Politik & Kultur | Nr. / | Januar — Februar Die Rote Liste KULTURELLES LEBEN 15 Mit der Roten Liste bedrohter Kultureinrichtungen, einer Analogie zu den bekannten »Roten Listen« bedrohter Tier- und Pflanzenfamilien, werden in jeder Ausgabe gefährdete Kulturinstitutionen, -vereine und -programme vorgestellt. Ziel ist es, auf den Wert einzelner Theater, Museen oder Orchester, seien sie Teil einer Kommune oder einer Großstadt, hinzuweisen. Oft wird die Bedeutung einer kulturellen Einrichtung den Nutzern erst durch deren Bedrohung deutlich. Erst wenn Empörung und schließlich Protest über mögliche Einschnitte oder gar eine Insolvenz entstehen, wird den Verantwortlichen bewusst, wie stark das Museum, Theater oder Orchester mit der Struktur und der Identität des Ortes verbunden ist. Diesen Bewusstseinsprozess gilt es anzuregen. Politik & Kultur stellt dazu die Arbeit einzelner Einrichtungen vor und teilt sie ein in Gefährdungskategorien von bis . Ob und welche Veränderungen für die vorgestellten Einrichtungen eintreten, darüber werden wir Sie fortlaufend informieren. GEFÄHRDUNGSKATEGORIEN Kategorie Gefährdung aufgehoben/ungefährdet Kategorie Vorwarnliste Kategorie gefährdet Kategorie von Schließung bedroht Kategorie geschlossen Benachrichtigen Sie uns über die Lage Ihnen bekannter Kultureinrichtungen! Senden Sie uns dazu Ihre Vorschläge an info@politikundkultur. net. • Gründung: .. • Tätigkeitsfeld: Kultur-, Sozial- und außerschulische Begegnungsstätte • Finanzierung: Eigenmittel, Gelder u. a. des Quartiersmanagements Pankstraße, EU-Fördergelder • Homepage: www.diewiesenburg.de • Gründung: • Tätigkeitsfeld: Theater • Finanzierung: Land Nordrhein-Westfalen, Kreis Wesel, die Stadt Dinslaken, Eigenerlöse • Homepage: www.burghofbuehne-dinslaken.de -------------------------------------------------------------------------- -------------------------------------------------------------------------- FOTO: MARTIN BÜTTNER BURGHOFBÜHNE DINSLAKEN, NRW FOTO: WIESENBURG E.V. DIE WIESENBURG E. V., BERLIN In den vergangenen Jahren entwickelte Bausubstanz des denkmalgeschützten sich die Wiesenburg im Berliner Wed- Gebäudekomplexes genannt. ding zu einem Ort vielseitiger innovati- Die Mieter, darunter ein Tonstudio und ver und prämierter Kultur, des nachhal- eine renommierte Tanzkompanie, zweitigen Handwerks und zu einem außer- feln die Einschätzung der DEGEWO zur schulischen Begegnungs- und Lehrort baustatischen Sachlage, basierend auf für Schüler des Kiezes. Seit Mai dieses bereits erstellten Expertisen und ihren Jahres wird das über . qm große jahrzehntelangen Maßnahmen zur InGelände von der DEGEWO verwaltet, das standhaltung, an. Ob die Mieter nach im November alle Künstler und Gewer- einer Sanierung zurückkehren können, beschaffende der Wiesenburg, die sich wird von der DEGEWO nicht zugesagt als »Wiesenburg e. V.« zusammenge- und somit ist die Zukunft eines bedeuschlossen haben, aufforderte, das Gelän- tenden Ortes für den sozialen und kulde mit sofortiger Wirkung zu verlassen. turellen Austausch, weit über die GrenAls Grund werden schwere Mängel an der zen des Kiezes hinaus in großer Gefahr. Seit über Jahren leistet das kleinste Wesel seine Mitgliedsbeiträge ab Januar NRW-Landestheater, die Burghofbühne bis auf Prozent (. Dinslaken, wichtige kulturelle Basisar- Euro). Die entstehende Finanzierungsbeit und ist fester Bestandteil der nord- lücke von . Euro wird zu Prorhein-westfälischen Kulturlandschaft. zent durch Einsparungen des Theaters Gemäß dem kulturpolitischen Auftrag selbst kompensiert. als Landestheater spielt die Burghof- Die Stadt Dinslaken hat in Aussicht gebühne ihre Produktionen überwiegend stellt, die verbleibenden Prozent zuim Gastspielbetrieb. sätzlich zu ihrem aktuellen MitgliedsEin besonderer Fokus liegt auf Thea- beitrag zu übernehmen. Hierüber liegt terarbeit für Kinder- und Jugendliche. allerdings noch kein rechtsverbindliStolze Prozent seines Gesamtetats cher Beschluss der Stadt Dinslaken vor, von , Millionen Euro erwirtschaftet sodass die langfristige Finanzierung das Theater selbst. Laut aktuellem nach wie vor nicht gesichert ist. Kreistagsbeschluss reduziert der Kreis BISHER V ORGESTELLTE GEFÄHRDETE I NSTITUTIONEN Institution, Bundesland Aktuelle Gefährdung ( ) = bei Erstaufnahme Belgisches Haus, Köln, NRW () Deutsches Museum, Bonn, NRW () Phonet. Sammlung der Martin-LutherUniv. Wittenberg, S.