Leseprobe Bettenkauf

Ein Drittel unseres Lebens verschlafen wir. Trotzdem fristet das Bett in vielen
Schlafzimmern ein Schattendasein. Zu Unrecht, denn es ist keineswegs einerlei,
wie wir am Ende des Tages unser müdes Haupt betten. Doch wer die Betten­
abteilung eines Möbelhauses betritt, dem wird schwindlig: Bettgestelle und
Lattenroste, so weit das Auge reicht. Dazu noch eine Unzahl von Matratzen
in allen Preisklassen. Federkern, Latex oder Schaumstoff, lautet hier häufig die
Frage. Und womit sich zudecken? Mit Seide, Synthetik oder doch lieber mit
Daunen? Dieses Buch hilft Ihnen beim Sondieren des Angebots. Es zeigt, welche
Möglichkeiten es bei Lattenrosten gibt und worauf Sie beim Kauf einer Matratze
achten müssen. Außerdem: Wie Sie Hausstaubmilben und damit Allergien in
den Griff bekommen. Und was Sie tun können, um Elektrosmog in Ihrem Schlaf­
zimmer auszuschalten.
Verein für Konsumenteninformation, Wien
www.konsument.at
ISBN 978-3-99013-051-3
Bettenkauf
Bettenkauf, 3. Auflage
Bettenkauf
So liegen Sie richtig
Latex, Federkern & Co
€ 16,90
Elektrosmog und Allergien
3. Auflage
So liegen
Sie richtig
Latex,
Federkern & Co
Elektrosmog
und Allergien
Verein für Konsumenteninformation (Hrsg.)
Patricia E. Davis
Bettenkauf
3., aktualisierte Auflage
Bettenkauf_S_1_148_Druck.indb 3
22.12.2015 09:33:22
Impressum
Herausgeber
Verein für Konsumenteninformation (VKI)
Mariahilfer Straße 81, A-1060 Wien
ZVR-Zahl 389759993
Tel. 01 588 77-0, Fax 01 588 77-73, E-Mail: [email protected]
www.konsument.at
Geschäftsführung
Dr. Josef Kubitschek
Mag. Dr. Rainer Spenger
Foto Umschlag
Hüsler Nest, CH-4538 Oberbipp
Fotos Textteil
Autorin der Erstauflage
Sabine Luers
VKI (wenn nicht anders angegeben)
Druck
Autorin
Patricia E. Davis
Holzhausen Druck GmbH,
2120 Wolkersdorf
Fachliche Beratung
Bestellungen
Angelika Broz, Rudolf Graf,
Mag. Thomas Hirmke, Oliver Michl,
Herbert H. Schano
KONSUMENT Kundenservice
Mariahilfer Straße 81, A-1060 Wien
Tel. 01 588 774, Fax 01 588 77-72
E-Mail: [email protected]
Produktion
Günter Hoy
Ing. Ursula Payer
Doris Vajasdi
© 2016 Verein für Konsumenteninformation, Wien
Printed in Austria
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Alle dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Bearbeitung, der Übersetzung,
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Verwertung) vorbehalten. Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
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in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung und Kontrolle ohne Gewähr. Eine
Haftung des Autors oder des Verlages aus dem Inhalt dieses Werkes ist ausgeschlossen.
Verein für
Konsumenteninformation
ISBN 978-3-99013-051-3
€ 16,90
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Wir sind bemüht, so weit wie möglich geschlechtsneutrale Formulierungen zu verwenden.
