8 Nach Mensch und Welt fragen Du möchtest im nächsten Schuljahr an einem Schüleraustausch teilnehmen. Die Familie deines Austauschpartners möchte sich gern ein Bild von dir machen und bittet dich, dich in einem Brief vorzustellen. Du schreibst … Seit dem 14. Juli 2015 sind wir zu fünft! Wir sind glücklich über die Geburt burt unserer Tochter Laura! Laura ist 48 cm groß und wiegt 3140 Gramm. Susanne, Wolf, Dominik und Pia Zimmermann, Bochum ? Wer bin ich eigentlich – wie sehe ich mich selbst? ? Wer bin ich eigentlich – wie sehen mich andere? ? Was macht mich zu einem einmaligen, unverwechselbaren Menschen? ? Wie lebe ich damit, dass alle anderen auch einmalige und unverwechselbare Menschen sind? ? Wie könnte mich Gott sehen? ?… 9 So ist das Kapitel aufgebaut: Über mich selbst nachdenken >> Mich als Geschöpf Gottes wahrnehmen >> Mit anderen in Gottes Schöpfung leben >> Martin Kippenberger (1953–1997): Einer von Euch unter Euch mit Euch, Übermalung 1977 Ich kann am Ende des Kapitels … beschreiben, warum ich ein einmaliger, unverwechselbarer Mensch bin. erläutern, was gemeint ist, wenn der Mensch und die Welt als Schöpfung Gottes bezeichnet werden. erklären, was es bedeutet, dass alle Menschen als Ebenbilder Gottes bezeichnet werden. an Alltagsbeispielen prüfen, wie Menschen ihre Mitverantwortung für Gottes Schöpfung wahrnehmen können. Nach Mensch und Welt fragen 10 Über mich selbst nachdenken Die Wochenzeitung DIE ZEIT veröffentlicht jede Woche einen solchen ausgefüllten Fragebogen, mit dem sich ein Kind vorstellt. Wie würdest du ihn ausfüllen? Vergleicht eure ausgefüllten Fragebögen. Wer bin ich? Was hat mein Vorname mit mir zu tun? Warum bin ich einmalig und unverwechselbar? Mensch Wenn in diesem Kapitel von „dem“ Menschen gesprochen wird, dann ist meist nicht ein bestimmter Mensch gemeint, sondern alle Menschen oder die Menschheit. In vielen Religionen ist der Mensch nicht nur ein Lebewesen wie andere, sondern ein Geschöpf Gottes. Das ist keine biologische Erklärung, sondern eine Glaubensaussage. Mit ihr soll die Bestimmung des Menschen, der Sinn seines Lebens und seine Aufgabe in der Welt beschrieben werden. Religiöse Menschen sehen in dieser Bezeichnung die Botschaft, dass Gott zu jedem Menschen „Du“ gesagt hat, ihn also als sein Kind ansieht. Weil Gott „Du“ zu den Menschen gesagt hat, können sie „Ich“ zu sich sagen. Wie lebe ich zwischen Angst und Vertrauen? Was habe ich mit Gott und was hat Gott mit mir zu tun? DIE ZEIT ung aus: ll te rs o Selbstv Projektaufgaben zu den Seiten 10–18 Gestaltet ein „Ich“-Buch, in dem ihr viele verschiedene Materialien zusammenstellt, die über euch und euer bisheriges Leben Auskunft geben. Entscheidet euch für eine ganz bestimmte Form der Darstellung, die gut zu euch und eurem Leben passt, z.B. als Weg. Verwendet euren Fingerabdruck bei der Gestaltung der Titelseite. Sammelt biblische Erzählungen, in denen es um Menschen geht, die sich durch Begegnungen und Erfahrungen verändert haben. Legt dazu ein „Lesebuch“ an, das ihr auch illustrieren könnt. Gestaltet Bilder und Standbilder, in denen ihr ohne Worte Angst und Vertrauen zum Ausdruck bringt. Über mich selbst nachdenken 11 Ich bin einmalig Eltern suchen für ihre Kinder ganz bestimmte Vornamen aus. Zusammen mit dem Nachnamen, dem Geburtsort und Geburtstag, den Eltern und Großeltern machen diese Namen das Kind zu einem einmaligen, unverwechselbaren Menschen. Borussia ist kein Vorname – Laser und Cosmos schon Aufgaben Jährlich gibt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) die beliebtesten Vornamen bekannt. Für 2012 heißen die Gewinner Sophie/Sofie für Mädchen und Luca/ Luka für Jungen. Jahr für Jahr beantragen Eltern aber auch skurrile Vornamen für ihre Sprösslinge. Höhepunkt 2012: Rosenrot, Kater, Loriot oder Motte. Alle wurden verboten. Aber nicht jeder außergewöhnliche Name wird gleich abgelehnt. Zugelassen wurden 2012 unter anderem Fallion, Ruster, Kirono, Meus, Katte oder Semea. Warum wird Katte akzeptiert, Motte jedoch nicht? „Wir schauen bei jedem Antrag in unser Vornamenbuch, ob der Name dort aufgeführt ist“, sagt Frauke Rüdebusch von der GfdS. Steht er nicht drin, dann schauen die Namens-Richter, ob man den neuen Namen aus einem älteren sinnvoll ableiten kann. In der Vergangenheit scheiterten Eltern unter anderem mit Städtenamen wie Berlin, Nachnamen wie Schröder oder Schopenhauer, und auch Fußballvereine sind nicht erlaubt: „Im letzten Jahr mussten wir beispielsweise Borussia ablehnen“, sagt Rüdebusch. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn der BVB im Mai die Champions League gewinnt. Zugelassen wurden hingegen Cosmos, Napoleon und Laser. Focus Online, 19.04.2013 (gekürzt) 1. Kläre, warum deine Eltern dir gerade diese(n) Vornamen gegeben haben. Tauscht euch im Kugellager (>> S. 232) über die besondere Bedeutung eurer Vornamen aus. Fasst anschließend im Plenum zusammen, warum Namen wichtig sind. 2. Bist du auch der Meinung, dass Vornamen wie Berlin, Schröder oder Borussia angelehnt werden sollten? Nimm Stellung. 3. Einige haben bestimmte Namenspatinnen oder -paten. Befrage deine Eltern, was sie dir mit deren Namen auf den Lebensweg geben wollten. 4. Recherchiere, welche weiteren Angaben in Reisepässen und Personalausweisen gemacht werden, um einen Menschen eindeutig zu identifizieren. 5. Es gibt Kennzeichen oder Merkmale eines Menschen, die nicht in seinem Pass stehen, die ihn aber ebenfalls einmalig und unverwechselbar machen. Tauscht euch darüber aus, welche das sind. >> Zur Bedeutung von Vornamen findest du weitere Informationen auf S. 136. Nach Mensch und Welt fragen 12 Wäre ich manchmal gern ein anderer/ eine andere …!? Du bist einmalig Aufgaben >> Zur Gemeinschaft Verschiedener findest du mehr auf S. 151. 1. Beschreibe die Klassenfotos. Achte dabei besonders darauf, wie und wo sich die Schüler/-innen und die Lehrerkräfte aufgestellt haben und wie sie zueinander stehen. 2. Vergleiche die Bilder und erkläre, was sich im Laufe der Zeit verändert hat und was die Fotos über die jeweilige Klasse und ihre Gemeinschaft ausdrücken. 3. Spielt den Gedanken, dass jeder Mensch einmalig und unverwechselbar ist, für eure Klasse durch: • Klebt euer aktuelles, möglichst großes Klassenfoto auf ein Plakat; um das Foto herum muss genügend Rand frei bleiben. • Interviewe einen Klassenkameraden/eine Klassenkameradin und gestalte einen „Steckbrief“ über diese Person, in dem du herausstellst, warum sie einmalig und unverwechselbar ist. Mache das anonym, das heißt so, dass der Name nicht erscheint. • Klebt die Steckbriefe auf den Rand um das Klassenfoto herum aufs Plakat. Die anderen müssen nun herausfinden, welcher Steckbrief zu welcher Person gehört. Verbindet dann Steckbrief und Person, z.B. durch Fäden. Sprecht über eure Erfahrungen dabei. Über mich selbst nachdenken 13 Angst haben Schau dir zum Thema Angst auch die Seiten >> 52 und >> 85 an. Die ganze Welt ist eine schmale Brücke, und die Hauptsache ist, sich gar nicht zu fürchten. Rabbi Nachman von Brazlaw, um 1800 Aufgaben Symbole Zwei wichtige Lebenssymbole sind der Weg, als den viele Religionen und Weltanschauungen das Leben bezeichnen, und die Brücke, die den Übergang von zwei Lebensstationen bezeichnet. Menschen müssen in ihrem Leben viele Wege und dabei Brücken überqueren, die ihnen Angst machen. 1. Beschreibe das Bild und finde einen Titel dafür. 