Jeder kann etwas gegen den Klimawandel tun

Nr. 218 / Rhein-Neckar-Zeitung
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Stadt lädt ein zur
Kandidatenvorstellung
Wiesloch. Am morgigen Dienstag, 22.
September, werden sich die beiden Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisters, Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr und
Dirk Elkemann, ab 20 Uhr den Bürgern
in einer Kandidatenvorstellung im Staufersaal des Palatins präsentieren, Einlass ist bereits um 19 Uhr. Der bisherige
Amtsinhaber Franz Schaidhammer, der
wegen Eintritts in den Ruhestand nicht
mehr zur Wahl steht, wird die Moderation übernehmen. Jeder Kandidat hat laut
Stadt 15 Minuten Zeit, um sich und sein
Wahlprogramm vorzustellen. Danach
haben die Wieslocher Gelegenheit, den
Kandidaten in einer circa einstündigen
Fragerunde auf den Zahn zu fühlen. Wer
eine Frage stellt, muss sich mit Namen und
Anschrift vorstellen, teilt die Stadt mit.
Das Ende der Vorstellung bildet jeweils
ein kurzes Schlusswort der Kandidaten.
Im Anschluss wird den Einwohnern im
Foyer des Palatins die Gelegenheit gegeben, im persönlichen Gespräch den
Kandidaten Fragen zu stellen. Wer mit
dem Auto ins Palatin fahren möchte, kann
an diesem Abend hier kostenlos parken.
Ausfahrtickets gibt es vor Beginn und am
Ende der Veranstaltung.
NACHRICHTEN IN KÜRZE
„Saitensprung“ im 1st Pub
Walldorf. Am Samstag, 26. September, 20.30 Uhr, spielt die Band „Saitensprung“ im 1st Pub in Walldorf. Das
Repertoire der Band umfasst alles von
Schlagern über Country und Blues bis
hin zu Hardrock.
DIE RNZ GRATULIERT
Alles
Gute!
Wiesloch. Eugen Niemczyk, Bergstr.
32, 81 Jahre - Gisela Schacke, Zur
Tuchbleiche 19, 80 Jahre - Dietrich
Gloger, Königswiese 12, 76 Jahre.
Wiesloch-Baiertal. Klara Filsinger,
Kolpingstr. 4, 84 Jahre - Helga Keller,
Hirschgasse 12, 79 Jahre .
Dielheim. Theresia Schmidts, Industriestr. 13, 87 Jahre - Alfred Laier,
Goethestr. 9, 76 Jahre.
Dielheim-Balzfeld. Emil Reißfelder,
Stockäckerweg 11, 71 Jahre.
Mühlhausen-Rettigheim.
Johann
Kaiser, Gartenstr. 25, 86 Jahre.
St. Leon-Rot. Irene Leonhardt, Am
Kolbenacker 10, 76 Jahre - Anemaria
Prosek, Sepp-Herberger-Str. 27, 71
Jahre.
Walldorf. Katharina Gurka, 86 Jahre.
WIESLOCH−WALLDORF
Montag, 21. September 2015
3
Nur wer „in de Bach“ gebadet hat, gehört dazu
In Baiertal ist „wieder Kerwezeit“ – Am Samstag fiel der Startschuss zum dreitägigen Fest – Heute geht es ausgelassen weiter
sprühen gründlich die über das
Baiertal. (heb) Zur Eröffnung
Wasser gespannte Slackline ein
der 38. Briggehossler Stroßeund spritzen Wasser über die
kerwe des Stadtteilvereins bedas Ufer säumenden Zugrüßen
die
„Kerwe-Bojeschauer.
moschda“ Sven Schmidt und
Christian Kuntschik neben
Dann geht’s beim Bachquiz
Schatthäuser
„Esel“
und
um Heimatkunde: Wann war
Wieslocher „Stehkräge“ auch
die erste Straßenkerwe? Wann
die
OB-Kandidaten
Kai
war die feindliche Übernahme
Schmidt-Eisenlohr und Dirk
durch Wiesloch? Und wann war
Elkemann, die sich mitten im
Schinderhannes in Baiadl akWahlkampf befinden. Hoch
tiv? Wer in den Zweierteams
oben auf der „Kerwe-Brigg“
falsch liegt schickt seinen
übernehmen sie von OrtsvorPartner auf die Slackline. Die
steher Karl-Heinz Markmann
Teilnehmer liegen meist damit dem großen Schlüssel zuneben („Nein, Malte, der
gleich die Ortsgewalt – zuSchinderhannes war 1986
mindest für die nächsten drei
schon lange tot“), so dass die
Tage.