Wo uns dies nicht gelingt, gelten die entsprechenden Begriffe im Sinne der Gleichbehandlung
grundsätzlich für beide Geschlechter.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Inhalt
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Lebenselixier Schlaf
Schlafbedürfnisse: Normen gibt es nicht
Was im Schlaf passiert: Schlafen als Hochleistungssport
Vom richtigen Liegen: Weder krumm noch schief
9
10
12
16
Das Bettgestell
Größe und Material: Auf Holz geklopft
Design und Bequemlichkeit: Schön alleine reicht nicht 19
20
22
Lattenroste25
Die richtige Unterlage: Situationselastisch soll sie sein
26
Schlafen mit System: Alles aus einem Guss
31
Matratzen – Nacht für Nacht an Ihrer Seite
Eigenschaften und Pflege
Matratzenschoner: Selten nötig
Unterbetten, Auflagen und Topper: Brückenbauer
Schaumstoffmatratzen: Die Vielseitigen
Nicht nur Natur: Latexmatratzen
Federkernmatratzen: Auf Federn gebettet
Rosshaarmatratzen: Für Liebhaber
Matratzen aus Kokos, Roggen & Co: Die Natürlichen
Futons: Japanisch-europäische Fusion
Wasserbetten: Mit und ohne Seegang
33
34
41
42
43
47
51
54
56
58
60
Oberbetten, Pölster, Bettwäsche
Richtig zugedeckt: Federleicht und anschmiegsam
Federn und Daunen: Komfort versus Tierschutz
Künstliche und natürliche Füllungen: Hightech sorgt fürs gute Klima
Ein Polster – viele Anforderungen: Ein gutes Gewissen ist nicht genug
Leintuch und Bezüge: Klassik, Pop oder zünftiger Landler
65
66
70
77
79
82
Besser schlafen in jedem Alter
89
Babybetten: Der richtige Start
90
Kleinkinderbetten: Sicher für die ersten Schritte
91
Jugendbetten: Wenn die „Kurzen“ plötzlich lang werden
95
Pflegebetten: Komfort nicht nur für die Liegenden
96
Das ideale Schlafzimmer: Nicht nur am Bette hängt’s97
Schlafförderndes Verhalten: Wie der Tag, so die Nacht
101
Schlafstörungen: Wenn’s nicht nur am Vollmond liegt
104
Gute Geschäfte mit der Angst vor Milben und Strahlen
Hausstaubmilben: Unsere treuesten Haustiere
Erdstrahlen & Co: Das Geschäft mit dem Glauben
107
108
111
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116
Werbefahrten: Billiger Ausflug, teure Folgen
123
125
128
131
134
138
Gütesiegel: Von schönem Schein und echten Ansprüchen
Betten
Lattenroste
Matratzen
Textilien
Daunen
141
143
145
Service
Checkliste
Stichwortverzeichnis
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Lebenselixier Schlaf
gpointstudio/Shutterstock.com
Guter und erholsamer Schlaf ist ein lebenswichtiges Grund­
bedürfnis – ist der Schlaf über einen längeren Zeitraum
gestört, gerät der ganze Körper aus dem Tritt. Viele Faktoren
sind für guten oder schlechten Schlaf verantwortlich, und
auch die Schlafbedürfnisse sind so verschieden wie die
Menschen. Doch für alle gilt gleichermaßen: Gut erholt
stehen nur diejenigen auf, die richtig liegen.
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Schlafbedürfnisse
Normen gibt es nicht
Volksschulkinder
brauchen 10 bis 12
Stunden Schlaf
pro Nacht
„Der Schlaf vor Mitternacht ist der gesündeste.“ „Acht Stunden Schlaf
braucht der Mensch.“ Zahllos sind die überlieferten Ratschläge zum
Thema Schlaf. Die moderne Schlafforschung kommt allerdings zu ganz
anderen Ergebnissen. Menschen sind verschieden, haben unterschiedliche Bedürfnisse, andere innere Rhythmen, und all das verändert sich im
Laufe des Lebens auch noch.
Säuglinge verschlafen noch rund zwei Drittel des Tages. Ihre erschöpften Eltern wissen allerdings, dass die Schlafphasen anfangs meist
nur zwischen zwei und vier Stunden betragen. Allmählich reduziert sich
das Schlafbedürfnis des Nachwuchses auf etwa zehn bis zwölf Stunden.
Bis zum Schuleintritt teilen sich diese auf einen ausgeprägten Nachtschlaf und vielleicht noch ein kurzes Mittagsschläfchen auf. Während der
Pubertät steigt das Schlafbedürfnis noch einmal leicht an, häufig kommt
es auch zur Verschiebung des Schlafrhythmus: Die Jugendlichen finden
keinen Schlaf, auch wenn sie früh in die Federn schlüpfen, und kommen
morgens kaum aus dem Bett.
