3 XXX Vorwort Regelmäßige Angebote: Veranstaltungen 2016 15. bis 16. Januar Liebe Leserinnen und Leser und liebe Freunde des Jugendhauses, im aktuellen akzente-Magazin 2016 beschäftigen wir uns mit der Schönheit des Menschen. Wir haben das Thema ausgewählt, weil es für Jugendliche und junge Erwachsene eine zunehmende Bedeutung bekommt. „Ich möchte gut aussehen!“ – Das fängt schon bei der Kleidung an und geht bis hin zu einer sportlichen Figur. Doch darüber hinaus gibt es auch einen Schönheitswahn, der bis hin zu Schönheitsoperationen geht. Hintergrund ist der ständig wachsende Druck, dem Schönheitsdiktat der Mode und den Medien zu entsprechen, um erfolgreich zu sein. Denn wer möchte schon hässlich oder out sein – wahrscheinlich keiner. Ist die Schönheit jedoch nur eine Frage der äußeren Erscheinung, oder reicht sie viel weiter? – Im Hohen Lied der Liebe (Hld 4,1) heißt es: „Schön bist du!“ Hier klingt im ersten Blick die äußere Schönheit an, die ein Mann über seine Geliebte in poetischer Art formuliert. Doch diese Schönheit lässt im zweiten Blick auch die Schönheit der Schöpfung, die Schönheit des Menschen als Abbild Gottes erkennen. Daher haben wir auf dem Titelbild das Zitat aus dem Hohen Lied der Liebe aufgegriffen und abgewandelt in: „Du bist schön!“ Im Jugendhaus möchten wir den jungen Menschen helfen, ihre göttliche Schönheit zu entdecken (Gen 1,31)! Denn wir haben allen Grund, davon überzeugt zu sein, dass ich mit Gott immer „gut aussehe“ und im wahrsten Sinne des Wortes „schön“ bin. Im Schöpfungsbericht heißt es schließlich: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut!“ Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und hoffe auf ein Wiedersehen im Jugendhaus! Ihr Stephan Schröder Direktor des Jugendhauses & Diözesanjugendpfarrer David © Alfonso de Tomás via AdobeStock 2 Wir haben seinen Stern aufgehen sehen – 2. Hardehausener Medientage 12. bis 14. Februar Gott braucht Musik – offenes Band-CoachingWochenende für Bands und Chöre 13. bis 14. Februar Kennst du das Kribbeln im Bauch? – Young-Mission-Weekend in Delbrück 7. bis 10. März Ausbildung für die Mitarbeit in der Leitung von Orientierungstagen (für Studierende der KatHO Paderborn, Studienleistung im Modul 10, Soziale Arbeit) 21. bis 25. März „Ora et labora“-Woche für Familien auf dem Jugendbauernhof (geschlossene Gruppe) 21. bis 23. März Geistesblitz – Musikalische und schauspielerische Suche nach dem Heiligen Geist, kreatives Chaos nicht ausgeschlossen, für Firmbewerber 8. bis 10. April Da kommst du GROSS raus – Theaterseminar: Profischauspielerin Martine Schoenemakers bringt DICH auf die Bühne 4. bis 8. Mai Bundesversammlung der DPSG 18. bis 22. Mai Bundeskonferenz der KjG 3. bis 5. Juni NGL, Lobpreis, Popcharts, Coachings & more – Religiöses Liederfest 3. Juli Fairer Kaffeeklatsch – Eine Einladung des Eine-Welt-Arbeitskreises des Jugendhauses 11. bis 15. Juli Scha(r)fe Ferien – Aktive Ferienwoche auf dem Jugendbauernhof 11. bis 16. Juli Flash DICH DOCH mal! – AusdruXstark: Musik- & Theaterwoche 15. Juli, 20.00 Uhr AusdruXstarkabschlussshow: APPLAUS, APPLAUS FÜR DEINEN AUTRITT 20. Juli bis 1. August Selig die Barmherzigen … – Fahrt zum Weltjugendtag nach Kattowitz und Krakau 1. August Aire – Rastplatz – Station der WJT-Pilger der nordfranzösischen Diözesen auf der Rückreise in Hardehausen 13. bis 21. August Taizéfahrt in Kooperation mit dem Pastoralverbund Warburg und dem BDKJ-Kreisverband Höxter für junge Leute zwischen 15 und 29 Jahren 12. bis 15. September Ausbildung für die Mitarbeit in der Leitung von Orientierungstagen Sonntag, 9.00 Uhr Dienstag & Donnerstag, 8.00 Uhr Eucharistiefeier im Doppelten Kreuzgang Am ersten Dienstag im Monat, 19.30 Uhr Taizégebet in Zusammenarbeit mit dem Pastoralverbund Warburg Mehr und aktuelle Informationen zu unserem Programm im Internet: www.go-hdh.de unter Info-Code 411 Impressum Herausgegeben und verlegt vom Jugendhaus Hardehausen Kardinal-Degenhardt-Haus Abt-Overgaer-Str. 1 34414 Warburg Tel.: 05642 6009-0 V. i. S. d. P. Direktor Stephan Schröder Tel.: 05642 60009-15 E-Mail: [email protected] Redaktion Benedikt Hebbecker Ina Krolpfeifer Dirk Lankowski Georg Pahlke Stephan Schröder Tel.: 05642 6009-17 E-Mail: [email protected] Fotos (sofern nicht anders vermerkt) Jugendhaus Hardehausen, Warburg JUPA – Jugendportal im Erzbistum Paderborn, Hardehausen Cornelia Thomas, Warburg Miguel Angel Ramirez Jerez, Düsseldorf Typographen GmbH, Paderborn/Dortmund Gestaltung und Produktion .de 24. bis 25. September Young-Mission-Weekend in Hardehausen oder anderswo 25. bis 30. September Tagung der Haus- und Wirtschaftsleitungen der katholischen Jugendbildungsstätten in Deutschland 28. bis 30. Oktober Gott braucht Musik – offenes Band-CoachingWochenende für Bands und Chöre 5. November 25 Jahre Jugendbauernhof Hardehausen – Jubiläumsfeier 19. November „Go(o)d Music“-Workshoptag – Neue Lieder für alte und neue Bands und Chöret Dieses Magazin wurde klimaneutral hergestellt. Die bei der Produktion unvermeidlich anfallenden CO2-Emissionen wurden durch den Ankauf von hochwertigen Zertifikaten neutralisiert. Diese werden in geeignete Projekte zur Reduktion von CO2 investiert. 