Predigtscript 28.02.2016 Jesusist...derguteHirte BistduschoneinmalmiteinemTierverglichenworden? Wie war das für dich? Manchmal hat das ja einehumorvolleund„härzige“,jasogarromantische Komponente. Ich denke da an das Liebesgeflüster einesPaares.ErnenntsieMausi,Häsli,Chäferli.Sie nennt ihn Bärchen, Löwe, Tiger...oder Schazi, was das Mischwort aus den beiden Begriffen Schaf und Ziegeist. Dasgehtjanoch.Wasichnichtgernehabeist,wenn mirjemandsagt:„DubisteinAffe,Rhinozerosoder Huhn“. Viel lieber höre ich: „Du bist schlau wie ein Fuchs.DuhastBisswieeinLöwe.DeineHaaresind soschönwiedasFelleinesPanthers. InunsererKulturundSprachgebrauchhabeneinige Tiere, die in Verbindung mit Menschen gebracht werden, eine positive Prägung, mit der wir uns gut identifizierenkönnen.Anderelösenbeiunsnegative Gedanken und Gefühle aus. Solche Vergleiche mit Tieren helfen uns, gewisse Eigenschaften hervorzuhebenundDingebesserverständlichzumachen. AuchinderBibelbegegnenwirimmerwiedersogenannten Metaphern. Vor allem Jesus hatte sich immer wieder in bildhafter Sprache an seine Zuhörergewandt. Das wird in der aktuellen Predigtserie über „Jesus ist...“ganzbesondersdeutlich.Erstelltsichinden7 sogenannten „Ich-bin-Worten“ vor. An den vergangenen Sonntagen hat Martin über die ersten drei „Ich-bin-Worte“ gepredigt. Ich bin das Brot des Lebens,dasLichtderWelt,dieTür. HeutewidmenwirunsderAussageJesu:Ichbinder guteHirte. „Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte setzt sein Leben für die Schafe ein. Anders ist es mit einem, dem die Schafe nicht gehören und der nur wegen des Geldes als Hirte arbeitet. Er flieht, wenn der Wolf kommt, und überlässt die Schafe sich selbst. DerWolffälltüberdieSchafeherundjagtdieHerde auseinander. Einem solchen Mann liegt nichts an den Schafen. Ich aber bin der gute Hirte und kenne meine Schafe, und sie kennen mich; genauso wie michmeinVaterkenntundichdenVaterkenne.Ich gebemeinLebenfürdieSchafe.“Johannes10,11-15 Hirten sind heute bei uns nicht mehr populär. Obwohl ich vorletzte Woche an einer Schafherde mit einem Hirten vorbeifuhr, geschehen solche BegegnungenmitHirtennurganzselten.ZurZeitdesalten undneuenTestaments(alsovormehrals2000Jahren) waren Berufshirten ganz normal. Denken wir nureinmalanMose(40JahrealsHirteinderWüste), König David (einer der drei grossen Könige war als Jugendlicher Schafhirte), Abraham und Jakob hattenriesigeSchafherden.AuchbeiderGeburtvon Jesus waren Hirten anwesend. All das zeugt davon, dass Hirten zum normalen Erfahrungshorizont der damaligenZeitgehörten. Jesussagtvonsich,dasserderguteHirteist.Was bedeutetdasnun? Das bedeutet als erstes einmal, dass wir die Schafe sind. Du bist ein Schaf. Ich bin ein Schaf. (In den vergangenen Wochen wurden wir ja auf bestimmten Abstimmungsplakaten auch schon mit Schafen verglichen). Stell dir in den nächsten 15 Minuten einfachmalvor,dassdueinSchafbist. Dabeiistesvölligegal,obdueinweisses,schwarzes oder graues oder gechecktes Schaf bist. Einfach eines,mitdemdudichgutidentifizierenkannst. 