Willkommenskultur pflegen - Kinderhilfe

SEITE 4
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SAMSTAG, 20. / SONNTAG, 21. JUNI 2015
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KOMMENTAR
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MEINUNG
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MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
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Europas große Chance
ASYL Flüchtlinge können den Kontinent bereichern. Wie das
geht, zeigt ein Blick in die deutsche Geschichte.
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WEITERE KOMMENTARE
Atommüll: Die peinliche Empörung der
CSU isoliert Bayern immer mehr – nicht
➤ SEITE 9
nur bei der Energiewende.
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Fußball: Beim TSV 1860 München geht
es drunter und drüber – vielleicht gibt es
➤ SEITE 15
dennoch ein gutes Ende.
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PRESSESTIMMEN
Die NRW-Zeitung zu Atommüll:
Das Blatt aus dem Norden zu Atommüll:
„Dass gerade Bayern, das einen Großteil des Atommülls produzierte, sich
dagegen wehrt, jetzt Castoren in einem Zwischenlager aufzunehmen, ist
mehr als frech. Zum einen, weil stets
klar war, dass der Müll irgendwohin
muss – was die CSU immer ignorierte.
Zum anderen, weil Bayern sich 2011
auch besonders lautstark zur Energiewende bekannte. Die aber ist ohne die
Übernahme von Verantwortung nicht
zu haben.“
„Die CSU blockiert den einst mitbeschlossenen Ausbau von Stromtrassen
für Windstrom aus dem Norden und
will sich stattdessen Gaskraftwerke an
den alten Atommeiler-Standorten subventionieren lassen. Mit ihrem Castoren-Konzept hat Ministerin Hendricks
nun auch klar gemacht, dass sie sich
bei der Energiewende von den Bayern
nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen will. Der Wink war überfällig.“
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Das Blatt aus Halle zu Dänemark:
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„Das Wahlergebnis ist Ausdruck sozialer Spannungen, die quer durch Europa gehen und auch vor den vergleichsweise stabilen Ländern des Nordens
nicht haltmachen. Die zentrale Frage
des dänischen Wahlkampfes kreiste
um die Aufnahme von Asylbewerbern
in die Musterdemokratie. Die DF
sprach sich offen dafür aus, überhaupt
keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen.
Der europäische Rechtspopulismus,
von dem es nun auch eine dänische
Version gibt, suggeriert die Kombination von gesundem Menschenverstand
und nationalstaatlicher Konsequenz.
Wahl für Wahl verabschiedet sich die
Idee von einem liberalen und offenem
Europa.“
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Die hessische Zeitung zur SPD:
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„Wenn die Genossen ernsthaft nach
Ursachen für den wachsenden Demokratie-Verdruss suchen wollen, reicht
ein Blick in den Spiegel. Die EdathyAffäre und der Streit über die Vorratsdatenspeicherung, mit denen sie derzeit die Schlagzeilen bestücken, bieten
zwei Anschauungsobjekte für Politik,
wie sie nicht sein sollte. Im ersten Fall
wurde ein unter Kinderporno-Verdacht stehender SPD-Abgeordneter offensichtlich aus den eigenen Reihen
gewarnt, und die Partei tut alles, um
die Spuren zu verwischen. Im anderen
Fall arbeiten die Funktionäre bei einem längst vereinbarten Vorhaben ihren verständlichen Frust am sprunghaft-autoritären Parteichef ab.“
Lagarde setzt sich durch.
Karikatur: Luff
Mittelbayerische Zeitung, 20./21.06.2015
Willkommenskultur pflegen
VÖLKERWANDERUNG Die meis-
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Die Diagnosen sind bekannt, strittig
ist die Therapie. Die Rede ist hier nicht
von MERS, SARS oder Ebola, regional
begrenzte Infektionen, sondern von einer
Kontinente
übergreifenden
„Krankheit“, welcher derzeit rund 60
Millionen Flüchtlinge hilf- und
schutzlos ausgeliefert sind. Eine „Völkerwanderung“ von Süden nach Norden – die Hälfte von ihnen Kinder und
Jugendliche – auf der Suche nicht
nach einem angenehmeren Leben,
sondern schlicht nach Überleben. Sie
erdulden Torturen, wochenlang zusammengepfercht auf Lkw, vergleichbar den „Viehwaggons“, auf denen die
Juden in die Gaskammern der Nazis
transportiert wurden. Für die Reise ins
Land des Überlebens – Europa – lassen
diese Elenden nicht nur ihre Frauen
und Kinder zurück, verkaufen ihr gesamtes Hab und Gut, um ein Ticket ins
„Paradies“ zu erwerben. Zehntausende
bezahlen die Reise unterwegs mit dem
Leben, ohne das Land der Verheißung
auch nur von Ferne gesehen zu haben,
hinterlassen zuhause Witwen und
Waisen.
