Rationale Antibiotikatherapie: ein interprofessioneller Ansatz

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swissYPG Symposium 2016
Rationale Antibiotikatherapie: ein interprofessioneller
Ansatz
L aur ie B o c h a tay, Ka re n Ma e s, Jacq ue l in e Be z e n ç o n
Am 22. April findet in Bern das swissYPG Symposium 2016 mit dem Titel
«­R ationale Antibiotikatherapie: ein interprofessioneller Ansatz» statt. Junge
Apothekerinnen und Apotheker haben in Zusammenarbeit mit erfahrenen
Apothekern und Ärzten ein Programm zur rationalen Antibiotikatherapie erstellt.
Angesichts der weltweiten Vermehrung
von Infektionen, die auf die sogenannten
«klassischen» Therapien nicht mehr an­
sprechen, sowie dem auf dem Markt
feststellbaren Mangel an neuen antibioti­
schen Wirkstoffen ist es notwendig, ge­
meinsame, interprofessionelle Massnah­
men zu ergreifen, um den Patienten die
erforderliche Sicherheit ihrer Antibiotika­
therapie garantieren zu können. Die in­
terprofessionelle Zusammenarbeit wird
auch im Medizinalberufegesetz gefordert
(MedBG, Art. 6f) und vom Programm
«Interprofessionalität im Gesundheitswe­
sen 2017–2020» gefördert, das vom Eid­
genössischen Departement des Innern in
Zusammenhang mit der Fachkräfteinitia­
tive geleitet wird.
Das Ziel des diesjährigen swissYPG
Symposiums «Rationale Antibiotikathe­
rapie: ein interprofessioneller Ansatz» ist
es, junge und erfahrene Ärztinnen und
Ärzte und Apothekerinnen und Apothe­
ker zusammenzubringen, um ihre Kom­
plementarität bei der Wahl der optimalen
Behandlung für den Patienten in den
Vordergrund zu stellen und ihnen aktuel­
le Hilfsmittel für die Praxis zur Verfügung
zu stellen.
Drei junge Apotheker erzählen von
ihren Erwartungen und weshalb sie sich
für eine Teilnahme am swissYPG Sympo­
sium 2016 entschieden haben.
War um ni mms t d u a m s wiss Y P G
S ympo s i um tei l?
Balbina Preston: Antibiotika sind in je­
dem medizinischen Fachgebiet relevant.
Wir haben sowohl junge gesunde als auch
polymorbide Patienten oder sind selbst
betroffen; jeder Fall muss individuell be­
handelt und beraten werden. Resistenzen
sind sich am Ausbreiten und ein rationa­
pharmaJournal 04 | 2.2016
die Interprofessionalität ins Zentrum
stellt.
Was s in d de in e Er war t u n gen ?
Balbina Preston: Um Fragen zur antibio­
tischen Therapie zu beantworten, richtig
zu beraten und Interaktionen korrekt zu
interpretieren, ist eine solide Basis uner­
lässlich. Das heisst für mich auch, zu
wissen, welche Antibiotika empirisch an­
gewandt werden und was mögliche Al­
ternativen sind. Als Apothekerin möchte
ich auch die Red Flags, welche möglicher­
weise eine antibiotische Therapie erfor­
dern, sicher erkennen können.
Mich interessiert die Expertise der
einzelnen Fachgebiete und wie man diese
optimal ergänzen kann. Durch einen gu­
ten Austausch zwischen Ärzten, Spezia­
listen, Apothekern, Patienten, Pflegenden
und auch Angehörigen können wir die
antibiotische Therapie verbessern.
Fabienne Böni: Ich erwarte qualitativ
hochstehende Inputs und viele Möglich­
Balbina Preston: «Als Apothekerin möchte ich
auch die Red Flags, welche möglicherweise eine
antibiotische Therapie erfordern, sicher er­
kennen können.»
ler Einsatz von Antibiotika ist ein Weg,
diese Entwicklung einzudämmen. Das
Bewusstsein dafür, die eigene Rolle und
das Zusammenspiel mit anderen Part­
nern im Gesundheitswesen und ein soli­
des Basiswissen in antibiotischer Therapie
sind wichtig.