1. DerguteHirteistEigentümerund keinMietling In meiner Dienstzeit als Offizier in der Armee habe ich ganz unterschiedliche Vorgesetzte erlebt. Wenn duselbernichtimMilitärwarstundfolgendeSituationen nicht selbst erlebt hast, dann kennst du das möglicherweise aus Erlebnissen aus deinem Arbeitsumfeld. Offiziere sind ja Führungspersonen. IhnenobliegtdieVerantwortungüberkleinereoder grössereGruppenvonMenschen,mitderman,ganz vereinfacht gesagt, Ziele erreichen muss. Jemand derVerantwortungträgt,hatinunsererKulturauch gewissePrivilegien,Vorzüge,Möglichkeiten,diedas „Fussvolk“ nicht hat. So war und ist das auch als Offizier. Mit dem Erlangen des Offiziersgrades bekommt man eine Pistole. (Viele können zwar nicht wirklichgutdamitschiessen–aberegal,Hauptsache manhateinPistole.)DurchdasTragendieserPistole wirdmanauchziemlichschnellalsOffiziererkannt. ErkanntwirdmanauchandenGradabzeichen.DieseStricheverleiheneinemMacht.Rangtieferegrüssen mich, wenn ich an ihnen vorbeigehe. Ich kann Befehle geben und meinem Willen direkt Ausdruck verleihen.Wasichauchimmergenossenhabe,war das Zugfahren....in der 1. Klasse wohlgemerkt. Da hatmanRuhe,vielPlatzundunterunsgesagt,man fühlt sich schon ziemlich gut, wenn man im erste Klasse-AbteilPlatznehmenkann.DieOffiziereschlafenauchnichtbeiderTruppe.Nein,OffiziereschlafeninHotels,sofernsiedennschlafen.DennOffiziere haben kein Abendverlesen und keine vorgeschriebene Bettruhe. Offiziere dürfen so lange in den Ausgang, wie sie wollen. Wenn sie dann doch malimHotelsind,dannkönnensiedieSchuheeinfachvordieTürstellen,sodasssieamnächstenTag durch die Offiziersordonanz gereinigt und frisch eingefettetwerden. DassindallesschöneDinge–Privilegieneben.Offen gesagt,habeauchichdieseDingewirklichgenossen. Ichglaube,dassdasauchvölliginOrdnungist.Man trägt ja schliesslich mehr Verantwortung und engagiert sich auch ausserhalb der Dienstzeit. Ich habe allerdings immer wieder Vorgesetzte oder Offiziere gleichen Ranges kennen gelernt, bei denen bei mir der Verdacht aufgekommen ist, dass der Grund, weshalb sie Offiziere geworden sind, einzig diese Privilegienwaren.Esschien,alsobesdaswichtigste wäre, dass man diese Privilegien jederzeit in Anspruch nehmen konnte. Wenn sie von ihrer Truppe sprachen, war da nicht wirklich Begeisterung spürbar. Oftmals eher ein Beschweren und Klagen über Einzelne oder gar die ganze Truppe. Man spürte, dasssiesichnichtmitihrenSoldatenidentifizierten. SoähnlichheisstesauchhiervondemSchäfer(auch Mietlinggenannt),vondemhierinVers12dieRede ist: „EinSchäfer,dernurfürLohnarbeitet,läuftdavon, wennereinenWolfkommensieht.ErwirddieSchafeimStichlassen,weilsieihmnichtgehörenunder nichtihrHirteist.UndsogreiftderWolfsieanund zerstreut die Herde. Der bezahlte Arbeiter läuft da von, weil er nur angeworben wurde und die Schafe ihmnichtwirklichamHerzenliegen.“ Manmerktschnell,objemandwirklichpersönliches Interesseaneinemhatoderobmannichtvielmehr Mittel zum Zweck ist. Schafe haben zwar ihre Begrenzungen aber sie sind nicht so blöd, dass sie nicht merken würden, ob sich jemand für sie einsetzt. Solange alles gut läuft, ist alles im grünen Bereich. Kommen aber die Schwierigkeiten, dann wirdsichzeigen,wiefestjemandfürseineUntergebeneneinsteht,vorsiehinstehtundsieverteidigt. Möglicherweise hast du das schon einmal auf schmerzlicheArtundWeiseandeinemeigenenLeib erfahren. InMomentenwiediesenbleibendeineSehnsüchte, behütet, beschützt und versorgt zu sein, auf der Strecke.EinMietlingkanndirdasnichtbieten,weil es ihm nicht um die Schafe, sondern um das Geld oderseinePrivilegiengeht. 2. DerguteHirteistbereit,fürseine Schafezusterben. Jesussagtvonsich:„IchbinderguteHirte.