Ab dem 20. Lebensjahr prägen sich dann die lang anhaltenden Schlafgewohnheiten aus. Rund drei Viertel der erwachsenen Österreicherinnen
und Österreicher schlafen in der Nacht zwischen sechs und acht Stunden,
15 Prozent kommen mit weniger Schlaf aus, 10 Prozent brauchen mehr
Nachtruhe.
Das Schläfchen zwischendurch
Etwa sieben Stunden nach dem Aufstehen hat der Mensch seinen ersten
Leistungstiefpunkt. Wenn es sich irgendwie einrichten lässt: Vergönnen Sie
sich dann ein kurzes Nickerchen. Ob Sie in einem Sessel ein wenig dösen
oder es sich richtig bequem machen, ist dabei nicht so wichtig. Stellen Sie
unbedingt einen Wecker, der nach spätestens 30 Minuten läutet. Schlafen
Sie länger, kommen Sie in die nächste, tiefere Schlafphase, und werden Sie
dann aus dieser mittendrin herausgerissen, fühlen Sie sich nicht erholt,
sondern wie gerädert.
bopav/Shutterstock.com
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Lebenselixier Schlaf
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Etwa ab der zweiten Lebenshälfte beginnt die nächtliche Schlafdauer
zu sinken. Dafür halten viele Menschen tagsüber das eine oder andere
Nickerchen.
Normal – abnormal?
•Die Einschlafdauer am Abend ist dann normal, wenn sie
nicht länger als 30 bis höchstens 45 Minuten beträgt.
•Nächtliches Erwachen ist kein Anlass zur Sorge, wenn es
nicht öfter als drei bis vier Mal pro Nacht erfolgt und Sie
jeweils nicht länger als 15 Minuten wach liegen.
•Wie viel Schlaf Sie pro Nacht brauchen, hängt von Ihren
individuellen Bedürfnissen und von Ihrem Schlaftyp ab.
Es gibt Menschen, die gut mit fünf oder sechs Stunden
Schlaf auskommen, und andere, die neun oder zehn Stunden
brauchen. Entscheidend ist, ob Sie sich tagsüber ausgeruht,
fit und leistungsfähig fühlen oder ob Sie müde, erschöpft
und antriebslos sind.
•Akzeptieren Sie das natürliche Morgentief. Nur wenige
Menschen springen sofort nach dem Aufwachen gut
gelaunt und voller Energie aus dem Bett. Planen Sie
deshalb eine Phase für sich ein, in der Sie erst einmal
in Ruhe richtig wach werden und zu sich kommen können.
Chronisch übermüdete Jugendliche
In der Pubertät verändert sich das Schlafmuster. Der Schlafbedarf steigt in
dieser anstrengenden Zeit noch einmal an. Das Schlafhormon Melatonin
wird nun aber später ausgeschüttet als in jüngeren Jahren, sodass die
Teenager erst gegen elf Uhr abends müde werden. Wenn um acht Uhr die
Schulglocken läuten, ist ihr Biorhythmus noch am Tiefpunkt. Schlafforscher
in Österreich und Deutschland fordern daher, den Schulbeginn – so wie den
Arbeitsbeginn vieler Erwachsener – auf neun Uhr zu verlegen.
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Creativa Images/Shutterstock.com
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Innere und äußere Uhren
So wie der Schlafbedarf individuell unterschiedlich ist, hat jeder Mensch
seine ganz persönliche innere Uhr, die die Körperfunktionen auf Schlaf
umstellt und ihn ins Bett treibt. Probleme treten dann auf, wenn die
­äußere Uhr, die uns durch die Lebensumstände vorgegeben ist, und
die i­nnere Uhr nicht einigermaßen im Gleichklang sind. Schichtarbeiter
wissen ein Lied davon zu singen, Fernreisende kennen das Problem als
Jetlag und Lehrer stehen in der ersten Unterrichtsstunde häufig statt
vor ausgeruhten, aufnahmebereiten Kindern und Jugendlichen vor einer
Klasse, die noch eine gute Stunde braucht, um wach zu werden. Chronobiologen bezeichnen jene Beschwerden, die auftreten, wenn beispielsweise Nachtmenschen regelmäßig frühmorgens zur Arbeit müssen, als
sozialen Jetlag.
