Abstract für den Vortrag vom 7.12. 2015 an der Universität Bielefeld Die Gerichtetheit von Vermögen: Frühneuzeitliche Antworten auf ein wiederentdecktes Problem Dispositionale Eigenschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie in einem eigenartigen Sinne auf ihre Manifestationen ausgerichtet sind. So ist die Brennbarkeit eines Gegenstandes insofern auf dessen Brennen ausgerichtet, als ein brennbarer Gegenstand dazu neigt, in den geeigneten Umständen zu brennen. Die Zerbrechlichkeit eines Glases wiederum ist insofern auf dessen Zerbrechen ausgerichtet, als die Zerbrechlichkeit eines Glases dafür verantwortlich ist, dass es zerbricht, wenn es einem hinreichend großen Druck ausgesetzt ist. Doch wie genau ist diese Gerichtetheit von dispositionalen Eigenschaften oder Vermögen zu verstehen? Einige zeitgenössischen Philosophen haben die These vertreten, dass die Ausrichtung von Dispositionen auf ihre Manifestationen eine intentionale Ausrichtung ist, so dass dispositionale Zustände als eine Art intentionaler Zustände gelten sollten. Eben diese These nahm etwa D.M. Armstrong zum Anlass, die Annahme dispositionaler Eigenschaften zurückzuweisen. Wäre es nicht absurd anzunehmen, dass physikalische Gegenstände über intentionale Zustände verfügen, nur weil sie sich unter bestimmten Bedingungen auf eine spezifische Weise verhalten? Eine ganz ähnliche Überlegung findet sich bereits in der frühen Neuzeit bei René Descartes, der sich damit gegen die Annahme aristotelischer Formen und Vermögen wandte und so eine Herausforderung formulierte, die auch heutige Philosophinnen und Philosophen noch umtreibt: Wie soll unsere Rede über Vermögen verstanden werden, wenn Vermögen Eigenschaften sind, die auf gewisse Manifestationen ausgerichtet sind? In meinem Vortrag werde ich einige frühneuzeitliche Antworten auf dieses alte/ neue Problem vorstellen. Diese Antworten sind nicht zuletzt deshalb interessant, weil sie uns auf Probleme aufmerksam machen können, die sich auch manch heutigem Vorschlag zur Erklärung der Gerichtetheit von Vermögen stellen.
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