4 Auf dem Weg zum Modemacher 5 Miguel Angel Ramirez Jerez (22) aus Guatemala studiert am Fashion Design Institut in Düsseldorf im Studiengang für internationale Fashiondesigner(innen). akzente erklärt er, was Schönheit und Mode für ihn bedeuten. Miguel, was fasziniert und begeistert dich an dem Phänomen Mode? Das Faszinierende an Mode ist, dass sie so kurzlebig ist und manchmal in veränderter Form wieder zurückkommt. Jeder Designer ist auf seine Art einzigartig und setzt seine kreativen Ideen anders um. Die Konsumenten können die Kleidung auswählen, die der eigenen Persönlichkeit entspricht, und sich schon durch diesen Individualismus aus der Masse hervorheben. Ich finde es immer wieder spannend, wie sich die Mode ändert. Welches gestalterische Thema beschäftigt dich gerade? Bisher habe ich viel mit geometrischen Elementen gearbeitet, meine Inspirationen sind oftmals moderne Architekturen gewesen. Mensch. Mir ist wichtig, dass die Models das gewisse Etwas haben. Markante Gesichtszüge zum Beispiel. Man sollte jedoch differenzieren, was in der Modebranche als schön bezeichnet wird und was außerhalb dieser Branche als schön gilt. Denn ein Ideal von 90-60-90 entspricht kaum der anatomischen Realität echter Frauen. Was auch nicht schlimm ist. Die Kleidergröße bestimmt nicht, wie schön jemand ist. Ich hoffe sehr, dass sich dieser Zwang, dem Ideal der Modebranche zu folgen, wieder abschwächt. (Wie) Kann ich mit Mode meine Persönlichkeit entdecken/ausleben? Mit meiner neuen Kollektion gehe ich wieder in diese geometrische Richtung, werde aber auch avantgardistische Züge in diese Kollektion mit einbeziehen. Mich sprechen klare Linien, Symmetrie, und geometrische Formen an. Momentan fallen mir dazu viele Ideen ein. Ich will aber auch nicht immer im selben Themenbereich arbeiten, sondern mich immer wieder neu entdecken. Was bedeutet der Begriff „Schönheit“ für dich persönlich? Schönheit ist schwierig zu erklären, denn jeder empfindet etwas anderes als schön. Für mich hat Schönheit viel mit Ausstrahlung zu tun. Je selbstbewusster und je größer die positive Ausstrahlung, desto eher erlebe ich eine Person als schön. Auf dem Weg zum Modemacher Ich finde, Schönheit steckt in allem, man muss sie nur erkennen. Wenn man aufmerksam durchs Leben geht, bemerkt man das schnell. Wie wirst du in Zukunft als Designer mit dem scheinbar festgelegten Schönheitsideal der Branche umgehen? Um meine Kollektionen vermarkten zu können, werde ich Models brauchen, die meine Kleidung in Szene setzen können. Ich lege gar nicht so viel Wert auf eine bestimmte Kleidergröße oder einen bestimmten Typus von Model: Alina Badey 6 Auf dem Weg zum Modemacher XXX Indem du deine Gefühle nach außen trägst, durch deine Kleidung, z. B. helle Farben bei Fröhlichkeit. Außerdem: Nicht auf die Masse hören – tragen, was dir selbst gefällt. Ich persönlich folge keinem direkten Trend. Ich kaufe das ein, was mir persönlich gefällt, egal ob es im Trend ist oder nicht Viele würden mich als unmodisch bezeichnen. Ich finde es schöner, Mode zu machen, als sie zu tragen. Daher ist es für mich schwer, Menschen nach ihrer Kleidung einzuordnen. Man kann reich sein und sich trotzdem keine teuren Klamotten kaufen. Es kann sein, dass man über jeden Trend Bescheid weiß, ihn aber bei sich selber nicht umsetzen kann. Ich finde, man erkennt nur, ob Menschen sich trauen, individuell zu sein. Mehr nicht. Welche Botschaften kann ich selber ausstrahlen, was kann ich erreichen? Ich möchte durch meine Kleidung dem Träger das Gefühl vermitteln, dass er gerade mit Ecken und Kanten schön sein kann und nicht perfekt sein muss. Dein aktueller Praxistipp für unsere Leser? Wenn man dem aktuellen Streetwear-Trend folgen möchte, dürfen Oversize-Mäntel bzw. -Klamotten im Kleiderschrank nicht fehlen. Weg von den kurzen, knappen und dünnen Klamotten. Trendforscher prophezeien, dass dieses Jahr voluminöse Kleidung und viele Stoff-Lagen angesagt sind. Doch immer dran denken: Schön machen dich die Klamotten, in denen du dich wohl fühlst, denn erst dann bekommst du eine positive und schöne Ausstrahlung. „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Welche Seiten von Mode und Modeindustrie siehst du kritisch/passen dir so gar nicht in den Kram? Von Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder – Direktor im Jugendhaus Ich empfinde das Ideal der Schönheit, das uns die Modeindustrie zu vermitteln versucht, als ein großes Problem für die Gesellschaft, besonders für Jugendliche. Viele versuchen, diesem Ideal zu folgen, und werden immer oberflächlicher und bekommen immer mehr Selbstwertprobleme. Diese Frage treibt die Königinmutter im Märchen „Schneewittchen“ um. Im Rachefeldzug gegen ihre Stieftochter befragt sie ihren sprechenden Spiegel, der ihr die bittere Wahrheit offenbart: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.“ Mode sollte etwas sein, was Spaß macht und uns die Möglichkeit gibt, uns auszudrücken. Die Frage der Königin, wer da die Schönste sei im ganzen Land, ist bis heute eine überaus weit verbreitete Frage: Ob bei Miss oder Mister Germany, in Jugendmagazinen oder auf Partys, überall geht es um die Frage, wer die oder der Schönste ist. Schön aufgeteilt: das Titelbild dieser akzente-Ausgabe In seiner ausdrucksstarken Selbstinszenierung nimmt Miguel Angel Ramirez Jerez den Leser mit bohrendem Blick ins Visier. Doch das kritisch-forschende Hinschauen des jungen Designers richtet sich nur scheinbar auf ein Gegenüber. Wie in einen Spiegel sehend, fixiert der junge Designer auf diesem Foto sein eigenes Bild und zieht Bilanz. Selbstkritik, streckenweise bis zum Selbstzweifel, und einen übermäßigen Perfektionismus verdichtet er als negative Kräfte symbolisch zu einer schwarzen Fläche. Dieser dunkle See reicht bis zur Nasenspitze. Doch die Augen, die dem Blick auf sich selbst nicht ausweichen, sind bereits von einem reinen Weiß