MEDIENMITTEILUNG Schlecht sehen – und doch gut leben? St. Gallen – 2. Juni 2015. Eine Studie sorgte 2012 für Aufsehen: Rund 325‘000 Schweizerinnen und Schweizer, viermal mehr als bisher angenommen, sind von einer Sehbehinderung betroffen. Die meisten von ihnen sind älter als 65 Jahre und viele von ihnen denken, dass schlechtes Sehen im Alter „normal ist und man nichts mehr machen könne“. Das ist falsch: Auch wenn aus medizinischer Sicht keine Möglichkeiten mehr bestehen, die Sehfähigkeit zu verbessern, so lässt sich mit angepassten Hilfsmitteln und einer Low Vision-Rehabilitation die Sehfähigkeit und damit auch die Lebensqualität in vielen Fällen verbessern. Das Angebot an Low Vision-Rehabilitation ist in der Schweiz zwar breit abgedeckt, leider nehmen sie aber noch viel zu wenige Menschen auch in Anspruch. Dies liegt vor allem daran, dass sie in der Bevölkerung zu wenig bekannt ist. Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZB will deshalb mit einer Informationskampagne „Schlecht sehen? Und doch gut leben!“ dieses wichtige Angebot bekannter machen. So funktioniert eine Low Vision-Rehabilitation Eine Low Vision-Rehabilitation beginnt in der Regel dann, wenn keine medizinischen Behandlungsmöglichkeiten mehr möglich sind und erfolgt in enger Absprache mit dem Augenarzt oder der Augenärztin. Sie sind es auch, die wenn immer möglich Patientinnen und Patienten an eine Beratungsstelle, die Low Vision-Rehabilitation anbietet, weiterverweisen sollten. In der Low Vision-Rehabilitation spielt nicht nur der Visus, also die Sehschärfe, eine Rolle. Auch das Kontrastsehen, der Lichtbedarf, das Gesichtsfeld und die Blendempfindlichkeit werden abgeklärt. Danach folgen eine ausführliche Beratung und ein Training mit optischen Hilfsmitteln, je nach Bedürfnis der betroffenen Person. Zu optischen Hilfsmitteln gehören beispielsweise speziell angefertigte Lupenbrillen, Leseständer oder Leuchten. Low Vision-Rehabilitation heisst aber auch, Alltagsabläufe und die Umgebung der betroffenen Personen genau anzuschauen. In der Wohnung gibt es oft viele Anpassungsmöglichkeiten. Meistens ist eine stärkere Ausleuchtung, zum Beispiel des Küchenbereichs, von Vorteil. Auch beim Bügeln, bei der Auswahl von Kleidern oder beim Sortieren von Nahrungsmitteln in Schränken helfen Licht und grössere Beschriftungen. Gerade bei der Verwendung von Lupen heisst es aufpassen: Es bringt nicht viel, einfach eine Lupe zur Hand zu nehmen und zwischen Auge und Zeitung zu legen. Ohne vorherige individuelle Abklärung, Tests und Trainings bringt eine Lupe leider meist keine Verbesserung des Lesens. Seite 1 Beratung, Hilfsmittel und Training in Kombination In vielen Fällen gibt es Strategien, wie Tätigkeiten des Alltags „umgelernt“ werden können – zum Beispiel das Mittagessen auf den Tellern zu servieren, Geldnoten zu erkennen, Getränke in ein Glas einzuschenken oder Zahnpasta wieder auf der Bürste zu platzieren. Low Vision-Beratung und -Rehabilitation kann in einer Beratungsstelle der Region oder auch zu Hause stattfinden. Die Low Vision-Angebote werden durch das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) subventioniert oder von den Krankenkassen übernommen. Mit einer neuen Broschüre macht der SZB auf die Möglichkeiten einer Low VisionRehabilitation aufmerksam. Sie soll vor allem in Arztpraxen und Beratungsstellen betroffene Personen sensibilisieren und ermuntern, eine entsprechende Beratung in Anspruch zu nehmen. Auf der neuen Webseite www.schlechtsehen-gutleben.ch finden Interessierte Hintergrundinformationen sowie Adressen. Die Kampagne „Schlecht sehen? Und doch gut leben!“ Low Vision-Beratung und -Rehabilitation sind in der Schweiz sehr gut ausgebaut, aber noch zu wenig bekannt. Daher hat der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZB die Kampagne „Schlecht sehen? Und doch gut leben!“ gestartet. Das Ziel ist, möglichst vielen (älteren) Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit zu helfen und ihnen zu vermitteln, dass es trotz eingeschränkter Sehfähigkeit und auch nach einer schlechten Diagnose Rehabilitationsmöglichkeiten gibt. Die Kampagne wendet sich in erster Linie an Menschen, die eine augenärztliche Abklärung bereits hinter sich haben, sowie an ihre Angehörigen. Aber auch Augenärzte und -ärztinnen sind angesprochen, denn es liegt an ihnen, ihre Patientinnen und Patienten auf die entsprechenden Low Vision-Möglichkeiten in ihrer Region aufmerksam zu machen. Zentrales Kampagneninstrument ist die Website www.schlechtsehen-gutleben.ch sowie eine Informationsbroschüre. Die Kampagne wird unterstützt vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband SBV, dem Schweizerischen Blindenbund SBb, der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft SOG sowie der Stiftung Leenaards. Zeichen inkl. Leerzeichen: 3’480 Kontakt: Carmen Roller, Tel: 071 620 01 03, E-Mail: [email protected] Download Die Medienmitteilung und die Informationsbroschüre „Schlecht sehen? Und doch gut leben!“ können auf der Website des SZB heruntergeladen werden: www.szb.ch/presse/mitteilungen.html Bildmaterial: Thematische Bilder können auf der Website des SZB heruntergeladen werden: www.szb.ch/de/presse/fotoarchiv.html Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen SZB Seit 1903 setzt sich der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZB dafür ein, dass taubblinde, sehbehinderte und blinde Menschen ihr Leben selbst bestimmt und in eigener Verantwortung gestalten können. Als Dachverband informiert er über Sehbehinderung und deren Folgen, führt eine Forschungsstelle und eine Fachbibliothek und koordiniert die Zusammenarbeit und Interessenvertretung im Sehbehindertenwesen. Zudem führt er Weiterbildungskurse für Fachpersonen, die mit taubblinden, blinden und Seite 2 sehbehinderten Erwachsenen und Kindern arbeiten, durch. Als direkte Dienstleistung für Betroffene berät und begleitet der SZB taubblinde und hörsehbehinderte Menschen, entwickelt und vertreibt Hilfsmittel, führt eine Fachstelle für optische Hilfsmittel und forscht und schult im Bereich Low Vision, d.h. in der optimalen Nutzung des noch vorhandenen Sehpotenzials sehbehinderter Menschen. www.szb.ch Seite 3
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