Die sogenannten Fluchtursachen
sind bekannt: korrupte, brutale Diktatoren, eine Großzahl von ihnen in
westlichen Ländern ausgebildet, von
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um von hier aus dann seine Familie zu
unterstützen.
Um ehrlich zu sein, ich würde mich
an ihrer Stelle wohl auch so verhalten,
trotz der Gefahren und Unwägbarkeiten. Eine langfristige politische Lösung ist dies allerdings nicht. Weder
für uns, noch für die Menschen und
die Zukunft in diesen Ländern.
Aus rechtlichen und moralischen
Gründen dürfen wir keinen Flüchtling
an unseren Grenzen abweisen. Wenn
sie denn hier ankommen, müssen sie
korrekt aufgenommen, human behandelt und versorgt werden.
Aus demographischen und wirtschaftlichen
Gründen
benötigt
Deutschland eine geordnete Zuwanderung. Diese muss vor Ort sinnvoll organisiert und geordnet erfolgen und
darf nicht zu einem kontraproduktiven „brain drain“ führen.
Wenn es den Nato-Staaten möglich
war, im vergangenen Jahrzehnt Billionen von Dollar bei erfolglosen militärischen Aktionen in sogenannten Krisengebieten – heute Fluchtländer genannt – zu investieren, dann ist es spätestens jetzt dringend nötig und machbar, Diktatoren zu ächten und ihre
Bankkonten zu „plündern“, eine an
der Bevölkerung orientierte Entwicklungshilfe einzusetzen, um endlich
Fluchtursachen, nicht die Flüchtlinge,
wirksam zu bekämpfen.
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
AUSSENANSICHT
ten Flüchtlinge wollen nach
Deutschland – und wir brauchen sie.
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DR. REINHARD ERÖS
Der Autor ist Gründer
der Kinderhilfe Afg
ghanistan.
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diesen häufig genug ins Amt gebracht,
dort jahrzehntelang mit einem spätchristlichen, modernen „Ablasshandel“, genannt Entwicklungshilfe, unterstützt, um „Stabilität“ vor Ort und
wirtschaftliche Prosperität bei uns zu
garantieren. Ihre kriminell erworbenen Milliarden Dollar, der eigenen Bevölkerung entzogen, werden bis heute
in unseren Banken sicher aufbewahrt.
Mit diesen Geldern hätte sich wohl die
Hälfte der Entwicklungsländer zu
„blühenden Landschaften“ aufbauen
lassen. Aufgeblüht ist stattdessen die
westliche Rüstungsindustrie.
Ich habe bei meinem letzten Aufenthalt in unseren Projekten in Afghanistan und Pakistan mit hunderten
junger Menschen gesprochen. Jeder
Zweite, meist die gebildetsten und engagiertesten, will sich auf den Weg
nach Europa machen, die meisten
nach Deutschland, ins Land der „Willkommenskultur“. Keiner von ihnen
leichtfertig oder aus egoistischen
„wirtschaftlichen“ Gründen, sondern
aus nackter Perspektivlosigkeit, auch
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➜ Die Außenansicht gibt die subjektive
Meinung des Autors wieder und nicht
unbedingt die der Redaktion.
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2015 eröffnet – bis Sonntag wird jetzt
gefeiert in Regensburg.