umgeben. Hier sind die Gedanken frei, und der angehende Modemacher hat seinen eigenen Weg in den letzten Jahren gefunden. Einen Weg, den er mittlerweile eher unbeeindruckt von der Meinung anderer geht. Dabei auf seine Mitmenschen zu achten, hilfreich zu sein, hilft ihm, den dunklen Pegel weiter sinken zu lassen. s: Mig Foto e tisch sthe ls ä eiß a dW rz un it. ang? hwa c S berg chke i n l Ü e d n h n ue efi wisc ls gra en B de z ? igen der a chei e o i mir S r e e e e b z i d D linie Gren ung n e b n f i r e e Tr hr cha Besc als s diese auch t sich e e i d s n befi e ich öhe Erleb her H c l e Auf w rez irez Je l Ram nge uel A In der Heiligen Schrift erfahren wir, wie wir die quälende Frage nach der oder dem Schönsten endgültig beantworten können. Im Buch Genesis heißt es: „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich“ (Gen 1,26). – Wir benötigen also keinen Spiegel wie im Märchen, um zu erfahren, wer der oder die Schönste im ganzen Land ist. Vielmehr werden wir selbst zum Spiegel des göttlichen Abbilds. Wer uns sieht, der kann die Schönheit Gottes sehen. Jeder Mensch hat somit eine göttliche Schönheit. Es geht nicht mehr um die Frage, ob wir die Schönsten sind, sondern ob wir die Schönheit Gottes widerspiegeln. Um diese Schönheit auszustrahlen, benötigen wir immer wieder eine Rückbindung an Gott selbst. Die Liturgie – die Feier unserer Gottesdienste – gibt der Schönheit Gottes ein Gesicht. Nur wer das Angesicht Gottes kennt, wer seine Liebe empfängt, wer seine Worte hört, kann sich davon berühren lassen. – Viele Jugendliche empfin- den leider die Gottesdienste in ihren Gemeinden häufig als langweilig und wenig ansprechend gestaltet. Also alles andere als schön und attraktiv, sondern eher langweilig und out. Die neue Initiative junger Christen – Young Mission – möchte genau das ändern. Hier können Jugendliche lebendige und mitreißende Gottesdienste erleben mit Liedern, die einem unter die Haut gehen. Aber auch in der stillen Anbetung wird uns die gesamte Schönheit Gottes offenbart. Wer in die Gegenwart Jesu Christi eintaucht, wer sich von seiner Schönheit und Liebe angezogen fühlt, der kann sich nur noch an dieser unfassbaren Schönheit Jesu Christi sattsehen und sie schließlich selbst ausstrahlen. Nicht ohne Grund ziehen uns Menschen mit „Ausstrahlung“ in ihren Bann. In der Regel können wir schon bei der ersten Kontaktaufnahme an den Augen ablesen, ob ein Mensch etwas Besonderes ausstrahlt. Einem Menschen zu begegnen, der ganz von der Liebe und Schönheit Gottes erfüllt ist, der ganz mit sich und Gott in Harmonie lebt – dieser zieht mich geradezu mit seiner Ausstrahlung, mit seiner Schönheit an. Denn das ist genau unsere Mission: die Schönheit Gottes widerzuspiegeln! „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ – Als Christen müssen wir Gott sei Dank keinen Spiegel nach unserer Schönheit befragen, denn wir sind der Spiegel des Schönen, wir sind der Spiegel Gottes. Deshalb sind wir mit Gott tausendmal schöner als all das, was diese Welt zu bieten hat! Abb.: Barocker Spiegel im Gartenhaus der Klosteranlage Hardehausen 7 8 Stimmen von Jugendlichen zum Thema „Lifestyle“ und „Schönheit“ Schön ohne Druck Stimmen von Jugendlichen zum Thema SCHÖN OHNE DRUCK „Lifestyle“ und „Schönheit“ Anke Meinhardt, Diplompädagogin, arbeitet als Leiterin einer Wohngruppe für Mädchen und junge Frauen mit psychischen Erkrankungen bei der Ev. Kinder- und Jugendhilfe St. Johannisstift in Paderborn. In ihrer Arbeit begegnet sie sehr vielen jungen Frauen, deren Störungsbild mit Essstörungen zusammenhängt. Anke hat während ihres Studiums lange in Hardehausen bei Orientierungstagen mitgearbeitet. Hier einige ihrer Gedanken zum Thema Schönheit. Lifestyle ist für mich, seinen eigenen Style auszuleben, z. B. darf mein Modestil etwas herausstechen. Schönheit ist etwas Äußerliches und Innerliches und zeigt sich durch einen starken Charakter. „Bei Mädchen und jungen Frauen ist das Thema ‚Schönheit und Ästhetik‘ ein sehr sensibles und erfordert eine tagtägliche Auseinandersetzung. Das ist oftmals nicht einfach! Ein Spagat zwischen ‚Ich esse, damit ich bin – ich bin und möchte doch anders sein – ich bin ok, so wie ich bin!‘“ Nils Jost, 15 Jahre, aus Sundern „Schönheit und Ästhetik werden Jugendlichen jeden Tag in den Medien vor Augen geführt und erwecken ein Ideal, dem es nachzueifern gilt. Egal, ob durch Modemagazine oder Heidi Klums Topmodels, es gibt einen (Ein-)Druck, der uns an dem zweifeln lässt, wer und wie wir sind. Mode und Marken sagen dir, wer du bist!“ „Ganz klar: Schönheit und Ästhetik spiegeln sich in der Figur! In einer schlanken Figur! Nur wer dünn ist, ist angesehen und erfolgreich! Dünne Menschen werden um ihre Figur beneidet, verkörpern das, was in den Medien vorgegeben und gelebt wird. Sie sind schön! Sie sind beliebt! Sie können das tragen, was die Modebranche vorgibt.“ „Oft ist es dann da auch die Angst, wenn man dem Ideal nicht von Natur aus schon entspricht oder die eigene Wahrnehmung eine andere ist, zum Außenseiter zu werden. Was tut man nicht alles dafür, um dazuzugehören, integriert zu sein, Freunde zu haben? Ein ganz normaler Wunsch, der die eine oder andere einen ganz schön hohen Preis zahlen lässt: lieber schlank und ‚in‘, als Gefahr zu laufen, geärgert, gemobbt oder ausgestoßen zu werden.“ „Aber: Mode und Medien bedeuten auch Vielfalt. Vielfalt, die es zu entdecken und wo es genauer hinzugucken gilt, denn dann kann Mode auch bedeuten, eine Wahl zu haben, zu kreieren, was einem selbst gefällt, und auszudrücken, wer man ist!