Fabienne Böni: Weil ich als klinische
Pharmazeutin sehr grosses Interesse an
einer guten Kommunikation zwischen
Arzt und Apotheker habe und ich es sehr
spannend finde, was beide Berufe von­
einander lernen können, auch in Bezug
auf die berufliche Kompetenz des jeweils
andern. Samuel Allemann: Ich suche in der Praxis
offen den Kontakt mit den Ärzten und
habe bisher überwiegend positive Erfah­
rungen machen dürfen. Ich finde es toll,
dass die swissYPG in ihrem Symposium
Samuel Allemann: «Die Antibiotikatherapie ist
ein ideales Thema für den Austausch zwischen
Apothekern und Ärzten, da es schnell zu Miss­
verständnissen kommen kann, wenn die Kom­
munikation nicht stimmt.»
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keiten zum interaktiven Austausch; in
Workshops zusammen (Arzt und Apo­
theker) Fallbeispiele bearbeiten und so
die Zusammenarbeit fördern. Ich erhoffe
mir vom Symposium auch, dass es einen
massgeblichen Beitrag zur Kommunikati­
on und zum gegenseitigen Berufsver­
ständnis bei Arzt und Apotheker leistet
und zu vermehrter Zusammenarbeit
führt.
Samuel Allemann: Ich freue mich beson­
ders auf den Austausch zwischen Apo­
thekern und Ärzten. Die Antibiotikathe­
rapie ist ein ideales Thema dafür, da es
schnell zu Missverständnissen kommen
kann, wenn die Kommunikation nicht
stimmt.
Anmeldung
Das nächste swissYPG Symposium findet am
22. April 2016 von 08.30 bis 18.00 Uhr mit an­
schliessendem Apéro im Hotel Bern statt.
Auf dem Programm stehen fünf Konferenzen,
Fallvorstellungen von Arzt-Apotheker-Paaren und
Workshops zum Thema «Interprofessionell für
­eine geeignete Antibiotikatherapiebetreuung».
Melden Sie sich bis am 8. April unter swissYPG@
pharmaSuisse.org oder online auf www.swiss­
YPG.org an.
Programm und weitere Informationen unter:
http://www.swissYPG.org
beim Epileptiker oder bei der QT-Zeit
Verlängerung. Dies erfordert häufig Kon­
takt mit dem verschreibenden Arzt. In der
Hast du bereits eine Situation erlebt, Regel besprechen wir diese Probleme di­
in der du einen Arzt oder Apotheker
rekt mit dem zuständigen Arzt und ver­
kontaktieren musstest, um ein
suchen, gemeinsam nach einer Lösung
­P roblem mit Antibiotika zu lösen?
zu suchen.
Fabienne Böni: Ja, schon mehrere.
Balbina Preston: Wir sind im Alltag häu­ Samuel Allemann: Ja, sehr viele meiner
fig konfrontiert mit Interaktionen, welche Kontaktaufnahmen mit Ärzten betreffen
die Antibiotika betreffen, sei es über Cy­ Antibiotika. Erst vor kurzem suchte uns
tochrome wie beim Clarithromycin, eine eine Patientin mit einem Rezept für Ci­
mögliche Senkung der Krampfschwelle profloxacin zur Behandlung eines un­
komplizierten Harnwegsinfekts auf. 21
­ usserdem nahm sie gleichzeitig Citalop­
A
ram ein, welches wie Ciprofloxacin die
QT-Zeit verlängert und damit in Kombi­
nation das Risiko für Torsades de Pointes
erhöht. Der Arzt war dankbar für meinen
Anruf und wir haben uns auf eine Be­
handlung mit Nitrofurantoin geeinigt –
damit konnte der Infekt leitliniengerecht
und mit weniger Risiko therapiert wer­
den. ❚
Balbina Preston, FPH Klinische Pharmazie, Spital-Pharmazie,
Universitätsspital Basel
Dr. Fabienne Böni, FPH Klinische Pharmazie, Solothurner
­Spitäler und Pharmaceutical Care Research Group, Universität Basel
Samuel Allemann, eidg. dipl. Apotheker, Doktorand in der
Pharmaceutical Care Research Group, Universität Basel
Korrespondenzadresse
Laurie Bochatay, eidg. dipl. Apothekerin
Karen Maes, eidg. dipl. Apothekerin
Jacqueline Bezençon, eidg. dipl. Apothekerin
E-Mail: [email protected]
Symposium swissYPG 2016
Une approche interprofessionnelle pour
une antibiothérapie rationnelle
L a ur i e B o c h a ta y, K a re n Ma e s, Jacq ue l in e Be z e n ç o n
Le symposium swissYPG 2016, qui aura pour thème «Antibiothérapie rationnelle: une approche interprofessionnelle», se déroulera à Berne le 22 avril
prochain. En collaboration avec des pharmaciens et médecins plus expérimentés, le groupe de jeunes pharmaciens a conçu un programme basé sur la
complémentarité pour le choix d’un traitement optimal pour le patient.