2. Tauscht euch darüber aus, ob ihr euch das Bild als „Nachdenk-“ oder Meditationsbild auf den Schreibtisch stellen bzw. übers Bett hängen würdet. 3. Stellt Angst mit Farben, Klängen, Symbolen oder pantomimisch dar. 4. Finde – wie in dem Handyspiel „4 Bilder, 1 Wort“ – vier verschiedene Bilder, die Angst ausdrücken. 5. Leben ohne Angst. – Beurteile diese Sehnsucht. Nach Mensch und Welt fragen 14 Was sagt ein Zeugnis über den Menschen? Leben zwischen Angst … Sitzengeblieben Aufgaben >> Auf S. 93 findet ihr das Lied „Zeugnistag“ von Reinhard Mey. Diskutiert, ob der Text auch zu dieser Seite passt. Ich kam mit dem Schulzeugnis nach Hause, in dem ein schrecklicher Satz zu lesen war, ein Satz, vor dem mein ganzes Dasein zerbrechen wollte. Ich ging mit diesem Satz große Umwege, wagte mich nicht mit ihm nach Hause, sah immer wieder nach, ob er nicht plötzlich verschwunden war, doch er stand immer da, klar und deutlich. Als ich schließlich doch nach Hause kam, weil ich nicht die Kühnheit hatte, mich als Schiffsjungen nach Amerika anheuern zu lassen, saß bei meinen Eltern Fritz W. Was machst du denn für ein betrübtes Gesicht, rief er mir zu. Ist es ein schlechtes Zeugnis, fragte meine Mutter besorgt, und mein Vater blickte mich an, als sehe er alles Unheil der Welt hinter mir aufgetürmt. Ich reichte das Zeugnis meiner Mutter hin, aber Fritz riss es mir aus der Hand und las es schon und brach in schallendes Gelächter aus. Nicht versetzt, rief er und schlug sich mit seiner kräftigen Hand auf die Schenkel. Nicht versetzt, rief er noch einmal, während meine Eltern abwechselnd ihn und mich verstört anstarrten, und zog mich zu sich heran und schlug mir auf die Schultern. Nicht versetzt, genau wie ich, rief er, ich bin viermal sitzengeblieben. Damit war die Todesangst zerstäubt, alle Gefahr war vergangen. Aus den verwirrten Gesichtern meiner Eltern konnte sich keine Wut mehr hervorarbeiten, sie konnten mir nichts vorwerfen, da ja Fritz W., dieser tüchtige und erfolgreiche Mann, alle Schuld von mir genommen hatte und mich dazu noch besonderer Ehrung für würdig hielt. Peter Weiss 1. Formuliere, was gute Leistungen für dich bedeuten. Vergleiche deine Gedanken mit denen deiner Mitschüler und Mitschülerinnen. 2. Im Text findest du Stellen, die zeigen, dass der Erzähler Angst hat. Lege eine Tabelle mit zwei Spalten an, schreibe diese Stellen untereinander in die linke Spalte und erläutere in der rechten Spalte daneben, wovor er sich fürchtet und was die Angst bewirkt. 3. Kannst du das Verhalten und die Gefühle des Erzählers nachvollziehen? Begründe deine Antwort. 4. Nimm Stellung zu der These, dass gute Leistungen und Noten wichtig sind. Über mich selbst nachdenken 15 … und Vertrauen Und der HERR redete zu Mose: Sage den Israeliten, sie sollen umkehren und vor Pi-Hachirot lagern, zwischen Migdol und dem Meer; vor BaalZefon, diesem gegenüber sollt ihr am Meer lagern. Der Pharao aber wird von den Israeliten denken: Sie irren im Land umher, die Wüste hat sie eingeschlossen. Und ich werde das Herz des Pharao verhärten, und er wird ihnen nachjagen. Dann will ich am Pharao und an seinem ganzen Heer meine Herrlichkeit zeigen, und die Ägypter sollen erkennen, dass ich der HERR bin. Und sie mach- Annegert Fuchshuber (1940-1998): Der Zug durch das Rote Meer ten es so. Dem König von Ägypten aber wurde gemeldet, dass das Volk geflohen sei. Da wandte sich das Herz des Pharao und seiner Diener gegen das Volk, und sie sprachen: Was haben wir getan, dass wir Israel aus unserem Dienst entlassen haben? Und er spannte seinen Streitwagen an und nahm sein Volk mit sich. Und er nahm sechshundert auserlesene Streitwagen und alle anderen Streitwagen Ägyptens, und auf jedem waren hervorragende Kämpfer. Und der HERR verhärtete das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, und er jagte den Israeliten nach. Die Israeliten aber zogen aus mit erhobener Hand. Und die Ägypter jagten ihnen nach, alle Streitwagenrosse des Pharao, seine Reiter und seine Streitmacht, und holten sie ein, als sie am Meer lagerten, bei Pi-Hachirot vor Baal-Zefon. Als aber der Pharao nahe herangekommen war, blickten die Israeliten auf, und sieh, Ägypten rückte hinter ihnen heran. Da fürchteten sie sich sehr, und die Israeliten schrien zum HERRN. Und sie sprachen zu Mose: Gab es denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns herausgeholt hast, damit wir in der Wüste sterben? Was hast du uns angetan, indem du uns aus Ägypten herausgeführt hast! Haben wir dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns unsere Ruhe, wir wollen Ägypten dienen, denn es ist besser für uns, Ägypten zu dienen, als in der Wüste zu sterben. Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und seht, welche Hilfe der HERR euch heute erweisen wird. Denn wie ihr die Ägypter heute gesehen habt, werdet ihr sie niemals mehr sehen. Der HERR wird für euch kämpfen, ihr aber sollt euch still verhalten. 2. Mose 14,1-14 (Zürcher Bibel 2007) Aufgaben 1. Die Künstlerin erzählt mit diesem Bild die Geschichte vom Schilfmeerwunder für heutige Menschen. Die Tiere sind Gefahren, die die Menschen bedrohen. Gib ihnen Namen. 2. Gestaltet die einzelnen Stationen des Auszugs aus Ägypten als „Orte“ im Klassenraum oder auf dem Schulgelände und verbindet sie zu einem Weg. Erzählt zu jeder Station, was dort geschieht und welche Gefühle die Israeliten haben. 3. Was macht den Israeliten Angst? Ein Spion des Pharao ist unter den Israeliten und hört ihre Gespräche mit. Entwirf seinen Bericht. 4. Gestalte ein „TextBild“ zum Text aus 2. Mose 14 (Methode Text-Bild >> S. 225). 5. Auf >> S. 52 findest du „Klageworte“. Nimm sie als Anregung und formuliere einen Klagepsalm der Israeliten am Roten Meer. Nach Mensch und Welt fragen 16 Das schaffe ich nie … Die Raupe Eine Raupe, die am Rande einer breiten und vielbefahrenen Straße wohnte, entdeckte eines Tages, dass auf der anderen Seite der Straße das herrlichste, grünste, leckerste und aufregendste Grün wuchs, das sie sich nur vorstellen konnte. Von da an hatte sie nur noch den Gedanken an diese Verlockungen im Kopf, und das Wasser lief ihr jedes Mal im Munde zusammen, wenn sie über die Straße blickte. Aber so verlockend das Grün auf der anderen Straßenseite auch war, so unerreichbar erschien es ihr: So breit war die Straße, so viele Autos fuhren pausenlos so schnell auf beiden Spuren der Straße, und so langsam war sie ... Immer wieder kroch sie an den Straßenrand, blickte voller Sehnsucht hinüber, und jedes Mal schüchterte sie der rasenden Lärm der vierrädrigen Ungetüme so ein, dass sie hoffnungslos seufzte: „Das schaffe ich nie. Da komme ich nie hinüber!“ Als der Gewitterregen nach einem heißen Tag besonders frisches und knuspriges Grün hatte sprießen lassen, das ihren Appetit ganz besonders anregte, kroch sie noch einmal an den Straßenrand, blickte sehnsuchtsvoll auf die andere Seite und dachte: „Ach, es wäre so schön, wenn ich dort knabbern könnte! Aber bevor ich die Mitte erreicht habe, wird mich längst eines dieser rasenden Ungetüme überrollt haben. Wenn ich es aber nicht wenigstens versuche, werde ich nie schmecken können, wie lecker es drüben schmeckt.“ Hin- und hergerissen zwischen Angst und Verlockung, saß sie am Straßenrand, blickte immer wieder hinüber, krabbelte plötzlich los ... und kam an. Aufgaben Wie kann man Vertrauen lernen? 1. Beschreibe das Bild. Formuliere die Gedanken der Raupe. 2. Beschreibe, wie Angst sich auswirkt. 3. Im Text geht es um Vertrauen, obwohl das Wort nicht vorkommt. Belege diese These. 