„Die letzten ihrer Art –Gefährdete Wildpflanzen in Botanischen Gärten“

„Die letzten ihrer Art –Gefährdete
Wildpflanzen in Botanischen Gärten“
Ausstellung 13.-21. Juni 2015 tägl. 14-16 Uhr
Vortrag 21. Juni 2015 14 Uhr
Im Rahmen der 12. „Woche der Botanischen Gärten“ zeigt das Tropengewächshaus
Witzenhausen vom 13.-21. Juni 2015 die Ausstellung „Die letzten ihrer Art – Gefährdete
Wildpflanzen in Botanischen Gärten“. Dabei können Besucher täglich von 14-16 Uhr im
Lehr- und Lerngarten auf 12 Informationstafeln alles Wichtige rund um den
Wildpflanzenschutz in Deutschland erfahren: über die Bedeutung der Pflanzen-Arten-Vielfalt
und Hintergründe über deren Verlust, über einzelne mehr oder weniger bekannte und
gefährdete Wildpflanzen und über nationale und internationale Bemühungen zum Schutz der
Wildpflanzen. Außerdem finden sie Informationen über die Rolle, Potenziale und die
Verantwortung der Botanischen Gärten und Saatgutbanken bei der Pflege von
Erhaltungskulturen und der Sicherung der genetischen Vielfalt sowie in Bezug auf die
Bereiche Forschung und Bildung. Am 21. Juni um 14 Uhr findet zudem der Vortrag
„Ackerwildkrautschutz in Deutschland“ statt, bei dem Dr. Thomas van Elsen über
Bemühungen zum Schutz und zur Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildkräuter in
Deutschland berichtet.
Pflanzen leben in vielfältigen Ökosystemen, in denen sie mit anderen Arten vergesellschaftet
sind. Da jede Art in einem solchen Netzwerk wichtige Funktionen erfüllt, stellt das
Artensterben für die Gesunderhaltung der Ökosysteme eine große Bedrohung dar. Eine
Bedrohung, die auch uns direkt betrifft, da sowohl unsere Nahrung als auch unser Wasser und
die Bodenfruchtbarkeit auf ein gesundes Ökosystem angewiesen sind. Mittlerweile sind
jedoch zwei Drittel unserer Ökosysteme geschädigt, wodurch der Verlust der Artenvielfalt
voranschreitet. Dabei stellen der Lebensraumverlust und Umweltverschmutzung die zwei
wichtigsten Bedrohungsfaktoren der Artenvielfalt dar. Auch in der Bundesrepublik
Deutschland sind die Lebensräume von Pflanzen zunehmend gefährdet. Bereits 26-30% der
einheimischen Farn- und Blütenpflanzen sind laut Roter Liste gefährdet und fast 4 %
verschollen oder ausgestorben Innerhalb Europas erreicht Deutschland mit diesen
Gefährdungsraten einen der höchsten Werte. Das Aussterben einer Art ist unumkehrbar.
Um die biologische Vielfalt zu schützen und zu erhalten, müssen gemeinsame internationale
und nationale Anstrengungen unternommen und verbindliche politische Rahmenbedingungen
vereinbart werden. Vor diesem Hintergrund hat der internationale Verband der Botanischen
Gärten gemeinsam mit anderen Akteuren im Rahmen des „Übereinkommen über die
biologische Vielfalt“ (CBD; 1992; Rio de Janeiro) eine „Globalen Strategie zum Schutz der
Pflanzenwelt“ (GSPC) erarbeitet. Ziel dieser Strategie ist es, den Verlust pflanzlicher Vielfalt
aufzuhalten. Wichtige Elemente der Strategie bilden die Dokumentation der Pflanzenvielfalt,
die Verbesserung der Bildung und Ausbildung im botanischen Artenschutz, der Schutz der
Pflanzenvielfalt in Schutzgebieten, eine nachhaltige Landwirtschaft und den Schutz von
gefährdeten Arten am natürlichen Standort (in situ) sowie in menschlicher Obhut (ex situ).
Vor diesem Hintergrund entstand das Projekt „Aufbau eines nationalen Netzwerkes zum
Schutz gefährdeter Wildpflanzenarten in besonderer Verantwortung Deutschlands – WIPs –
De“. Diesem Projekt gehören die Botanischen Gärten Berlin-Dahlem, Karlsruhe, Osnabrück,
Potsdam und Regensburg sowie die pädagogische Hochschule Karlsruhe an. Ziel von WIPsDe ist der Aufbau eines Schutzprogramms für 15 Wildpflanzenarten, für die Deutschland eine
besondere Verantwortung trägt. Dabei werden drei bisher meist isolierte Erhaltungsstrategien
miteinander verknüpft: 1. Deutschlandweite Sammlung von Samen und Sporen in
Saatgutbanken, 2. Erhaltungs- und Vermehrungskulturen in Botanischen Gärten und 3.
Wiederansiedelungen oder Stärkung der Populationen an natürlichen Standorten. Denn
Botanische Gärten können durch die Kombination von wissenschaftlicher Kenntnis und der
gärtnerischen Fähigkeit viele Wildpflanzen zu kultivieren, einen besonderen Beitrag zum
Schutz und Erhalt dieser leisten. Durch die lange Erfahrung in der Kultivierung von vielen
Pflanzenarten ist es Botanischen Gärten möglich, sie zur Unterstützung von
Schutzmaßnahmen in Erhaltungskultur zu nehmen oder in modernen Saatgutbanken über
Jahrzehnte zu erhalten. Allerdings birgt diese Erhaltung auch Gefahren, denn Arten passen
sich nicht mehr an die sich ändernden Bedingungen in ihren eigentlichen Lebensräumen an.
Außerdem löst sich dadurch nicht das Problem der schwindenden Artenvielfalt in unseren
monotonen Agrar-Landschaften. Angesichts des derzeitigen Artensterbens sind
Saatgutbanken und Erhaltungskulturen für die Erhaltung der pflanzlichen Vielfalt trotz dieser
Probleme jedoch unverzichtbar geworden.
Das Tropengewächshaus als Botanischer Garten ist Mitglied im Verband der Botanischen
Gärten und legt seit vielen Jahren besonderen Wert auf die Erhaltung der Arten- und
Sortenvielfalt von Nutzpflanzen. Auch der Wildpflanzenschutz liegt dem Tropengewächshaus
am Herzen, vor allem auch, weil viele der heutigen Nutzpflanzen aus ihren wilden Vorfahren
heraus entstanden sind. Somit lädt das Tropengewächshaus Witzenhausen sehr gern alle
Interessierten zur Ausstellung „Die letzten ihrer Art – Gefährdete Wildpflanzen in
Botanischen Gärten“ und dem Vortrag „Ackerwildkrautschutz in Deutschland“ ein.
Öffnungszeiten und Preise:
Ausstellung im Lehr- und Lerngarten, 13.-21 Juni 2015, täglich 14-16 Uhr, Eintritt frei
Vortrag im Tropengewächshaus, 21. Juni 14 Uhr; 5 Euro
Weitere Informationen:
Marina Hethke, Universität Kassel - Steinstraße 19; 37213 Witzenhausen Tel. 05542 - 981231
Email: [email protected]
Internet: www.uni-kassel.de/agrar/tropengewaechshaus
www.biologischevielfalt.de/bp_pj_wips.html
www.schutzaecker.de/