“ Und er fügt gleich noch an, was den guten Hirten auszeichnet.„DerguteHirtelässtseinLebenfürdie Schafe.“ Der gute Hirte rennt nicht davon, wenn GefahrfürseineSchafedroht.Erstelltsichzwischen denLöwenunddasSchaf.Erwirftsichzwischendie Gewehrkugelunddich.Ertutdies,obwohlerweiss, dassdiesseinLebenkostenwird. Uns weißt du was? Jesus hat Wort gehalten. Jesus hattePrivilegienwiekeinanderer.EristGottesSohn und lebte im Himmel. Es heisst, dass er schon da war,bevordieWelterschaffenwurde,dasserinder Herrlichkeit wohnte, fernab von Gewalt, Schmerz und Unheil. Er hatte seine Privilegien aufgegeben und ist Mensch geworden. Mensch aus Fleisch und Blut, schwach und verletzlich. Das Kreuz wurde harte, sehr harte Realität für Jesus. Er wusste, dass wiroftwieSchafesind–schutzlos,orientierungslos, ängstlich, kurzsichtig und wir manchmal dumme Dinge tun. Jesus hat sein Leben hingegeben, damit die Schafe am Leben bleiben und ewiges Leben haben. SEITE2 SEITE3 3. DerguteHirtekenntseineSchafe Ein weiterer Aspekt, welcher den guten Hirten auszeichnetistder,dasseralleseineSchafekennt. „Der Wächter am Tor öffnet ihm, und die Schafe hören seine Stimme. Er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie ins Freie. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er vor ihnen her. Die Schafe folgen ihm, denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden würden sie niemals folgen. Ihm laufen sie davon, weilsieseineStimmenichtkennen.“Johannes10,35undweiter: „Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sieundsiefolgenmir.“Joh10,27 VoreinigerZeitwarenmeineFrauundichbeiSarina zuGast.Siehatteunseingeladen,dieneugeborenen Schafe zu betrachten. Als wir dann auf die Wiese gingen,kamendieälterenSchafeangerannt,weilsie Sarinasprechenhörten.Meintihr,dashättebeimir auch funktioniert? Nein, denn sie kannten meine Stimmejanicht. Der Hirte kommuniziert mit seinen Schafen. Beim Laufen oder auf der Weide spricht der Hirte zu ihnen.Ersprichtmitihnen,wennerdasFellschürt, wennerdieLäuferreinigt.ErsprichtzuseinenSchafen,wennerdurchdieHerdeläuftundmitderHand über ihr Fell streicht. Sie lernen seine Stimme kennen. Die Stimme des Hirten wird vertraut. Sie erkennen seine Stimme von weitem. Sie fassen Vertrauen zum Hirten. Er tritt in Beziehung zu ihnen. Deshalb kommen sie, wenn er ruft. Jesus möchte einepersönlicheBeziehungzujedemeinzelnenvon unsführen.Erkommuniziertmituns.Ertutdiesu.a. durch die sein Wort die Bibel, andere Menschen oderinderStille. Bei mir im Alltag ist es oft gar nicht so einfach, die StimmevonJesuszuhören.Dasindsovieleandere Stimmen, Reize und Gedanken die mir im Alltag begegnen, so dass die Stimme von Jesus oftmals übertöntwird. FürmichsinddeshalbregelmässigeZeitenderStille entscheidend. Einfach mal 15min in den gemütlichen Sessel sitzen oder einen schönen Platz in der Natur suchen, die Augen schliessen, ruhig werden und auf die Stimme von Jesus hören. Besonders deutlich war es im Januar, als ich mit Martin zusammen 3 „Stille Tage“ im Tessin verbracht habe. Weil ich die Stimme Jesu in meinem Leben ernst nehmen, will ich mir auch diese Zeit dazu nehmen. Ichkanndirsagen,Jesushatgesprochen.Ertutdies vermutlich mehr, als du denkst. Oftmals sind wir abervonzuvielenanderenDingeabgelenkt,sodass seineguten,fürsorglichenWortekeinGehörbeiuns finden. Als seine Schafekönnenwir jedochbeten,dasswir seine Stimme unter all den anderen Stimmen zu unterscheiden lernen. Wir können uns bewusst ZeitenderStillenehmen,indenenwirunsere(Herzens-)Ohrenaufsperren. 