4. Vertrauen erfahren – sich etwas (zu)trauen – jemandem Vertrauen schenken … Erläutert, wie das zusammenhängt. 5. Auf >> S. 53 findest du „Vertrauensworte“. Nimm sie als Anregung und formuliere einen Vertrauenspsalm der Israeliten nach dem Durchzug durch das Rote Meer (>> S. 15). Vergleicht eure Psalmen mit dem Lied der Mirjam (2. Mose 15,20f.). Über mich selbst nachdenken 17 Und Abraham zog los Vertrauen kann man nicht genau bestimmen. Vom Vertrauen kann man am besten erzählen. Von Erfahrungen, die Menschen im Vertrauen auf Gott gemacht haben, erzählen viele biblische Geschichten in beiden Testamenten, wie zum Beispiel die von Abraham im 12. Kapitel des 1. Buches Mose: Und der HERR sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. Da zog Abraham aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abraham aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog. So nahm Abraham Sara, seine Frau, und Lot, seines Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Leute, die sie erworben hatten in Haran, und zogen aus, um ins Land Kanaan zu reisen. Und sie kamen in das Land, und Abraham durchzog das Land bis an die Stätte bei Sichem, bis zur Eiche More; es wohnten aber zu der Zeit die Kanaaniter im Lande. 1. Mose 12,1-6 Aufgaben Verheißung „Verheißen“ ist eigentlich ein anderes Wort für „versprechen, voraus- oder vorhersagen, ankündigen“, auch für „prophezeien“ (Prophet!). Es bedeutet aber mehr, nämlich dass etwas besonders nachdrücklich oder feierlich in Aussicht gestellt wird. Damit wird betont, dass eine Verheißung mehr ist als ein einfaches Versprechen. Sie ist eine feste, verbindliche Zusage, auf die sich Menschen verlassen können. Wenn man also von Gottes Verheißungen spricht, dann drückt man damit aus, dass Menschen im Vertrauen auf Gottes Zusage ihr Leben und Handeln gestalten können. 1. Deutet diese Erzählung als Vertrauensgeschichte. Entwerft ein Rollenspiel (>> S. 234), in dem Abraham, seine Frau Sara und Lot über die Aufforderung Gottes diskutieren. Führt es anschließend auf. 2. Man erzählt in bestimmten Situationen Geschichten, um die Zuhörenden z.B. zu unterhalten, nachdenklich zu machen, zu erheitern, zu trösten, zu überzeugen, zum Handeln zu bewegen oder ihre Fantasie anzuregen. Erläutere, in welcher Situation du diese Geschichte erzählen würdest. 3. Menschen zögern oft, aufzubrechen, alles hinter sich zu lassen, ins Unbekannte zu gehen, neue Erfahrungen zu machen … Erläutere Gründe dafür und beurteile, welche dich überzeugen und welche nicht. 4. Dietrich Bonhoeffer, ein evangelischer Pfarrer, hat einmal gesagt: „Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.“ Passt dieser Gedanke zur Abrahamserzählung? Begründe deine Meinung. Was ist echtes Vertrauen? >> Auf S. 49 findest du einige Bilder zu Abrahams Geschichte. >> Auf S. 204f. kannst du dich über Abrahams Bedeutung in Christentum, Judentum und Islam informieren. Nach Mensch und Welt fragen 18 Fürchtet euch nicht! Eine andere Vertrauenserzählung findet ihr im Neuen Testament im Matthäusevangelium; es ist die Erzählung vom Gang auf dem Wasser. Sie steht in Matthäus 14,22-33. Rembrandt (1606-1669) Aufgaben 1. Beschreibe das Bild und vergleiche es mit der Erzählung. Gib dem Bild einen Titel. 2. Lies die Erzählung von der Sturmstillung in Markus 4,35-41. Vergleiche sie mit dem Gang auf dem Wasser: Was ist ähnlich? Was ist anders? 3. Andreas Zeller, ein evangelischer Pfarrer, hat in einer Predigt zu der Erzählung gesagt: „Im Vertrauen darauf, dass wir nicht allein sind, dürfen wir uns den Stürmen des Alltags aussetzen.“ Erläutere diesen Gedanken an Beispielen aus dem Alltag. Wahrheit Ob eine biblische Erzählung „wahr“ ist, hängt nicht davon ab, dass alles genau so passiert ist, wie es erzählt wird. Wahr ist sie vor allem, wenn sie für Hörer und Leser und deren Leben eine Bedeutung hat. Diese Bedeutung kann z.B. darin bestehen, dass die Erzählung Menschen Mut macht, ihr Vertrauen stärkt, ihnen Hoffnung vermittelt oder sie tröstet. Viele biblische Erzählungen tun das mit einprägsamen Symbolen (Schiff, Wasser/See/Meer, Wind/Sturm, Nacht …). Solche Symbole sind Zeichen, die nicht nur bedeuten, was sie darstellen, sondern vor allem menschliche Erfahrungen ansprechen und wecken. Der Weg ist dann nicht nur ein Weg, sondern auch ein Lebensweg; er symbolisiert also das Leben. Auch Schiff, Wasser, Wind und Nacht sind solche Symbole. Wenn man sie deutet und versteht, entdeckt man die Wahrheit der Erzählung. Ziel erreicht! > Schreibe den persönlichen Brief an die Familie deines Austauschpartners (>> S. 8) noch einmal. Vergleiche ihn mit der ersten Fassung. > Eine „Neue“/Ein „Neuer“ kommt in eure Klasse. Wie zeigt ihr dieser Person, dass sie ein einmaliger, unverwechselbarer Mensch ist? > Deine Freundin/Dein Freund hat vor Klassenarbeiten oft Angst und bittet dich um Rat. Beschreibe, wie du mit Angst umgehst. > > „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ Nimm Stellung zu dieser Behauptung. Formuliere, was für dich neu war, wozu du noch Fragen hast, woran du gern weiterarbeiten würdest, was du anderen mitteilen möchtest. Mich als Geschöpf Gottes wahrnehmen 19 Mich als Geschöpf Gottes wahrnehmen Der italienische Maler und Bildhauer Michelangelo malte von 1508 bis 1510 die Decke der Sixtinischen Kapelle im Vatikan, dem Sitz des Papstes in Rom, aus. Der Ausschnitt stellt die Erschaffung Adams dar. Bei einem Besuch der Sixtinischen Kapelle sagt der Führer: „Dort oben sehen Sie, wie Gott den Menschen geschaffen hat.“ Ein Besucher antwortet darauf: „Das stimmt doch gar nicht! In der Bibel steht das ganz anders!“ Schöpfung Formuliere eine Antwort auf diesen Einwand. Sind Menschen wirklich Geschöpfe Gottes? Hat Gott wirklich die Welt geschaffen? Sind Menschen wirklich Ebenbilder Gottes? Ist die Welt wirklich Gottes gute Schöpfung? Welche dieser Fragen hast du dir bereits gestellt? Projektaufgaben zu den Seiten 19–27 Gestaltet in Gruppen kleine Fotoausstellungen zum Thema „Gottes gute Schöpfung – in unsere Hände gelegt“, die ihr in der Pausenhalle eurer Schule ausstellt. Erarbeitet Kurzreferate dazu, wie in der Biologie und der Physik die Entstehung und Entwicklung der Welt erklärt werden. Sammelt Ideen für die Gestaltung eines Schöpfungstages oder eines Schöpfungsgottesdienstes. Hinweise zur Gestaltung eines (Schul-)Gottesdienstes findet ihr auf >> S. 156f. Untersucht, was in anderen Religionen von der Entstehung der Welt und der Aufgabe des Menschen erzählt wird. Menschen fragen, wie die Welt entstanden ist, wie sie sich entwickelt hat und weiterentwickeln wird. Sie fragen, warum sie auf der Welt sind, was ihr Platz ist und welche Aufgaben sie haben. Im Judentum, im Christentum und im Islam wird erzählt, dass Gott die Welt erschaffen hat. In der jüdischen Bibel, dem „Alten Testament“, wird von Gott als Schöpfer gleich zu Beginn in zwei Erzählungen gesprochen. Was die Erschaffung der Welt durch Gott bedeutet, erfährt man besonders eindrucksvoll in Psalmen, z.B. in Psalm 8 oder Psalm 104. Die Welt wird darin als Gottes gute Schöpfung und als lebensfreundlicher Ort gepriesen. Das ist keine Erklärung, sondern ein Bekenntnis. Lob, Dank und Freude über den Schöpfer und die Schöpfung drücken also aus, in welcher Beziehung Menschen zu Gott als dem Schöpfer und zur Welt als seiner Schöpfung stehen. Nach Mensch und Welt fragen 20 Das Beste gibt’s umsonst Hans Aichinger (*1959): Der innere Sinn, 