In diesen Fällen hilft nur, sich so gut wie möglich zu arrangieren. In
der Arbeitsmedizin etwa wird immer wieder das Power Napping, ein
Nickerchen von etwa 20 bis 30 Minuten, empfohlen. Die so verschlafene
Zeit ist gut investiert: Die Leistungsfähigkeit wird wieder erhöht und den
aufmerksamer Arbeitenden passieren auch weniger Unfälle.
Was im Schlaf passiert
Schlafen als Hochleistungssport
Während wir
schlafen, ist unser
Gehirn höchst aktiv
Schlafen ist ein aktiver Erholungsvorgang. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren, eine Fülle komplizierter Prozesse im Körper sorgt für die Regeneration unseres Körpers und unserer Seele. In der Schlafmedizin unterscheidet man die folgenden Stadien:
•Stadium W. Wachzustand
•Stadium I. Einschlafstadium
•Stadium II. leichter, aber bereits echter Schlaf
•Stadium III und IV. Tiefschlaf
•Stadium V. REM-(Rapid Eye Movement) oder Traumschlaf
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Lebenselixier Schlaf
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Stadium W
Stadium V
REM-Schlaf
Stadium I
Stadium II
Stadium III
Stadium IV
Elektrische Gehirn­
aktivität vom Wach­
zustand über die Ein­
schlafphase bis hin zur
tiefsten Schlafphase
und dem darauf fol­
genden REM-Schlaf
Quelle: Stiftung
Warentest
Verfolgt man die Schlafphasen mit einem Elektroenzephalogramm (EEG),
das die Gehirnströme aufzeichnet, so stellen sich diese als eine Abfolge
unterschiedlicher Wellen dar. Sobald ein gesunder, entspannter Mensch
die Augen schließt, registriert das EEG Alphawellen. Diese haben eine
höhere Amplitude und folgen langsamer aufeinander als die Betawellen,
die unser Gehirn produziert, wenn wir hellwach sind. Das macht deutlich,
dass wir uns schon vor dem eigentlichen Einschlafen entspannen. Auch
die Atmung wird ruhiger und gleichmäßiger. Beim Einschlafen zeigt das
EEG immer höhere und langsamere Wellen an, die in der Schlafmedizin
Thetawellen genannt werden. Haben wir unser tiefstes Schlafstadium
erreicht, erscheinen im EEG die Deltawellen. Jetzt schlafen wir tief und
fest und können nur noch durch starke äußere Reize geweckt werden.
Im darauffolgenden REM-Schlaf zeigt das EEG wieder Thetawellen, die
denen der Einschlafphase gleichen. Alle fünf Stadien zusammen ergeben
einen Schlafzyklus, der etwa 90 bis 100 Minuten dauert. Kurz vor oder
nach dem REM-Schlaf werden wir (fast) wach, auch wenn wir es meist
gar nicht merken. Dann schlafen wir wieder ein, und der Zyklus beginnt
von vorne. Gesunde Erwachsene durchlaufen in einer Nacht vier bis sechs
solche Schlafzyklen.
Während des Tiefschlafs regenerieren sich Körper und Gehirn. Der
Tiefschlaf ist daher als eine Art Kernschlaf zu betrachten. Fällt er über
einen längeren Zeitraum hinweg aus, können nicht nur das Herz, die
Lungen oder die Nieren, sondern vor allem auch das Gehirn stark geschädigt werden.
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Der REM-Schlaf dagegen ist Voraussetzung für die seelische Entspannung. In dieser Phase träumen wir häufiger und intensiver. Die Traumbilder sind auch wesentlich lebhafter und dramatischer als in anderen
Schlafphasen, sodass wir uns an diese viel leichter erinnern können als
an Träume der Tiefschlafphasen.
Was nachts in unserem Körper vorgeht
Während des Schlafes laufen viele Körperfunktionen anders ab als im
Wachzustand:
•Die Herz- und Pulsfrequenz verringert sich allmählich
auf zirka 50 Schläge pro Minute (außer im REM-Schlaf).
•Der Blutdruck sinkt.
•Der Atem wird zunehmend flacher und regelmäßiger.
Nur während der REM-Phasen atmen wir wieder
heftiger und unruhiger.
•Die Körpertemperatur geht um zirka 0,4 Grad C zurück.