“ Jana Crämer, eine junge Frau aus Paderborn, hat über ihre Essstörung einen Roman verfasst. Dazu hat ein Freund, David Müller, einen „Titelsong“ geschrieben. Mehr dazu in einem kurzen Video der „Lokalzeit OWL“. Schönheit kommt für mich von innen heraus. Ich kann, bevor ich jemanden nicht kenne, nicht sagen, ob er hübscher oder weniger hübsch ist als jemand anderes. Zu meinem Lifestyle: Ich denke, mein Lifestyle ist, dass ich immer ziemlich entspannt und locker bin. Ich mache, was mir gefällt, und lass mich nicht von irgendwem hetzen. Ausruhen ist für mich das Wichtigste, einfach mal Zeit für sich nehmen. Jana Meermann, 17 Jahre, aus Werl 9 10 11 Für mich ist der Begriff „Lifestyle“ sowohl altmodisch als auch modern; denn wie der Begriff auf Deutsch „Lebensstil“ sagt, ist er auf jeden Menschen individuell angepasst. Durch Klamotten drückt sich für mich Lifestyle aus: was mir gefällt, wo ich mich wohl fühle; z. B. gehört ein Stachelarmband zu meinem Lifestyle. Ich bin eher der rockige Typ. Schönheit hat für mich nichts mit dem Aussehen zu tun, sondern ist ein Gefühl, das jeder Mensch für sich selber entdecken muss. Denn jeder ist auf eine andere Art und Weise schön. Beim Thema Schönheit kommt es für mich allerdings nicht auf Äußerliches an. Wenn der Charakter stimmt, ist der Mensch auch schön. Maike Schmidt, 17 Jahre, aus Werne Justin Hüllmann, 20 Jahre, aus Delbrück Schönheit und Lifestyle heißen für mich, dass ich so sein kann, wie ich bin, in allen Arten und Formen, egal was ich anziehe. Hauptsache, ich fühle mich wohl in meinem Körper. Mein Lifestyle ist sehr unterschiedlich – so wie ich mich gerade fühle – mal bunt oder halt sehr gedeckt. Ich ziehe gerne lange Strickjacken an und trage meinen selbst gemachten Schmuck. Pia von Rotteck, 19 Jahre, aus Hamm Schönheit ist etwas, was man auch teilweise ausstrahlt und was jeder auf irgendeine Weise besitzt. Daher ist auch jeder Lifestyle einzigartig. Tim Hofstetter, 16 Jahre, aus Sundern 12 „ Interview mit Prof. Dr. Sellmann zum Thema Schönheit G ott in seiner Interview mit Prof. Dr. Sellmann zum Thema Schönheit himmlischen H ängematte : Mensch, was sind die schön! I nterview mit P rof . D r . M atthias S ellmann Haben Christ-sein und Schön-sein etwas mit einander zu tun? Oh ja. Schönsein gehört zu den Grundwünschen von Menschen. Dabei hat natürlich jede und jeder eine andere Vorstellung davon, was „Schön-sein“ bedeutet. Aber sich und anderen zu gefallen, und zwar so, dass man sich dabei nicht verstellen muss, das ist ein Grundpfeiler für das, was wir „Glück“ nennen. Christsein fügt dem Ganzen sogar noch etwas hinzu: Auch vor Gott als jemand leben zu können, der ihm gefällt, zu wissen: Gott findet mich schön und freut sich an mir – das hat doch Klang, das hat Vibe, das hat Flow. Wann ist ein Mensch schön? Da gibt es kaum objektive Kriterien. Es gibt allerdings bestimmte Maße von Harmonie, die tatsächlich universal als schön qualifiziert werden. Der berühmte „Goldene Schnitt“ zum Beispiel scheint so etwas wie eine allgemein geltende evolutionäre Konstante zu sein. Und es gibt eine weitere interessante und auch irgendwie tröstliche Dimension: Wir finden im universalen Maßstab, also sozusagen vom Nordpol bis zum Kongo, das Phänomen, dass total stimmige Maße gerade nicht als schön empfunden werden. Es geht immer um die leichte Asymmetrie, um den kleinen Fehler, der ein Gesicht schön macht: die etwas zu lange Nase von Julia Roberts etwa oder die “ etwas zu großen Ohren von Daniel Craig und so weiter. Das ist doch tröstlich, gerade wenn man es so empfindet, dass man den geltenden Model maßen nie entsprechen wird: Erst die Abweichung von der Perfektion macht uns schön! Sie haben einmal darauf hingewiesen, dass es eine kognitive, eine ethische und eine ästhetische Sicht auf die Welt gibt. Kann es sein, dass wir in der Kirche die ästhetische Sicht zu oft vernachlässigen? Ja, das denke ich schon. Man müsste das natürlich intensiver belegen. Aber pointiert gesagt: Wir sind es gewohnt, das Christsein über seine Wahrheit zu verkünden: Lehre, Dogma, Katechese – oder es über seine Moral stark zu machen: Werte, Ethik, Gebote usw. Beides ist unverzichtbar. Christsein steht dann für das Wahre („Erklär es mir!“) und für das Gute („Tu dies und das!“). Das ist großartig. Aber es fehlt etwas, das „Zeig es mir!“. Das Schöne. Gott ist nicht nur Wahrheit und Gutheit, er ist auch Schönheit. Und Schönheit kann ein Weg zu Gott sein. In unserer Bildgesellschaft meiner Meinung nach sogar einer, der besonders wichtig ist. In der Bibel lesen wir, dass Gott sich an der Schönheit der Welt, die er geschaffen hat, freut. Was heißt das für einen christlichen Blick auf die Welt? Wir können das ja mal an einer Bibelstelle festmachen. Da heißt es im Schöpfungsbericht der Genesis: „Und er schaute, was er gemacht hatte, und es war sehr gut.“ Da geht es um die Erschaffung der Welt. Dieses Wort, das hier mit „gut“ übersetzt wird, hat nicht nur diesen ethischen Aspekt, den wir im Deutschen hören. Es geht hier eher um das Gute, das von sich reden macht, das glänzt, das deswegen schön ist, weil es gut ist. Insofern gibt es Theologen, wie etwa den verstorbenen Kardinal von Mailand, Martini, die haben vorgeschlagen, folgendermaßen zu übersetzen: „Und er schaute, was er gemacht hatte, und es war sehr schön.