2013 Vergiss es nie, dass du lebst Vergiss es nie: Dass du lebst, war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie: Dass du lebst, war eines anderen Idee, und dass du atmest, sein Geschenk an dich. Vergiss es nie: Niemand denkt und fühlt und handelt so wie du, und niemand lächelt so, wie du’s grad tust. Vergiss es nie: Niemand sieht den Himmel ganz genau wie du, und niemand hat je, was du weißt, gewusst. Vergiss es nie: Dein Gesicht hat niemand sonst auf dieser Welt, und solche Augen hast alleine du. Vergiss es nie: Du bist reich, egal ob mit, ob ohne Geld, denn du kannst leben, denn niemand lebt wie du. Refrain: Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu! Du bist du, das ist der Clou, du bist du. Ja, du bist du. Aufgaben Paul Janz/Jürgen Werth, 1976 1. Formuliert in Partnerarbeit ein kurzes Gespräch, das die beiden Menschen auf dem Bild führen könnten. Spielt eure Dialoge in der Klasse und vergleicht sie. 2. Vergleiche Geburtsanzeigen, von dir, deinen Geschwistern und Verwandten. Achte auf die Texte (nicht auf die „Daten“ wie Größe, Gewicht usw.), in denen die Eltern ausdrücken, was sie über die Geburt des Kindes empfinden und was es für sie bedeutet, dass das Kind geboren wurde. 3. Vergleiche die Aussagen aus Geburtsanzeigen mit dem Liedtext. 4. „Du bist ein Gedanke Gottes“: Im Liedtext kommt dieser Gedanke in anderen Worten mehrfach vor. Stelle diese zusammen und erläutere sie. 5. Jeden Menschen als Gedanken und Geschenk Gottes verstehen: Zeige Konsequenzen für den Umgang und das Leben mit anderen Menschen auf. Mich als Geschöpf Gottes wahrnehmen 21 Leben als Geschenk Eine Geburtstagsgeschichte Aufgaben Leonie hatte die halbe Klasse zu ihrem 12. Geburtstag eingeladen. Sie hatte die Feier extra auf einen Samstag gelegt, denn es sollte eine Riesenfete werden: Erst gab es bei ihr zu Hause Kakao, Cola und Kuchen, danach ging es in die Eishalle zum Schlittschuhlaufen, anschließend gab es zu Hause Currywurst mit Pommes, und danach schauten alle im Wohnzimmer auf dem großen Fernseher noch einen Film. Mama und Papa hatten dafür extra das Wohnzimmer umgeräumt. Es wurde wirklich eine Riesenfete, und als die letzten Geburtstagsgäste von ihren Eltern abgeholt wurden, waren alle müde, aber begeistert – Leonie selbst am meisten, weil sie das Gefühl hatte, dass es ihren Gästen gefallen hatte. „Super-mega-cool“ fanden ihre Klassenkameradinnen die Fete, und cool fand auch Leonie ihren Geburtstag. Alle hatten ihr übrigens auch tolle Geschenke mitgebracht, besonders die DVDs und CDs, die sie sich so sehr gewünscht hatte. Alle außer Hanna, ihre beste Freundin, die ihr eine selbst gebatikte Decke für den kleinen Couchtisch geschenkt hatte, der in Leonies Zimmer neben den beiden Sitzsäcken stand. Leonie hatte Hannas Geschenk zunächst nicht ausgepackt und das später nach dem Abendessen nachgeholt, als Pia danach gefragt hatte. Sie hatte sich kurz bei Hanna bedankt und die Decke dann zu den anderen Geschenken auf den Tisch gelegt. Ein paar Tage danach kam Hanna zu Leonie, um mit ihr ein Referat für Geschichte vorzubereiten: Sie saßen in Leonies Zimmer auf dem Fußboden, hatten Geschichtsbücher und Fotokopien auf dem Boden ausgebreitet und machten sich Notizen auf kleinen Karteikarten. Zwischendurch brachte Mama Saft und Kuchen in Leonies Zimmer und meinte, die beiden sollten doch mal eine Pause machen. Sie ließen sich in die Sitzsäcke fallen, stellten das Tablett mit dem Kuchen und dem Saft auf den kleinen Couchtisch und machten Pause. Hanna fiel auf, dass ihre Batikdecke nicht auf dem Tisch lag, sondern auf der Erde in dem Stapel der DVDs und CDs, die Leonie zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Sie musste schlucken … 1. 2. 3. 4. Erkläre, warum Hanna schlucken musste. Prüfe, ob das Bild zum Text passt. Gestaltet und spielt Dialoge zwischen Hanna und Leonie. „Ein Geschenk sagt sowohl etwas über den Beschenkten aus als auch über den, der es verschenkt.“ Erläutere diesen Gedanken mithilfe der Erzählung. 5. Im Liedtext (S. 20) wird das Leben als Geschenk Gottes verstanden. Übertrage, was du über Geschenke herausgefunden hast, auf diese Vorstellung. Wann ist ein Geschenk ein gutes Geschenk? >> Auf S. 143 kannst du herausfinden, warum Feste und Feiern wie der Geburtstag wichtig sind. Nach Mensch und Welt fragen 22 Die Welt – entstanden … Warum gibt es das Universum? In vielen Zeitungen gibt es Kinderseiten, auf denen u.a. Kinderfragen beantwortet werden. Hier sind zwei Beispiele aus der „Aachener Zeitung“; dort können junge Leser ihre Fragen an „Karlo Clever“ schicken, und die Antworten erscheinen immer unter der Überschrift „Ach so!“ Nils (8) aus Stolberg fragt: Wie groß ist eigentlich das Universum? >> Um das Universum und seine Entstehung geht es auch auf S. 46. Aufgaben Karlo Clever antwortet: Ups! Das ist eine Frage, auf die selbst die klügsten Wissenschaftler noch keine Antwort haben. Man geht davon aus, dass unser Universum durch einen gewaltigen Knall, den Urknall, entstanden ist. Es gibt aber auch die Theorie, dass unser Universum vor dem Urknall mit einem anderen kollidiert ist – und so entstanden ist. Die Frage nach der Größe ist also sehr knifflig. Es ist ja auch noch die Frage, ob es irgendwo mehr Universum gibt als das, was wir von der Erde aus beobachten können. Und selbst bei dem Universum, das wir von der Erde aus beobachten können, kann man nicht genau sagen, wie groß es eigentlich ist. Die Frage, wie groß das Universum ist, wird spannend bleiben. Denn die Antwort ist nicht so leicht zu finden. […] Aachener Zeitung, 15.01.2014 N.N. fragt: Wieso gibt es eigentlich Sterne? Karlo Clever antwortet: Zu Beginn des Universums, nach dem Urknall, wurde die Materie in einem entstehenden Raum zerstreut – aber nicht ganz gleichmäßig. Als der Raum sich weiter ausdehnte, wurden die Abstände größer. Gleichzeitig kühlte die Materie ab. Es entstand Gas. In manchen Teilen des Universums begannen die Atome, aus denen das Gas bestand, einander anzuziehen. […] Gaswolken begannen zu verklumpen. Als die Schwerkraft groß genug war, stürzten diese Wolken in sich zusammen. In ihrer Mitte wurde es immer heißer und die Schwerkraft zog mehr Gas ins Innere. Die Temperatur und der Druck nahmen zu, bis die Kernfusion begann. Dabei wurde ungeheuer viel Energie freigesetzt: ein Stern war geboren. Die Sonne ist auch so ein Stern. […] Aachener Zeitung, 14.02.2014 1. Überprüfe, ob Karlo Clever die Fragen wirklich beantwortet hat. 2. Arbeite heraus, welche neuen Fragen sich aus Karlo Clevers Antworten ergeben. 3. Formuliere Fragen, die Karlo Clever nicht beantworten kann. Mich als Geschöpf Gottes wahrnehmen 23 … und geschaffen Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe. Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. 1. Mose 1,1-5 Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. 1. Mose 2,4b-7 Aufgaben 1. Vergleiche das Bild auf dieser Seite mit dem Schöpfungsbild aus der Pfälzer Kinderbibel (>> S. 115). 2. Auch diese Texte sind Antworten auf Fragen wie Karlo Clevers Antworten. Sammle Vermutungen, wie die Fragen lauten könnten. 3. Nenne Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Texte und beschreibe, wie beide Erzählungen weitergehen könnten. 4. Tragt 1. Mose 1,1-2,4a mit verschiedenen Sprechern vor. Erörtert, wann und wo der Text wohl ursprünglich vorgetragen wurde. 