In den frühen Morgenstunden ist sie in der Regel am
niedrigsten. Danach steigt sie langsam wieder an.
•Der elektrische Hautwiderstand, der die (innere)
Entspannung eines Menschen widerspiegelt, verstärkt
sich mit zunehmender Schlaftiefe.
•Die Muskelspannung lässt deutlich nach und ist während
des REM-Schlafs am niedrigsten.
•Je tiefer wir schlafen, desto weniger bewegen wir uns.
Im REM-Schlaf bewegen wir uns dagegen wieder ähnlich
häufig wie in den Schlafstadien I und II.
•Es kommt zu einer stärkeren Durchblutung des Magens
und in der zweiten Nachthälfte zu erhöhten Magen-DarmBewegungen. Auch Schilddrüse, Leber und Nieren sind
aktiver als am Tag. Dies deswegen, weil wir sonst untertags
in unserer Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt wären.
(Diese Erkenntnisse sind auch wichtig für die Medikamenten­
einnahme. Aus der Chronopharmakologie weiß man, dass
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z.B. Asthma-, Schmerz- und örtliche Betäubungsmittel am
Abend stärker wirken als am Vormittag, sodass Beschwerden
abends mit einer geringeren Dosis gelindert werden können.)
•Während des Schlafes werden bestimmte Hormone ausgeschüttet, die eine wichtige Rolle für die Regenerierung unserer
Zellen spielen und Stoffwechsel- und Immunprozesse im ganzen
Körper steuern.
Schlafmotorik
Im Laufe der Nacht verändern wir etwa 40 bis 60 Mal die Stellung. Davon
bekommen wir jedoch im Reich der Träume nichts mit. Das mehrfache
Umdrehen gehört zu unserem ganz normalen Schlafverlauf und ist auch
aus physiologischen Gründen sehr wichtig. Die ganze Nacht über eine
bestimmte Schlaflage beizubehalten, wäre für den menschlichen Organismus schädlich, weil fortwährend Druck auf die gleichen Körperstellen
ausgeübt würde. Durch den mehrmaligen Lagewechsel wird die einseitige Belastung des Körpers während des Schlafes verhindert.
Kranke Menschen, die sich nicht selbst bewegen können, müssen
daher immer wieder umgebettet werden, damit am Körper keine Druckstellen entstehen.
Den Körper überlisten
Wenn Sie morgens nicht aus dem Bett kommen, stellen Sie Ihren Wecker
eine Zeit lang so, dass Sie 20 bis 30 Minuten früher als gewohnt geweckt
werden. Denn die Befindlichkeit beim Aufwachen hängt auch davon ab, in
welchem Schlafstadium man sich befindet, wenn der Wecker schrillt. Wird
man mitten aus dem Tiefschlaf gerissen, fühlt man sich unausgeruht und
erschöpft, auch wenn man ausreichend Schlaf hatte. Erwacht man dagegen
aus einer Phase, in der man nicht so tief schläft (z.B. unmittelbar vor oder
nach dem REM-Schlaf), geht es einem deutlich besser.
Lasse Christensen/Shutterstock.com
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Vom richtigen Liegen
Weder krumm noch schief
Die Matratze drückt, der Arm schläft ein, das Bett hängt durch, das Kreuz
schmerzt, die Decke ist zu klein, der Polster zu groß. Kein Wunder, dass so
manche Schlafenden sich von einer Seite auf die andere wälzen und nie
so richtig zur Ruhe kommen. Nach einer solchen Nacht ist jeder Mensch
wie erschlagen, obwohl er oder sie doch die ganze Nacht im Bett verbracht
hat. Schlechtes Liegen stört also den Schlaf, die Erholung bleibt aus.
Gut zu liegen ist daher nicht nur eine der Grundvoraussetzungen für
angenehme Nachtruhe, man tut auch seinem Körper damit Gutes. Beim
richtigen Liegen kann sich die Muskulatur von ihrer Haltearbeit erholen.
Knochen, Gelenke und Bandscheiben sind vom Druck des Körpergewichts,
das tagsüber auf ihnen lastet, befreit. Die Bandscheiben regenerieren sich
vor allem während des Schlafs und füllen sich wieder mit Flüssigkeit. Die
meisten Menschen sind deshalb nach dem Aufstehen etwas größer als
am Ende eines Tages.