“ Jetzt kann man ja mal bei sich nachhören, welche Körpergefühle sich einstellen. Wenn mir jemand sagt: „Es ist gut, dass du da bist“, dann fühle ich mich nützlich, wertvoll, dann ist da ein normativer Horizont, den ich erfülle. Da ist auch etwas Anstrengung im Raum, denn ich will auch morgen, dass mich jemand in diesem Sinne gut findet. Das macht es etwas anstrengend. Wenn andererseits jemand zu mir sagt, „es ist schön, dass du da bist,“ dann ist dieses Anstrengende irgendwie weg. Dann ist Absichtslosigkeit im Raum. Freiheit. Tatsächlich ist die ästhetische Erfahrung eine Unterdimension von Freiheit, ja sogar von Zweck-Freiheit. Ich entspanne mich im Schönen, es existiert pulsierende Gegenwart und eben nicht zu erringende Zukunft. Insofern ist es schon etwas anderes, ob ich mich vor einem Gott bewege, der mich und meine Welt gut findet. Oder ob ich es im Glauben lerne, meinem Gott auch zuzutrauen, dass er mich und meine Welt schön findet. Wenn man mal so sprechen darf: Das wäre dann ein Gott, der in einer himmlischen Hängematte liegt, auf „seine“ Welt und „seine“ Menschen schaut, leise vor sich hin pfeift und entspannt sagt: „Mensch, was sind die schön!“ Ich will das nicht gegeneinander ausspielen. Aber dieses zuletzt Genannte können wir neu entdecken. Welcher Auftrag ist damit für getaufte Christen – die ja eine neue „Schöpfung“ sind – verbunden? Ja, vor dem Hintergrund des bisher Gesagten ist damit eben überhaupt kein Auftrag verbunden. Dann würde man das Schöne doch wieder in Ethik übersetzen. Es ist vielmehr so, und dies ist motivationspsychologisch reichlich bezeugt: In der Erfahrung des Schönen finde ich mich als jemand vor, der das Schöne bewahren und wiederholen möchte. Auch der Wortbefund weist darauf hin: Das deutsche Wort „schön“ kommt unter anderem von „schonen“. Insofern wird jede und jeder, der in dieser Welt Schönheit erfährt und für andere Leute Schönheit produziert, jemand sein, der 13 sich auch für den Erhalt und die Qualität dieser Schöpfung einsetzen wird. Muss ich mit mir selbst zufrieden sein, um mich über die Schönheit/Kreativität anderer freuen zu können? Wahrscheinlich ist das so. Aber niemand muss mit sich selbst zufrieden sein. Wer das muss, wird es wohl kaum jemals sein. Ich darf mit mir selbst zufrieden sein, um mich über die Schönheit anderer freuen zu können. Das heißt umgekehrt: Ich sehe die Schönheit eines anderen und bin gerade deswegen mit mir im Frieden. In der Geschichte hat die Kirche auf der einen Seite Schönheit geschaffen (Kunst, Architektur, Liturgie …), andererseits stand aber auch oft (körperliche) Schönheit im Geruch des Gefährlichen, wenn nicht gar des Sündigen … Ja, gerade das Körperliche und das Erotische sind oft nur als Gefahr erkannt worden, nicht als Chance, als Heilung und als starke Kraftquelle. Und tatsächlich würde auch ich sagen, dass man einer gewissen Reife bedarf, um sich den Kräften des Schönen, die sich in diesen Bereichen zeigen, nicht auszuliefern, sondern mit ihnen kreativ bleiben zu können. Eigentlich hat die Kirche hier etwas sehr, sehr Kostbares erkannt: Liebe muss auch geschützt werden können. Es gilt allerdings, dieses Neue in anderer Sprache und mit viel mehr Lernbereitschaft in den Dialog mit heutigen Liebenden zu bringen. Wo kommt in der Kirche das vor, was Jugendliche als schön empfinden? Was müssen Christen ausstrahlen, damit Jugendliche Glaube und Kirche als schön empfinden? Ich glaube, hier geht es weniger um das „Was“, sondern um das „Dass“. Wo jemand etwas ausstrahlt, und zwar etwas Positives, das in mir das Positive weckt und wachsen lässt, wo jemand anscheinend ein Geheimnis hat, das aus ihm herausstrahlt, da möchte ich seine Geschichte hören. Und wenn diese Geschichte die eines Gottes und einer Gottesbeziehung ist, werde ich automatisch hineingezogen in ein Magnetfeld, das ich näher erkunden möchte. Prof. Dr. Matthias Sellmann (* 1966 in Neheim-Hüsten) ist Pastoraltheologe an der RuhrUniversität Bochum und Gründer und Direktor des Zentrums für angewandte Pastoral forschung (ZAP). 14 15 Schönheit, „ die unter die Haut geht. Dominik Für mich ist jedes Tattoo eine Momentaufnahme, eine Phase meines Lebens, die etwas zu meiner Identität beigetragen hat. das Tattoo nicht sofort sehen soll. Ich habe lange überlegt, ob ich auch die entsprechende Abkürzung der Bibelstelle dazuschreibe, habe mich dann aber nur für die drei Worte entschieden. Dominik Mutschler (27) und Joana Drießen (26) haben Religionspädagogik in Paderborn studiert und arbeiten als Gemeindereferenten. Beide sind In diesen Motiven steckt ja offenbar sehr viel von eurer Persönlichkeit. Was möchtet ihr damit über euch, euer Leben, euren Glauben, euren Lebensstil aussagen? tätowiert und sprechen über ihre Beweggründe. Benedikt Hebbecker und Karsten Schwenzfeier trafen die beiden im Tätowier-Studio „101“ in Hagen. Ihr beiden habt euch auch tätowieren lassen. Welche Motive habt ihr euch stechen lassen? Wie kam es dazu? Auf dem Oberkörper habe ich den Schriftzug „Effatta!