Medien-Monitoring 2015: Trends in der politischen Berichterstattung

Grußwort Botschafter Lauk
anlässlich der Veranstaltung „Medien-Monitoring 2015: Trends in der politischen
Berichterstattung in Rumänien“ am 16.03.2016
Veranstalter:
Medienprogramm Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung
Centru pentru Jurnalism Independent (CJI)
-- Es gilt das gesprochene Wort -Sehr geehrter Herr Spahr,
sehr geehrte Frau Avadani,
sehr geehrter Herr Zhivkov,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich danke Ihnen herzlich für die Einladung zu Ihrer heutigen Veranstaltung, die aus meiner
Sicht eine ganz wichtige ist.
Unabhängig berichtende Medien sind ein hohes – wenn nicht gar eines der höchsten Güter
der Demokratie. Nur dort, wo Bürgerinnen und Bürger korrekte und verantwortungsvoll
ausgewählte Informationen erhalten, gibt es eine Grundlage, um die Arbeit von Behörden,
staatlichen Einrichtungen, Parteien, Politikern und Abgeordneten aber auch von
Wirtschaftsunternehmen oder anderen Staaten und Akteuren der Innen-, Außen-,
Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik im weitesten Sinne kennenzulernen und zu bewerten.
Und beides – die Information an sich und die Urteilsfähigkeit über eine Information – sind
letztlich die notwendigen Voraussetzungen für jeden Bürger in einer Demokratie, um
selbstbestimmte politische Entscheidungen treffen zu können.
Und wenn wir von selbstbestimmten politischen Entscheidungen sprechen, so denken wir
natürlich sofort an die bevorstehenden Lokal- und Parlamentswahlen. Diese beiden Wahlen
machen das Jahr 2016 für die Bürgerinnen und Bürger Rumäniens zu einem ganz besonders
wichtigen Jahr. Aber freien und unabhängigen Medien kommt natürlich nicht nur in einem
Wahljahr höchste Bedeutung zu. Ohne sie ist eine Demokratie nicht lebensfähig.
Einige von Ihnen werden es verfolgt haben: Auch in Deutschland gibt es derzeit eine teils
hitzig geführte Debatte über die Unabhängigkeit der Medien und die Qualität der Arbeit von
Journalisten. Es gibt Gruppen von Bürgern, die den Medien in Deutschland nicht mehr
vertrauen und das böse Wort von der „Lügenpresse“ skandieren. Andere Gruppen von
Bürgern haben zwar das Vertrauen in die Medien noch nicht ganz verloren, werfen aber
ausgewählten Medien bei Einzelthemen eine inhaltlich tendenziöse oder politisch gesteuerte
Berichterstattung vor. Dies ist eine Debatte, die ich persönlich – nicht nur als Botschafter der
Bundesrepublik Deutschland, sondern auch als deutscher Bürger – mit großer Sorge
verfolge.
Und ich bin sehr froh, dass viele Medien in Deutschland auf diese Debatte entschlossen
reagiert haben und inzwischen eigene Initiativen gestartet haben, um den Dialog mit ihren
Nutzern zu intensivieren, Leserbriefen mehr Raum zu geben, ihre Arbeit und die Entstehung
von Beiträgen noch transparenter als bisher zu erklären.
Denn diese Debatte, die wir in Deutschland aber auch an vielen anderen Orten in Europa
führen, ruft uns wieder einmal in Erinnerung, dass die Kategorien „Glaubwürdigkeit“ und
„Vertrauen“ die Existenzgrundlagen für freie und unabhängige Medien sind.
Nur ein Medium, dem seine Nutzer vertrauen, wird langfristig auf dem hochkompetitiven
Medienmarkt überleben können. Diese Debatte zeigt aber auch, wie wichtig es für Medien
ist, manchmal einen Schritt zurückzutreten und ihre tägliche Arbeit und ihre Wirkung auf die
Nutzer zu überprüfen. Denn wir kennen das alle aus unseren jeweiligen Tätigkeiten: Oft ist
man in der Alltagsarbeit so gefangen, dass für den berühmten „Blick über den Tellerrand“
kaum Zeit bleibt.
Daher ist es gut und wichtig, dass es Projekte wie das „Medien-Monitoring“ des Centru
pentru Jurnalism Independent und des Medienprogramms der Konrad-Adenauer-Stiftung
gibt. Denn das Medien-Monitoring fasst jedes Jahr aufs Neue die Trends in der politischen
Berichterstattung zusammen und macht sie einem breiteren Publikum bekannt. Damit liefert
das Medien-Monitoring eine gute Grundlage dafür, gemeinsam über den Status-Quo der
Medienberichterstattung zu diskutieren und – vielleicht sogar gemeinsam mit den
Mediennutzern – Zukunftsvisionen und evtl. neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Für diese Diskussion, die Sie hier auf dem Podium gleich beginnen werden, wünsche ich
Ihnen gutes Gelingen und viele engagierte Beiträge. Und natürlich wünsche ich Ihnen, dass
die Diskussion über den heutigen Veranstaltungstag hinaus geführt wird und von den hier
anwesenden Gästen und Medienvertretern aus dem Veranstaltungsraum in die
Öffentlichkeit getragen wird.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.