-Anhalt. () Kultursendungen des Bayerischen Rundfunks, Bayern () KDH-Hallen/ Maschinenfabrik Humboldt, KölnKalk, NRW () Singer-SongwriterWettb. »Troubadour«, Berlin () Stadttheater Cöpenick, BerlinKöpenick () Int. Studiengang Journalistik, Hochschule Bremen () Bachfestival Arnstadt, Thür. () Institut für Bildung, Medien und Kunst Lage-Hörste, NRW () Bibliothek am Berliner Platz, Erfurt, Thüringen () INTERNATIONALES KERAMIKMUSEUM, WEIDEN, BAYERN KUNST UND KULTURCAFÉ AM CAMPUS, ESSEN, NRW Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/ Neustrelitz () • • • • • • • • Schulmuseum Bochum, NRW () Saalorgel im Kurhaus Wiesbaden, Hessen () Akku-Arbeitskreis Kultur, Rhede, NRW () Neue Philharmonie Westfalen, Recklinghausen, NRW () Theater Morgenstern, Berlin () Anhaltische Gemäldegalerie Dessau, SachsenAnhalt () Theater PlauenZwickau, S.-Anh. () Museum für Regionalgeschichte, Pönitz, SH () Gründung: Tätigkeitsfeld: Museum Finanzierung: Träger: Stadt Weiden Homepage: www.die-neue-sammlung.de/weiden -------------------------------------------------------------------------- Im Internationalen Keramik-Museum Weiden sind seit seiner Gründung vor Jahren Exponate aus acht Jahrtausenden zu sehen, darunter Ausstellungsobjekte aus verschiedenen bayerischen Staatsmuseen wie der archäologischen Staatssammlung, der Staatlichen Antikensammlung, dem Museum »Fünf Kontinente« und der Neuen Sammlung in München. Seit ist auch eine Schenkung der Unternehmerfamilie Seltmann aus Weiden ausgestellt: chinesisches Porzellan aus der Qing-Dynastie. Auf die Sparliste der Stadt Weiden gesetzt, dem Träger des Museums, sieht sich das Internationale Keramik-Museum als Zweigmuseum der Neuen Sammlung von einer Schließung bedroht. Der Förderverein »Die Keramischen« arbeitet bereits an einem neuen Konzept, das der Schließung entgegenwirken und den Fortgang des Museums sichern soll. FOTO:STUDIERENDENWERK ESSENDUISBURG FOTO: RAINER VIERTLBÖCK -------------------------------------------------------------------------- Gründung: Tätigkeitsfeld: Kunst- und Kulturcafé Finanzierung: Eigenmittel des Studierendenwerks Homepage: wwww.kkcessen.de Das Kunst- und Kulturcafé (KKC) auf dem Campus Essen der Uni DuisburgEssen (UDE) ist ein gastronomischer und kultureller Treffpunkt für die Studierenden. Im Jahr erstritten die Studierenden das Kulturcafé und nutzen es seither als Cafeteria und Veranstaltungsort kultureller Events. In den letzten zehn Jahren wurden des Öfteren die unklaren Nutzungsrechte und die Sanierungsrückstände thematisiert. Die verhandelnden Akteure sind einerseits das Studierendenwerk Essen-Duisburg als Betreiber des KKC und andererseits der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes Nordrhein-Westfalen als Eigentümer. Im September fasste das Studierendenwerk aufgrund der erheblichen Mängel im Brandschutz- und Hygienebereich den Entschluss, dass das KKC im aktuellen Wintersemester / vorläufig geschlossen bleibt. Der BLB hat bereits über Millionen Euro in die Sanierung der Universität investiert und habe keine weiteren Gelder zur Verfügung. Dennoch bemühen sich beide Seiten um eine Wiedereröffnung des Cafés. Die vollständige Liste finden Sie unter www.kulturrat.de/rote-liste-kultur
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