Neugeschäftsreport Immobilienfinanzierung Deutschland | 1. Halbjahr 2015 Erschienen im September 2015 Neugeschäftszahlen und Kreditbestände für die gewerbliche Immobilienfinanzierung deutscher Banken JLL • Neugeschäftsreport Immobilienfinanzierung • September 2015 Höhenflug auf dem deutschen Investmentmarkt hält an und sorgt für positive Entwicklungen auf dem Finanzierungsmarkt Trotz steigender Volatilität auf den Finanzmärkten hält der Höhenflug auf dem deutschen Immobilieninvestmentmarkt auch zum Halbjahr unverändert an. Doch weder die z.T. deutlichen Korrekturen am Anleihemarkt, noch die sich weiter hinziehende Griechenland-Thematik konnten die Dynamik auf dem Immobilieninvestmentmarkt bremsen. Im Gegenteil: Das Transaktionsvolumen stieg erneut, und lag allein bei den Gewerbeimmobilien mit 24 Mrd. Euro um 42 % über dem Vorjahreswert. Auf das zweite Quartal entfielen davon rund 60 %, es gab allein sechs Transaktionen im Größensegment ab 300 Mio. Euro. In der historischen Betrachtung wurde das Q2-Ergebnis von 14,5 Mrd. Euro nur vom zweiten Quartal des Boomjahres 2007 übertroffen. Über die Investments in Gewerbeimmobilien hinaus flossen allein 17,5 Mrd. Euro in gewerbliche Wohnimmobilien-Portfolien. Insgesamt wurden also 41,5 Mrd. Euro investiert. Selbst die mögliche Zinserhöhung durch die FED in den USA hatte der starken Nachfrage nichts anhaben können; und diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Einzig die Finanzierungsund Kreditkonditionen könnten – im Vorfeld der nächsten FEDEntscheidung – in Teilen in den Sog dieser Volatilitäten kommen. In Europa dürften Zinserhöhungen noch länger auf sich warten lassen; die Europäische Zentralbank ist mit ihrem Anleiheankaufprogramm noch in die andere Richtung unterwegs. Letztlich bleibt der Kapitalfluss in Richtung Immobilie nicht zuletzt aufgrund der hohen Liquidität bestehen. Unter den Nachfragern steigt der Anteil ausländischer Investoren weiter. Mit einem Volumen von rund 14 Mrd. Euro entfiel auf diese Gruppe 59 % des in gewerbliche Immobilien investierten Kapitals – eine erneute Steigerung zum Vorjahr. Bei so viel Nachfrage bleibt auch der Druck auf die Renditen hoch, und dies nicht nur im Bürosegment. Bezüglich Zinsentwicklung schwanken die Finanzmärkte zwischen Zinsauftriebsfaktoren und einem erneuten Run in |2 sicherheitsbasierte Anlagen. Sollte es in Folge einer deutlicheren wirtschaftlichen Erholung zu Zinserhöhungen kommen, dürften damit einhergehend steigende Mieten dämpfend auf den befürchteten Renditeanstieg wirken. Die Attraktivität des deutschen Immobilieninvestmentmarkt dürfte auch in diesem Szenario fortbestehen. Es ist naheliegend, dass ein derart beflügelter Investmentmarkt für deutsche Immobilien auch die Rahmenbedingungen für Immobilienfinanzierungen begünstigt und somit das Neugeschäft deutscher Kreditinstitute angetrieben hat. Auch das Neugeschäft der Finanzierer steigt erneut Um die Situation für die gewerbliche Immobilienfinanzierung auf dem deutschen Finanzierungsmarkt quantitativ zu beurteilen, hat JLL neben den tatsächlich realisierten Neugeschäftszahlen auch Planzahlen für die Neugeschäftsvergabe sowie Kreditbestände analysiert und Transaktionsvolumen Gewerbeimmobilien und gewerbliche Wohnimmobilien in Mrd. Euro Quelle: JLL JLL • Neugeschäftsreport Immobilienfinanzierung • September 2015 ausgewertet. Die gewerbliche Immobilienfinanzierung beinhaltet dabei neben der Finanzierung gewerblich genutzter Immobilien auch die gewerbliche Wohnimmobilienfinanzierung für juristische Personen als Darlehensnehmer. Diese Analyse umfasst eine Auswahl an überregional tätigen deutschen Banken, deren Reporting die entsprechenden Zahlen gesondert ausweist und somit einen Vergleich ermöglicht. Dabei machen die 13 hier analysierten Banken mit Neugeschäft etwa 70 % des Neugeschäftsvolumens im deutschen Markt aus. Die Angaben zu den Neugeschäfts(plan)-zahlen beziehen sich auf das Volumen in Deutschland, während die Kreditbestände das Gesamtvolumen im In- und Ausland wiedergeben. Im Wege der starken Investmentnachfrage wuchs auch das Neugeschäftsvolumen der von JLL untersuchten Banken im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung in Deutschland im ersten Halbjahr 2015. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist ein Anstieg um rund 13 % (2,3 Mrd. Euro) zu verzeichnen, auf nunmehr 19,1 Mrd. Euro, und damit bereits rund 52% des 2014er Gesamtvolumens. Dabei teilen sich die HSH Nordbank und die HypoVereinsbank den Spitzenplatz: Mit jeweils 2,9 Mrd. Euro entfallen allein rund 15 % des Neugeschäfts der hier analysierten Banken auf jedes der beiden Institute, die ihr Neugeschäft im Halbjahresvergleich damit um 26 % bzw. 81 % steigern konnten. Die HSH Nordbank stellte Neugeschäft in Deutschland für die gewerbliche Immobilienfinanzierung ausgewählter Banken H1 2014 H1 2015 Veränderung Bank in Mrd. Euro in Mrd. Euro H12015/H12014 2,3 2,9 26 % 4,2 HypoVereinsbank3) 1,6 2,9 81 % 4,1 pbb 2,0 2,4 18 % 4,1 Helaba1) 2) 2,6 2,2 -17 % 5,5 DG Hyp3) 2,1 2,2 7% 4,7 Bayern LB 1,4 2,0 43 % 3,4 Berlin Hyp 1,4 1,8 25 % 4,0 DekaBank2) 0,6 1,0 82 % 1,3 Deutsche Hypo3) 1,3 0,9 -30 % 2,1 Münchener Hypo3) 0,4 0,5 25 % 0,8 Aareal Bank2) 4) 1,0 0,2 -81 % 2,2 Düsseldorfer Hyp.bank2) 0,1 0,1 -14 % 0,4 Deutsche Postbank5) n.v. n.v. - 16,8 19,1 13 % Quelle: JLL, Geschäftsberichte, Pressemitteilungen Anmerkung: Ohne WestImmo und Hypothekenbank Frankfurt, da kein aktives Neugeschäft Mittel- und Langfristiges Neugeschäft z.T. Schätzungen, abgeleitet anhand des Kreditbestandes in Deutschland Ohne Prolongationen 4) Inkl. Neugeschäft der Corealcredit 5) Keine Veröffentlichung von Neugeschäftszahlen 1) 2) 3) Gesamt 2014 in Mrd. Euro HSH Nordbank3) Summe |3 - - JLL • Neugeschäftsreport Immobilienfinanzierung • September 2015 beispielsweise Tristan und Freo rund 91 Mio. Euro für den Ankauf des Barthonia-Forums in Köln oder der Partners Group 62 Mio. Euro für den Erwerb eines Einzelhandelsportfolios zur Verfügung. Auf dem nächsten Rang folgt die Deutsche Pfandbriefbank (pbb), die unter anderem 150 Mio. Euro für die Projektentwicklung der L‘OréalZentrale in Düsseldorf oder 110 Mio. Euro zur Refinanzierung eines Büroportfolios in Bonn zur Verfügung stellte. Auf diese drei erstplatzierten Institute entfielen somit 43 % des gesamten hier untersuchten Finanzierungsvolumens. Damit findet sich im Jahresvergleich nur die HSH Nordbank auch diesmal wieder unter den Top 3. Das stärkste Wachstum mit 82 % konnte indes die DekaBank verbuchen, gefolgt von der HypoVereinsbank mit rund 81 % und der BayernLB mit 43 %. Insgesamt acht der zwölf untersuchten Institute mit ausgewiesenem Neugeschäft erreichten oder übertrafen beim Neugeschäftsvolumen die 1-Mrd.-Euro-Schwelle und damit annähernd soviele wie im Vorjahreszeitraum. Einen Rückgang des Volumens weisen vier Banken auf, das deutlichste Minus schrieb die Aareal Bank. Das Institut konzentrierte sich weiterhin auf eine selektive Vergabe des Neugeschäfts im Segment der strukturierten Immobilienfinanzierungen, und hat zuletzt ihre Prognose für das gesamte Neugeschäft in diesem Segment für das Kreditbestände gewerbliche Immobilienfinanzierung (In- und Ausland) ausgewählter Banken Quelle: JLL, Geschäftsberichte und Pressemitteilungen 1) Inklusive Kreditbestand der Corealcredit und WestImmo |4 JLL • Neugeschäftsreport Immobilienfinanzierung • September 2015 Jahr 2015 in Höhe von 6-7 Mrd. Euro nochmals bestätigt. Infolge der Übernahme der WestImmo und der Corealcredit durch die Aareal Bank werden die Daten zum Neugeschäft konsolidiert ausgewiesen. Kreditbestände Die hier untersuchten Banken haben ihre Kreditbestände für gewerbliche