Geschichte Rundgang Grenzstadt L Informationen Geschichte Rundgang Grenzstadt Informationen Geschichte L L Rundgang Grenzstadt Informationen Villeneuve-lez-Avignon Erläuterungen Grenzstadt des Reichs der Kapetinger Avignonesisches Papsttum: Konflikte in Italien führten dazu, dass sich die Päpste von 1309 bis 1378 in Avignon niederließen. Sieben aufeinander folgende Päpste haben die römischkatholische Kirche in dieser Zeit geleitet Calade: Bezeichnet eine abschüssige Straße, die mit Rhonekieseln gepflastert ist Merelle: im 14. Jh. sehr beliebtes Spiel für zwei Personen, bei dem Folgen von 3 Spielsteinen an 24 bestimmten Punkten aufgestellt werden mussten Paréage-Vertrag: bestimmte die Besitzrechte und regelte die Verwaltung der Lehnsherrschaft Steinmetzzeichen: zeichen, die die Steinmetze, die im Stücklohn arbeiteten, auf den Blöcken hinterließen, um bezahlt zu werden Viguier: königlicher Verwaltungs- und Justizbeamter im Süden Frankreichs 1290 tauschte Philipp IV. der Schöne Maine und Anjou gegen Teile einer Lehnsherrschaft in Avignon ein. Aber um einen strategischen Ort an der Grenze des Königreichs zu bewahren, gründete er Villeneuve. Er unterzeichnete zusammen mit dem Abt von Saint-André die Gründungscharta im Anschluss an den ParéageVetrag* von 1292. Dieser Vertrag sah die Befestigung des Zugangs zur Brücke von Avignon vor. Dies geschah gegen 1300-1307, indem das Châtelet, Tour Philippe-le-Bel genannt, auf dem Westufer wiedererrichtet wurde. Ab 1302 stellte der König die Eigentumsverhältnisse des Flusses und des Hafens von Avignon infrage. Als Avignon zur Papststadt wurde, kam es zu weiteren Spannungen und die Streitigkeiten zwischen den beiden Ufern setzten sich bis zur Revolution fort. Hinter dem Willen des Königs, das rechte Rhoneufer zu befestigen, stand sicherlich auch der Ehrgeiz, eines Tages die mächtige Stadt Avignon durch den Bau eines neuen Ortes am Fuße des Berges zu übertrumpfen. Päpstlicher Erholungsort Von 1305 bis 1376 wählten die Würdenträger der Kurie das ländlichere rechte Ufer zu einem Ort für Erholungsaufenthalte. Papst Clemens VI. verfügte hier über ein großes Anwesen und Mitte des 14. Jh. hatten hier 12 Kardinäle ihre Residenz mit Gärten und Obstgärten. Auch Étienne Aubert besaß eine solche Residenz am Hang des Mont Andaon. Nachdem er unter dem Namen Innozenz VI. Papst geworden war, gründete er 1356 neben seinem Palast das Kartäuserkloster Val-de-Bénédiction, das heute besichtigt werden kann. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts Zur Information Dauer des Rundgangs: ca. 45 Minuten Führung in Französisch Das Centre des monuments nationaux gibt eine mehrsprachige Leitfadenreihe zu den französischen Baudenkmälern heraus. Die Éditions du patrimoine sind im Buchladen erhältlich. Centre des monuments nationaux Fort Saint-André 30400 Villeneuve-lez-Avignon tél. 04 90 25 45 35 fax 04 90 26 09 43 www.monuments-nationaux.fr crédits photos P. Berthé © Centre des monuments nationaux, Paris. conception Plein Sens, Anders. illustration Tout pour plaire. réalisation Marie-Hélène Forestier. traduction Caractères et cætera. impression Stipa, février 2011. Deutsch Fort Saint-André Wachposten des Königreichs Symbol der Rivalität Das EingangsChâtelet des Forts Der oberhalb einer römischen Brücke über die Rhone emporragende Mont Andaon eignet sich hervorragend als Wachposten. Im 10. Jh. erstreckte sich hier der Marktflecken und die Abtei Saint-André, während auf dem anderen Ufer Avignon dank der Brücke an Bedeutung gewann. Aber im 12. Jh. versuchten die Könige Frankreichs, das Königreich nach Süden auszudehnen und die Rhone wurde zur Grenze. Ludwig VIII. (1223-1226)** unterzeichnete einen Paréage-Vertrag* mit dem Abt von Saint-André und verpflichtete sich, den Berg zu befestigen. Der Abt befreite sich so von der Autorität des Bischofs von Avignon und von nun wurden die beiden Ufer zu gegnerischen Lagern – französisch rechts, provenzalisch links. Symbol der königlichen Macht Um mit Avignon zu konkurrieren, gründete Philipp IV. der Schöne (1285-1314)** im Jahr 1293 auf dem Westufer eine neue Stadt. Die Befestigungen des Berges wurden unter Johann II. dem Guten (1350-1364)** in Angriff genommen, in der unsicheren Zeit des Hundertjährigen Krieges und zum Zeitpunkt als die Päpste in Avignon* residierten. Das Fort verlor seine strategische Rolle, als die Provence 1481 an Frankreich angeschlossen wurde und mehr noch als die Rhone um 1770 ihr Bett in 900 m Entfernung vom Berg verlagerte. Bis 1792 kümmerte sich die Militärbehörde um die Erhaltung des Forts. 