Slackline stark beansprucht
„Briggehossler“ werden die
wird. Und irgendwie hat man
Baiertaler genannt, weil sich in
den Eindruck, dass doch noch
früheren Jahren zumeist MänÖl daran haftet, so schnell liener „uff de Brigg“ getroffen
gen die Burschen im Wasser.
und Neuigkeiten ausgetauscht
Martin Tunaj vom MGV Frohhaben sollen: B-K-S, Bessasinn trägt neben BH sicherwissa, Klugscheißa, Schdängheitshalber
auch
eine
gara, bringt es der Kerwe- Symbolträchtiger Akt auf der „Kerwe-Brigg“: Ortsvorsteher Karl-Heinz Markmann übergibt den überdimensionalen Schwimmbrille und das „fliebürgermeister auf den Punkt. Schlüssel an die Kerwe-Bürgermeister. Heute haben die beiden die Ortsgewalt noch inne. Foto: Sabine Hebbelmann
gende Einhorn“ vom Fußballverein beweist, dass es auch
Die Kurpfälzer Weinkönischwimmen kann. Aufgrund der Halgin Marisa I. ruft mit den Weinprinzes- Markmann den Zapfhahn und das Bier er hineingeschubst wurde.
sinnen Wibke und Rebecca die Kerwe- schäumt in die Gläser. In Baiertal dreht
Zwei Gestalten in Schutzkleidung und tungsnote liegt das Männerballett
gemeinde dazu auf, den edlen Rebensaft sich alles um den Gauangelbach. Hier ge- Mundschutz laufen am Ufer entlang. schließlich vor dem Musikverein. Dritter
nicht verderben zu lassen. „Es ist Ker- hört man erst richtig dazu, wenn man zu- „Was macht ihr da?“, fragt Sven Schmidt wird der MGV Frohsinn.
wezeit“, tönt es vom Band. Das kultver- mindest einmal „in dere Bach gebadet streng. Nicht dass sie das Wasser mit Öl
Trotz des durchwachsenen Wetters ist
dächtige Lied haben die Kerweborschte hat“. Wohl jeder, so ist von den Einhei- verseuchen, um die Kerwe zu boykot- die Stimmung bei Groß und Klein prächvor vier Jahren selbst gedichtet und ein- mischen zu erfahren, sei da mal als Kind tieren, wie vor zwei Jahren die Schatt- tig, die Kinder spielen am Ufer und auf
drin gelandet, als er versucht habe, auf häuser ... Sie wollen nach der Ölkatastgespielt.
der (erweiterten) Kerwemeile links und
Routiniert
platziert
Karl-Heinz die andere Seite zu springen oder wenn rophe erst mal desinfizieren, erklären sie, rechts des Baches trifft man sich und lässt
es sich gut gehen. Unter anderem gibt es
knusprige Flammkuchen, Weinschorle
aus Dubbegläser und Schlumbelbrie,
Grapefruitsaft mit Wodka.
Die neueste Herbst- und Wintermode
zeigt Katja Wagenblaß, Inhaberin von
Uschi’s Modeshop, bei einer Modenschau
über der Brigg. Kunden werden zu Models und bewegen sich auf dem Laufsteg
als wäre das ihre Welt.
