EXPERTENTIPPS ZUR HERBSTARBEIT AUF DEN FELDERN veröffentlicht am 24.09.2015 Die frühe Ernte von Mais und Sojabohnen – sehr häufige Vorfrüchte zu Winterweizen – und die günstigen Verhältnisse für eine gute Aussaat veranlassen viele Landwirte, heuer früher Weizen anzubauen als sonst üblich. Eine frühe Aussaat zieht aber auch andere Maßnahmen nach sich, um erfolgreich zu sein. Auch für die Wintergerste gelten bei anhaltend schöner Herbstwitterung wichtige Regeln, um 2016 eine gute und sichere Ernte einfahren zu können, wobei natürlich die nicht vorhersehbare Witterung im Winter und Frühjahr auch eine wesentliche Rolle spielt. Aber Grundlegendes für eine gute Ernte 2016 kann jetzt gemacht werden. Bereits vor der Aussaat könnte die Zeit genutzt werden um z.B. notwendige Grunddüngungsmaßnahmen mit Phosphor, Kali oder Kalk zu erledigen, sofern dies nicht schon unmittelbar nach der Ernte passiert ist. WINTERGERSTE • Unkrautbekämpfung: sollte generell im Herbst durchgeführt werden. Es herrschen meist sehr gute Bedingungen für die Befahrbarkeit der Böden, die Unkräuter und Ungräser werden in einem Entwicklungsstadium erfasst, wo ein hoher Wirkungsgrad zu erwarten ist. Auf Flächen mit Distelproblemen führt das Ausschalten der übrigen Verunkrautung zu guten Möglichkeiten, die Distelbekämpfung im Frühjahr mit hoher Effizienz im richtigen Stadium durchzuführen. Auf Flächen mit Problemen mit Ackerfuchsschwanzgras ist eine frühe Bekämpfung das Wesentliche – das Saatbett weist eine gute Struktur auf, die das Auflaufen dieses Ungrases sehr fördert und deshalb ist auch ein hoher Bekämpfungserfolg zu erwarten. • Die Kulturpflanzen können sich im Frühjahr frei von jeder Konkurrenz entwickeln - die gute Befahrbarkeit der Böden für eine notwendige Pflanzenschutzmaßnahme zu Beginn der Vegetation ist nicht immer gewährleistet. • Der Wirkstoffwechsel zur Vorbeugung gegen Resistenzbildung der Unkräuter und Ungräser ist mit den Produkten, die im Herbst ausgebracht werden leichter zu vollziehen, als mit den Produkten, die im Frühjahr zur Verfügung stehen. • Durch das verspätete Auflaufen von Ausfallgetreide könnte der Druck mit Läusen heuer höher sein als sonst – umgekehrt steht fast kein grüner Mais mehr am Feld, sodass der Druck von dieser Seite wieder geringer ist als in anderen Jahren. Ob ein Befall aktuell ist oder nicht, kann mit Hilfe von gelben Insektenleimtafeln gut kontrolliert werden. • Dem Befall mit Läusen und Zikaden kann durch die Beigabe eines Insektizides zur Unkrautbekämpfung wirksam begegnet werden – sie sind Überträger der Verzwergungskrankheit (Gersten- und Weizenverzwergung). Im Vorjahr fand dieser Befall bis in den November hinein statt. WINTERWEIZEN Nach Mais wird überwiegend Weizen angebaut – heuer vermutlich früher als sonst, manchmal auch zu früh. Septemberaussaaten mögen unter anderen Klimabedingungen notwendig und richtig sein, bei uns zeigt sich, dass dies eher selten der Fall ist. Genauso wenig können Spätsaaten ertragsmäßig mit den langjährigen Erfolgen einer Aussaat im Oktober mithalten. Je früher der Saattermin ist (ab Anfang Oktober), umso dünner kann gesät werden, da der Weizen noch im Herbst entsprechende Bestockungstriebe bildet, die im Frühjahr für die endgültige Bestandesdichte wichtig sind. Bei Maisvorfrucht scheint mir heuer