Digitaltechnik I PGEinf-1 05()10 Über den Umgang mit Oszilloskopen und Signalgebern im DT- und im RS-Praktikum 1 Grundlegendes TTL-Spannungsbereiche und Grenzwerte bei TTL Im theoretischen Teil der Informatik kennen wir den Wertebereich der BOOLEschen Variablen als {0,1}. In der technischen Realität sind ihnen physikalische Werte bzw. Wertebereiche zuzuordnen. Bei elektronischen Logik-Bauelementen in TransistorTechnik (TTL) sind dies die mit L (low) und H (high) bezeichneten Spannungsbereiche: Standard-TTL Eingänge Ausgänge Grenzwerte weitere Daten (bausteinabhängig) L-Pegel UiL #0,8 V UoL #0,4 V UiL min = !0,5 V UB = 5,0 V ± 10%, H-Pegel UiH $2,0 V UoH $2,4 V UiH max = 5,5 V tpd = (2...100) ns Als definierte Spannungspegel empfehlen wir für L: 0,0 V und für H: 3,5 V. Bei positiver Logik gilt die Zuordnung ('0','1') ::= (L,H). Achtung! Spannungen unter !0,5 V und Spannungen über +5,5 V an TTL-Eingängen führen zur Zerstörung der Bausteine und Schaltungen! Da es Signalgeneratoren gibt, die auch (ggf. nur) bipolare Signalformen erzeugen, muß die Signalform auf unipolare Signale durch Hinzufügen eines Gleichspannungsanteils gebracht werden. Ist dies am Gerät nicht möglich, kann es nicht im TTL-Bereich eingesetzt werden! bipolar: !x V ... + xV unipolar: (0 ... +x V) Die Frequenz der anzulegenden Signale wird bei der SPS (speicherprogrammierbare Steuerung) durch deren Zykluszeit, bei TTL-Gattern oder -Schaltungen durch deren (Gesamt-)Stufenverzögerung beschränkt. FH Köln, Campus Gummersbach, Prof. T. Drescher: Geräte im TDI-Praktikum PGEinf-2 2 Oszilloskop Zur zeitlichen Darstellung periodischer Signale bedient man sich eines Oszilloskops (mit Speicheroszilloskopen kann man auch einmalig auftretende Signale darstellen). Die Oszilloskope im TDI-Labor sind zweikanalig. Für jeden Kanal einzeln einstellbar sind: — Intensität (Helligkeit) und Schärfe des Elektronenstrahls Beide Attribute sind leicht miteinander gekoppelt. Die Helligkeit sollte man nur so hoch wie notwendig wählen, um ein Einbrennen in die Lumineszenzschicht der Kathodenstrahlröhre zu vermeiden! — Y-Position des Strahls — Ankopplungsart GND: Eingang wird gegen Masse gelegt; AC: kapazitive Ankopplung (Gleichspannungsanteile werden weggefiltert) DC: ohmsche Ankopplung (Gleichspannungsanteile werden angezeigt) — Triggerflanke (ansteigende Flanke, abfallende Flanke) — Eingangsempfindlichkeit z.B. 1mV/Einheit ... 10 V/Einheit Gemeinsam für beide Kanäle sind einstellbar: — X-Position — Zeitablenkung z.B. 100 ms/Einheit ... 1 s/Einheit — Triggerschwelle Manche Oszilloskope besitzen neben der Grob- auch eine Feineinstellung, vor allem für Eingangsempfindlichkeit und Zeitablenkung. Um in diesen Fällen reproduzierbar arbeiten zu können, sollte man für quantitative Messungen stets die Eichstellung vorsehen; nur sie läßt – ohne Referenz auf zusätzliche Eichsignale – exakte Messungen zu. An jedem Oszilloskop ist eine Eichspannung vorgegebener Amplitude, Frequenz und Form verfügbar. Mit der Darstellung dieser Eichspannungsquelle beginnen Sie Ihre Praktikumsgeräte-Einführung. 3 Signalquellen Im TDI-Labor gibt es mehrere Arten von Signalquellen. Am einfachsten sind Ausgänge von TTL-Bausteinen (SPS, Digitaltrainer) zu handhaben. Daneben benutzen Sie aber auch Funktionsgeneratoren, die uni- und bipolare Signale liefern. Stellen Sie unbedingt sicher, daß Sie nur unipolare Signalformen im Bereich (0,0 ... 