Face au constat mondial de la multiplica­
tion des cas d’infections ne répondant
plus aux traitements dits «classiques»,
ainsi qu’au manque de nouvelles molé­
cules antibiotiques sur le marché, des ac­
tions conjointes entre médecins et phar­
maciens doivent être déployées afin de
garantir aux patients l’efficacité et la sécu­
rité nécessaires à leur antibiothérapie. Le
travail interprofessionnel est une exigence
définie dans la Loi fédérale sur les profes­
sions médicales (Art. 6f, LPMéd). Il est
également soutenu par le programme
pharmaJournal 04 | 2.2016
fournir des outils actuels et utiles pour
leur pratique.
Trois jeunes pharmaciens nous font
part de leurs attentes et expliquent pour­
quoi ils ont décidé d’assister au sympo­
sium swissYPG 2016.
«Interprofessionnalité dans le domaine de
la santé 2017–2020» mené par le Départe­ Po u rqu o i par t ic ipe s - tu a u
ment fédéral de l’intérieur dans le cadre ­s ympo s iu m s wis s YPG ?
de l’initiative visant à combattre la pénu­
Balbina Preston: Les antibiotiques sont
rie de personnel qualifié.
Le symposium «Antibiothérapie ra­ importants pour chaque spécialité médi­
tionnelle: une approche interprofession­ cale. Nous sommes confrontés aussi bien
nelle» a justement pour but de réunir des à des jeunes en bonne santé qu’à des
médecins et pharmaciens – jeunes et plus patients polymorbides. Nous sommes
expérimentés – autour d’une même table, parfois nous-mêmes concernés. Il
afin de mettre en évidence leur complé­ convient de traiter et de conseiller chaque
mentarité dans le choix d’un traitement cas individuellement. Les résistances sont
optimal pour le patient. Mais aussi leur en pleine croissance et l’usage rationnel
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Balbina Preston: «En tant que pharmacienne,
j’aimerais reconnaître à coup sûr les «Red flags»
nécessitant un traitement antibiotique.» des antibiotiques est un moyen de com­
battre ce phénomène. Il est important
d’en être conscient, de jouer son propre
rôle, de collaborer avec les autres parte­
naires du système de la santé et de possé­
der des connaissances de base solides sur
les traitements antibiotiques.
Fabienne Böni: Parce qu’en tant que
pharmacienne clinique, j’ai un grand in­
térêt pour la bonne communication entre
le médecin et le pharmacien et parce que
nos deux professions peuvent beaucoup
apprendre l’une de l’autre.
Samuel Allemann: En pratique, je cherche
souvent le contact avec les médecins et
j’ai fait jusqu’à présent des expériences
essentiellement positives. Je trouve très
bien que le swissYPG place l’interprofes­
sionnalité au centre de son symposium.
bons échanges entre médecins, spécia­
listes, pharmaciens, patients, personnel
soignant, et aussi avec les proches, nous
pouvons améliorer les traitements anti­
biotiques.
Fabienne Böni: J’attends des informa­
tions de haute qualité et des possibilités
de faire des échanges interactifs; de traiter
ensemble des cas dans les workshops
médecin/pharmacien et ainsi de promou­
voir la collaboration. J’espère aussi que ce
symposium contribuera à améliorer la
communication et la compréhension mu­
tuelle entre le médecin et le pharmacien
et conduira à davantage de collaboration.
