, welches nicht normal vermietet
war, gesperrt und damit dort die kulturelle und soziale Nutzung kompromisslos und ersatzlos
beendet.
Vergangenheit und Zukunft auf der Wiesenburg
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Wiesenburg zu einem sozial- und kulturell wichtigen
Ort im Wedding und Berlin entwickelt, welcher international Beachtung findet.
Bedeutende Filmemacher wie Schlöndorff und Fassbinder drehten oscarprämierte Filme wie
„Die Blechtrommel“, „Lilli Marleen“, „ein Mann will nach oben“. Die Liste lässt sich beliebig
fortsetzen.
Veranstaltungen unterschiedlichster Couleur fanden hier statt – von Tanzperformances, über
Fotoshootings, Fernsehshows, Video und Filmdrehs und den Austausch internationaler
Künstler.
Schüler der umliegenden Schulen konnten hier, teils von Politikern wie Dr. Wolfgang
Schäuble kuratierte, Projekte durchführen, ein grünes Klassenzimmer etablieren und sich auf
der Wiesenburg heimisch fühlen.
In Kooperation mit dem Quartiersmanagement Pankstr. strebt man seit langem an, die
Wiesenburg zu einem Leuchtturm für die Nachbarschaft, den Kiez und Künstler
unterschiedlichster Richtung zu machen.
Der Verein „Die Wiesenburg e.V.“ hat sich gegründet, um den bestehenden Planungen der
Wiesenburgern, diesen Ort zu einem sozio-kulturellem Zentrum zu entwickeln, eine stärkere
Basis zu geben.
Ihre Vision fand bereits umfangreiche Beachtung. Auf der internationalen Konferenz „Players
of change“ für innovative Stadtentwicklungsideen wurde es ausgewählt und erhielt große
Befürwortung und Aufmerksamkeit.
Die Berliner Bezirksverordnetenversammlung Berlin Mitte und wichtige Vertreter der Stadt
unterstützen dieses Anliegen der Wiesenburger.
Seit Oktober gab es bereits zwei Dialogtreffen mit der Degewo, welche zugesagt hat, ein
sozio-kulturelles Zentrum neben Wohnungsbau mit in Betracht zu ziehen.
Doch so wie es aussieht, wird dies aufgrund der Verdrängung durch Degewo nur ohne die
Akteure passieren, die mitgeholfen haben, die Wiesenburg so zu entwickeln. So wird ein Teil
der lebenswerten, gemischten Stadt abgetötet und ein Ort geschaffen, dessen Gesicht und
Seele nichts mehr mit dem eigentlichen Geist zu tun hat, aus dem er entstand.
Hier stehen sich auf der einen Seite das landeseigene Unternehmen Degewo mit seinen
ökonomischen Interessen, auf der anderen Seite das Quartiersmanagement Pankstr.
gegenüber, die von der Stadt die soziokulturelle Fürsorge für das Quartier erhalten haben
und diesen Ort mit den Bewohnern erhalten und weiterentwickeln wollen.
Wir Wiesenburger wollen im offenen transparenten Dialog mit der Degewo eine Lösung
durch eine differenzierte Betrachtungsweise finden, so dass die bisherigen Macher vor Ort,
die Zukunft der Wiesenburg mitgestalten können.
Nun benötigt die Wiesenburg umfangreiche Unterstützung und Spenden, um den Nutzern
anwaltlichen Beistand zu ermöglichen, ein kostenintensives Gegengutachten zu finanzieren
und das Zukunftskonzept für einen soziokulturellen Ort für den Kiez weiter entwickeln zu
können. Wir wollen die Wiesenburg vor der Zerstörung retten. In den nächsten Tagen wird
dazu eine Crowdfundingkampagne auf Startnext starten.
Unterstützer wenden sich an [email protected] und können auf das Vereinskonto
der Sparkasse spenden:
Die Wiesenburg e.V.
Berliner Sparkasse IBAN: DE65 1005 0000 0190 4727 40 BIC: BELADEBEXXX
Umfangreiche Informationen zur Geschichte, den soziokulturellen Aktivitäten und
Zukunftsplänen der Wiesenburger finden Sie auf www.diewiesenburg.de