Extraktionstherapie
Wanderungsgesetze nach Zahnextraktion (BAUME)
1. Nach Zahnextraktion ohne kfo. Behandlung erfolgt eine kippende Wanderung der
Nachbarzähne in die Lücke.
2. Die Wanderungsgeschwindigkeit ist im OK höher als im UK.
3. Körperliche Wanderungen sind eher bei noch nicht durchgebrochenen Zähnen
möglich.
4. Durchgebrochene Prämolaren wandern langsamer nach distal als die Molaren nach
mesial (vor allem im OK)
5. Bei Zahnverlust im Seitenzahngebiet ist ein früherer Durchbruch der 2. und 3.
Molaren zu erwarten.
6. Beschleunigend auf die Wanderung zur Extraktionslücke wirken sich aus:
o Durchbruch der benachbarten Zähne
o nicht abgeschlossenes Wurzelwachstum
o noch nicht vollzogener Durchbruch
Extraktion der 2. Prämolaren
• offener Biß
• große Restlücken, geringer Verankerungsbedarf
• Aplasie / Verlust des entsprechenden Antagonisten
• palatinale Verlagerung / extreme Dystopie des 5ers
• bei konkavem Profil
Sechsjahrmolarenextraktion
– Keine eigentliche kfo. Indikation, jedoch muß die Nichterhaltungswürdigkeit bei 10-20%
der Extraktionsfälle beachtet werden
– Ausnahme: skelettal offener Biß
Wahl des idealen Zeitpunkts zur Extraktion der 1. Molaren
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Ausgeglichene Platzverhältnisse, spontaner Lückenschluß angestrebt:
o OK: Extraktion so früh wie möglich, Keim des 2.Molaren kann so in die
Extraktionslücke wandern.
o UK: Extraktion erst nach Durchbruch der 2.Prämolaren, um Distalwanderung
dieses Zahnes zu vermeiden (als Zahnkeim starke Distalwanderung möglich),
jedoch vor Durchbruch der 2.Molaren
Platzmangel im Zahnbogen, Nutzung der Extraktionslücke als Platzreserve:
o OK: Extraktion erst nach Durchbruch der 2.Molaren, damit Mesialwanderung
behindert werden kann.
o UK: Extraktion so früh wie möglich, spontane Distalwanderung des
Zahnkeimes des 2.Prämolaren trägt zur Auflockerung des Engstandes bei.
(cave:
UK-Mittellinienabweichung
bei
einseitiger
Extraktion
möglich)
Zwölfjahrmolarenextraktion
Extraktion der 2. Molaren in Zusammenhang mit Durchbruch der 3. Molaren diskutiert
Extraktion der Eckzähne
Keine kfo. Indikation, operative Freilegung bei aussichtsloser Verlagerung
Extraktion oberer Schneidezähne
• Mißbildung (Dilazeration, Zwillingsbildung)
• aussichtslose Verlagerung
• patholog. Veränderungen (Avitalität, parodontale Schäden, Trauma, Wurzelresorption)
• einseitige Aplasie seitlicher Schneidezähne
• zapfenförmiger 2er
Milchzahnextraktion
• Im Rahmen der „gesteuerten Extraktion“
• bei Durchbruchsbehinderung permanenter Zähne bzw. bei deren dystopischem Durchbruch
• zum temporären Platzschaffen für permanente Nachbarzähne
• bei Aplasie permanenter Zähne
• bei Zwangsführungen
• zur Verbesserung der Okklusionsverhältnisse
• bei Infraokklusion von Milchmolaren
• zur gezielten Wachstumshemmung
Die gesteuerte Extraktion
• HOTZ: Steuerung des Zahndurchbruchs mittels Extraktion
• KJELLGREN: Reihenextraktion
Ziel:
Beseitigung von Stellungsabweichungen der Frontzähne ohne Einsatz kieferorthopädischer
Apparaturen, indem durch die Reduzierung der Zahnzahl ausreichende Platzverhältnisse
geschaffen werden.