“: Öffne dich. Es ist in altgriechischer Schrift geschrieben, dessen Übersetzung ich mir von meiner Exegese-Dozentin bestätigen ließ. Dominik: Ich habe insgesamt fünf Tattoos. Das erste, die „Betenden Hände“ von Dürer und einen Rosenkranz, habe ich mit 17 machen lassen. Damals war ich zwar gläubig, das Tattoo hatte aber nicht wirklich was mit meinem Glauben zu tun, sondern war einfach cool. Zwei weitere Motive sind: der Ichthys als Zeichen für Wasser, Leben, Bewegung und ein Schriftzeichen aus der Islamwissenschaft, was mich sehr fasziniert hat, nämlich das arabische Wort für Jesus, was dort übersetzt „Wort Gottes“ heißt. Später im Studium kamen dann nach und nach weitere hinzu. Heute habe ich fünf Projekte auf meinem Oberkörper abgebildet. Auf dem linken Arm den Markus-Löwen (Symbol des Evangelisten Markus) sowie die Schrift: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ aus dem Lukasevangelium. Dann das Papstwappen von Johannes XXIII., weil er als Konzilspapst für mich eine ganz besondere Rolle spielt. Joana: Vor drei Jahren habe ich mein erstes Tattoo stechen lassen, und es soll auch das einzige bleiben. Meine Schwester hatte schon eins, und ich fand es auch cool. Mir war von Anfang an klar: Wenn ja, dann das. Nämlich die drei Worte „Glaube, Hoffnung, Liebe“. Die drei Worte stehen auf meinem rechten Fuß. Den Fuß habe ich u. a. daher gewählt, weil man Dominik: Ab meinem zweiten Tattoo habe ich mich bewusst für die christlichen Motive entschieden. Ich war reifer geworden. Ich will mit meinem Lebensstil gleichzeitig nah an Kirche und Glaube dran sein. Und der Glaube bietet mir eine Vielfalt in der Bildsprache an. Mir ist wichtig, wie ich auf andere wirke. Durch die Tätowierung wird sicherlich meine extrovertierte Seite auch deutlich. Tattoos sind für mich absolut ästhetisch. „ Joana Mit dem tätowierten Schriftzug „Glaube, Hoffnung, Liebe“ möchte ich meiner Überzeugung Ausdruck verleihen. Joana: Glaube, Hoffnung und Liebe sind drei Dinge, die mich durch mein Leben getragen haben und die mich auch in Zukunft tragen werden. Dort stehe ich drauf – daher auch der Fuß. Ich habe lange überlegt und ausprobiert, wie die Schrift auf dem Fuß aussehen soll. Ich habe mich dann für meine eigene Handschrift entschieden, nachdem ich eine Woche lang ausprobiert habe, die für mich schönste Schrift zu finden. 16 17 im akzente-Magazin Das ist JUPA Der Markus-Löwe, der Satz: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ aus dem Lukasevangelium und das Papstwappen von Johannes XXIII. schmücken den linken Unterarm. Habt ihr das Tattoostechen schon einmal bereut? Der direkte Draht Dominik: Nein. Wenn ich meine Tattoos so anschaue, denke ich hin und wieder: Das eine oder andere musst du vielleicht mal nachstechen lassen, denn meine Haut hat sich seit dem ersten Tattoo auch schon etwas verändert … Viele sagen ja: „Wenn du alt bist, sehen Tattoos scheiße aus.“ Für mich ist jedes Tattoo aber eine Momentaufnahme, eine Phase meines Lebens, die etwas zu meiner Identität beigetragen hat, und da ist es mir egal, ob das später etwas schrumpelig aussieht. Seit über vier Jahren gibt es das Jugendportal JUPA im Erzbistum Paderborn. Hier vernetzt sich katholische Jugendarbeit in ihrer ganzen Vielfalt. Die JUPA-Redaktion ist neben dem klassischen Redaktionsalltag auch für das Thema Medienkompetenz in der Jugendarbeit zuständig und organisiert so beispielsweise die Hardehausener Medientage. Auf Anfrage werden Seminare und Workshops zur Medienarbeit organisiert. Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder und Dirk Lankowski als verantwortlicher Redakteur sind für das Jugendportal JUPA verantwortlich. Über die Adresse [email protected] oder telefonisch unter 05642 6009-43 im Jugendhaus Hardehausen ist die Redaktion erreichbar. Nachrichten sind ebenfalls über WhatsApp: 0151 / 61316746 und die Facebook-Fanpage facebook.com/JUPA.Paderborn möglich. „EFFATTA!“ Altgriechischer Schriftzug. Er bedeutet: Öffne dich. Joana: Nein. Es gefällt mir. Bitte vervollständige diesen Satz: Schönheit, die in die Tiefe geht, ist für mich … Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder „ICHTHYS“ Dominik: Schönheit, die in die Tiefe geht, ist für mich … ein Credo! Joana: Schönheit, die in die Tiefe geht, ist für mich … was immer bleibt! … was mich immer an bestimmte Momente erinnert! Als Zeichen für Wasser, Leben, Bewegung Auf der Innenseite des rechten Oberarms: Das arabische Wort für Jesus. Übersetzt heißt es „Wort Gottes“. JUPA-Redakteur Dirk Lankowski 18 Zwischen Moderne und Tradition Von owski Dirk Lank Es war im Jahr 2013, als IKEA die in der der Schweiz entworfene „Chalet-Kollektion“ auf den Markt brachte und in unserer Republik der Hype um den Hirsch ausbrach, der bislang nur als KultTier im Logo von Jägermeister firmierte. Da gab es in Blogs Erfahrungsberichte über die verzweifelte Suche nach den Hirsch-Produkten. Wie in einem Rausch wurden die schwedischen Möbelhäuser landauf, landab besucht, um möglichst noch Produkte dieser limitierten Kollektion zu erwerben. Gefühlt wollten alle den Hirsch haben, und in den meisten Möbelhäusern waren die Regale leer. Die „Chalet-Kollektion“ und der Hirsch standen damals und heute für ein Gefühl von alpinem, traditionsbewusstem Lifestyle. Zwischen und Moderne Tradition Ein Hirsch wird zum Symbol für L if e style Was gibt es Schöneres, als an kalten Wintertagen hoch oben auf den Hügeln des Sauerlandes, in einer verschneiten Landschaft, in einem nach Holz duftenden Ferienhaus ein paar Tage zu verbringen? Kerzen, bequeme Kissen und alles in wunderbar warmen Naturtönen lassen ein gemütliches Ambiente entstehen. Über dem Kamin prangt ein kapitaler Hirsch, die Kuscheldecke ist mit ebendiesen Tier verziert, und die Tasse mit leckerem, duftendem Kakao trägt das Konterfei eines Hirsches. Für manchen ist das bestimmt im Sauerland oder im Teutoburger Wald möglich, alle anderen können sich höchstens mit der geeigneten Dekoration diese Winterstimmung ins Haus holen. Im Jahr 2012 haben wir das Jugendportal JUPA gestartet und mit dem Hirsch ein biblisches Maskottchen auf die Reise durch die Wälder der Egge, des Teutoburger Waldes und des Sauerlands geschickt. Der rote Hirsch mit Leopardenfell, Zebrastreifen und QR-Code soll für die „wilde Vielfalt“ katholischer Jugendarbeit werben. Der Psalmvers „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir“ (Ps 42,2) drückt dabei die Suche nach dem erfrischenden und lebendigen Wasser, letztendlich Jesus Christus, aus. Wilde Vielfalt führt nicht zwingend dazu, dass etwas unkenntlich wird. Der Psalm war neben einer – nennen wir es „besonders kreativen“ – Redaktionssitzung der Ideengeber für den JUPA-Hirsch. Dass wir in unserer kleinen Redaktion parallel zur Designabteilung eines großen Möbelhauses an einer Design-Line mit Hirsch gearbeitet haben, hat uns ein Jahr später sehr gefreut, schließlich war der JUPA-Hirsch nicht ganz unumstritten als Maskottchen. Zweifellos sieht der bunte JUPA-Hirsch mit seiner wilden Musterung nicht so aus, wie man es von Hirschen sonst gewohnt ist. Trotz allem bleibt er aber eindeutig ein Hirsch: Er trägt ein mächtiges Geweih und röhrt in hirschtypischer Haltung seine Botschaft – die Themen und Botschaften der Jugendlichen – in die Welt. Was zeigt: Veränderung des Lifestyles, zunehmende Buntheit oder auch „wilde Vielfalt“ führen nicht zwingend dazu, dass etwas unkenntlich wird. Unsere Erfahrungen rund um JUPA zeigen, dass wir in der katholischen Kirche auch eine Ästhetik brauchen, die junge Menschen anspricht oder von ihnen gestaltet wurde. Eine ansprechende Designsprache ist heute wichtiger denn je. Dynamik, starke Sinnlichkeit und Sinnesreize sind nötig, für die ästhetischen Formen haben sich Wörter wie „Power“, „Action“ und „Drive“ eingebürgert. Zusammen mit jungen Menschen können wir ein ästhetisches Bild von Kirche zeichnen: bunt, wild, vielfältig. Und so muss wohl auch Papst Franziskus beim letzten Weltjugendtag gedacht haben, als er den jungen Menschen zurief: „In euch sehe ich die Schönheit des jugendlichen Antlitzes Christi, und mein Herz ist voller Freude!“ 19 20 Überlegungen einer Innenarchitektin Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Heiliger Bimbam testet tumblr In Deutschland zählt tumblr bisher zu den weniger bekannten sozialen Netzwerken. Dem Konzern Yahoo war es allerding im Jahr 2013 1,1 Milliarden US-Dollar wert. Denn auf tumblr sind vor allem junge Nutzer unterwegs, 50 Prozent sind unter 25 Jahren. tumblr hat sich gerade bei jüngeren Nutzern immer mehr zur Alternative zu Facebook entwickelt. Während bei Facebook die meisten mit Klarnamen angemeldet sind, ist bei tumblr die Nutzung von Nicknames ganz normal. tumblr funktioniert dabei wie eine Mischung aus Facebook, Twitter und klassischem Blog. Jeder Nutzer hat eine eigene Seite, die er wie ein Blog mit Inhalten füllt. Das Schöne daran: Texte, Fotos, Videos oder auch Audio-Aufzeichnungen lassen sich mit wenig Aufwand in die eigenen Beiträge einbauen. Wir testen tumblr für euch: heiliger-bimbam.tumblr.com Willst du … Kino-Kolumne, Soundcheck und Saints4Life Interviews führen? … im Paderborner Dom fotografieren und filmen? … mitentscheiden, wie wir über Themen berichten und eigene Schwerpunkte setzen? … Hintergründe recherchieren oder Meinungsartikel beisteuern? … Und das Ganze gegen eine angemessene Aufwandsentschädigung? Melde dich bei uns, gerne mit ein paar Worten sowie Arbeitsproben oder ersten knappen Ideen. Schick eine E-Mail an redaktion@jupa-paderborn. de und werde Teil der JUPA-Redaktion – egal ob Autor, Fotograf, Videojournalist oder YouTuber, egal ob im Ruhrgebiet, Sauerland oder im Rest des Erzbistums. Regelmäßig, mindestens einmal im Monat, gibt es auf www.jupa-paderborn.de Texte, die anders sind. Da geht es nicht klassisch um katholische Jugendarbeit, nicht um eine Veranstaltung oder eine neue Aktion, sondern einfach um Musik, Kino oder Spiritualität. JUPA-Mitarbeiter schauen sich nach neusten Bands in der christlichen Popularmusik um, schreiben über die neusten Kinofilme oder – jetzt wird es etwas crazy – treffen einen Heiligen. Kino-Kritik, Soundcheck oder Saints4Life findet ihr am einfachsten über die Suchfunktion auf JUPA. SERE SPOT LIGH T AUF UN INN E N N E U E N M ITA R B E ITE R U N D M ITA R B E ITE R Der Name „Heiliger Bimbam“ ist ein bisschen verrückt, ebenso wie das Netzwerk und unsere Inhalte auf der Seite auch. Hannelore Tewes Loretta Katt Svenja Wicker Silvia Schmidts Marsel Zebua Petra Alliotta YouTuber unterwegs mit JUPA Zusammen mit JUPA ging es im letzten Sommer für 15 Jugendliche zu den VideoDays in Köln. Dort trifft sich regelmäßig die YouTuber-Szene, um die Besten ihrer Zunft zu küren und eine große Party zu feiern. Einige der Jugendlichen sind als Nachwuchs-YouTuber, technisch und inhaltlich unter- David_Unterstrich www.youtube.com/channel/ UCkn5MH2ycY6obnXJOJemraQ stützt von JUPA, unterwegs. „David_Unterstrich“ berichtet beispielsweise aus seinem Alltag und hat auch einen VLog über eines der YOUNG MISSION Weekends produziert. Der Kanal „WhoWe Are!