besonders wichtig, dass die vorhandene Zeit unbedingt für die zusätzliche Zerkleinerung der Maisstoppeln genutzt wird. Die warme und sonnige Witterung des Sommers führte zu einem stärkeren Befall mit Maiszünsler - man sieht dies auch am vielen Stängelbruch, den es jetzt gibt. Die Raupen überwintern in bodennahen Teilen des Maisstängels und können von dort aus im nächsten Jahr wieder ihren Befall starten, wobei auch Nachbarfelder betroffen sind. Deshalb unbedingt nachhäckseln, so tief wie möglich, damit einerseits dabei schon Raupen zerstört werden und andererseits der Rückzugs- und Überwinterungsbereich entsprechend verkleinert wird. Ein flaches Einmischen der so zerkleinerten Maisstoppeln z.B. mit Scheibeneggen und erst ein bis zwei Wochen danach zu pflügen fördert zudem die Verrottung der Ernterückstände massiv und das Infektionspotenzial z.B. für Fusariosen im nächsten Jahr wird entsprechend reduziert. Es gibt zwar auch sehr effiziente Fungizide gegen Fusariosen, aber ackerbauliche Maßnahmen zur Reduktion des Infektionspotenzials gehören ebenso in eine Antifusarienstrategie eingeplant. In Jahren mit einer späten Maisernte ist dies ohnedies nicht möglich. • Bei Weizen-Frühsaaten (ab Anfang Oktober) kann die Saatstärke bei Kenntnis der Saatgutqualität (Original = untersuchte und dokumentierte Qualität) entsprechend reduziert werden – in den ersten Oktobertagen auf 270 – 290 Körner/m². Je später der Aussaattermin ist, umso mehr soll gesät werden – bis Ende Oktober ca. 360 – 380 K/m². • Sollte die Herbstwitterung feuchter und kühler werden, können bei frühen Saatterminen die Bestände bereits im Herbst mit z.B. Septoria tritici infiziert werden und damit im Frühjahr ein hohes Gefährdungspotenzial darstellen, wenn eine für diese Krankheit günstige Witterung herrscht. • Auch für relativ früh gebaute Weizen sollte eine Unkrautbekämpfung im Herbst überlegt werden. Die Vorteile liegen wie bei der Wintergerste in der guten Befahrbarkeit der Böden, Möglichkeit des Wirkstoffwechsels, besseren Möglichkeit der gezielten Distelbekämpfung, höheren Effizienz gegen kleine Ungräser und Unkräuter. • Früh gebaute Weizen sind auch gefährdet durch das Weizenverzwergungsvirus, das durch Zikaden übertragen wird, was eventuell eine Insektizidzugabe zur Unkrautbekämpfung notwendig macht (Kontrolle durch Insektenleimtafeln). • Nach Körnermais vor der Weizenaussaat unbedingt pflügen – die Ernterückstände stellen eine massive Infektionsquelle für Ährenfusarium dar. • Sojavorfrucht bietet hingegen eine gute Möglichkeit der Direktsaat ohne Pflugeinsatz. Das Fusariumrisiko liegt hier im Gegensatz zu Körnermaisvorfrucht nahezu bei null, es gibt wenig Ernterückstände, sodass hier eine gute Möglichkeit besteht, mit reduziertem Aufwand eine gute Aussaat durchzuführen. WINTERTRITICALE Alles was für Winterweizen aufgezählt und beschrieben wurde, gilt auch für Wintertriticale. Diese Getreideart kann bei entsprechender Reduktion der Saatstärke auch bereits in der letzten Septemberwoche gebaut werden, die Gefährdung durch Verzwergungsviren ist nach meinen Beobachtungen geringer als bei Wintergerste und Winterweizen. Beratung Pflanzenbau Franz BLUMENSCHEIN Tel. +43 (0)7723/44 77 8-23 +43 (0)664/232 74 24 [email protected]
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