5,5)V verwenden, da sonst TTL-Eingänge und damit das zugehörige Bauelement zerstört werden. FH Köln, Campus Gummersbach, Prof. T. Drescher: Geräte im TDI-Praktikum PGEinf-3 Durch Aufschaltung eines Gleichspannungsanteils (Offset) kann man aus bipolaren Signalen unipolare machen und umgekehrt; die Bilder im ersten Abschnitt (Grundlegendes) verdeutlichen dies. Als Arbeitsfrequenz empfehlen wir ein Signal im Bereich (11 ... 10) kHz, außer für die SPS: Dort sollten Sie die Frequenz geeignet zur Zykluszeit der SPS wählen; die Zykluszeit ist den SPS-Unterlagen zu entnehmen. Bevor Sie ein externes Signal an eine TTL-Schaltung (SPS, Digitaltrainer, Mikroprozessor-Port) legen, sollten Sie es mit dem Oszilloskop auf die empfohlenen Werte (L: 0,0 V, H: 3,5 V) überprüfen; ggf. lassen Sie es sicherheitshalber zusätzlich vom Laboringenieur überprüfen. 4 Anschluß von Signalquellen an das Oszilloskop Verbindet man zwei Geräte miteinander, sollten Masseleitungen immer als erste gelegt werden. Dabei führt man die Massen aller Geräte an einem einzigen Punkt zusammen, um sogenannte Erdschleifen zu vermeiden, die unerwünschte Nebeneffekte (unsichere '0', Brummeinkopplung usw.) zur Folge haben können. Auch wenn ein Gerät mehrere Massepunkte (bspw. je Kanal) hat, sollte nur jeweils einer dieser Punkte zum Verbinden benutzt werden. Erst nachdem die Masseverbindungen bestehen, sind die "heißen" Signalleitungen zu verlegen; um Kurzschlüsse zu vermeiden, lassen Sie dabei keine offenen Leitungen (Stecker) herumliegen. In diesem Sinne erlauben wir auch keine Kabelverlängerungen durch Hintereinanderstecken von Steckverbindern! Und "Türmchen"bildungen (mehr als zwei Stecker übereinander) sind ebenfalls nicht zulässig! Beachten Sie, daß die heißen Verbindungen zu TTL-Schaltungen erst dann gelegt werden dürfen, wenn sichergestellt ist, daß die darauf anliegenden Signale korrekt im Sinne von TTL sind, daß also unsere Empfehlungen hinsichtlich der zulässigen Spannungen eingehalten werden. 5 Praktische Übungen 1. Machen Sie sich zunächst mit den Abschnitten 1 bis 4 vertraut. 2. Experimentieren Sie mit dem Eichsignal (Form, Amplitude, ggf. Offset, Frequenz). 3. Stellen Sie am Signalgeber (Funktionsgenerator) ein dem Eichsignal sonst entsprechendes Dreieck- oder Sinussignal ein – zunächst aber ohne Verbindung mit dem Oszilloskop! FH Köln, Campus Gummersbach, Prof. T. Drescher: Geräte im TDI-Praktikum PGEinf-4 4. Verbinden Sie Signalquelle und Oszilloskop und korrigieren Sie nun erst ggf. Ihre Einstellungen am Funktionsgenerator. 5. Ermitteln Sie die Flankensteilheit eines entsprechenden Rechtecksignals, das Sie nun am Funktionsgenerator wählen. (Hierzu sollten Sie natürlich wissen, wie die Flankensteilheit definiert ist...) 6. (Freiwillig) Messen Sie am Digitaltrainer die Stufenverzögerung von einem der Inverter (NICHT-Gatter). (Auch hier sollte die zugehörige Definition bekannt sein.) Wenn Sie die Übungen 1. bis 5. erfolgreich abgeschlossen haben, erhalten Sie das Testat zur Teilnahme am Praktikum Digitaltechnik I,II und am Praktikum Rechnerstrukturen I,II. "Erfolgreich" heißt auch, daß Sie im Gespräch mit Ihrem Professor oder dem Laboringenieur das zugehörige Wissen (Definitionen, Fachausdrücke) und Verständnis nachweisen, soweit dies im vorliegenden Skript vorgetragen oder als Auftrag formuliert wird. Weitergehende Informationen entnehmen Sie den ausliegenden Hilfsblättern sowie Informationen, die insbesondere die Bauteilhersteller zur Verfügung stellen. Auch ein Besuch in der Bibliothek lohnt sich (Grundlagen der Elektrotechnik, Elektronik und Nachrichtentechnik); Sie finden sie im ersten Obergeschoß des Hauptgebäudes. Notfalls(!) befragen Sie auch das Internet...
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