Nach
Festumzug,
Kerweredd,
Schlumpeltaufe und „Briehmuldepaddle“ am Sonntag (Bericht folgt) ist für
Montag noch einmal Straßenkerwe angesagt, unter anderem mit einem Kinderflohmarkt. Wie Christian Kuntschik verrät, gibt es um 17 Uhr erstmals eine
„Glendadaaf“. Der Ortschaftsrat wird auf
dem Geländer am Bach mundartliche Begriffe verewigen. Im Mundartlexikon
„Baiertlarisch von A bis Z“ steht eine reiche Auswahl zur Verfügung. Die Kerweschlumpel wird beerdigt und der Rathausschlüssel seinem eigentlichen BeHauptperson während der drei Kerwetage in Baiertal ist unbestritten die Kerweschlumpel, die von den Kerweborschte eifersüchtig behütet sitzer, dem Ortsvorsteher, zurückgegeben.
wird; gleich wird einer nass: Darum geht es beim Kerwequiz am Samstag. Fotos: Sabine Hebbelmann
Der Gemeinderat tagt
POLIZEIBERICHT
Überfall auf Bekleidungsmarkt
St. Leon-Rot. In der Spargelgemeinde ist
am Freitagabend ein Bekleidungsmarkt
überfallen worden. Laut Polizei betrat
kurz vor 18 Uhr ein circa 20 Jahre alter
Mann den NKD-Markt in der Hauptstraße. Er ging direkt auf die an der Kasse sitzende 41-jährige Verkäuferin zu
und forderte unter Drohungen die Herausgabe von Bargeld. Er konnte mit seiner Beute in Höhe von circa 1000 Euro
zu Fuß flüchten. Die Fahndung mit meh-
reren Streifenwagen verlief ergebnislos.
Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Der Täter
wurde als 1,85 Meter großer und schlanker Südländer beschrieben. Er trug einen Schnurrbart und war dunkel bekleidet. Zeugen, die Hinweise zu dem
Täter geben können, werden gebeten,
sich unter 0621/1 74 55 55 bei der Polizei zu melden.
„Navi“ aus Auto gestohlen
St. Leon-Rot. Bislang unbekannte Täter
entwendeten zwischen Mittwochabend,
22 Uhr, und Donnerstagvormittag, 7.30
Uhr, das Navigations- und Multimediasystem aus einem in der Ringstraße
geparkten BMW. Um an das mehrere
Tausend Euro teure Gerät zu gelangen,
schlugen die Unbekannten ein Seitenfenster des Autos ein. Zeugen werden
gebeten, sich mit dem Polizeirevier
Wiesloch unter 0 62 22/ 5 70 90 oder mit
dem Polizeiposten St. Leon-Rot unter
0 62 27/ 88 16 00 in Verbindung zu setzen.
Mühlhausen. Der Gemeinderat tagt am
Donnerstag, 24. September, um 19 Uhr
im Mühlhausener Rathaus. Es geht um eine Vertragsanpassung zum Nadelstammholzverkauf im Rahmen des Holzkartellverfahrens;
Sachstandsberichte
zur Sanierung der Hauptstraße und zum
Neubau des Kinderhauses Rettigheim
folgen. Der Bebauungsplan „Ortsmitte
IV“ ist ebenso Thema wie die Schaffung
der Stelle eines Integrationsbeauftragten
im Gemeindeverwaltungsverband.
Jeder kann etwas gegen den Klimawandel tun
Mühlhausen bringt zusammen mit den Bürgern sein Klimaschutzkonzept auf den Weg
Mühlhausen. (heb) „Geht’s noch lang“,
fragt Bürgermeister Jens Spanberger besorgt, als sich der Balken bedenklich dem
Durchschnitt annähert. Bei der Auftaktveranstaltung zum Klimaschutz in
der Gemeinde Mühlhausen probiert er den
CO2-Rechner des Umweltbundesamtes
aus, mit dem jeder seine persönliche CO2Bilanz und entsprechende Verbesserungsmöglichkeiten ermitteln kann.
Nicht nur die Ölheizung, auch Ernährungsgewohnheiten, Flugreisen und Hotelübernachtungen schlagen überraschend deutlich zu Buche. Jetzt kommt
nur noch der allgemeine Konsum, beruhigt Alexander Fucker von der MVV Regioplan. „Durchschnittlich“, gibt der
Bürgermeister an und ist überrascht,
welchen Satz nach oben der Balken
macht.