www.mittelbayerische.de/video
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G
anz Bayern und
ropa ungebremst weiganz Oberöstertergeht. Weil das Graureich sind 2014
en in der Heimat für
geflüchtet. Alle Mendie allermeisten viel
schen zwischen
abschreckender ist als
Aschaffenburg und
Stacheldraht und die
dem Dachsteingebirge
mörderischen Tiefen
VON SEBASTIAN HEINRICH, MZ des Mittelmeers. Die
haben zwischen Neujahr und Silvester ihre
Milliarden für die Ab➥ Diskutieren Sie mit uns auf:
Koffer gepackt und
schottung wären viel
Facebook, Twitter und Goog
gle+
sind geflohen – weil sie
besser angelegt in Prohungern müssen, weil
jekten, die endlich zuBomben in ihrer Nachbarschaft einsammenbringen, was zusammengeschlagen, weil Polizei oder Milizen sie
hört. Auf der einen Seite hunderttauverfolgen, foltern, verstümmeln, ihre
sende, ganz überwiegend hochmotiFreunde und Verwandte töten. Das ist
vierte und oft gut ausgebildete Mennicht das Drehbuch eines Katastroschen – auf der anderen Seite ein Konphenfilms. Das ist heute die Dimensitinent, in dem vielerorts Firmen keine
on von Flucht und Vertreibung auf
Arbeitskräfte mehr finden. In dem imdieser Welt. Knapp 14 Millionen Men- mer weniger Junge die Rente von imschen haben im vergangenen Jahr ihre mer mehr Alten erwirtschaften müsHeimat verlassen, 60 Millionen sind
sen – und in denen ganze Landstriche
auf der Flucht – so viele Menschen wie veröden, weil es Millionen in die Metseit dem Zweiten Weltkrieg nicht
ropolen zieht. Wie die Lösung aussemehr. Ihnen ist der heutige Welthen könnte, zeigt die Stadt Utica im
flüchtlingstag gewidmet.
Nordosten der USA, die gezielt FlüchtViele dieser Menschen treibt es
linge angeworben und sich so vor dem
nach Europa, etliche darunter nach
Niedergang gerettet hat; oder ostdeutDeutschland. Und nichts spricht dasche Dörfer, die polnische Einwandefür, dass sich daran bald etwas ändert.
rer vor dem Verfall bewahren.
Die Politik in der Europäischen
Richtig ist natürlich auch: KurzfrisUnion, der selbsternannten Heimat
tig kostet die Aufnahme von Asylbedes Menschenrechts, muss zu dieser
werbern Geld. Aber erstens würde ohTatsache endlich stehen. Sie darf ihren ne radikale Abschottung viel gespart.
Bürgern nicht weiter die Illusion verUnd zweitens hat es Deutschland
kaufen, die Tragödie der Flucht sei eischon einmal deutlich mehr gekostet,
ne „Flüchtlingswelle“ oder ein
Massen von Flüchtlingen aufzuneh„Flüchtlingsstrom“, den man mit einer men. Das Land war vom Krieg zerstört,
großen Mauer aufhalten könne. Die
Millionen hungerten, als diese MenPolitik muss aufhören, Flüchtende zu
schen einwanderten. Vielen von ihnen
kriminalisieren – was tausende von ih- begegnete unterschwelliger oder offenen in den Tod vor Europas Küsten
ner Hass, oft lebten sie in Baracken
treibt – und die Flucht aus Krieg und
oder Flüchtlingslagern am Rande der
Elend endlich legalisieren und organi- Städte. Sie hatten alles verloren, waren
sieren. Das muss einhergehen mit eioft schwer traumatisiert – und ihre Bener Erkenntnis: dass Flüchtlinge Euro- gegnung mit den Einheimischen war
pa bereichern können.
von Kulturschocks geprägt.
Diese Chance weiter zu verkennen,
Das war Deutschland im Jahr 1945.
ist nicht nur inhuman. Es ist auch
Und wenige Jahre später trugen diese
wirtschaftlich schwachsinnig.
Menschen – Sudetendeutsche, Schlesi11,3 Milliarden Euro hat die EU seit
er und Ostpreußen – großen Anteil am
2000 für die Rückführung von FlüchtWirtschaftswunder. Auch ihnen ist
lingen in ihre Heimatländer ausgegeder Weltflüchtlingstag gewidmet. Und
ben, weitere 1,6 Milliarden für den
diese Menschen sieht heute niemand
Schutz der Außengrenzen. Mit dem
mehr als „Flüchtlingsstrom“. Sondern
Erfolg, dass die Massenflucht nach Eu- nur noch als Bereicherung.
-Thema
Auch in Bayern soll nach
den Plänen des Bundesumweltministeriums
Atommüll zwischengelagert werden. Der Freistaat protestiert.
Reaktionen der User
Warum denn in Bayern? Im Kanzleramt ist doch genug Platz dafür und
verseucht kann da auch keiner mehr
werden.
Erwin
Diejenigen, die sich am längsten und
heftigsten gegen den Atomausstieg gewehrt haben (weil‘s ja so eine saubere
Energie ist), wollen den Dreck nicht,
Sepp
den sie produzieren.
Jeder will Strom haben, aber keiner will
Heiko
Opfer bringen.
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