1906 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts **Anfangs- und Enddaten der Herrschaft Geschichte Rundgang L Grenzstadt Informationen Der Bau des Forts fand in den 1360er Jahren in großer Eile und mit wenig Mitteln statt, denn die Finanzen des Königreichs waren durch das an die Engländer gezahlte Lösegeld für die Freilassung des Königs Johann der Gute belastet. Die Provence wurde zu diesem Zeitpunkt von Söldnertruppen heimgesucht. 4 N 7 5 6 7 E O 8 9 10 3 Die Burg Saint-André 11 6 1 Das Eingangs-Châtelet, Königsburg oder in dieser Gegend auch „Zwillingstürme“ genannt, wurde in mehreren Etappen erbaut. Es ist der Wehr- und Kommandobau des Forts und bietet eine weite Panoramaaussicht vom Mont Ventoux bis zu den Alpillen. Noch heute verfügt das Châtelet über einen Kranz aus Maschikulis und es stellt die Verbindung zum Wehrgang oben auf den Kurtinen her. Ursprünglich befanden sich hier die Arbeitsräume des Burgherren und des Viguiers* . 2 Die lange Eingangspassage war durch zwei aufeinander folgende Fallgatter abgesperrt. Diese grenzten eine Schleuse ein, die von einem vertikalen Mordloch und lateralen Bogenschießscharten kontrolliert wurde. Das Wappen außen zwischen den Türmen wurde beschossen. Es trug die Wappenzeichen des Königs und des Abts von Saint-André als Symbol des Paréage-Vertrags* , der mit Letzterem für den Bau des Forts ausgehandelt worden war. Der Marktflecken Saint-André Mauern und Türme schützen einen weitläufigen Bereich von mehr als 3 ha. Der heutige Empfang und das angrenzende Gebäude dienten im 18. Jh. als Räume für das militärische Kommando und die Garnison. 3 Ein Renaissancehaus von den 190 im 17. Jh. auf dem Berg vorhandenen Wohnhäusern ist noch erhalten geblieben. 2 1 4 Am Ende der Calade* eröffnet sich ein Blick auf die ehemaligen Sümpfe, die zugeschüttet und dann bebaut wurden. 5 Die Chapelle de Belvezet (Bellevue) verkörpert den schlichten Stil der zweiten Hälfte des 12. Jh. in der Architektur des unteren Rhonetals. Sie diente bis zum 14. Jh. als Pfarrkapelle. Außen weist deren polygonale Apsis eine Ornamentik aus Bogenfriesen mit feinen Zierstäben auf. Beim Eintreten befindet sich zu Ihrer linken Seite die Treppe der Tribüne, die aufgrund des Fehlens eines Treppenspindels bemerkenswert ist. Die befestigte Umfassungsmauer Die 750 m lange Mauer weist ein doppeltes Wehrsystem aus dem 14. Jh. auf. Es besteht in Bodennähe aus in Nischen befindlichen Bogenschießscharten und oben auf den Mauern aus Brustwehren mit Bogenschießscharten zum Schutz des Wehrgangs. Doch dieses ehrgeizige Festungsprojekt wurde im Laufe des Baus an der Westseite auf einfache Kurtinen mit Bogenschießscharten als Unterbau für den Wehrgang beschränkt. Nur bei der am leichtesten zu erklimmenden und damit leichter angreifbaren Südseite hielt man sich an den ursprünglichen Plan. 7 8 9 10 11 Der Komfort wurde nicht vergessen: Latrinen, Kamine im Châtelet und Wachhäuschen des Wehrgangs. Die Tour des Masques erhielt ihren Namen nach dem provenzalischen Wort masco (Zauberer, Magier) und sollte das Unglück hierhin ziehen und von dem Rest der Festungsanlage abwenden. Der Turm verfügt über einen einzigen, aufgrund des Hanggefälles sehr hohen Saal. Es gibt zahlreiche Steinmetzzeichen* sowie Graffiti von Soldaten und Gefangenen: Merelle-Spiel* auf dem Boden, Templerkreuz links von der beim Eintreten auf der rechten Seite befindlichen Bogenschießscharte. Die Treppe führt zu einer Plattform mit Verbindung zum Wehrgang. Von den Aussichtsplattformen des EingangsChâtelets sieht man rechts den zwischen 1292 und 1304 errichteten Turm Philippe-le-Bel und gegenüber den Papstpalast, dessen Bau 1335 begonnen wurde. Die beiden Türme des Châtelets verfügen über zwei Stockwerke. Der Hof der Gefangenen in der ersten Etage wird von einem Tonnengewölbe überdacht. Er weist Graffitis von Gefangenen des 18. und 19. Jh. auf: Namen, Zeichnungen oder Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Zunft. Der Saal der Fallgatter barg die Seilwinden, mit denen diese betätigt werden konnten. Der Saal des Brotbackofens scheint im Jahr 1629 während einer Pest-Quarantäne eingerichtet worden zu sein. Ein angrenzender Raum mit noch erhaltener Pflasterung könnte als Lebensmittellager gedient haben, enthält aber Graffitis von Gefangenen. Der Saal des Viguier* , Sitz des Gerichtshofes, ist mit Spitzbögen überwölbt. Auf einem Schlussstein ist das königliche Wappen zu sehen. Zu beiden Seiten des Kamins befinden sich Konsolen für Lampen. Der Burgherr wohnte in dem zweiten Turm, der nicht besichtigt werden kann. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts
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