5. Vergleiche, was du bei Karlo Clever über die Entstehung der Sterne erfährst, mit dem, was du dazu in beiden Schöpfungserzählungen findest. Gestaltet ein Gespräch zwischen Karlo Clever und den Verfassern der beiden Erzählungen. Robert Delaunay: Soleil no. 1, 1912/13 Wie passen Glauben und Wissen zusammen? >> Mehr zu den Schöpfungserzählungen findest du auf S. 114f. Nach Mensch und Welt fragen 24 Von der Welt als … Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. 1. Mose 1,3 HERR R, HERR, so groß g ßsound viel! groß und viel! wie sind deine Werke weise weise voll deiner Güter Du hast sie alle und die Erde ist geordnet, . voll deiner Güter Psalm 104,24 Aufgaben Der Schöpfer vermisst mit einem Zirkel den Erdkreis. Französische Buchmalerei, um 1250 >> Mehr über die Psalmen erfährst du auf S. 52f. 1. Betrachte das Bild. In der ersten Schöpfungserzählung wird erzählt, dass der „Architekt“ Gott selbst sein Werk geprüft und für sehr gut befunden habe. Tu dies in einem Gedankenspiel auch, aber als Bewohner des Hauses: Prüfe, ob das Werk gut gelungen ist oder ob es „Baumängel“ gibt. Prüfe auch, ob man Gottes Bauplan noch erkennen kann. 2. Nicht nur Gott lobt sein Werk und findet, dass er die Welt sehr gut geschaffen hat. In Psalm 104 lobt auch der Sprecher die kluge Ordnung und den Reichtum der Schöpfung. Lest den ganzen Psalm, zunächst still, dann chorisch. Achtet beim chorischen Lesen darauf, welche Textstellen ihr laut lest und welche leise. Sprecht darüber, warum das so ist. 3. Gestaltet ein Poster, z.B. als Entwurf für ein Kirchenfenster oder als Titelbild für die Einladung oder das Liedblatt zu einem Schöpfungsgottesdienst, in dem ihr die Welt als guten Lebensraum des Menschen darstellt. 4. Sammelt und prüft, wie ihr zur Bewahrung der Schöpfung beitragen könnt, z.B. in der Schule. Gestaltet ein Flugblatt, mit dem ihr eure Mitschülerinnen und Mitschüler dazu bewegt, sich daran zu beteiligen. Mich als Geschöpf Gottes wahrnehmen 25 … der guten Schöpfung Gottes sprechen In der Bibel gibt es unterschiedliche Vorstellungen darüber, ob mit der göttlichen Schöpfung die Welt ein für alle Mal geschaffen und fertig sei oder ob die Schöpfung unvollendet ist und immer weitergeht. In 1. Mose 2,2f. heißt es, Gott habe seine Werke am siebten Schöpfungstag vollendet, in Psalm 104,30 hingegen, dass er die Gestalt der Erde neu machen werde. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. 1. Mose 2,2f. Du machst neu die Gestalt der Erde. Psalm 104,30b Gott gab uns Atem j j 2 & b2 œ œj œj œ œ œ œ œ œ œ 1. Gott gab uns A - tem, da - mit wir le - ben, œ œ œ œ œ J J er gab uns Au - gen, 3 j œ œ œj œ œ œ œj œj œ œ œ Gott hat uns die - se Er - de ge - ge - ben, &b œ œ œ ˙ dass wir uns sehn. & b ‰ œj œj œj œ œ dass wir auf ihr die œ & b œ œJ J œ œ Er - de ge - ge - ben, œ œJ œj œ Œ Zeit be - stehn. Gott hat uns die - se j j ‰ œ œ œj œ œ dass wir auf ihr 2. Gott gab uns Ohren, damit wir hören. Er gab uns Worte, dass wir verstehn. Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön. Gott will nicht diese Erde zerstören, er schuf sie gut, er schuf sie schön. j œ œ œj œ œ die j œ œj œ ˙ Zeit be - stehn. 3. Gott gab uns Hände, damit wir handeln. Er gab uns Füße, dass wir fest stehn. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen. Aufgaben Text: Eckart Bücken, Melodie: Fritz Baltruweit, 1982 (EG 432) 1. Fasse zusammen, was die beiden Bibelverse über die Schöpfung aussagen. 2. Untersuche den Liedtext und finde heraus, was über den Menschen und seine Aufgaben in der Welt gesagt wird. 3. Entwirf eine Stellenanzeige für einen „Mit-Schöpfer“/eine „Mit-Schöpferin“. 4. Verfasse eine 4. Strophe für das Lied. Ist in der Welt wirklich alles gut? Nach Mensch und Welt fragen 26 Menschen in ihrer Verschiedenheit … Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib. 1. Mose 1,27 René Magritte: Die verbotene Reproduktion, 1937 Was ist ein Ebenbild Gottes? Zu der Zeit, in der der Bibeltext entstand, wurden Herrscher (Kaiser, Könige) oft als Götter verehrt. Sie wurden zugleich als Mensch und als Gott betrachtet, galten als menschliche und göttliche Wesen zugleich. Wenn ihr Kopf auf Münzen oder anderswo abgebildet wurde, galt dieses Bild immer auch als Ebenbild Gottes. Der Herrscher repräsentierte Gott auf der Erde, er galt als sein Stellvertreter. An ihm und seinem Verhalten konnten die Menschen erkennen und erfahren, wie Gott war – wenn er ein guter, fürsorglicher, freundlicher Herrscher war. Er war sozusagen „gottgleich“. In ihm „spiegelte“ sich Gott. Aufgaben Ist jeder Mensch ein Ebenbild Gottes? 1. Was siehst du, wenn du dich im Spiegel siehst? Was siehst du nicht? Was zeigt ein Foto? Was zeigt es nicht? In welchem Verhältnis stehen das Bild und der bzw. das Abgebildete zueinander? Tauscht euch dazu in der Klasse aus. 2. Erklärt euch im Kugellager (>> S. 232) gegenseitig die Bedeutung der Aussage, Gott habe den Menschen als sein Ebenbild geschaffen. 3. Verfasst eine Schulordnung mit der Überschrift „Jede Schülerin und jeder Schüler ist ein Ebenbild Gottes“. 4. Jemand behauptet, die Vorstellung, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes sei, verstoße gegen das Gebot, sich kein Bild von Gott zu machen. Erörtert gemeinsam, was ihr dieser Person antwortet. Zieht auch >> S. 63 heran. Mich als Geschöpf Gottes wahrnehmen 27 … als Ebenbilder Gottes betrachten Aufgaben 1. Wähle ein Gesicht aus, das dir besonders auffällt, das dich besonders anspricht, das einen Menschen zeigt, der dir interessant erscheint, den du gern kennenlernen würdest … Äußere Vermutungen über diesen Menschen: Wie alt könnte er sein, wo könnte er leben, welchen Beruf könnte er haben, was könnte er erlebt haben …? Bereite ein Gespräch oder ein Interview mit ihm vor. 2. Der römische Schriftsteller Cicero (106-43 v. Chr.) hat gesagt „Das Gesicht ist der Spiegel der Seele.“ Nimm Stellung zu diesem Gedanken. 3. Probiere für eine bestimmte Zeit, etwa drei Tage lang oder sogar eine Woche, jeden Menschen, dem du begegnest, als Ebenbild Gottes zu sehen und ihm entsprechend zu begegnen. Vergleicht dann eure Erfahrungen in der Klasse. Ziel erreicht! > Verfasse für ein Physikbuch, in dem es in einem Kapitel um die Entstehung der Welt geht, einen kleinen Artikel mit dem Titel „Schöpfung: Was Christen über die Welt sagen und denken“. > Gestalte ein Schöpfungs-Buch, in dem du zu jedem Schöpfungstag in 1. Mose 1,1–2,4a passende Bilder findest und den Text und die Bilder in einer ausdrucksstarken Collage zusammenstellst. > Verfolge über einige Zeit in einer Tageszeitung, wie in deiner Stadt und Umgebung mit anderen, fremden Menschen umgegangen wird. Wähle einen besonders auffälligen „Fall“ aus und trau dich, dazu einen Leserbrief oder eine Mail zu verfassen, worin du den Gedanken von der Gottesebenbildlichkeit jedes Menschen vertrittst. > Formuliere, was für dich neu ist, wozu du noch Fragen hast, woran du gern weiterarbeiten möchtest, was du anderen mitteilen möchtest. Nach Mensch und Welt fragen 28 Mit anderen in Gottes Schöpfung leben Was erzählt dieses Bild von der Schöpfung? Was bedeutet Schöpfungsverantwortung? Der Schöpfungsauftrag des Menschen Nach 1. Mose 1,28 hat der Mensch den Auftrag, sich die Erde untertan zu machen und über die Tiere zu herrschen. Wie eine Herrschaft im Sinne Gottes aussehen soll, erzählt der 72. Psalm. Dort werden die Aufgaben eines gottgefälligen Herrschers aufgezählt. Er soll Gerechtigkeit schaffen, den Armen helfen und Frieden stiften. Die Herrschaft über die Schöpfung erlaubt den Menschen