Marktkommentar Januar 2016

Marktkommentar Januar 2016
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Umfeld für das globale Wirtschaftswachstum bleibt 2016 herausfordernd
Die mäßige konjunkturelle Dynamik des Vorjahres dürfte sich 2016 fortsetzen. Weltbank und OECD
erwarten für 2016 ein globales reales BIP-Wachstum von 3.3%, während der IWF von 3.6% ausgeht.
Der seit 2009 anhaltende Aufschwung befindet sich bereits im achten Jahr. Im historischen Vergleich
entspricht dies einer weit überdurchschnittlich langen Erholung. Sie ist jedoch in ihrem Ausmaß eher
schwach ausgefallen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach dem Timing des nächsten
konjunkturellen Abschwungs.
Vorauslaufende Konjunkturindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes haben 2015 sukzessive
nachgelassen. Die Schwäche zeigt sich am deutlichsten in China, wo das Wachstum auf 6.5% gefallen
ist. Auch in den USA mahnen leicht rückläufiges Wachstum, sinkende Einzelhandelsumsätze, rückläufige
Auftragslage und steigende Lagerbestände zur Vorsicht.
Geopolitische Risiken und ansteigende Volatilität an den Kapitalmärkten
Steigende geopolitische Risiken angesichts der Eskalation im Nahen Osten, der globalen Terrorgefahr,
der europäischen Flüchtlingskrise und des Aufflammens nationalistischer und separatistischer
Bewegungen werden im neuen Jahr für Verunsicherung bei den Marktteilnehmern sorgen.
Die Finanzmärkte können nicht mehr nur auf Rückenwind durch eine globale lockere Geldpolitik zählen.
Anlageklassen wie etwa die Kreditmärkte scheinen den Höhepunkt ihres Zyklus überschritten zu haben
und der seit mehreren Jahren anhaltende Abschwung an den Rohstoffmärkten bedrängt zunehmend
die Ökonomien wichtiger Schwellenländer.
Bewertung der Aktienmärkte bewegt sich auf hohem Niveau
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der meisten Börsenplätze ist über den historischen Durchschnittswert gestiegen, wenn auch nicht dramatisch. Auf Basis der 12-Monats-Forward-Gewinne wird der S&P 500 nun
mit einem KGV von 17.0 (Durchschnitt 15.4) gehandelt.
Betrachten wir jedoch die Risikoprämie, welche der Aktienmarkt gegenüber dem Bondmarkt abwirft, so
sind Aktien im Vergleich zu Obligationen immer noch die günstigere Anlageklasse.
KGV US-Aktienmarkt
Risikoprämie US-Aktienmarkt
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Die Unternehmensgewinne, neben den Zinsen und der Bewertung die dritte treibende Kraft, dürften
auch 2016 mehrheitlich zunehmen.
Echte Ertragsalternativen zu einem Engagement in Aktien sind nach wie vor nicht in Sicht.
Wie im Jahre 2015 wird aber auch im neuen Jahr die größte Herausforderung sein, die besten Aktien zu
finden (2015: Novartis Namen mit minus 6.01% versus Roche GS mit plus 2.41%).
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Zinsen
Im Dezember 2015 hat der Offenmarktausschuss (FOMC) der US Federal Reserve (Fed) zum ersten Mal
seit neun Jahren die Zinsen angehoben. Zum letzten Mal hatte die Fed die Zinsen im Juni 2006 vor der
Finanzkrise erhöht. Dies ist der tatsächliche Beginn der geldpolitischen Divergenz, da die anderen
Zentralbanken weltweit ihre Zinsen niedrig halten und ihre quantitativen Lockerungsprogramme fortführen dürften (z.B. die Europäische Zentralbank), während die USA die Zinsen erhöhen. Das FOMC
merkte an, dass die Verbesserung am Arbeitsmarkt und die Zuversicht, dass die Inflation auf das Fed-Ziel
von 2% steigen würde, die Zinserhöhung rechtfertigen würden. Künftige Zinserhöhungen dürften jedoch
in einem moderaten Tempo durchgeführt werden. Möglicherweise ist aber im 2016 mit weiteren
Zinsschritten zu rechnen.
Aus Erfahrung wissen wir, dass sich die Aktienmärkte nach einer Zinserhöhungen oft schwer tun. Da der
Leitzins in den USA seit bald sieben Jahren in der Nähe von null liegt und sich die Märkte an die stetige
Hilfe der Notenbanken gewöhnt haben, könnte die Reaktion an den Aktienmärkten durchaus heftiger
ausfallen als in der Vergangenheit.
Zinsen USA
Zinsen EU
Rohstoffe
Global hat das Wirtschaftswachstum seit Finanzkrise an Dynamik verloren und die Neuausrichtung der
chinesischen Volkswirtschaft von der Abhängigkeit von Investitionen und Exporten hin zu einer Stärkung
des Binnenkonsums hat die Nachfrage nach Rohstoffen belastet und zu tieferen Wachstumsraten
geführt.
In den Boomjahren wurden zudem in großem Umfang Produktionskapazitäten geschaffen und beim
Erdöl ist die USA dank der eigenen Förderung plötzlich nicht mehr auf Importe angewiesen. Das in den
letzten Jahren rückläufige Nachfragewachstum führte somit zwangsläufig zu deutlich tieferen Kursen.
Historisch haben sich Auf- und Abschwungphasen von Rohstoffzyklen im Durchschnitt über jeweils 7 Jahre
erstreckt, wobei Abschwünge von durchschnittlichen Preisrückgängen von 40% begleitet wurden. Aktuell
befinden sich der Commodity Index im fünften Jahr des Abschwungs. Die Rohstoffpreise sind jedoch
bereits überdurchnittlich gefallen, z.B. Kupfer -55% und Erdöl -65%.
Die hohen Produktionskosten bei gleichzeitig fallenden Preisen zwingt viele Unternehmen bei einem
Großteil der Rohstoffe ihre Produktionskapazitäten anzupassen. Die Anzahl aktiver Bohrtürme bei der
Ölproduktion hat beispielsweise in den letzten Monaten massiv abgenommen. Die Marktbereinigung bei
den Rohstoffen gewinnt an Fahrt.
Die Erholung der Rohstoffmärkte wird jedoch nicht von Nachfragewachstum sondern von
angebotsseitigen Rationalisierungsmaßnahmen getrieben werden.
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Immobilien
In den letzten zehn Jahren sind die Preise für Wohneigentum in der Schweiz nur gestiegen.
Einfamilienhäuser im Durchschnitt um 3,4% und Eigentumswohnungen sogar um 3,7% jährlich. Im 2016 ist
mit stabilen bis leicht tieferen Preisen zu rechnen. Bei Wohneigentum der oberen Preisklassen hat die stark
sinkende Nachfrage teilweise bereits zu deutlichen Preisnachlässen geführt.
Gründe für die sanfte Trendwende gibt es einige. Zum einen ist der Markt für Wohneigentum mehr oder
weniger gesättigt. Zum anderen entfalten die regulatorischen Eingriffe ihre Wirkung. Für manche
potenzielle Eigenheimkäufer ist der Traum von den eigenen vier Wänden wegen der verkürzten
Amortisationsdauer und den strengeren Regeln für den Bezug von Pensionskassengeldern geplatzt. Trotz
Trendwende ist aber – außer bei Wohneigentum in den oberen Preisklassen – nicht mit großen Einbrüchen
zu rechnen. Dagegen sprechen das Bevölkerungswachstum, die Kaufkraft, die tiefen Zinsen, die
fehlenden Anlagealternativen und die sinkende Bautätigkeit. Sie stützen die Nachfrage und damit auch
die Preise.
Wir bevorzugen Direktanlagen in Immobilien-Aktien vor Engagements in Immobiliien-Fonds.
Unsere Erwartungen 2016
Wir erachten die Wahrscheinlichkeit, dass diese Risiken eintreten und die Märkte nach unten drücken
nicht allzu groß ein.
Wie bereits erwähnt, sehen wir das Umfeld für die Weltkonjunktur und für die Aktienmärkte im Jahr 2016
insgesamt trotz aller Risiken als positiv an. Wir gehen davon aus, dass sich Chinas Wirtschaft stabilisieren
wird. Dies würde die wichtigsten Risiken bereits entschärfen. In der Folge würde sich auch der Absturz
beim Ölpreis nicht weiter fortsetzen.
Unsere Erwartungen in Stichpunkten:

Die Weltkonjunktur bleibt stabil, bei allerdings schwachem Wachstum

Wir rechnen nicht mit einem massiven Konjunktureinbruch in China, allerdings belasten und
bremsen die Strukturprobleme die Wirtschaft auf Dauer. Entgegen mancher Befürchtung wertet
Peking den chinesischen Yuan nicht stark ab.

Die Dollaraufwertung bleibt trotz der Zinserhöhung in den USA begrenzt. Im Gegenteil: Es könnte
eine stärkere Gegenbewegung auch beim Wechselkurs EUR/USD geben.

Europäische Aktien werden wegen der Konjunkturerholung in der Eurozone und wegen der
niedrigen Bewertungen relativ zu den USA besonders gefragt sein - wie schon 2015.

Von den erfreulichen Wirtschaftsaussichten der Eurozone profitiert auch der Schweizer
Aktienmarkt. Unser Fokus liegt auf defensiven und dividendenstarken Standardtiteln.

Relativ hoch bewertet erscheinen uns die amerikanischen Aktien, die zusätzlich von
Dollarstärke beeinträchtigt werden.

Die Preise für Rohöl und andere Rohstoffe bleiben auf niedrigem Niveau. Eine Phase der
Bodenbildung sollte allmählich anlaufen und eine Gegenreaktion könnte im Verlaufe des Jahres,
wie bei Rohstoffen nicht unüblich, von hier aus sehr deutlich ausfallen.
der
Trotzdem werden unvorhergesehene Ereignisse an den Börsen immer wieder für hohe Volatilität sorgen.
In den letzten Jahren erwiesen sich Kursrücksetzer als günstige Einstiegschancen in Aktien. Das wird auch
2016 der Fall sein.
Wir stehen Ihnen auch im 2016 gerne mit Rat und Tat zur Seite, um Sie bei Ihren Anlageentscheidungen
zu unterstützen.
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