Samuel Allemann: Je me réjouis particu­
lièrement des échanges entre pharma­
ciens et médecins. L’antibiothérapie est
un thème idéal pour cela, car il peut vite y
avoir des malentendus lorsque la com­
munication ne fonctionne pas.
Inscription
Le prochain symposium swissYPG se déroulera à
l’Hôtel Bern, le 22 avril 2016, de 8 h 30 à 18 h 00.
Il sera suivi d’un apéritif.
Cinq conférences sont au programme, ainsi que
des présentations de cas par des paires médecinpharmacien et un workshop autour du thème
«Résolution des cas en groupes interdiscipli­
naires».
Traduction simultanée allemand/français.
Vous pouvez vous inscrire d’ici au 8 avril par mail
à l’adresse [email protected] ou en
ligne sur le site www.swissYPG.org.
Vous trouverez le programme détaillé du sympo­
sium et des informations complémentaires sur
www.swissYPG.org
chez les épileptiques ou un allongement
de l’intervalle QT. En règle générale, nous
discutons de ces problèmes directement
avec le médecin responsable et essayons
A s- tu dé j à vé c u u n e s it u at io n au
de trouver ensemble une solution.
c o ur s de l aqu e lle t u as dû c o n t ac t e r
Fabienne Böni: Oui, cela m’est déjà arrivé
un m é de c in o u u n ph ar mac ie n po u r
plusieurs fois.
ré so u dre u n pr o b lè me c o n c e r n an t
Samuel Allemann: Oui, beaucoup de mes
l e s a n t ib io t iqu e s ?
prises de contact avec les médecins
concernent les antibiotiques. Récemment,
Balbina Preston: Nous sommes quoti­ une patiente est venue avec une ordon­
diennement confrontés à des interactions nance prescrivant de la ciprofloxacine
liées aux antibiotiques, notamment pour traiter une cystite simple. Par ailleurs,
lorsqu’ils ont une influence marquée sur cette patiente prenait en même temps du
les cytochromes. C’est par exemple le cas citalopram qui, comme la ciprofloxacine,
avec la clarithromycine, qui peut entraîner allonge l’intervalle QT. L’association de
un abaissement du seuil de convulsion ces deux substances augmente donc le
risque de torsades de pointes. Le médecin
a été reconnaissant que je l’appelle et
nous avons opté pour la nitrofurantoïne,
afin de traiter l’infection dans le respect
des lignes directrices tout en ayant moins
de risques. ❚
Balbina Preston, FPH en pharmacie clinique, pharmacie
Quelles s o nt te s a tte nt e s?
Balbina Preston: Il est indispensable de
disposer de bases solides pour répondre
aux questions concernant les antibiothé­
rapies, pour donner les bons conseils et
interpréter correctement les interactions.
Cela implique que je doive aussi savoir
quels sont les antibiotiques utilisés de fa­
çon empirique et quelles sont les alterna­
tives possibles. En tant que pharmacienne,
j’aimerais reconnaître à coup sûr les «Red
flags» nécessitant un traitement antibio­
tique.
Je m’intéresse également à l’expertise
des autres professionnels et aux possibili­
tés de les compléter au mieux. Grâce à de
pharmaJournal 04 | 2.2016
­d’hôpital, Hôpital universitaire de Bâle
Dr Fabienne Böni, FPH en pharmacie clinique, hôpitaux de
Soleure et groupe de recherche Pharmaceutical Care à
­l’Université de Bâle
Samuel Allemann, pharmacien diplômé, doctorant auprès
du groupe de recherche Pharmaceutical Care à l’Université
de Bâle
Samuel Allemann: «L’antibiothérapie est un
Adresse de correspondance
thème idéal en matière d’échanges entre phar­
Laurie Bochatay, pharmacienne dipl.
maciens et médecins, car il peut vite y avoir des
Karen Maes, pharmacienne dipl.
malentendus lorsque la communication ne
Jacqueline Bezençon, pharmacienne dipl.
fonctionne pas.»
E-mail: [email protected]