• Indikation:
frontaler Engstand bei Klasse I- Okklusion, kein Tiefbiß
• Voraussetzung:
röntgenologischer Ausschluß der Aplasie von Zähnen
Ablauf:
1. Nach Frontzahnwechsel Extraktion der Milcheckzähne zur spontanen Auflockerung des
frontalen Engstandes.
2. Vorzeitige Extraktion der 1.Milchmolaren zur Beschleunigung des Durchbruchs der
1.Prämolaren (ca.1-1,5 Jahre vor dem „normalem“ Durchbruch der 1.PM).
3. Extraktion der ersten Prämolaren. Extraktionszeitpunkt im OK von der
Durchbruchsreihenfolge Eckzahn - 2.PM abhängig:
bricht der 3er vor dem 5er durch, kann der 4er relativ früh extrahiert werden;
bricht dagegen der 5er vor dem 3er durch, muß mit der Extraktion bis zum Durchbruch des
5ers gewartet werden, da ansonsten die Gefahr der Einnahme der Extraktionslücke durch den
5er besteht.
Ausgleichsextraktion
Indikation
• bei Aplasie, traumatischem Zahnverlust, Zahnverlust durch Karies etc.
• bei verminderter Zahnzahl im UK fast immer Ausgleichsextraktion im OK erforderlich
(Ausnahme: Progenie)
• bei verminderter Zahnzahl im OK ist eine Ausgleichs-extraktion im UK nicht unbedingt
erforderlich, vor allem bei Rückbiß sowie bei harmonischem UK-Zahnbogen, Extraktion
hingegen notwendig bei Progenie und Engstand im UK
Regeln zur Ausgleichsextraktion
1. Prämolaren im UK
1. Prämolaren im OK
2. Prämolaren im UK
2. Prämolaren im OK
Prämolaren im OK
im UK nur bedingt erforderlich
1. Molaren im UK
1. Molar im OK
im UK nicht unbedingt erforderlich, evtl. kann eine
1. Molar im OK
ausgleichende Extraktion des 2. PM (bzw.Ersten Molaren)im
UK sinnvoll sein
ein unterer Schneidezahn
im allgem. keine Ausgleichsextraktion
• prothethische Lösung
zwei untere Inzisivi
• Extr. 1. PM, selten der seitlichen Inzisivi im OK
• kieferorthopädischer oder prothetischer Lückenschluß
• Ausgleichsextraktion des 1. PM oder eines unteren
ein oberer Schneidezahn
Schneidezahns
•
• prothet. Lösung ohne Ausgleichsextraktion mit
Einstellung einer neutralen Okklusion
• kfo. Lückenschluß ohne Ausgleichsextraktion (distale
zwei obere Schneidezähne
Seitenzahnokklusion)
• kfo. Lückenschluß mit Ausgleichsextraktion der 1. PM
im UK
Vor- und Nachteile der kieferorthopädischen Extraktionstherapie
1. Vorteile:
- kürzere Behandlungszeit
- geringere Rezidivneigung
- Vereinfachung der Therapie
- das Erreichen tragbarer Kompromisse bei problematischen Spätfällen
- die Erleichterung des Weisheitszahndurchbruchs
2. Nachteile:
- der Verlust meist gesunder permanenter Zähne
- häufige Zahnkippungen, die bei Anwendung herausnehmbarer Geräte zu
beobachten sind, wenn größere Restlücken zu schließen sind
- unkontrollierte Zahnkippungen und Verankerungsverlust bei Abbruch bzw.
unzureichender Mitarbeit des Patienten
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die mögliche Ausnutzung des physiologischen Mesialtrends führt nicht immer
zum Schließen der Restlücken, so daß häufig der Einsatz festsitzender Geräte
erforderlich wird
der Einsatz festsitzender Apparaturen ist besonders im kariesanfälligen Gebiß
(in Fällen einer Extraktion aus pathologischen Gründen) problematisch.