Klimaextreme häufen sich, das ist inzwischen auch hierzulande deutlich
spürbar. „Ein ‚weiter so’ gibt es nicht“,
machte der Bürgermeister bei der Begrüßung deutlich. Er zitiert Barack Obama mit den Worten: „Als Präsident und
Vater weigere ich mich, einen Planeten
zu hinterlassen, der nicht mehr repariert
werden kann.“ Spanberger hatte die Bürger eingeladen, zusammen mit der Gemeinde ein Klimaschutzkonzept zu ent-
wickeln. „Was kann jeder tun?“, das sei
die Frage. Die Gemeinde gehe mit energetischen Sanierungen und der Umstellung auf LED-Leuchten voran, doch die
kommunalen Gebäude machten nur einen kleinen Teil der örtlichen CO2-Emissionen aus.
Mehr als zehn Tonnen CO2 verursacht
der Durchschnittsbürger in Deutschland
pro Jahr. Viel zu viel, sagt Klaus Keßler
von der unabhängigen regionalen Energieberatung KliBA. Ziel sei, den Klimawandel beherrschbar zu machen. Dafür
müssten die durchschnittlichen CO2Emissionen pro Kopf auf 2 bis 2,5 Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Ernährung, Wohnen, Konsum und Mobilität
gingen in die persönliche CO2-Bilanz ein.
„Wir brauchen die Kooperation mit den
Kommunen“, betont Jürgen Obländer
vom Eigenbetrieb Bau und Vermögen des
Rhein-Neckar-Kreises und nennt das
Klimaschutzkonzept des Kreises, an dem
sich 52 von 54 Gemeinden beteiligen.
„Was denken Sie eigentlich, womit
sollen wir anfangen?“, fragt Umweltbeauftragte Dr. Brigitta Martens-Aly die
Bürger. An drei Thementischen will sie
zusammen mit anderen Experten Anregungen und Ideen der Teilnehmer aufnehmen. Zum Thema Erneuerbare Ener-
gien in Form von Strom und Wärme haben sich fachkundige Bürger zusammengefunden: ein Physiker, ein Architekt und zwei Handwerker. Schnell ist
klar: Es gibt erhebliches Potenzial in der
Gemeinde. Diskutiert wird aber auch die
Speicherproblematik. „Wie bringe ich
Ökologie und Ökonomie so in Einklang,
dass die Akzeptanz da ist?“, bringt es
Markus Prien von der MVV Regioplan auf
den Punkt.
Mit Martens-Aly betreut Annette
Vossik vom Mühlhausener BFE Institut
für Energie und Umwelt die Themen Mobilität und Gewerbe. Das Interesse der
Bürger ist groß und es sprudeln die Anregungen: Carsharing fördern, die Attraktivität des ÖPNV steigern und das bestehende Angebot bekannter machen,
Gewerbebetriebe motivieren, ihre Einsparpotenziale zu nutzen, Baugebiete so
steuern, dass sie energieeffizient sind, und
Möglichkeiten finden, auch die Gebäude
im Bestand zu erreichen. „Wir hätten noch
zwei Stunden weitermachen können“,
freut sich Vossik.
„Schade dass ich so allein war an meinem Tisch, ich hatte gedacht, dass das
Thema ‚private Haushalte’ jeden interessiert“, sagt Alexander Fucker. Doch
neben dem Bürgermeister interessierte
Gespannter Blick auf den Computer: Bürgermeister Jens Spanberger (2. v. li.) lässt sich gerade seinen ökologischen Fußabdruck erstellen. Foto: Sabine Hebbelmann
sich auch eine besonders engagierte Bürgerin. Sie wohnt in einem Mehrfamilienhaus und will die Eigentümergemeinschaft dazu bewegen, sich rechtzeitig Gedanken über eine neue und umweltfreundliche Heizanlage zu machen, bevor diese ausfällt und schnell Ersatz beschafft werden muss. In Mühlhausen, wo
viel mit Erdöl und Erdgas geheizt wird,
sei das Potenzial groß, bestätigt Fucker.
Bürgermeister Spanberger stellte in Aussicht, das kostenlose Beratungsangebot
der KliBA im Ort noch mehr bekannt machen zu wollen.
Ein großer Teil der Teilnehmer füllte
einen Fragebogen aus und bekundete sein
Interesse an einer weiteren Mitarbeit am
Klimaschutzkonzept der Gemeinde.
RNZ Nr. vom 21. September 2015