nicht, die Erde auszubeuten und die Tiere und Pflanzen willkürlich zu missbrauchen. Vielmehr ist der Mensch verantwortlich für die ihm anvertraute Schöpfung. Dies wird auch in 1. Mose 2,15 zum Ausdruck gebracht: Der Mensch hat den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren. Was kann ich für die Bewahrung der Schöpfung tun? Wie kann ich andere Menschen als Mitgeschöpfe wahrnehmen? Was habe ich mit Menschen in anderen Erdteilen zu tun? Sieger Köder (* 1925): Die Schöpfung Welche dieser Fragen hast du dir bereits gestellt? Projektaufgaben zu den Seiten 28–37 Informiert euch über Umweltschutz-Initiativen, z.B. Fairtrade, BUND, NABU, Mobil ohne Auto, „ökologischer Fußabdruck“. Stellt die wichtigsten Informationen zusammen und gestaltet Plakate dazu. Präsentiert eure Ergebnisse an einem Ort in der Schule. Gestaltet einen Flyer zum Thema „Die Schöpfung bewahren – Gerechtigkeit fördern“. Entwerft ein Programm für eine AG an eurer Schule, deren Ziel es ist, Mitverantwortung für den Schutz und die Bewahrung der Schöpfung zu übernehmen. Verfasst Schöpfungs-Raps, übt sie ein und tragt sie vor. >> Ein Beispiel findet ihr auf S. 124. Mit anderen in Gottes Schöpfung leben Gott für seine Schöpfung danken und loben Zu allen Zeiten haben Menschen Gott als Schöpfer gelobt und ihm für die Schöpfung gedankt. Im Alten Testament finden sich viele Lobpsalmen, z.B. Psalm 148 oder Psalm 8. Diese Psalmen sind vor mehr als 2500 Jahren entstanden. Eine Art Lobpsalm ist auch der berühmte „Sonnengesang“ von Franziskus von Assisi, der um 1225 in Italien entstand. Franz von Assisi: Der Sonnengesang HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel! Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkest, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht. HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen. Psalm 8,2.4-10 Höchster, allmächtiger, guter Gott, dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen. Dir allein, Höchster, gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen. Aufgaben Psalm 8 Gelobt seist du, mein Herr, mit all deinen Geschöpfen, zumal dem Herrn Bruder Sonne; er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn. Und schön ist er und strahlend in großem Glanz, dein Sinnbild, o Höchster. Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne; am Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön. Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken und heiteren Himmel und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst. 1. Vergleiche die beiden Texte und beschreibe Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Den vollständigen Text des Sonnengesangs findest du z.B. unter dem Stichwort „Sonnengesang“ im Internet. 2. In Psalm 8 heißt es „Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk“. Im Sonnengesang werden die Elemente der Schöpfung als Geschwister (Bruder und Schwester) bezeichnet. Erörtere Konsequenzen, die sich ergeben, wenn man so von der Schöpfung spricht. 3. Gestalte eine Bilder- oder Fotoserie, mit der du den „Sonnengesang“ illustrierst. Erläutere sie anderen 29 Wie hängen Dankbarkeit und Glück zusammen? Über Franziskus von Assisi kannst du dich auf >> S. 136 und >> S. 187 informieren. Nach Mensch und Welt fragen 30 Als Gottes Stellvertreter … Familienrat bei Familie Winterkorn Es ist Freitagabend, das Wochenende steht bevor, endlich. Allmählich trudelt Familie Winterkorn am Abendbrottisch ein: Lukas von der Basketball-AG in der Schule, Ina von der Gitarrenstunde, Frau Winterkorn von den Wochenendeinkäufen und Herr Winterkorn von der Arbeit. Am Freitagabend essen die Winterkorns möglichst immer gemeinsam zu Abend. Dabei besprechen sie die vergangene Woche noch mal und überlegen, was sie am Wochenende machen wollen – außer ausschlafen. Manchmal, wenn es etwas Wichtiges oder Besonderes zu besprechen gibt, wird dann aus dem Abendessen der Familienrat. So auch an diesem Abend. „Ina und Lukas“, beginnt Herr Winterkorn, „Mama und ich möchten heute Abend gern etwas mit euch besprechen, was uns alle angeht und betrifft.“ Lukas und Ina schauen erst ihren Vater und dann sich an und fragen wie aus einem Mund: „Ihr wollt mit uns besprechen, wohin wir in den Sommerferien fahren. Oder fliegen wir mal irgendwohin?“ Herr Winterkorn blickt seine Frau etwas ratlos an, als die aber nichts sagt, spricht er weiter: „Nein, es geht nicht um die Ferien, es geht um unser Auto.“ Bevor er weitersprechen kann, jubeln Ina und Lukas wie aus der Pistole geschossen: „Oh, gibt’s endlich ein neues!? Das wurde ja auch höchste Zeit bei unserer alten Klapperkiste!“ Herr Winterkorn schluckt und fährt dann fort: „Nein, kein neues. Sondern gar keins mehr. Mama und ich haben überlegt, dass wir unser Auto verkaufen, bevor die teuren Reparaturen kommen. Aber ein neues wollen wir dann nicht mehr kaufen. Jeder von uns hat doch ein Fahrrad, und mit dem Bus und der Eisenbahn erreichen wir eigentlich auch jedes Ziel. Außerdem tun wir damit auch etwas für die Umwelt.“ „Was denn?“ fragt Lukas, als er die Sprache wiedergefunden hat, die ihm der Plan seiner Eltern verschlagen hatte. „Na, wir brauchen kein Benzin mehr, verbrauchen weniger Sauerstoff und blasen weniger Kohlendioxid in die Luft. Das ist ja wohl wichtig, wenn man an den Klimawandel denkt“, meint Frau Winterkorn. Ina und Lukas sind immer noch ziemlich sprachlos. Als sie sich endlich wieder gefangen haben, legen sie los: „Und wie komme ich zu den Auswärtsspielen?“ – „Und ich zu meiner Freundin Hanna?“ – „Und wie machen wir das dann mit den Großeinkäufen?“ – „Und mit den Wochenendausflügen?“ – „Und den Fahrten zu Oma und Opa?“ Allmählich wird ihnen klar, welche Konsequenzen der Plan ihrer Eltern hat … Wenn 20 % der Autofahrer einer westdeutschen Stadt mit 100 000 Einwohnern auf das Fahrrad umsteigen, bringt das Folgendes: 20,5 % weniger versiegelte Verkehrsfläche 34,5 % weniger Kraftstoffverbrauch 34,7 % weniger Sauerstoffverbrauch 36,1 % weniger verseuchte Luft Mit anderen in Gottes Schöpfung leben … die Schöpfung bewahren 75 Menschen fahren entweder mit 60 Autos oder mit einem Bus Möglichkeiten der CO2-Einsparung bei einem Mittelklasse-PKW durch sparsame Fahrweise: bis zu 30 % durch Energiesparreifen: bis zu 5 % durch optimalen Reifendruck: bis zu 5 % durch 100 kg weniger Gewicht: bis zu 10 % durch dosiertes Einsetzen der Klimaanlage: bis zu 9 % Aufgaben durch dosiertes Einsetzen des Abblendlichts: bis zu 6 % 1. Bereitet ein Rollenspiel (>> S. 234) vor, in dem ihr den Familienrat fortsetzt und zu einer Entscheidung kommt. Informiert euch dazu z.B. über Initiativen wie „Mobil ohne Auto“, „Autofreier Sonntag“, „Carsharing“. 2. Mache dich mithilfe einer Recherche kundig über den „ökologischen Fußabdruck“ eines Autos. 3. Informiere dich über die Auswirkungen von C02 (= Kohlendioxid). 4. Sammelt euer Wissen über den Klimawandel. 5. Beschreibt, wie sich das alltägliche Leben der Winterkorns verändern würde, wenn sie ohne eigenes Auto lebten. In eurem Rollenspiel soll jedes Familienmitglied möglichst eine eigene Position vertreten. 