Immobilienfinanzierungen im In- und Ausland in den ersten sechs Monaten des Jahres unter dem Strich abgebaut. Die Reduzierung der Bestände von rund 209 Mrd. Euro um dreieineinhalb Prozent auf nunmehr 202 Mrd. Euro resultiert aber zum überwiegenden Teil auf der Reduzierung bei der Hypothekenbank Frankfurt (allein -42 %), die den Abbau ihres Portfolios im Rahmen ihres strategischen Auftrags beschleunigt vorantrieb und ihr gewerbliches Immobilienfinanzierungsportfolio um rund 12 Mrd. auf jetzt rund 17 Mrd. Euro zurückführte. Unter Ausklammerung dieses Sondereffektes haben die im Markt aktiven Banken den Kreditbestand um rund 5 Mrd. Euro ausgeweitet. Eine Bank (HypoVereinsbank) stellte für die Jahresmitte 2015 keine Daten zur Verfügung, so dass für den Vergleich der Kreditbestände mit der Jahresmitte 2014 dieses Institut herausgerechnet werden muss. Zwei Institute weisen einen zweistelligen Bestandsaufbau aus. Dazu zählte auch die Aareal Bank, die im ersten Halbjahr die Integration des Bankbetriebs der Corealcredit in die Aareal Bank vollzogen hat. Auch den Erwerb der Westdeutschen Immobilienbank (WestImmo) hat die Aareal Bank im zweiten Quartal abgeschlossen. Insgesamt zeigt sich die Robustheit der klassischen Bankenportfolien. Durch die guten Neugeschäftszahlen können die Banken diejenigen Mittelabflüsse kompensieren, die sich aus der Kreditvergabe durch Versicherungen und Pensionskassen sowie dem Trend zur bankenunabhängigen Aufnahme von Kapitalmarktprodukten ergeben. |5 Gute Aussichten Bei den Finanzierungsaussichten überwiegt die Zahl der Institute, die von einer insgesamt positiven Entwicklung ausgehen. Das niedrige Zinsniveau und die voraussichtlich weiterhin hohen Transaktionsvolumina auf dem deutschen Markt für Gewerbeimmobilien und gewerbliche Wohnimmobilien dürften weiter zu einer guten Verfügbarkeit und einem hohen Bedarf an Investitions- und Refinanzierungen für Investoren beitragen, und somit auch den Finanzierern zu einem soliden Neugeschäftsvolumen verhelfen. Gleichzeitig setzt der hohe Wettbewerb die Margen bei den Instituten weiter unter Druck. Einige Banken betonen diesbezüglich explizit ihr strikt selektives bzw. konservatives Vorgehen bei der Vergabe von Finanzierungen. Kontakt Markus Kreuter Team Leader Debt Advisory Germany Frankfurt tel +49 (0) 69 2003 1211 [email protected] Helge Scheunemann Head of Research Germany Hamburg tel +49 (0) 40 350011 225 [email protected] jll.de Alle Informationen rund um JLL finden Sie auf unserer Unternehmenswebseite jll.de/research Alle Research-Berichte finden Sie auch auf unserer Unternehmenswebseite Copyright © JONES LANG LASALLE GmbH, 2015. Dieser Bericht wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und basiert auf Informationen aus Quellen, die wir für zuverlässig erachten, aber für deren Genauigkeit, Vollständigkeit und Richtigkeit wir keine Haftung übernehmen. Die enthaltenen Meinungen stellen unsere Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes dar und können sich ohne Vorankündigung ändern. Historische Entwicklungen sind kein Indiz für zukünftige Ergebnisse. Dieser Bericht ist nicht für den Vertrieb oder die Empfehlung zum Kauf oder Verkauf einer bestimmten Finanzanlage bestimmt. Die in diesem Bericht zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Empfehlungen berücksichtigen nicht individuelle Kundensituationen, -ziele oder -bedürfnisse und sind nicht für die Empfehlung einzelner Wertpapiere, Finanzanlagen oder Strategien einzelner Kunden bestimmt. Der Empfänger dieses Berichtes muss seine eigenen unabhängigen Entscheidungen hinsichtlich einzelner Wertpapiere oder Finanzanlagen treffen. Jones Lang LaSalle übernimmt keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden, die aus Ungenauigkeiten, Unvollständigkeiten oder Fehlern in diesem Bericht entstehen.
© Copyright 2024 ExpyDoc