Erhöhte Blutdruckwerte nach einer intrazerebralen Blutung sind mit

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Erhöhte Blutdruckwerte nach einer intrazerebralen Blutung sind
mit einem erhöhten Rezidivrisiko für eine erneute Blutung
assoziiert.
Frage:
Besteht bei Patienten mit einer stattgehabten intrazerebralen Blutung eine Assoziation
zwischen dem Blutdruck und dem Risiko eines Rezidivs?
Hintergrund:
Eine intrazerebrale Blutung (ICB) ist neben einer hohen Morbidität und Mortalität auch mit
einem hohen Rezidivrisiko verbunden, wobei die Rezidiv Blutung oft schwerer als die initiale
Blutung ist. Für die Arteriosklerose assoziierten, nicht-lobulären Blutungen (im Bereich des
Thalamus, Basalganglien oder Hirnstammes), nimmt die Blutdruck (BD)- Kontrolle einen hohen
Stellenwert in der Rezidiv Prophylaxe ein. Zum optimalen Mass der Blutdruckreduktion gibt es
bisher jedoch wenige Daten. Ebenso ist die Rolle der effektiven Blutdrucksenkung bei
Patienten mit lobulären Blutungen (Blutung im Bereich des zerebralen Kortex und/oder der
weissen Substanz), welche in der Regel durch eine zerebrale Amyloidangiopathie bedingt sind,
bisher nicht definiert. Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob eine Assoziation zwischen
dem Blutdruck und dem Risiko einer Rezidiv- Blutung nach stattgehabter ICB besteht.
Einschlusskriterien:
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≥18 Jahre
Akute ICB
Ausschlusskriterien:
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Patienten mit einer ICB auf Grund eines Traumas, einer Konversion eines ischämischen
Infarkts, eines rupturierten Aneurysma bzw. einer vaskuläre Malformation oder eines
Tumors.
Kleinhirnblutungen
Studiendesign und Methode:
Longitudinale, Single-Center, Kohorten-Studie. Einschluss von 1994 bis 2011.
Die Blutdruckziele zur Rezidiv Prophylaxe nach einer ICB wurden definiert gemäss der
American Heart Association/American Stroke Association: < 140mmHg systolisch und
<90mmHg diastolisch bzw. < 130mmHg systolisch und <80mmHg diastolisch bei Vorliegen
eines Diabetes mellitus. Die Hypertonie Stufen wurden definiert nach den Kriterien des Joint
National Committee on Prevention, Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood
Pressure 7 (JNC7 Kriterien).
Studienort:
USA
Outcome:
Primärer Outcome
• Rezidiv Blutung und dessen Lokalisation (lobulär vs. nicht- lobulär)
Resultat:
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1145 Patienten konnten in die Studie eingeschlossen werden. Das mediane Follow-Up
betrug 36.8 Monate. Von 505 Patienten mit einer initialen lobulären ICB hatten 102
lobuläre Rezidiv- Blutungen (Rezidivrate: 7.85%/Jahr) und keine nicht-lobulären Rezidiv-
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Blutungen. Von 640 Patienten mit einer initialen, nicht-lobulären ICB hatten 42 nichtlobuläre- und 2 lobuläre Rezidiv- Blutungen (Rezidivrate: 3.2% bzw. 0.2%/Jahr).
Eine dauerhaft adäquate Blutdruckeinstellung bestand bei 43.2% der Patienten. Bei 54.6%
der Patienten bestand zumindest bei einer Blutdruckmessung ein adäquat eingestellter
Blutdruck. Bzgl. der BD-Einstellung zeigten sich in den beiden Gruppen keine
Unterschiede.
Ein gemäss den aktuellen Guidelines inadäquat eingestellter Blutdruck war sowohl mit
lobulären- als auch nicht-lobulären Rezidiv- Blutungen assoziiert.
Bei Patienten mit inadäquat eingestellten BD zeigten sich 84 lobuläre Rezidiv- Blutungen
pro 1000 Patientenjahre gegenüber 49 Rezidiv- Blutungen pro 1000 Patienten Jahren bei
Patienten mit adäquat eingestellten BD. Alle „Hypertonie-Stufen“ oberhalb von
normotensiven Blutdruckwerten waren mit einem erhöhen Risiko einer lobulären RezidivBlutung assoziiert.
Nicht-lobuläre Blutungsrezidive zeigten sich mit einer Häufigkeit von 52 Blutungen pro
1000 Patienten Jahre bei Patienten mit inadäquat eingestelltem BD sowie 27 Rezidive pro
1000 Patienten Jahre bei Patienten mit adäquat eingestelltem BD. Prehypertension und
eine Hypertonie Stufe I waren mit einer nicht-lobulären Rezidiv- Blutung assoziiert.
Es bestand kein Zusammenhang zwischen der Gesamtanzahl der eingenommen
Antihypertensiva, den benutzen Antihypertensiva- Klassen sowie der Länger der Einnahme
und dem Rezidivrisiko.
Kommentar:
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In der Studie konnte eine Assoziation zwischen einem inadäquaten BD und der Rezidivrate
einer ICB gezeigt werden, unabhängig ob sich bei der initialen ICB um eine lobuläre oder
nicht-lobuläre ICB handelte.
Eine strikte und adäquate Blutdruckkontrolle stellt daher bei dieser Patientengruppe einen
wichtigen Bestandteil der Rezidiv- Prophylaxe dar. In dieser Studie hatte jedoch nicht mal
jeder zweite Patient einen (gemäss den aktuellen Guidelines) adäquat eingestellten
Blutdruck, so dass hier ein Optimierungsbedarf zu bestehen scheint.
Auf der anderen Seite ist eine Assoziation zwischen einer (zu) aggressiven BD- Kontrolle
und einer erhöhten Inzidenz von Synkopen, Stürzen, Ischämischen Schlaganfällen und der
Entwicklung bzw. Progression einer chronischen Niereninsuffizienz bekannt. Diese
Endpunkte wurden in der Studie nicht untersucht. Es sind daher weitere Studien nötig um
die Vorteile einer strikten BD- Kontrolle in Bezug auf Rezidiv-Blutungen auf der einen
Seite, sowie den möglichen negativen Folgen einer (zu) aggressiven BD- Kontrolle auf der
anderen Seite zu vergleichen und abzuwägen.
Literatur:
Biffi A et.al. Association Between Blood Pressure Control and Risk of Recurrent Intracerebral
Hemorrhage. JAMA. 2015 Sep 1;314(9):904-12.
Verfasser:
Andreas Plate