“ gehört Jugendlichen der Jugendkirche Büren. WhoWeAre! www.youtube.com/channel/ UC21DxalK3iCnlVOOiC8okNQ Marvin Büschel David Fuhrmann Annette Seip Vincent Schnellmann www.jupa-paderborn.de Ralf Scholle Sylvia Berendes 21 22 Flüchtlinge in Hardehausen Von Homs, Raqqa, Damaskus oder Mossul nach Hardehausen Von Georg Pahlke Am 8. Oktober sind sie in Hardehausen angekommen: sechs Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak. Seitdem wohnen die Männer zwischen 18 und 43 Jahren im Forsthaus an der Alten Kleinenberger Straße in der Wohnung, die bis April 2014 den Konvent der Franziskanerinnen beherbergte. Humam, Imad, Kaesar, Hamed, Haysam und Abdalrahman berichten von ganz ähnlichen Erlebnissen: Bombenangriffe, Autobomben, Bedrohung durch Milizen. Auch ihr Weg nach Deutschland ist bei allen der gleiche: von der türkischen Küste auf die griechische Insel Kos, von dort aufs Festland und über den Balkan nach Deutschland. Nur Humam hatte das Glück, von Athen aus mit dem Flugzeug nach Frankfurt zu gelangen. Bis zu 1.200 Euro verlangen die kriminellen Schlepper von den Flüchtlingen und bieten ihnen dafür brüchige und heillos überfüllte Boote, in denen sie sich selbst überlassen bleiben. „Ich habe extra 800 Euro mehr bezahlt. Mir wurde versprochen, dass dafür weniger Leute auf dem Boot sind, dass es sicherer ist“, erzählt Humam von seiner Flucht. Als er am Boot ankam, war auch dieses überfüllt. Rund zwei bis drei Wochen sind alle unterwegs gewesen, bis sie sich in einem Erstaufnahmelager in Straelen am Niederrhein trafen. Von dort wurden sie von der Stadt Warburg in die Wohnung in Hardehausen geschickt. Alle sechs verbindet der Grund für ihre Flucht: die Angst vor dem Tod, der ihnen in ihrer Heimat tagtäglich begegnet ist. Besonders hart zu spüren bekam Kaesar die Gewalt des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS). Er ist der einzige Iraker und Christ unter ihnen und damit Zielscheibe der islamistischen Kämpfer. Sein Onkel wurde durch eine Autobombe getötet, sein Vater im Krieg schwer verletzt. Kaesars Vater schickte seine beiden Söhne los. Sie sollen es besser haben, sie sollen leben. links: Während der Mittagspause wurde Humam Mugusʼ Zahnarztpraxis durch eine Autobombe verwüstet. | mittig: Brennendes Gebäude in Homs | rechts: Humam Mugus Kaesar aus Mossul, Nordirak, syrisch-orthodoxer Christ Mehr Informationen zu dem Thema Auf der Flucht wurde Kaesar von seinem Bruder getrennt. „Ich hoffe, ich finde meinen Bruder hier wieder“, sagt er. Auch Hamed stand im Fadenkreuz des IS, für den nicht Recht und Gesetz des Staates, sondern nur die Scharia, und diese auch nur in der fundamentalistischen Auslegung, gilt. Vor einem Jahr hat er sein Jura-Studium abgeschlossen. „Der IS verfolgt Juristen. Seine Gerichtsbarkeit ist einzig und allein die Scharia. Er will keine unabhängigen Richter“, erzählt er. Im Gespräch kommen die Männer immer wieder auf ihre Familien zu sprechen. Der Zahnarzt Humam, dessen Praxis in Homs durch eine Autobombe zerstört wurde. Seine Frau und die zehn und drei Jahre alten Kinder sind in Libyen, aber auch dort ist, seit der Staat zusammengebrochen ist, niemand mehr sicher. In Hardehausen fühlen sie sich trotz allem sehr wohl. Inzwischen besuchen sie regelmäßig den Deutschunterricht in Warburg. Daneben bereiten sich die sechs Männer auf den Alltag in Deutschland vor. Einkaufen, Verkehrsregeln fürs Fahrradfahren, Geld, eine fremde Kultur – es gibt viel zu lernen. „Das Essen in Deutschland ist gut. Nur das arabische Fladenbrot vermissen wir sehr“, erzählt Humam. Zur Freude aller fanden sie bei einem Besuch in Paderborn dünnes Fladenbrot im türkischen Supermarkt. „Es ist schön, ein Stück Heimat hier zu haben“, freut sich Imad. Was genauso belastend ist wie die Ungewissheit über die Situation ihrer Familien, ist das Warten auf eine Entscheidung über Asylanträge und Aufenthaltsrecht. Aber es heißt erst einmal abwarten. Erst nach der Anerkennung dürfen sie bleiben – offiziell, legal. Erst dann gibt es auch eine Chance, Frau und Kinder nach Deutschland zu holen. Erst dann sind sie wirklich angekommen. 23 24 XXX Chronik 2015 Das XXX 25 (und noch viel mehr!) ereignete sich 2015 im Jugendhaus Hardehausen März: •Gebetomat in Hardehausen •Beginn des Umbaus im Kornhaus •Verabschiedung von Diözesanstelle Berufungspastoral und Schwesternkonvent Januar: •akzente-Versand •Besuch von Bischof Ramaroson aus Madagaskar im Jugendhaus Mai: •Vor 725 Jahren kamen die Zisterzienser nach Hardehausen: Feier des Klosterjubiläums mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jugendhaus und Landvolkshochschule Februar: •Der Landesvorstand des BDKJ und zwei CDU-Landtagsabgeordnete, die sich mit Jugendpolitik beschäftigen, besuchen Hardehausen* •Young Mission: #Tonartwechsel * v. l. Tobias Agreiter (BDKJ-Landes vorstand), Annika Manegold (BDKJ-Diözesanvorstand), Walter Kern MdL, Sebastian Koppers (BDKJDiözesanvorstand), Sarah Primus (BDKJ-Landesvorstand), Bernhard Tenhumberg MdL •Abschluss des BandcoachingProjektes „Gott braucht Musik“ beim Liederfest 2015 26 •Drei Künstler und ein Künstlerehepaar beteiligen sich an einem Wettbewerb zur Innengestaltung der Kirche, realisiert wird der überarbeitete Entwurf von Lutzenburger & Lutzenburger XXX Chronik 2015 XXX 27 Juni: •Fairer Kaffeeklatsch des Eine-WeltArbeitskreises des Jugendhauses Oktober: •Treffen der Klosterführerinnen •Young Mission „on Tour“ in Unna: #Feel The Spirit •Begegnung mit Flüchtlingen in Orientierungstagen •Teamertag für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Orientierungstagen •Betriebsausflug nach Dortmund •Einführungsseminar für neue Auszubildende im Erzbischöf lichen Generalvikariat •Klettertag für Teamer bei Orientierungstagen •Sprachunterricht für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak •Young Mission: „Was gibt dir Kraft?“ November: •Verabschiedung von Dietrich Wenner in den Ruhestand nach 20 Jahren Mitarbeit im Empfang September: •Schüler des Helmholtz-Gymnasiums machen archäologische Funde auf dem Kirchplatz •Flüchtlinge aus Warburg zu Gast in den Orientierungstagen des Gymnasiums Sundern Dezember: •Ersthelfertraining für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
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