Neben Schlafstörungen gehören Rückenschmerzen zu den häufigs­ten
Beschwerden der Menschen in den westlichen Industrieländern. Beide
sind eng miteinander verbunden: So haben Menschen, die häufig an
Wichtiger Puffer
Eine Bandscheibe besteht aus einem elastischen Ring aus festem, fasrigem
Bindegewebe und einem gallertartigen Kern. Im Gegensatz zum restlichen
Körper werden Bandscheiben nicht über Blutgefäße versorgt, sondern über
den Wechsel von Entlastung und Belastung. In Ruhe nimmt die Bandscheibe gleich einem Schwamm aus dem umliegenden Gewebe nährstoffreiche Flüssigkeit auf, unter Belastung wird die verbrauchte ausgepresst.
Bandscheiben sind also auf den Wechsel von Druck und Entspannung (auf
Bewegung) angewiesen, um ausreichend versorgt zu werden. Während des
Tages verlieren sie aufgrund der Belastung mehr Flüssigkeit, als sie aufnehmen können. Doch nach etwa siebenstündigem Liegen sind sie wieder prall
gefüllt. Aus diesem Grund ist der Mensch morgens etwa zwei Zentimeter
größer als am Abend.
Sebastian Kaulitzki/Shutterstock.com
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Lebenselixier Schlaf
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stressbedingten Verspannungen oder unter chronischen Schmerzen
leiden, oft auch Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen. Rückenschmerzen können den Schlaf direkt beeinträchtigen, umgekehrt können
Schlafstörungen zu Rückenschmerzen führen oder sie verstärken.
Wer schlecht schläft, fühlt sich auch tagsüber nicht wohl und ist in der
Leistungsfähigkeit eingeschränkt, was wiederum stress- und schmerzverstärkend wirkt. Wie man sich nachts bettet, beeinflusst die Schlafqualität
zwar nur zum Teil, für den Rücken ist das richtige Liegen jedoch eine
wichtige Voraussetzung, um sich erholen zu können. Weil der Körper
nachts etwa 40 bis 60 Mal unwillkürlich die Lage wechselt, lässt sich
aber ­höchstens darauf Einfluss nehmen, in welcher Position man einschläft. Da der häufige Haltungswechsel während des Schlafens für den
Körper wichtig ist, sollten das Bett und seine Auflagen die unwillkürlichen
­Bewegungen des Schlafenden nicht behindern.
Immer der Wirbelsäule nach
Nicht der Körper soll sich dem Bett anpassen, sondern das Bett soll sich
der natürlichen S-Form der Wirbelsäule anpassen. Bei einer ausgeleierten
Matratze hängt die Wirbelsäule durch wie in einer Hängematte. Ist die
Matratze zu weich, werden die nächtlichen Bewegungen mühsamer, man
bleibt länger in einer Position liegen, als angenehm ist.
Aber auch eine zu harte Unterlage kann die nächtliche Ruhe zum
Horror werden lassen. Schultern und Becken werden in der Seitenlage
nach oben gedrückt, die Wirbelsäule wird verbogen und verkrampft sich.
Ergebnis: Am nächsten Morgen fühlt man sich wie gerädert – im Hinterkopf pocht ein dumpfer Schmerz, der Nacken ist steif, die Muskeln sind
verspannt, der Rücken schmerzt.
bygermina/Shutterstock.com
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Eine gute Matratze
passt sich an. Sie
muss die einzelnen
Körperpartien stützen
und an den richtigen
Stellen nachgeben
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Entspannt einschlafen
Als günstigste Einschlafstellung gilt die Seitenlage mit leicht angewinkelten Beinen. Wenn die Unterlage den Körper richtig unterstützt, kann
die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Form ruhen. Der Polster sollte den
Nacken gut abstützen, ohne dass sich die Halswirbelsäule verbiegt und
die Muskulatur sich verspannt.
