Angelika de Marco Aus der Praxis einer Musikgeragogin Die Inhalte einer Musikstunde in einer Senioreneinrichtung bestehen aus einem Rituallied am Anfang und Schluss, am besten mit persönlicher Begrüßung mit Namen. Auch klare Rituale im Stundenablauf geben Sicherheit: in meinen Stunden gibt es immer eine gestaltete Mitte mit Tuch, um Inhalte der Stunde visuell wahrzunehmen. Es handelt sich meist um themenorientierte Stunden verbunden mit Biographiearbeit, um Erinnerungen wach zu rufen, um Zusammenhänge zu begreifen und um sich in einzelne Stundenelemente besser einfinden zu können. Dazu wähle ich Themen, die für Senioren interessant sind: was haben diese Menschen in ihrer Jugend erlebt, welche Lieder gesungen oder gehört (Liedgut: Wander- und Heimatlieder, Kinderlieder, Schlager, Oper und Operette). Zum Thema lernen sie dann passende Lieder und Texte kennen, gestalten und begleiten sie passend. Dabei werden elementare Instrumente gespielt (Rassel, Trommel, Schellen, Triangel, …), gemeinsame Stimm- und Bewegungsaktionen erlebt, Sitztänze kennengelernt und es findet aktives Musikhören statt. Hier können möglichst viele Sinne (wie Hören, Sehen, Riechen, Fühlen) angesprochen werden, um das Thema zu vertiefen. Allgemein zusammengefasst bedeutet das: die Senioren beschäftigen sich mit Stimme, mit Bewegung, mit Instrumenten und Materialien. Dabei drücken sie sich aktiv und kreativ mit Musik und Bewegung aus. Um solche erlebnisreichen Musikstunden zu halten, sind vorher mehrere Rahmenbedingungen zu klären: Zusätzlich zur Lehrkraft ist immer ein Verantwortlicher aus dem Heim während der Musikstunde anwesend. Es ist ein größerer Gemeinschaftsraum oder eine Aula nötig, um einen Sitzkreis machen zu können. Auch ein enger Kontakt mit den Betreuern ist wünschenswert, damit das musikalische Angebot bekannt ist, damit beim Abholen und Hinbringen der Senioren mitgeholfen wird und damit auch Unterstützung beim Erinnern und Aufgreifen der musikalischen Inhalte einer Unterrichtsstunde möglich wird. Eine Musikgruppe sollte mit Kontinuität mind. über 8-10 Einheiten stattfinden Eine mögliche Variante der musikgeragogischen Arbeit wäre ein Gemeinschaftsprojekt mit Senioren und Kindern (geeignet: 2.-3. Klasse). Dazu sollte räumliche Nähe von Seniorenheim und Schule gegeben sein und die passenden Inhalte für Kinder und Senioren gemischt werden. Auch Seniorenunterricht in Kleingruppen (z.B. bei stark demenziell veränderten Menschen) ist denkbar. Der Musikgeragoge kann auch einzelne Senioren auf dem Zimmer besuchen (bei bettlägrigen, schwerkranken oder sterbenden Menschen). Natürlich ist auch Einzel- oder Gruppenunterricht auf einem Instrument bei vitalen älteren Menschen möglich, es gibt inzwischen Seniorenchöre oder Seniorenorchester. Eine sehr interessante und vielseitige Möglichkeit des Instrumentalunterrichts im Alter ist der Einzel- oder Gruppenunterricht mit der Veeh-Harfe. Bei allen musikgeragogischen Angeboten steht das aktive Musikausüben, das Selbst-Tun im Vordergrund. Das positive Musikerleben möchte innere Zufriedenheit des Musizierenden erreichen und sinnerfüllte Zeit schenken. Die Musik spricht in jedem Alter die Gefühle aller Menschen an und kann somit immer positiv emotional erlebt werden! 1
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