Extraktionsregeln
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asymmetrische oder symmetrische Extraktion ?
Extraktionen aus kieferorthopädischen Gründen werden in der Regel in allen vier
Quadranten durchgeführt (bei asymmetrischen Extraktionen Gefahr der
Mittellinienverschiebung sowie der Ausbildung von Okklusionsstörungen
In einem oder in beiden Kiefern ?
In der Regel sollte die Extraktion in beiden Kiefern erfolgen, auch wenn der Platzmangel
nur in einem Kiefer besteht.
Ausnahme:
– nur im OK:
bei maxillärer Prognathie
bei mandibulärer Retrognathie nach Wachstumsabschluß
Engstand nur im OK und ausreichenden Platzverhältnissen im UK
Zahngrößenmißverhältnis zwischen OK und UK
– nur im UK:
selbst bei mandibulärer Prognathie heute nicht mehr indiziert
Welche Zähne ?
o Extraktion im Zentrum des Engstandes
o Extraktion gleichnamiger Zähne (zumindest in beiden Quadranten einer Seite) zum
Zweck der günstigeren Okklusionsgestaltung
o Beachtung nicht erhaltungswürdiger Zähne
Platzanalyse
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Klinische Untersuchung
• Beurteilen der Größe der apikalen Basis
Modellanalyse
• SI >34mm bei Mädchen sowie >36mm bei Knaben als Hinweis auf
das Vorliegen eines primären Engstandes
• Wechselgebiß: Moyersanalyse
o zur Bestimmung des Platzbedarfs in den Stützzonen, bei
gleichzeitiger Betrachtung der frontalen Platzverhältnisse
kann die wahrscheinliche Platzbilanz im pemanenten Gebiß
vorausgesagt werden
• permanentes Gebiß: Segmentanalyse nach Lundström
o zur Berechnung der Platzbilanz im Zahnbogen
• Bolton Analyse
o zur Bestimmung des Größenverhältnisses zwischen oberen
und unteren Zähnen
!"anterior ratio UK:OK 73 %
!"overall ratio UK:OK 91%
Fernröntgenanalyse
• Inklination der Inzisiven
o OK1-NA 22°
o UK1-NB 24°
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Position der Inzisiven
o Abstand OK1-NA 4mm
o Abstand UK1-NB 4mm
Holdaway Regel
• Verhältnis UK1-NB zu Pg-NB
o ideal 1:1
o annehmbar 2:1
o tolerierbar 3:1
o Indikation zur Extraktion 4:1
Weiterhin werden zur Beseitigung einer akzentuierten Spee-Kurve im UKZahnbogen 2-3mm, sowie zur Beseitigung der Fächerform der Inzisiven
0,5mm je Zahn benötigt
Extraktion permanenter Zähne aus:
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pathologischen Gründen (Karies, Kariesfolge, Parodontopathien, Trauma)
kieferorthopädischen Gründen (Platzmangel, Ausgleichsextraktion)
Extraktion zur Platzbeschaffung bei Raummangel
Indikation
• primärer Engstand
(SI>34mm bei Mädchen sowie SI>36mm bei Knaben)
• sekundärer Engstand
(Mesialposition der Seitenzähne>1/2PB)
• bialveoläre Protrusion
Diagnostische Richtwerte bei der Entscheidung zwischen Ex- und
Non-Ex-Therapie
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Platzbilanz (Moyers-Analyse, Lundström)
Größe der apikalen Basis
mesiodistale Achsenneigung der Seitenzähne
Schädel-Gesichtsaufbau
o sagittale Verhältnisse (Klasse I, II, III)
o vertikale Verhältnisse (offenerBiß, tiefer Biß)
o Achsenstellung der Schneidezähne
o Weichteilprofil (konkav, konvex)