Liegen Sie gerne auf dem Rücken, kann es angenehm sein, einen
Polster oder eine Rolle unter die Knie zu legen. Durch die leicht angewinkelten Beine werden der Lendenwirbelbereich und damit auch die
Hüftgelenke entlastet. Wichtig ist, dass die Pölster nicht zu hart sind,
damit die Blutgefäße in der Kniekehle in ihrer Leistungsfähigkeit nicht
durch das Gewicht der Beine beeinträchtigt werden. Vor dem Einschlafen
den Polster unbedingt entfernen.
Das Liegen auf dem Bauch ist vor allem für schwergewichtige Menschen die ungünstigste Position für den Rücken. Das gilt besonders
dann, wenn sie bereits Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule
haben, und vor allem, wenn sie an den Bandscheiben operiert wurden.
In der Bauchlage krümmt sich das Rückgrat leicht zum Hohlkreuz und im
Nackenbereich muss es sich verdrehen, damit der Kopf auf die Seite gelegt werden kann. In dieser Stellung ermüden meist auch die Schultern,
sodass man mit größter Wahrscheinlichkeit verspannt und mit Schmerzen
aufwacht.
Da wir uns aber, wie schon erwähnt, während der Nacht häufig bewegen, ist das Um und Auf guten Liegens die richtige Unterlage. Sie
unterstützt uns gemeinsam mit dem passenden Polster in jeder Schlafposition.
Vorsicht bei Kniegelenkarthrosen!
Leiden Sie an Kniegelenkarthrosen, dürfen Sie auf keinen Fall dauernd einen
Polster unter die Kniekehlen schieben, auch wenn es angenehmer ist und
vielleicht die Schmerzen verringert. Das Kniegelenk kann dadurch nämlich
schneller versteifen.
Sebastian Kaulitzki/Shutterstock.com
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Service
Checkliste
Stichwortverzeichnis
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Stichwortverzeichnis
A
Aloe Vera 82
Angorahaar 79
Aufheller, optische 84
B
Bandscheiben 16, 18, 36
Bandscheibenmatratzen 37
Batist 83
Baumwolle 83, 85
Becken 17, 26
Besucherritze 41
Betthaupt 23
Betthöhe 21
Bettlänge 20
Bettsysteme 31
Bezüge 38, 61, 94, 109
Bonellfederkern 51
C
Certipur 134
Coucheeware 72
D
Damast 83
Dauerelastizität 44
Daunen, 71
– flug 71
–, reinigen 75
Depressionen 105
Desinfektionsmittel 40f
Duo-Decken 69
E
Eiderdaunen 71
Einschlafdauer 11
Elektrosmog 111f
Encasings 110
Engel, Blauer 126, 129, 132, 135
Erdstrahlen 112
EU-Ecolabel 125, 128, 131, 134
F
Fairtrade-Baumwolle 137
Fasern, synthetische 77f
Federholzlattenroste 27
Federkernmatratzen 28, 35, 51ff,
54
Federnkennzeichnung 72
Bettenkauf_S_1_148_Druck.indb 145
145
Federnkunde 71
Federn, Tierschutz 74ff
Felder, elektrische 113
–, elektromagnetische 113
–, magnetische 113
Feuchtigkeitstransport 49, 77
flächenelastisch 51f
Flanell 83
Formaldehyd 21, 57, 84, 100
Free-flow-Matratzen 60
Frottee 83
Füllmaterialien, synthetische
77
Futons, japanische 58f
G
Gelmatratzen 45
Gesundheitsmatratzen 37
Gitterbetten 90ff
GOTS-Standard 124, 136
Gütesiegel 123ff
H
Halbleinen 84
Halswirbelsäule 18, 80ff
Härtegrade 36
Hausstaubmilben 74, 84, 99,
108f
Hohlfasern 77f
HR-Schaumstoff 44f
I
Inlett 69f, 74
J
Jersey 84
Jetlag, sozialer 12
Jugendbetten 95f
K
Kaltschaum 28, 44f, 54
Kamelhaar 79