31 Nach Mensch und Welt fragen 32 Den nahen Nächsten wahrnehmen Der Behinderte ist alles andere als ein Reißbrettmensch; an ihm kann man am besten erkennen, dass jeder Einzelne ein unverwechselbar einmaliger Mensch ist. So, wie ich mich vorfinde, bin ich von Anfang an im Schöpfungsplan vorgesehen und darum in Ordnung. Wenn es in der Bibel heißt: „Gott sah, dass seine Schöpfung gut war“, dann schließt das die Vollwertigkeit des Behinderten ein. Fredi Saal, von dem die Aussagen auf dieser Seite stammen, war von Geburt an spastisch gelähmt; er saß im Rollstuhl und konnte sich durch gesprochene Sprache kaum verständlich machen. Er schrieb Aufsätze und Bücher; eines hatte den Titel Warum sollte ich ein anderer sein wollen? Seine Radiovorträge konnte er selbst nicht vorlesen, sie mussten von einem Rundfunksprecher gelesen werden. Er lebte von 1935 bis 2010. Aufgaben Im Einklang mit mir selbst lebe ich nur, wenn ich die Behinderung als einen Teil von mir ansehe. Wenn Gott mich anders gewollt hätte, dann hätte er mich anders geschaffen. Der Mensch mit einer Lähmung, Blindheit, Taubheit, Lern- oder Geistesschwäche hat neben vielen anderen Eigenschaften auch die einer Behinderung, sie gehört untrennbar zu seinem Wesen. 1. Formuliere Fragen für ein Interview mit Fredi Saal. 2. Fredi Saal gehörte zu einer Gruppe behinderter Menschen, die sich selbst als „Krüppel“ bezeichneten. Beschreibe die Absicht, die hinter dieser Selbstbezeichnung steht, und erörtere die Wirkung, die damit erreicht wird. 3. Nimm Stellung zu den beiden Bildern. 4. Beschreibe Konsequenzen, die sich ergäben, wenn man Fredi Saals Gedanken ernst nähme. Diskutiert darüber, was sich dann in unserer Gesellschaft ändern würde. Mit anderen in Gottes Schöpfung leben 33 Mit „Behinderten“ lernen und leben Johanna Johanna hat das Down-Syndrom* in Kombination mit dem Turner-Syndrom*, was sich als leichte geistige Behinderung auswirkt. In ihrer Entwicklung beim Spiel- und Lernverhalten liegt sie um 1,5 bis 2 Jahre hinter ihren Altersgenossen zurück. Johannas Mutter erzählt: „Von der ersten bis zur vierten Klasse hat Johanna eine Grundschule besucht, in der die Klasse sehr bunt zusammengesetzt war: altersgemischt, d.h. Erst- bis Viertklässler, integrativ, d.h. sieben oder acht Kinder mit verschiedenen Behinderungen und 18 bis 20 Regelschulkinder, darunter auch Hochbegabte. Es gab eigentlich immer eine passende Lernpartnerin. Es war in dieser Klasse wirklich normal, verschieden zu sein. Und es war fast ständig eine Doppelbesetzung mit einer Regelschullehrerin und einer Sonderpädagogin möglich. Gerade dieser letzte Punkt war für Johannas Förderung sehr wichtig. Durch die tägliche sonderpädagogische Begleitung wurde sie kontinuierlich gefördert. Auch hat ihr die ständig anwesende Bezugsperson viel Sicherheit gegeben. Die Anwesenheit von zwei Lehrerinnen hat vielen Kindern in der Klasse das Gefühl gegeben, besonders wahrgenommen und aufgehoben zu sein. Der Unterricht baute auf der selbstständigen Arbeit mit individuell vorbereiteten Wochenplänen auf. Es hat Johannas Motivation sehr gut getan, in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten und nicht das Gefühl zu haben, abgehängt zu werden. Sehr motivierend war für sie auch, Hilfe von größeren Schülerinnen zu bekommen oder umgekehrt, jüngeren hin und wieder etwas erklären zu können. Da es in der Klasse so akzeptiert war, eine Behinderung zu haben, konnte Johanna auch für sich gut annehmen, dass sie behindert ist. Sie hat dadurch einen sehr offenen Umgang mit dem Thema entwickelt, der es anderen leicht macht, sie so anzunehmen wie sie ist. Nach der vierten Klasse ist Johanna zu einer integrativen Gesamtschule gewechselt. Dort besucht sie inzwischen die sechste Klasse.“ Aus einer Schrift des Schulausschusses des Ev. Kirchenkreises Aachen „Behinderte sind nicht behindert, sie werden behindert.“ Down-Syndrom und Turner-Syndrom sind unveränderbare Erbkrankheiten; das Turner-Syndrom kommt nur bei Mädchen/ Frauen vor. Exklusion: jemanden oder etwas ausschließen Integration: jemanden oder etwas einschließen Aufgaben Exklusion Integration Inklusion 1. Beschreibe die Abbildung genau und erläutere mit ihrer Hilfe, was unter „Inklusion“ zu verstehen ist. 2. Erläutere am Beispiel von Johanna, wie „Inklusion“ in der Schule geschehen kann. 3. In eurer Schule wird unter Schülern, Eltern und Lehrern diskutiert, ob eure Schule „Inklusionsschule“ werden, also Behinderte aufnehmen und unterrichten soll. An einer Podiumsdiskussion in der Aula sollst du als Schülervertreter oder -vertreterin teilnehmen. Erarbeitet gemeinsam Argumente, die du dabei vortragen kannst. Inklusion: jemanden oder etwas vollständig eingliedern Nach Mensch und Welt fragen 34 Den fernen Nächsten wahrnehmen Kakaoalltag in Brasilien Printe: kleines, längliches Gebäck, vor allem im Rheinland verbreitet Monokultur: Auf großen Feldern wird jeweils nur eine einzige Pflanze angebaut. >> Auf S. 179 kannst du nachlesen, dass auch Kinder in der Kakaoernte mithelfen müssen. Aufgaben Aus: SUPER SONNTAG 30.09.2012 Aurino de Oliveira ist Plantagenarbeiter in Bahia. Vor vier Jahren verließ er das Landesinnere in der Hoffnung, in Ibirapitanga im Kakaosektor Arbeit zu finden. Mit seiner Frau und den neun Kindern bewohnt er ein Holzhaus mit drei Zimmern. Beinahe die Hälfte seines Monatsgehaltes muss er für die Miete bezahlen. Fließendes Wasser und Elektrizität gibt es nicht. Die neun Kinder schlafen in einem Bett. Beschäftigt ist Aurino als Saisonarbeiter in der Haupterntezeit. Wenn nicht gearbeitet wird, hat er kein Einkommen. Seine Kinder können nicht in die Schule gehen. Seine Mahlzeiten bestehen aus „Farinha“, einem Mehl. Dazu empfiehlt sich viel Wasser, denn dann quillt das Mehl auf und vermittelt ein Gefühl von Sättigung. In Brasilien werden 90 % der Plantagen mit Kakao in Monokultur* bewirtschaftet. […] Sinken die Weltmarktpreise für Kakao, dann sinken auch die Löhne der landlosen Tagelöhner, viele werden entlassen, und die verbleibenden Arbeiterinnen und Arbeiter müssen bei gleichem Lohn mehr arbeiten. Die meisten wohnen in einfachen Bretterbuden ohne jegliche Stromversorgung, Abwasserkanalisation und Gesundheitsversorgung; nur die Hälfte von ihnen kann lesen oder schreiben. In die brasilianischen Hauptanbaugebiete für Kakao müssen Lebensmittel aus anderen Teilen Brasiliens eingeführt werden, da die fruchtbaren Ackerböden fast ausnahmslos mit Kakao bepflanzt sind. Brot für die Welt 1. Erläutere, was Printen, Schokolade, die Bewahrung der Schöpfung und die Schöpfungsverantwortung der Menschen miteinander zu tun haben könnten. 2. Beschreibe das Leben von Aurino und seiner Familie. 3. Erkläre, warum ihr Leben so schlecht ist. 4. Erörtert gemeinsam, was sich ändern müsste, damit Aurino und seine Familie ein menschenwürdiges Leben führen können. Mit anderen in Gottes Schöpfung leben 35 Gerechtigkeit fördern Fairtrade Fairtrade bedeutet „Fairer Handel“. Dabei haben die Produzenten der Waren, die Händler und die Käufer gegenseitigen Respekt und bemühen sich um gerechte Handelsbedingungen. So sollen z.B. die Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeiterinnen und Arbeitern verbessert und ihre Rechte gesichert werden. Für die Waren sollen faire und gerechte Preise gezahlt werden. Weiterhin leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Damit trägt er dazu bei, dass Produzenten in den Entwicklungsländern von ihrer Arbeit angemessen leben können. Es geht auch anders Aufgaben José Ramon ist der 14-jährige Sohn eines Kakaobauern aus der Dominikanischen Republik. Sein Vater ist Mitglied der Kleinbauernorganisation CONACADO und baut seit fünf Jahren Biokakao an. Dieser ist unter anderem in den Bio-Fairetta-Riegeln enthalten. Der Tag beginnt für José und seinen Bruder Augustin mit dem Füttern der Tiere: Schweine, Hühner und Maultiere. Danach essen sie ein kräftiges Frühstück, Kochbananen oder Maniokwurzeln mit Butter und Zwiebeln. Gut gestärkt macht sich José auf den Weg zur Schule, die drei Kilometer entfernt vom Haus liegt. Nachmittags hilft der Junge meistens seinem Vater auf der Finca, besonders natürlich während der Kakaoernte. Sein Vater verkauft seinen Kakao an die Genossenschaft. Die Genossenschaft arbeitet mit dem Fairen Handelshaus GEPA zusammen. Der faire Handel garantiert den Bauern einen fairen Preis, der über dem Weltmarktpreis liegt, mit dem Preisschwankungen aufgefangen werden. Zwischenhändler werden weitgehend ausgeschaltet. Die Kaufverträge sind langfristig. Die Ernte kann vorfinanziert* werden. Soziale Projekte, z.B. Schulen und Gesundheitszentren, werden finanziert. Aber auch für die Genossenschaften gelten bestimmte Regeln: Arbeiter müssen angemessen bezahlt werden. Frauen dürfen nicht benachteiligt werden. Die Anbaumethoden müssen umweltschonend sein. Die Entscheidungen der Genossenschaft müssen nach demokratischen* Regeln erfolgen. Brot für die Welt 1. Beschreibe Josés Leben und vergleiche es mit dem eines gleichaltrigen Kindes von Aurino. 2. Josés Vater arbeitet in einer Kleinbauernorganisation, die ihren Kakao an eine faire Handelsorganisation verkauft. Besprecht, was das mit der Bewahrung der Schöpfung und dem Respekt vor der Gottesebenbildlichkeit zu tun hat. 3. Fair hergestellte und gehandelte Waren sind manchmal teurer als andere. Erörtert, wie man Menschen dafür gewinnen kann, sie dennoch zu kaufen. 4. Informiere dich über den „FAIR-o-maten“ (www.fair-o-mat.de). Verfasse einen Antrag mit Begründungen an die Schulkonferenz, dass ein FAIR-o-mat in deiner Schule aufgestellt wird. vorfinanziert: im Voraus bezahlt demokratisch: Alle dürfen gleichberechtigt entscheiden. Nach Mensch und Welt fragen 36 Die Mitgeschöpfe wahrnehmen Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in den ihr Same ist. […] Und Gott sah, dass es gut war. 1. Mose 1,11f. Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. […] Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. […] Und Gott sah, dass es gut war. 1. Mose 1,20-25 Geh aus, mein Herz und suche Freud j #2 j j r j œ & # 4 œ œ™ œ œj œj œ œ œ œ œj œ J œ œ œ œj 1. Geh aus, meinHerz,und su - che Freud, in die - ser lie - ben Aufgaben 1. Beschreibe, wie der Sänger seine Umwelt wahrnimmt. 2. Erörtert, ob ein so altes Lied mit einer solchen Sprache heute angesichts von Umweltzerstörung und Naturkatastrophen noch in ein Gesangbuch passt. 3. Viele Menschen meinen, der Mensch sei die „Krone der Schöpfung“. Andere dagegen meinen, die Krone der Schöpfung sei der 7. Tag, an dem Gott die Schöpfung vollendete und segnete und dann von seiner Arbeit ausruhte. Prüft beide Auffassungen und erörtert, welche Konsequenzen sich aus ihnen für den Umgang mit der Schöpfung ergeben. # & # œ œ œ œ œj œj Som - mer - zeit an j œr œ œ œ #œ œ œ™ dei - nes Got - tes j œ j œ Ga - ben; schau ## j r j j œ j & œ ™ œ œ œ œ œ œ œj j œ ™ œr œj œj œ œ œ œ œj œ œ œ an der schönen Gär - ten Zier und sie - he, wie sie j # j &#œ œ œ œ œ œ œ aus - ge - schmü - cket mir und dir sich j œj œ ™ œ œ œ J R œ œ œ œ ha - ben, sich aus - ge - schmü cket j œ ha - ben. 2. Die Bäume stehen voller Laub, / das Erdreich decket seinen Staub / mit einem grünen Kleide; / Narzissus und die Tulipan, / die ziehen sich viel schöner an / als Salomonis Seide, / als Salomonis Seide. 3. Die Lerche schwingt sich in die Luft, / das Täublein fliegt aus seiner Kluft / und macht sich in die Wälder; / die hochbegabte Nachtigall / ergötzt und füllt mit ihrem Schall / Berg, Hügel, Tal und Felder, / Berg, Hügel, Tal und Felder. 7. Der Weizen wächset mit Gewalt; / darüber jauchzet jung und alt / und rühmt die große Güte / des, der so überfließend labt / und mit so manchem Gut begabt / das menschliche Gemüte, / das menschliche Gemüte. 8. Ich selber kann und mag nicht ruhn, / des großen Gottes großes Tun / erweckt mir alle Sinnen; / ich singe mit, wenn alles singt, / und lasse, was dem Höchsten klingt, / aus meinem Herzen rinnen, / aus meinem Herzen rinnen. Text: Paul Gerhardt, Melodie: August Hader (EG 503) Paul Gerhardt (1607-1676) lebte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im heutigen Brandenburg und war Pfarrer und Lehrer. Er verfasste die Texte von ungefähr 130 Kirchenliedern. Mit anderen in Gottes Schöpfung leben 37 Tiere und Pflanzen schützen Fast jeder dritten Tierart in Deutschland geht es schlecht Bundesumweltministerin Barbara Hendricks macht das Thema biologische Vielfalt am Beispiel der Bienen deutlich. Wenn sie nicht wären, gäbe es keine Äpfel und Kirschen mehr: „Das sind eigentlich Milliardenwerte, die die fleißigen Bienen für uns erwirtschaften.“ Die Ministerin sagte dies bei der Vorstellung der Ergebnisse des bisher umfassendsten Berichts zur Lage von Tieren und Lebensräumen in Deutschland. Dabei wurden 12.000 Stichproben zu Tier- und Pflanzenvorkommen und dem Zustand von 92 Lebensräumen wie Wiesen, Flussauen und Mooren genommen. Wildkatze und Seeadler haben in Deutschland etwas gemeinsam, ebenso wie Kiebitz und Uferschnepfe. Bei den ersten beiden haben sich die Bestände erholt. Bei den anderen beiden hingegen setzen sich die deutlichen Verluste fort: Bei 84 Brutvogelarten gibt es einen rückläufigen Trend. Fast jeder dritten (29 %) der untersuchten rund 195 Tierarten geht es schlecht. Zwar sind Luft und Flüsse sauberer geworden, aber der Bau neuer Straßen, die intensive Landwirtschaft und die Ausweitung des Mais-Anbaus zur Erzeugung von Tierfutter und Energiestoff für Biogasanlagen haben neue Probleme geschaffen. Bei den Seeadlern gibt es einen sehr positiven Trend, bei Kiebitz und Uferschnepfe gibt es dagegen stark rückläufige Bestände. Der Grund: Umbruch von Grünland, Grundwasserabsenkungen Entwässerung von Wiesen und Weiden sowie Intensivierung der Landwirtschaft. Darunter leiden Vogelarten, die auf Äckern, Wiesen und Weiden brüten. „Zahlreiche Vogelarten, die hierzulande einst weit verbreitet waren, sind akut gefährdet“, sagte NABU*-Präsident Olaf Tschimpke. In der intensiv bewirtschafteten Landschaft fänden sie kaum mehr Nahrung und geeignete Brutplätze. Hubert Weiger, Chef des Bundes für Umwelt- und Naturschutz BUND, forderte mehr naturbelassene Wälder und geschützte Wildnisgebiete. Aachener Zeitung vom 27.03.2014 (leicht gekürzt) Aufgaben 1. Stelle Zusammenhänge zwischen Text und Bild her. 2. Jedes Jahr wird in Deutschland ein „Vogel des Jahres“ ausgewählt. Damit will man auf die Gefährdung dieser Vogelart aufmerksam machen und Menschen dazu bewegen, sich für ihren Schutz einzusetzen. Informiere dich über Kiebitz und Uferschnepfe und entwirf einen Vorschlag, eine der beiden Vogelarten zum „Vogel des Jahres“ zu erklären. 3. Macht euch kundig über die Bedeutung von Bäumen. Schlagt dann in Partnerarbeit eine Baumart zum „Baum des Jahres“ vor und begründet euren Vorschlag. 4. Diskutiert, ob Bienen weniger schützenswert wären, wenn sie nicht Milliardenwerte für uns erwirtschafteten. Ökologischer Fußabdruck NABU: Naturschutzbund Deutschland Ziel erreicht! > „Bei den Menschen ist Gottes Schöpfung nicht in guten Händen!“ Formuliere eine Antwort auf diese Behauptung. > Erstelle ein Quiz mit Fragen und Antworten zu wichtigen Themen aus diesem Teilkapitel. > Benenne, was in diesem Teilkapitel neu für dich war. 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