4. DerguteHirteführtinsWeiteund indieFreiheit „Der Wächter am Tor öffnet ihm, und die Schafe hören seine Stimme. Er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie ins Freie. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er vor ihnen her. Die Schafe folgen ihm, dennsiekennenseineStimme.“Johannes10,3-5 Ich finde die Ausgangslage, in der sich die Schafe hier befinden interessant. Sie sind eingesperrt im Stall.Jesuskommt,umsieeinzelnin’sFreieherauszurufen. Vielleicht erstaunt dich das, weil du auf GrundvonMeinungen,ErfahrungenoderBerichten ein Leben mit Jesus eherals einengend undfremdbestimmtempfindest.Wennhiernochsteht,dasser die Schafe ruft, die ihm gehören, dann mag das diesenEindrucknochverstärken. WirmüssenaberFolgendesverstehen. Im Griechischen, also in der Ursprache des Neuen Testamentes,sinddiebeidenBegriffe„Kennen“und „Gehören“eigentlicheinunddasselbe. Joseph Ratzinger sagt treffend: „Der wahre Hirte besitztdieSchafenichtwieirgendeinDing,dasman gebraucht und verbraucht; sie ‚gehören’ ihm eben imSich-Kennen,unddieses‚Kennen’isteininneres Annehmen. Es bedeutet innere Zugehörigkeit, die vieltieferreichtalsdasBesitzenvonSachen.“(Jesus vonNazareth,S.326,Herder-Verlag) Kein Mensch gehört jemand anderem. Die Kinder sindnichtEigentumderEltern,meinEhepartnerist nichtmeinEigentum.SiesindnichtmeinEigentum, wie beispielsweise dieses Hemd mir gehört. Und dochgehörensieaufeineandere,vieltiefereWeise einander. Die Kinder gehören den Eltern und sind doch freie Geschöpfe mit einer Einzigartigkeit. Sie gehören einander nicht als Besitz über das man willkürlich verfügen kann, sondern sie gehören einander in Verantwortung. Sie gehören einander gerade dadurch, dass sie die Freiheit des anderen annehmen, respektieren undeinanderinLiebeund imKennentragen. WennwirdemgutenHirtengehören,sogehtermit uns nicht wie mit einem Gegenstand um. Er nimmt unsinLiebeanundrespektiertunsereEntscheidungen.WeileraberauchdasBestefürunswill,nimmt erauchEinflussaufunsundversuchtunszuleiten. DerguteHirteleitetindieFreiheit.Daslesenwirin einemderwohlbekanntestenPsalmenüberhaupt. „Der HERR ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er weidet mich auf saftigen Wiesen und führt mich zu frischen Quellen. Er gibt mir neue Kraft. Er leitet michaufsicherenWegenundmachtseinemNamen damit alle Ehre. Auch wenn es durch dunkle Täler geht, fürchte ich kein Unglück, denn du, HERR, bist beimir.DeinHirtenstabgibmirSchutzundTrost.Du lädstmicheinunddeckstmirdenTischvordenAugen meiner Feinde. Du begrüsst mich wie ein Hausherr seinen Gast und füllst meinen Becher bis zum Rand. Deine Güte und Liebe begleiten mich Tag für Tag; in deinem Haus dar ich bleiben mein Leben lang.“Psalm23 AlsSchafesindwiraufeinengutenHirtenangewiesen.EinHirtederunsvorangeht,derunskennt,der weiss was wir brauchen, der für uns sorgt und der sogar sein Leben für uns hingibt, damit wir leben können.EinguterHirte,wieJesusesfürunsist. Chrischona Romanshorn – Gott und Menschen begegnen HueberRebgarten16 8590Romanshorn ©ChrischonaRomanshorn,2016 Predigt:MichaSchoop,28.02.2016 www.rebgarten.ch SEITE4
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