Kapok 57
Kaschmir 69, 79
Kassettendecken 68
Kavernenlatex 49
Kleinkindbetten, Sicherheits­
abstände 91f
Kindermatratzen 93ff
Kindstod, plötzlicher 91
Kniegelenksarthrose 18
Kokosfasern 31, 50, 56
L
Lärm 97
Latexmatratzen 28, 31, 39, 47ff
Lattenroste, manuell verstellbar
29
–, elektrisch verstellbar 30
Leinen 85
Lendenwirbel 18, 26, 44, 63
Liegekomfort 36
Luftbetten 63
Luftfeuchtigkeit 99, 108
M
Magnetfeldabschirmung 116
Mako 85
Matratzenaufbau 46
Matratzenauflagen 42, 109, 116
Matratzenbezüge 38f, 61, 94, 109
Matratzenhaltbarkeit 36
Matratzenreinigung 38f
Matratzenschoner 41
Memory Effekt 46
mercerisiert 85
Mikrofaser 87
Milben 108f
Morgentief 11, 15
N
Naturkautschuk 47ff
Naturlatex 47ff
Netzfreischaltung 114ff
Nomite 74, 138
Notabsenkung 30
O
OEKO-TEX 138
Österreichisches Umweltzeichen
87, 125, 128, 132, 135
P
Pflegebetten 96
Polster 18, 79ff
Power Napping 12
Pubertät 11, 95
Punktelastizität 28, 44
22.12.2015 09:36:10
146
R
Raumgewicht 43f
Raumtemperatur 68, 78, 98
REM-Schlaf 13ff
Roggenstroh 56
Rohstoffe, nachwachsende 49, 78
Rosshaarmatratzen 28, 50, 54f
Rückabwicklung 121
Rückenschmerzen 16f, 37
Rücktrittsrecht 119ff
S
Sanfor 85
Satin 83
satiniert 85
Säuglinge 90f
Schadstoffe 40ff, 84, 94, 99f
Schafschurwolle 78
Schaumstoff, viscoelastischer 45
Scimmel 35, 39, 50, 82, 99
Schlafhygiene 103f
Bettenkauf_S_1_148_Druck.indb 146
Schlafmotorik 15
Schlafphase 12f
Schlafstadien 12f
Schlafstörungen 104f
Schlafzimmer, ideales 97
–, Luftfeuchtigkeit 99
–, Raumtemperatur 68, 98
Schwitzen 36, 46, 51, 53, 66,
68, 81f
Seersucker 84
Seide 86
Standardschaumstoff 45
Stiftlatex 49
T
Taschenfederkern 28, 52, 54
Traumpass 139
Trend, säkularer 95
V
Vogelgrippe 73
W
Wärmeisolation 35, 37, 50
Wärmepunkte 67
Wasserbetten, Aufbau 60
–, Temperatur 63
–, Vor- und Nachteile 62f
Werbefahrten 116ff
Wildseide 79
Wirbelsäule 17f, 21, 28, 31, 37,
44, 46, 80f
Wollgütesiegel 78
Wundliegen 46, 62, 96
Z
Zellulose 70, 78, 86f
U
Unterbetten 42f, 108
22.12.2015 09:36:10
Ein Drittel unseres Lebens verschlafen wir. Trotzdem fristet das Bett in vielen
Schlafzimmern ein Schattendasein. Zu Unrecht, denn es ist keineswegs einerlei,
wie wir am Ende des Tages unser müdes Haupt betten. Doch wer die Betten­
abteilung eines Möbelhauses betritt, dem wird schwindlig: Bettgestelle und
Lattenroste, so weit das Auge reicht. Dazu noch eine Unzahl von Matratzen
in allen Preisklassen. Federkern, Latex oder Schaumstoff, lautet hier häufig die
Frage. Und womit sich zudecken? Mit Seide, Synthetik oder doch lieber mit
Daunen? Dieses Buch hilft Ihnen beim Sondieren des Angebots. Es zeigt, welche
Möglichkeiten es bei Lattenrosten gibt und worauf Sie beim Kauf einer Matratze
achten müssen. Außerdem: Wie Sie Hausstaubmilben und damit Allergien in
den Griff bekommen. Und was Sie tun können, um Elektrosmog in Ihrem Schlaf­
zimmer auszuschalten.
Verein für Konsumenteninformation, Wien
www.konsument.at
ISBN 978-3-99013-051-3
Bettenkauf
Bettenkauf, 3. Auflage
Bettenkauf
So liegen Sie richtig
Latex, Federkern & Co
€ 16,90
Elektrosmog und Allergien
3. Auflage